Donnerstag, 13. November 2025

Fischfilet bonne femme

Als ich dieses Rezept von Melissa Clark in der New York Times (entsperrter Link) gefunden habe, wusste ich, das muss ich nachkochen. Es ist so ein typisches NYT-Rezept: Geht schnell, erfordert keinerlei Kochkenntnisse, schaut irre gut aus und schmeckt himmlisch!

Nun habe ich mich auf die Suche danach begeben, was dieses "bonne femme" bedeuten soll. Ich muss sagen, dass ich nun so klug wie vorher bin, denn es scheint so etwas wie "nach Hausfrauenart" zu bedeuten und keine nähere Definition zu haben. Die meisten Rezepte verwenden Pilze, aber nicht einmal das muss zwingend sein. Man ist auch bei diesem Rezept relativ frei in der Wahl der Zutaten: Es ist nicht zwingend notwendig, dass man Kabeljau verwendet, es gehen sicher sehr viele verschiedene Fischfilets. Auch bei der Wahl der Pilze kann man flexibel sein.

Wie immer habe ich das ein oder andere am Rezept geändert. Die Zitrone ist meine eigene Erfindung, die würde ich unbedingt wieder verwenden, weil die macht sich ausgezeichnet.


Für 2 Portionen

1 Hand voll Speckwürferl
100 g Champignons
1 Schalotte, geschält und in Würferl geschnitten
1 kleine Dose Schältomaten
1 TL Paradeismark
1 Hand voll Kirschtomaten, halbiert
⅛ l Weißwein
1/8 l klare Gemüsesuppe 
2 EL Mascarpone 
1 größeres Kabeljau-Filet ohne Haut (250 - 350 g)
5 Zweige Thymian
1 Bio-Zitrone (Schale abgerieben, Saft ausgepresst)
Salz
Pfeffer 


Zum Servieren: Baguette

 

In einer großen, ofenfesten Pfanne bei mittlerer Hitze den Speck knusprig und braun braten (dauert ca. 5 Minuten). Pilze und Schalotte dazugeben und mitbraten, bis sie weich und goldbraun sind (5 bis 8 Minuten).  

Backofengrill vorheizen. 

Die Paradeiser gleich in der Dose mit einem großen Messer zerkleinern. Diese Paradeiser, das Paradeismark, Suppe und Wein zu den anderen Zutaten in die Pfanne geben. Die gesäuberten Thymianzweige gleich ganz in die Sauce geben. Salzen und Pfeffern. Etwa 10 min. stark kochen lassen, bis die Sauce eingedickt ist. Dann Mascarpone unterrühren und die Kirschparadeiser einrühren. Mit Zitronensaft abschmecken. Alles noch einmal durchkochen lassen.

Während die Sauce einreduziert, den Fisch vorbereiten: Wenn nötig Gräten ziehen. In Portionsstücke schneiden, auf beiden Seiten salzen und pfeffern. 

Die Sauce in der Pfanne ein wenig zur Seite schieben und die Fischfilets einlegen. Die Sauce teilweise über die Filets löffeln. Die Pfanne unter den Grill schieben. Für dünne Filets 2-5 min, für dickere 5-10 min. Gardauer.

Die Pfanne mit Küchenhandschuhen (wichtig!!!) aus dem Ofen heben. Thymianzweige entfernen. Abgeriebene Zitronenschale über dem Fisch verteilen. Mit Baguette zum Auftunken der Sauce servieren.

 

Klappt auch sehr gut mit Jakobsmuscheln!

 

 

 

Freitag, 7. November 2025

Feigenmostarda


Dieses Jahr war bei mir auf Balkonien ein Feigenjahr wie noch nie! Ich konnte tatsächlich drei Ernten einfahren. Die letzte war sehr überschaubar, aber immerhin ein halbes Kilo war es. Und ich gestehe, ich konnte keine Feigen mehr sehen. Also hab ich sie für später haltbar gemacht, dieses mal nicht als Feigensenf, sondern als Mostarda. Viel davon brauche ich nie, denn sie schmeckt uns sehr gut zu Käse, aber viel mehr fällt mir nicht ein, daher war das halbe Kilo Feigen eine perfekte Menge.

In Italien ist die regionale Küche ja Programm. Mostarda wird hauptsächlich in Norditalien hergestellt. Um Cremona herum macht man Mostarda mit allen möglichen Früchten, um Mantova hauptsächlich mit Quitten. In manchen Regionen ist sie ordentlich scharf, in manchen milder. Manchmal ist Mostarda mit Fruchtstücken drinnen, manchmal ein Fruchtpüree. Also: Feel free beim Nachkochen!

