Eigentlich dachte ich, dass jedes nachfolgende Kochbuch nach meiner letzten Buchbesprechung es schwer haben würde. Aber mitnichten! Ganz leicht sprang Rom - Das Kochbuch in mein Leben und fesselte mich. Wer schon eine Weile hier liest, der weiß, einmal im Jahr muss ich nach Italien. Würde ich auswandern müssen, würde ich nicht lang überlegen. Und auch wenn ich schon einige Jahre nicht dort war, die Stadt, in die ich ziehen würde, wäre Rom. Und genau dieses Lebensgefühl, das ich mit Italien und Rom immer verbinde, wird durch das ganze Kochbuch hindurch vermittelt: die Vielfältigkeit, das liebevoll Vergammelte, die Mittagspause, die man in einem kleinen Café verbringt, die überquellenden Märkte, das Essen, das in jedem Stadtteil anders schmeckt. All das spiegelt das Buch wider.
Die beiden Autorinnen sagten mir nichts, aber sie scheinen beide sehr firm in Sachen Essen zu sein: Katie Parla lebt seit seit 2003 in Rom, ist zertifizierte Sommelier und hat einen Master-Abschluss in italienischer Ess- und Trinkkultur, hat drei Apps zum Thema Essen und Trinken entwickelt, ist Rom-Expertin für den History Channel uvm. Kristina Gill ist Redakteurin im Food-Bereich, ihre Rezepte erscheinen seit 2007 in einer wöchentlichen Kolumne, außerdem ist sie Reise- und Food-Fotografin. Und bitte die zwei schauen jung aus! Sie haben es echt schon zu was gebracht.
Das Buch ist wirklich schön gemacht. Außer Rezepten findet sich am Anfang eine kurze Geschichte Roms, vor allem aber der römischen Küche. Es vermittelt mehr als viele andere italienische Kochbücher ein Stück italienischer Lebens- und Esskultur. Allein durch den Aufbau! Es ist das kleine bisschen Chaos, das Italien so liebenswert macht, das man auch in dem Buch findet. Es gibt keinen klassischen Aufbau nach Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise oder Ähnliches, sondern nach Kategorien, wie ich sie bisher noch nicht gesehen habe: Snacks, Vorspeisen, Street Food / Klassiker und Variationen / Cucina ebraica / Quinto Quarto / Gemüse / Brot und Pizza / Dolci / Getränke. Ich muss gestehen, dass ich mir am Anfang nicht so leicht getan habe, etwas in dem Buch zu finden, aber je länger ich es in der Hand gehalten habe, desto einfacher wurde es. Und um noch ein wenig zu nörgeln: Ich vermisse Bändchen. Aber das sind Kleinigkeiten! Unterm Strich ist es ein durchwegs gelungenes Kochbuch, bei dem man kaum aufhören kann mit dem Nachkochen. Die Rezepte gelingen, sind klar beschrieben, verlangen keine ausgefallenen Zutaten und/oder Gerätschaften, haben eine tolle Bandbreite von einfach, schnell, raffiniert bis zu"großer Küche" - der Schweinsbraten zum Beispiel hat mich sehr angelacht, was Weihnachten angeht. Mit 256 Seiten hält man ein ordentliches Stück Rom in Händen!
Amatriciana estiva
Diesen Begriff kannte ich noch nicht, aber man erfährt in dem Buch, dass "sommerliche amatriciana" in den letzten Jahren überall auf den Speisekarten Roms aufgetaucht ist. Essenzieller Teil dieses Gerichts ist Guanciale, ein spezieller Speck, der aus Schweinebacken gemacht wird. Die Nudeln werden in diesem Rezept relativ lang mit Paradeisern und Gewürzen gemeinsam gegart, was sehr viel Geschmack in die Nudeln bringt. Wir waren begeistert.
Brutti ma buoni
Hier habe ich recht lachen müssen über den Text: "Hässlich aber köstlich ist eine Beschreibung, die auf viele römische Speisen passt." Bei uns gibt es etwas Ähnliches, eine typische Weihnachtsbäckerei namens Nussbusserln - wir umschreiben das in Österreich ein bissi netter, aber stimmen tut die Sache mit dem Aussehen auf jeden Fall. Bei mir war es eine willkommene Eiweißverwertung, dazu kamen piemontesische Haselnüsse, was schon einen speziellen Genuss aus diesen kleinen Krapferln machte.
Picchiapó
Traditionell ist das eine Verwertung von Fleischresten, das Rezept aus dem Buch ist eine Variation, die auf dem Markt von Testaccio von Sergio und Mara Esposito angeboten werden. Bei mir wurde einfach Beinfleisch, mit dem ich Rindsuppe gekocht hatte, fein zerzupft, mit Suppenkarotten, Paradeisern und Gewürzen eingekocht und in italienischem Brot serviert. Es war köstlich!
Insalata di finocchio, radicchio, e pera
Perfekt für diese Jahreszeit. Es ist eine Kombimation des römischen Fenchels mit dem aus Venezien kommenden Radicchio, dazu die herbstliche Süße der Birnen. Sehr gut auch für mein Balkonien, weil ich jede Menge Radicchio habe, der vor dem ersten Frost geerntet werden will. Die Kombination schmeckt toll! Es kommt dann noch gehobelter Pecorino über den Salat, was ihn zu einer kleinen Zwischenmahlzeit oder zu einer Vorspeise macht.
