Mittwoch, 25. Mai 2016
[Rettungsaktion] Rucola-Pesto
Manchmal frag ich mich schon sehr, aus welchem Grund man gewisse Sachen in Dosen, Gläsern oder sonst wie fertig kauft. Ich kauf wirklich gern Lebensmittel fertig, Senf zum Beispiel oder Ketchup oder im Winter Paradeiser aus der Dose, Kokosmilch - da kann ich noch lang weiter aufzählen, was sich bei mir alles aus der Dose findet. Aber Pesto? Der Preis ist in keiner Weise gerechtfertigt für die Fertigprodukte, außerdem sind da Zusätze drinnen, die man sich nicht erwartet: Immer wieder vergibt Foodwatch den Negativpreis "Goldener Windbeutel". Vor ein paar Jahren stand eines der meist verkauften Pestos auf dem Stockerl, das enthielt 2 % Olivenöl, zusätzlich etwa 40 % nicht näher deklariertes Öl. Auf dem Produktetikett waren Pinienkerne dargestellt, die machten nur 2,5 % der Gesamtmenge aus, den Geschmack gaben die viel billigeren Cashewnüssen. Der Hersteller schrieb zwar auf seiner Website, bei allen Produkten würde „traditionell“ auf zusätzliche Konservierungsmittel verzichtet, dennoch wurde das Säuerungsmittel Milchsäure im Pesto nachgewiesen. 2013 erhielten von der Stiftung Warentest von 30 Pestos nur drei eine gute Gesamtbewertung. (Quelle: wikipedia)
Braucht man viel Zeit, um ein Pesto herzustellen? Na wirklich nicht. Um das Wort "traditionell" noch einmal zu strapazieren: Eigentlich macht man Pesto im Mörser. Und ich muss sagen, das schmeckt auch wirklich ein bissi besser, aber wenn ich größere Mengen verarbeite wie hier, dann muss der Mixer herhalten. Alles bis auf den Käse rein in den Mixer, pürieren, abfüllen, mit Öl bedecken. Vor dem Servieren kommt der Käse hinein. Wieso den Käse nicht mit allem anderen gemeinsam mixen? Das habe ich schon einmal geschrieben, als ich einen Pasta-Kochkurs gemacht habe. Mir war nämlich früher einmal Pesto bitter geworden. In dem Kochkurs habe ich gelernt, dass das bei einigen wenigen Käsesorten vorkommen kann, wenn man sie mitmixt. Seit ich das nicht mehr mache, ist mir nie mehr ein Pesto bitter geworden. Außerdem hält sich diese Paste besser, wenn kein Käse drinnen ist.
Soll ich jetzt vielleicht aufhören zu schwafeln und kochen? Na gut. Wenigstens das ist schnell erledigt. Ich hab Rucola-Pesto gemacht, weil mein Rucola gerade drohte auszuwachsen, also war eine Konservierung angesagt. Und ich hatte noch geschälte Mandeln im Vorratsschrank, die auch verarbeitet werden wollten.
Für 2 Gläser (= ca. 6 Portionen)
100 g Rucola (Deutsche nehmen Rauke)
2 Zehen Knoblauch
3 TL Meersalz, grobes
1 Prise Zucker
1 Umdrehung schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 Hauch Chilipulver
80 g Mandeln, geschält und und in der Pfanne trocken geröstet
8 EL Olivenöl + mehr zum Bedecken des Pestos
Zum Servieren: 40 g Parmesan, gerieben (anderer harter, würziger Käse geht auch, zum Beispiel Pecorino)
Ich musste meinen Rucola nur sorgfältig verlesen, weil der wächst bei mir auf Balkonien und wird nicht gespritzt oder mit Chemie gedüngt. Wenn man diesen Luxus nicht hat, dann den Rucola waschen, schleudern und sehr gut mit einem Hangerl (Deutsche nehmen ein Geschirrtuch) abtupfen, damit er wirklich trocken ist. Und nun ab mit allen Zutaten außer dem Käse in einen Mixer und mixen. Aber nicht zu lange, denn ganz breiiges Pesto finde ich langweilig. Wenn man noch auf kleine Mandelstückchen beißt, find ich das fein. Nun füllt man das Pesto in Gläser ab.
Was nun kommt, ist wichtig für die Haltbarkeit: Nach dem Abfüllen das Pesto glattstreichen und den inneren Rand des Glases abwischen. Das Pesto mit so viel Olivenöl begießen, bis nichts mehr vom Kräutergemisch herausschaut. Verschließen und ab damit in den Kühlschrank.
Haltbar mehrere Monate, mit Käse drinnen einige Wochen.
Und was macht man mit Pesto? Auf jeden Fall vor dem Servieren den Käse einrühren, falls man den wie ich draußen gelassen hat. Man kann Pesto unter Nudeln mischen. Ich mache das am liebsten so, dass ich die Nudeln nicht ganz al dente koche, etwa eine Minute kürzer als normal. Ich nehme einen Schöpfer vom Nudelwasser und verdünne das Pesto damit. Gleich in einer großen Servierschüssel. Die eine Minute, die die Nudeln sonst länger im Wasser sind, vermische ich sie gründlich mit der Pesto-Wasser-Mischung. Das fühlt sich erstens meditativ an und zweitens saugen sich die Nudeln dabei noch ein wenig mit dem Pesto voll. Außerdem vermeidet man auf diese Weise Pesto-Nester.