 

 


Was man beachten sollte: Mostarda ist eine flüchtige Angelegenheit. Die Essenz ist heftig, aber das nur über ein paar Monate. Man sollte also immer nur kleine Mengen einkochen, weil das Aroma verfliegt relativ schnell.  Notfalls kann man die Essenz durch Senfpulver ersetzen, aber dann hat man Feigensenf, was auch gut schmeckt, aber keine Mostarda ist.

Man braucht Gläser, die entweder einen säurebeständigen Schraubdeckel haben oder wie hier kleine Weck-Gläser mit Glasdeckel. Je kleiner die Gläser, desto besser, weil viel braucht man nicht von der Mostarda und sie raucht noch schneller aus, wenn die Gläser einmal offen sind.

 

Mostarda macht man mit der nur in Italien in Apotheken erhältlichen Essenza di Senape. Auch in Italien ist es nicht so einfach, die zu bekommen, aber die meisten Apotheken können die Essenz bestellen. Es gibt auch Senföl zu kaufen in den Apotheken dort, aber das ist wieder etwas anderes.

Vor ein paar Jahren waren wir in der Gegend von Mantua auf Urlaub und haben dort auch eine kleine Manufaktur besucht, die hauptsächlich Mostarda herstellt und auch einen Ab-Hof-Laden hat, wo wir uns durchkosten konnten. Seither ist diese Essenza di Senape ein Pflicht-Ding, das ich jedes Jahr in Italien kaufe.

Es ist jedenfalls mit gutem Grund ein Totenkopf auf der Verpackung, denn diese Essenz ist stark ätzend! Ich trage den Topf mit den einzukochenden Früchten immer ins Freie, ziehe Handschuhe an und dann kommen auch nur ein paar Tropfen davon in den Fruchtbrei. Man sollte bloß nie auf die Idee kommen, direkt an der Essenz zu schnüffeln!


 

Zutaten:
½ kg Feigen
½ Zitrone, Saft und Schale
¼ kg Zucker
5 Tropfen Essenza di Senape  

Feigen waschen, trocknen und den harten Stielansatz abbrechen. Erst in kleine Stücke schneiden und dann pürieren. Mit Zucker, Zitronensaft und abgeriebener -schale in einem Topf gut mischen. Auf den Herd stellen, unter Rühren aufkochen und 5 min. gut durchkochen lassen.

Topf ins Freie stellen, mit Arbeitshandschuhen 5 Tropfen Senfessenz in den Topf geben, umrühren. Wenn man dabei flott arbeitet, kann man die Mostarda direkt in Gläser abfüllen und verschließen. Sonst noch einmal aufkochen und dann abfüllen.

 




 

 

Weil das ein ganz feiner Herbstgenuss ist, schicke ich meine Mostarda zu dem Event Herbstgenüsse für goldene Tage und dunkle Nächte, das Adele und Lukas von Yummy Lavender bei Zorra ausrichten.

 

Blog-Event CCXXIV - Herbstgenüsse (Einsendeschluss 15. November 2025) 


Dienstag, 4. November 2025

[Filmvorschau] In die Sonne schauen

 


Schauplatz des Films ist ein abgeschiedener Vierkanthof in der Altmark (dem Norden von Sachsen-Anhalt), auf dem vier Frauen in unterschiedlichen Zeiten aufwachsen. Alma (1910er), Erika (1940er), Angelika (1980er) und Nelly (2020er), deren Leben auf unerklärliche (und auch bis zum Schluss nicht erklärte) Weise miteinander verwoben zu sein scheint. Jede von ihnen erlebt ihre Kindheit oder Jugend auf diesem Hof, immer wieder begegnen ihnen Spuren der Vergangenheit in Form von unausgesprochenen Ängsten, verdrängten Traumata oder verschütteten Geheimnissen. "In die Sonne schauen" führt durch die Verästelungen der Gefühlswelten dieser vier Frauen. 

Es gab Szenen in dem Film, die ich schlicht nicht verstanden habe. Insgesamt war es für mich aber ein gut gemachter Film, in dem die Problematik von generationsübergreifenden Traumata durch die Augen von jungen Frauen gezeigt werden. Epische Breite muss man schon mögen, damit einem der Film gefällt.

 

Regie: Mascha Schilinski
Drehbuch: Mascha Schilinski, Louise Peter

Besetzung: 
Angelika: Lena Urzendowsky
Lenka: Laeni Geiseler
Nelly: Zoë Baier
Alma: Hanna Heckt

 

 



Der Film ist ab 7.11. in den österreichischen Kinos zu sehen.