Involtini die manzo
Ja, Rindsrouladen. Aber diese haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie in sehr viel Paradeissauce gegart werden. Beim langen Schmurgeln vermischen sich die Aromen und man hat am nächsten Tag noch genug Sauce, die man mit Nudeln servieren kann. So mag ich kochen: einmal kochen, etliche Male davon essen, dann ich habe einen Teil der Rouladen fertig eingefroren, auch einen Teil der Sauce, damit ist für Tage, an denen keine Zeit zum Kochen bleibt, dennoch eine eiserne Reserve daheim. Eine köstliche Rouladenvariante!
'Nduja in carrozza
Original werden für mozzarella in carroza Scheiben von Mozzarella zwischen dünne Brotscheiben gelegt, paniert und frittiert. Diese Variation stammt vom Bäcker Gabriele Bonci, der tradtionelle Speisen immer wieder neu interpretiert. Das war dermaßen gut, dass ich es gleich diese Woche noch vorstellen werde. Also so etwas Gutes isst man selten!
Gibt es noch Wünsche, welches weitere Gericht außer dem frittierten Mozzarella ich noch vorstellen soll? Ich tu mir wirklich schwer, weil ein Essen besser als das andere war. Also bitte einfach einen Kommentar hinterlassen, dann kommt das Rezept in absehbarer Zeit.
Fakten des Buches: Gebunden, Pappband, 256 Seiten, 170 Farbfotos, ISBN: 978-3-517-09522-6, € 24,99 [D] | € 25,70 [A] | CHF 33,90, Verlag: Südwest, 1. Auflage erschienen am 22.08.2016.
Bestellen können es ÖsterreicherInnen z. B. bei diesem Buchhändler, versandkostenfrei natürlich, in Deutschland empfiehlt es sich direkt beim Verlag, schlussendlich gibt es noch diese Variante, am allerbesten kauft man es beim Buchhändler vor Ort!
Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Klingt so dass ich bald einmal Rom als Reiseziel anvisieren sollte- da war ich nämlich noch nie.
AntwortenLöschenWir planen für den Frühling. :)
LöschenIch war noch nie in Rom, muss ich zu meiner Schande gestehen, und auch dass Rom seit Ewigkeiten auf unsere Reisewunschliste steht..aber die ist so lang. Da ist so ein römisches Rezept ein kleiner Trost. Ich wart auf den italienischen Schweinsbraten und freu mich auf das was du eh vorhast zu bloggen!
AntwortenLöschenlg. Sina
Kann sein, dass du den Schweinsbraten vielleicht sogar essen musst. ;)
Löschenach, Rom, meine Lieblingsstadt...an einem Rom-Buch kann ich nie vorbeigehen, ist schon gekauft als e-book, ich klick mich gerade durch!
AntwortenLöschenUnd gefällt es dir? Ich find die Fotos so schön. Die strahlen so viel Atmosphäre aus.
Löschenja, gefällt mir, trotz schwarz-weiß-grauen Fotos auf meinem e-book ;-)
Löscheneine sehr schöne Auswahl an Rezepten!
Die Nduja in carrozza kann ich mir nicht vorstellen, das muss doch höllisch scharf sein und auseinanderfließen so ohne Brot... hast du Fotos gemacht? ich hab das Original einmal gebloggt:
http://fliederbaum.blogspot.co.at/2013/06/mozzarella-in-carrozza-oder-kase.html
lg
Ach schade! Dass die Fotos nicht farbenfroh sind, ist aber schon ein arger Fehler.
LöschenErstaunlicherweise ist das nicht scharf - ich denke, das viele Fett "frisst" die Schärfe auf. Das Rezept kommt morgen. Und danke für den Link! :)
mmh, das klingt alles so verführerisch. Speck aus Schweinebacken war mir bislang unbekannt.
AntwortenLöschendie Rezepte klingen spannend. mich würden die Rouladen näher interessieren
Liebe Weltbeobachterin, dann stelle ich gern die Rouladen vor. Sonst hat ja eh niemand einen Wunsch geäußert. :)
LöschenKlasse Rezension! Ich war leider noch nie so richtig in Italien, geschweige denn in Rom. Seufz. Es gibt einfach zu viele schöne Gegenden auf der Welt. Aber wir werden das sicher noch einmal schaffen. Und ich wünsche mir die Brutti ma buoni. :-)
AntwortenLöschenBitte wie kann man noch nie in Italien gewesen sein! Das geht gar nicht. Da musst du unbedingt hin.
LöschenAls Ostösterreicherin bin ich so aufgewachsen, dass die allerersten Urlaube nach Norditalien geführt haben, ich dort die ersten Spaghetti gegessen habe, mir den ersten Sonnenbrand geholt habe, Schulwoche zwecks Kulturvermittlung in Rom, der allererste Urlaub mit dem Turbohausmann war auch nach Rom - hach, waren das immer tolle Zeiten!
Ich hab mir das Buch auch zugelegt - und mag es ebenfalls SEHR gern :-) Liebe Grüße!
AntwortenLöschenSchon schön, wenn man so ein Stück Urlaub gleich daheim hat. :)
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