Was ich sehr gern mag: Pesto als Brotaufstrich. Noch nie probiert? Na dann aber los!
Auch sehr fein: Als Würzpaste in Gemüsesuppen oder anderen Gerichten, denen das gewisse Etwas noch fehlt.
Und nun freue ich mich schon darauf, was meine MitretteInnen so alles retten werden. Meine Liste ist dieses Mal noch nicht vollständig, weil ich mich gerade in Internet-freien Zonen herumtreibe, daher werde ich die Liste komplettieren, wenn ich wieder online gehen kann.
Aus meinem Kochtopf – Spargel mit Spargelpesto
Dynamite Cakes – Süßes Minz-Pesto mit Kokos
Obers trifft Sahne – Spargel mit Radieschen Pesto
Sakriköstlich – Paprika-Chili-Pesto
SweetPie – Pesto alla Genovese
Prostmahlzeit – Rucola-Pesto
1x umrühren bitte aka kochtopf – Pesto mit Rüebligrün (Karottengrün)
Giftigeblonde – Radieschenblätter Pesto
Katha-kocht! – Tomate-Mozzarella mit Basilikumpesto
Cuisine Violette – Grünes Spargelpesto mit Kräutern
multikulinarisches – Mit Giersch-Pesto gefüllte Champignons und Polenta aus dem Backofen
Brittas Kochbuch – Zucchini-Minze-Pesto
Unser Meating – Klassisches Pesto alla genovese (mal nicht zu Pasta)
Küchenliebelei – Süßes Mandelpesto mit Rum
kebo homing – Erdbeertartelettes mit süßem Minzpesto
Meins! Mit Liebe selbstgemacht – Pesto Rosso
Barbaras Spielwiese – Liebstöckel-Pesto
auchwas – Rosenblüten-Minz-Pesto
LanisLeckerEcke - Möhrenpesto
Bonjour Alsace – Grandioses Spargelpesto
Fliederbaum – Pesto aus grünem Spargel und Mandeln
36 Kommentare :
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Du sprichst mir aus dem Herzen. Es gibt so einiges, was selber ohne großen Aufwand machen kann. Und Pesto gehört dazu.
AntwortenLöschenFein, dass wir einer Meinung sind! Kochtechnisch sind wir das sicher öfter. :)
LöschenWenn meine Rucola mal wieder einen Radikal-Schnitt benötigt, werde ich einen Teil davon nach deinem Rezept verarbeiten, prima Idee, danke!
AntwortenLöschenUnd liebe Grüsse in die internetfreie Zone ;-)
Mein Rucola ist nach zwei Wochen schon wieder kurz vor dem Auswachsen. Ein richtiges Unkraut!
LöschenRucola Pesto! Herrlich, ich sollt mir doch Rucola anbauen!
AntwortenLöschenWeiterhin schöne Zeiten im internetöosen Raum!
Pass aber bloß auf, wo du den säst, weil der hat mir schon etliche Pflanzen umgebracht bzw. einige Samen sind gar nicht aufgegangen in dieser Nachbarschaft.
LöschenLiebe Susi,
AntwortenLöschenalso Rucola-Pesto ist ja gar nicht so mein Liebling, aber vielleicht ist es der Käse, jetzt werde ich es noch mal so wie hier probieren. Sieht übrigens toll aus.
Dir einen schönen Tag und liebe Grüße
Ingrid
Na ja ich hab auch einige wenige Gerichte, die ich nicht leiden kann. Das darf so sein. ;)
LöschenMit reinem Rucola hab ich noch kein Pesto gemacht, als Beimischung schon. Und deine Erläuterungen, sehr interessant. Den Käse mixe ich nicht mit, aber ins Glas kommt er doch immer gleich rein. Bisher.
AntwortenLöschenIch komme immer mehr drauf, dass einfache Kräuter-Öl-Mixturen mit Salz drinnen etwas Tolles sind, das man in der Küche immer brauchen kann.
Löschendas mit dem Käse war mir nicht bekannt, ich passe aber mit dem Öl auf und mixe Olivenöl nicht mit... man lernt nie aus, lg
AntwortenLöschenSo arg oft dürfte das mit dem Bitterwerden von Pesto eh nicht geschehen. Mir ist es in den vielen, vielen Jahren meines Lebens erst einmal passiert.
LöschenIch steh total auf die Farbe von Deinem Pesto *-* Und vielen Dank für die Nachhilfe was das untermischen von Käse betrifft. Ich hatte auch schonmal bitteres Pesto, da hatte ich es aber auf das Olivenöl geschoben.