Samstag, 1. November 2025

Foodierückblick auf Oktober 2025

 Gegessen

 

Entgegen aller guten Vorsätzen war ich in diesem Monat doch einmal essen mit Freunden. Wir waren im Pastamara anlässlich der Restaurantwochen. Das Essen war gut, der Service ahnungslos, aber sehr freundlich. Auf dem Foto sieht man das Highlight, die Nachspeise, einen echt traumhaften Cannolo, dazu Mandeleis, darunter Blutorangensauce. Der Mantel vom Cannolo war hauchdünn, so etwas muss man erst einmal zusammenbringen, die Füllung supergut. 

Ganz ohne außerhäuslichem Kaffee kann ich ja doch nicht. Ich war auf einen Sprung bei den Jonas Reindl Coffee Roasters, weil ich in der Nähe der Josefstädterstraße zu tun hatte, wo diese Rösterei mittlerweile auch eine Filiale hat. Wie immer war der Kaffee sehr gut. Der Kaffee wird von den Baristas mit großer Sorgfalt zubereitet. Leider sind die Sitzgelegenheiten mehr als unbequem. Es nimmt tatsächlich immer mehr überhand, dass man den Kaffee wie in Italien trinkt: schnell runter damit und dann wieder raus aus dem Laden. Das empfiehlt sich auch hier. Das Einzige, was auf den Tischen zu finden ist, sind Kärtchen, dass man das Internet nutzen kann, aber bitte nicht zu lange. Also definitiv keine Wiener Kaffeehaustradition.

 

 

 

Gekauft

 

Nachdem ich in diesem Monat leider nie zu einem Gemüsekisterl gekommen bin, war ich mehr auf den Märkten unterwegs, die ja zu dieser Jahreszeit auch toll sind. Hier sieht man die Nüsse, die gerade am Schreimarkt in Favoriten angeboten werden. Übrigens: Wer noch nie Haselnüsse in der Schale gekauft hat, sollte sich das gut überlegen. Ich hab das vor vielen Jahren einmal versucht, die sind echt hammerhart! Damals musste ich jede einzelne Haselnuss mit dem Hammer aufschlagen, weil ich das mit dem Nussknacker nicht zusammengebracht habe.
Der samstägliche Besuch am Hannovermarkt ist immer fein. Da gibt es einen Bauernmarkt, wo wie in Favoriten meistens Marktfahrer die Ware vom Großgrünmarkt verkaufen, aber es gibt auch einige wenige Standeln, an denen wirklich Sachen direkt von den Produzenten verkauft werden.
Nun kam die zweite und damit letzte Lieferung mit der Ernte meines adoptierten Mangobaums. Wie immer sehr erfreulich und unkompliziert. Und nachdem alle Mangos aufgegessen sind, freu ich mich schon auf die adoptierten Zitrusbäume, die nun bald Saison haben.
Eine der besten Topfengolatschen in Wien ist die vom Felber. Leider immer ohne Rosinen, aber dennoch sehr gut. Der Teig splittert ganz fein und die Topfenfülle ist wirklich gut.

Bei der Gelegenheit: Der Bio-Alpenlaib vom Felber ist auch fein. Ein richtig rustikales Brot mit Knusperkruste und dunklem Vollkorn-Innenleben.

Man kann tatsächlich ins L'Amour du Pain gehen, ohne Kaffee dort zu trinken und/oder Gutsis zu kaufen. Allerdings ist es mir unmöglich, dass ich dort vorbeigehe, ohne Brot zu kaufen. Das da ist das französische Landbrot namens Pain des Gaults und ich kann es wirklich wärmstens empfehlen. Das ist sehr aromatisch, passt zu Käse genau so wie zur Marmelade, und hält fast eine Woche.

 

 

 

 

 

 

 

Gekocht

 

Fast hätte ich übersehen, dass die Zwetschkensaison rasant dem Ende zugeht − nicht ein einziges Mal hatte ich Zwetschkenknödel gemacht. Das geht ja gar nicht. Der Einfachheit halber nehme ich immer diesen Teig. Der klappt immer und schmeckt mir sehr gut. Ja, ich weiß, Zwetschkenknödel sind am besten mit Erdäpfelteig, aber irgendwie gewinnt immer die einfache und schnelle Variante mit dem Topfenteig.  
Im kommenden Jahr sollte ich bedenken, dass es für jedes Obst und Gemüse eine Hoch-Zeit gibt. Die für diese Zwetschken war es definitiv nicht mehr.
 

Es waren Paprika in meinem Gemüsekisterl noch vom letzten Monat, da wurde Letscho draus. Mir reicht das mit ein paar gerösteten Erdäpfelscheiben, sehr gut dazu ist aber auch eine Beamtenforelle oder ein Naturschnitzerl. Letscho lässt sich übrigens hervorragend einfrieren, weil es durch die Sauce ruckzuck erwärmt werden kann. Es findet sich also immer Letscho bei mir im Tiefkühler, weil a) gut, b) schnell auf dem Tisch.

Wie jedes Jahr habe ich auch heuer wieder diesen Pudding, den meine Mama vor vielen, vielen Jahren erfunden hat, gekocht: Kindernachspeise hat sie das genannt, schmeckt aber auch den Erwachsenen. Übrigens ist auch Birne-Schokopudding eine hervorragende Kombination.

Jetzt, wo es die heimischen Erdäpfeln gibt, koche ich mich sehr gern durch meine Erdäpfelrezepte. Immer wieder mit Begeisterung esse ich Latkes, die jüdischen Erdäpfelpuffer. Ich mach die immer gleich für 2 Tage. Im verlinkten Rezept steht, wie man sie einigermaßen gut aufwärmen kann. Sie sind nur nie mehr wieder so knusprig zu bekommen wie direkt nach dem Backen.

 


Herbst ist immer Apfelstrudelzeit. Wie schon seit vielen Jahren mache ich den Teig nach dem großartigen Rezept von Katharina Seiser. Für die Fülle - ebenfalls wie immer - nehme ich am liebsten Boskoop. Die gibt es relativ unkompliziert am Favoritner Schreimarkt zu kaufen, wenn ich nicht zu einem meiner Bauern fahren kann.
Auch ein Lieblingsessen im Herbst sind die Specklinsen mit Knödeln, in diesem Fall Serviettenknödeln. Ich weiß jetzt nicht, wer die Unsitte eingeführt hat, dass man solche Knödeln in zwei Lagen Folie, also einmal Frischhaltefolie und dann noch Alufolie einwickelt. Ich hab das einmal probiert und mache die Serviettenknödeln nun wieder ganz altmodisch in einem alten Geschirrhangerl. Da  gehen sie viel besser auf und werden viel flaumiger als in der Folienkatastrophe.

Manche Rezepte rufen einen maximalen Nachkochreflex hervor, so dieser Kümmelrahm. Ich hab das bei Maria gesehen und sofort ausprobiert. Es klingt zwar sehr speziell, aber man sollte das wirklich nachmachen. Das Schlagobers schmeckt echt nicht nach Kümmel, sondern hat ein sehr schönes Aroma, von dem ich nicht so weiß, wie ich es beschreiben soll. Jedenfalls hatte ich keine Himbeeren daheim, also hab ich Minikiwis, Heidelbeeren und Granatapfelkerne dazu gegessen. Unbedingte Nachkochempfehlung!

 

 

 

 


Der Herbst ist ein Maler! Die Besuche auf den Mäkten waren wirklich schön, denn zu den ganzen heimischen Erfreulichkeiten mischen sich nun schon die ersten Zitrusfrüchte, Granatäpfel und andere feine Sachen. Auch die Natur war im Oktober so eine Freude! Die ganzen bunten Blätter haben oft im Sonnenlicht geleuchtet. Und dieses Foto zeigt, dass es doch noch Blumen gibt. Ich hab das Foto auf dem Hannovermarkt aufgenommen, wo es zwar nur ein einziges Standel gab, das Blumen anbietet, aber das dafür in Hülle und Fülle.

Mein Leben sonst so? Na ja, ich hab mittlerweile eineinhalb Jahre hinter mir, die sich wie ein einziger Unfall anfühlen. Damals bekam der Turbohausmann aus heiterem Himmel eine Diagnose, die ich vielleicht dem Putin wünsche, aber sonst niemandem. Seither ist der beste Mann von allen mehr im Krankenhaus als daheim. Und weil eine Katastrophe nie allen kommt, wurde vor einem Jahr auch noch meine Mutter so krank, dass sie nur mehr wie ein Käfer auf dem Rücken liegen kann. Nun war ich aber mit einer Freundin in einem Konzert, das erste seit eineinhalb Jahren, und der Pianist hat ein bisschen improvisiert, dabei hat er eine Melodie gespielt, die mir bekannt vorkam. Der Bandleader hat gefragt, was das gewesen ist. Es war Pipppi Langstrumpf. Und alle haben mitgesungen, ich auch. Das war das Highlight meines Monats. Es gelingt trotz allen Übels immer wieder, dass es schöne Momente gibt. Auch die bunte Natur und die Marktbesuche gehören da dazu. Immer wieder stelle ich fest, dass ein Hobby manchmal etwas sein kann, an dem man sich seelisch festhalten kann: In meinem Fall das Kochen − und natürlich das Essen. Euch allen wünsche ich, dass ihr auch viele schöne Momente in eurem Leben habt! Ich schick euch ein Zwickerbussi!