AntwortenLöschenLG Jette
Danke für das Farb-Kompliment. :)
LöschenIch habe als Auskunftsquelle nur diesen einen Kursleiter. Aber gut, der macht schon Jahr und Tag nix anderes als Nudeln + Saucen aller Art, daher dürfte er schon sehr zuverlässig sein.
Rucola Pesto hat eine Farbe, als wäre es nicht von dieser Welt ;) Pesto mache ich selten auf Vorrat, aber den Tipp mit dem Käse werde ich dann beherzigen.
AntwortenLöschenJa, das stimmt, die Farbe ist toll. Ich habe noch ein anderes Pesto daneben im Kühlschrank stehen, das schaut echt blass aus daneben.
LöschenIch mag es, wenn du schwafelst! Da lernt man jedesmal dazu. :-) Ruccola-Pesto hatte ich auch einmal gemacht. Nach Claus Schlemmers Empfehlung wurde der Rucola kurz frittiert, was ihn milder und nussiger im Geschmack machte. Das Pesto war schneller alle, als ich es fotografieren konnte …
AntwortenLöschenSoso, Rucola vorher frittieren? Wieso kenne ich diesen Trick nicht?
LöschenNachdem ich aber eh schon wieder so viel Rucola habe, werde ich das bald ausprobieren.
Liebe Susi,
AntwortenLöschenjawoll. So macht man das.
Die Sache mit dem Nudelwasser in dem Pesto.
Nur Rauke sagt in unseren Breitengraden auch kaum jemand.
Mit leckerem Gruß, Peter
Okay, in Süddeutschland redet ihr ja so, dass man das auch verstehen kann. :D
LöschenOh, ich liebe Rucola! Pesto daraus habe ich noch nie gegessen, möchte es aber unbedingt ausprobieren. Das klingt wirklich toll. Und ich finde es ebenfalls auf richtig tollem Brot sehr lecker. Gut auch zu Ziegenkäse! Hmmmh!
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Genau, zu Ziegenkäse passt das wirklich auch sehr gut. Danke für die Erinnerung daran!
LöschenDanke für den Tipp mit dem Käse. Das wusste ich bisher noch nicht. Ich finde dein Rezept sehr ansprechend und muss es auf jeden Fall auch mal ausprobieren.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Tanja
Viel Erfolg beim Nachmachen - wobei ich mir sicher bin, du kriegst das auch ohne mich super hin. ;)
LöschenIch Piefke kann mich übrigens mit dem Wort Rauke nicht anfreunden, bei mir heißt das Rucola. ;-)
AntwortenLöschenAber davon abgesehen, super Verwendung dafür! Ich mag Pesto in allen möglichen Geschmacksrichtungen. Deins liest sich richtig lecker!
Rauke klingt schon arg germanisch, gell? Wir Österreicher verleihen unsere Wörter sehr gern. :)
LöschenDas Grün des Pesto ist einfach schick. Es gibt dem Tisch so einen Touch von Frische.
AntwortenLöschenVerwendest du jungen Rucola, damit dieser noch nicht so 'rass' ist?
Gruß,
Alexandra
Es stimmt, dass junge Blättchen das Pesto lieblicher machen als größere. Wenn so etwas wie hier passiert, dass mir der Rucola fast auswächst, dann nehme ich alles, nur die Stiele werden abgezupft.
LöschenUiuiui, deine anfängliche Aufführung zu den Pestotests lässt einen echt erschauern. Aus Studienanfangszeiten kenn ich den Pestoglasgeschmack und nach ein paar Mal ausprobieren musste das nicht mehr sein. Die Konsistenz vom Selbstgemachten finde ich auch deutlich besser! Unser selbstgezogener Rucola bringt noch eine leichte Schärfe mit, das ist richtig klasse im Sommer dann zu süßen Cocktailtomaten.
AntwortenLöschenLg, Miriam
In meinen jungen Jahren habe ich auch Pesto aus dem Glas gegessen. Aber zum Glück lernt man auch geschmackstechnisch dazu. :)
LöschenLiebe Susi,
AntwortenLöschenein tolles Rezept, ich habe es heute ausprobiert. Vielen Dank!
Liebe Grüße Andrea
Liebe Andrea, das freut mich sehr, wenn dir das Rezept geschmeckt hat! :)
LöschenIch nehme auch bei Pastasaucen grundsätzlich ein wenig vom Nudelwasser dazu, die ausgekochte Stärke der Nudeln macht die Saucen noch sämiger :-)
AntwortenLöschenAbsolutes Seelenfutter, Deine Pasta, die wäre fürs Abendessen grad richtig.
Liebe Grüße,
Kebo
*abklatsch* Das geht super mit dem Nudelwasser! Ich bin mittlerweile ein richtiger Fan dieser Variante.
LöschenIch liiiiiebe Rucola, bin da ein ganz großer Fan (wir sagen aber auch Rucola und nicht Rauke ;) ).
AntwortenLöschenDein Rezept werde ich gleich die Tage mal ausprobieren!
Lg Jeanette
Schade, dass du so weit weg wohnst, sonst hätte ich dir etwas von meinem Rucola aufgedrängt. ;)
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