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Dienstag, 2. April 2024

Foodierückblick auf März 2024

 Gegessen

 


Ein Familienfest hat im Taubenkobel stattgefunden. Der Chef des Hauses wurde zum Koch 2024 gekürt und das zurecht! Ich hab alle Fotos noch einmal durchgeschaut und gestehe, dass nicht ein einziges dem gerecht wird, was wir dort serviert bekommen haben. Alles war so ausnehmend gut! So Kleinigkeiten wie perfekt gegartes Fleisch und Fisch sind eine Selbstverständlichkeit, die grandiosen Rohstoffe auch unglaublich.

Auf dem Foto zu sehen sind die Abschiedspralinchen. Das erstaunlichste war das Mini-Maccaron, nämlich mit einer Liebstöckel-Creme. Sehr außergewöhnlich, aber wirklich toll. 

Winsel! Viola sperrt zu! Mit ersten Mai ist dieses entzückende kleine Lokal Geschichte, denn das Haus wird komplett saniert und Patisserie passt halt sehr schlecht zu Staub und Dreck. Ich seufze mal ganz tief und hoffe, dass sich im April ein letzter Besuch dort ausgeht. Sicherheitshalber habe ich noch einmal meine liebste Cremeschnitte von Wien gegessen, um das Aroma quasi mitzunehmen. Dieser Hauch von Kardamom! Hach. Ich werde irgendwann versuchen, dieses Schätzchen nachzumachen. Wir waren zu dritt dort und auch die anderen Mitesserinnern waren wieder einmal recht angetan von dem, was man da serviert bekommt. Ich hoffe auf ein Wiedersehen an einem anderen Ort.

Mit ganz lieben Leuten waren wir im Seoul essen. Dazu ist zu sagen, dass wir mit denselben Freunden zu Silvester woanders koreanisch essen waren, das war leider wenig spannendes Asia-Essen. Nun waren wir in diesem rustikalen Lokal mit Plastik-auf-Holz-gemacht-Täfelung, das optisch wirklich nix kann und waren vom Essen echt begeistert. Es ist wirklich ein Familienbetrieb, bei dem die Dame des Hauses den Service macht und der Herr des Hauses die Küche schupft. Wir haben koreanisches BBQ gegessen, halb Schweinebauch, halb Rindfleisch. Zuerst kam Misosuppe, die war okay, dann Teigtäschen und schließlich wurde alles, was man hier sieht, aufgefahren. Der fermentierte Rettich war überhaupt mein Favorit. So arg gut! Und der Rest wirklich in Ordnung. 

Wie immer macht der Tichy Mitte März auf. Dieses Mal in einem Monat, an dem ich schon im Freien gesessen bin und genüsslich Kaffee getrunken habe. Entsprechend lang waren die Schlangen an den ersten Tage. Wir haben also unsere Saisoneröffnung ein bissi später gemacht und haben je ein "kleines" gemischtes Eis gegessen. Wie immer, wenn es das gibt, hab ich Aschanti gegessen, außerdem Malaga und Haselnuss. Das Eis ist sehr süß wie eh und je, aber uns schmeckt es. 

Und ja: Man kann und sollte nach wie vor und trotz allem auf den Reumannplatz gehen.

Mit Christine vom Blog Anna Antonia war ich auf ein Kaffeetschi im Beaulieu. Liebe Christine, es war sehr nett mit dir! Ich hoffe auf ein Wiedersehen.

Christine hat einen Café Beaulieu getrunken, das ist ein Espresso mit Schlagobers und zwei Schokotrüffel, für mich gab es einen Café Antoinette, einen Espresso mit drei Maccarons.



 

 

 

 

 

 

 

Gekauft

Nachdem mein Gemüsekisterl Pause macht, weil das heimische Gemüse abgeerntet und aufgegessen ist, war in diesem Monat italienisches Gemüse angesagt. Hier ist der zweite Teil meiner Lieferung von meinem bei Crowd Farming adoptierten Feld in Italien. Zwölf tolle Artischocken, zwei sehr große Knollen Fenchel, Karotten und Erdäpfel sind zu mir gekommen. Die Artischocken waren wie immer ein Traum, der Rest auch schön. Jedenfalls haben wir uns jetzt an den Artischocken satt gegessen und die heimische Spargelsaison kann von mir aus beginnen. Ich freu mich schon drauf.


 

Die Sachen von Motto Brot sind immer noch so gut. Dieses Mal durften zwei Punderteig-Teilchen mit nach Hause. Eines mit Zitrone-Haselnussfülle, eines mit Weichsel. Sehr, sehr gut machen die das dort.

Nach der langen Winterpause hat der Oberlaaer Dorfmarkt wieder einmal stattgefunden. Nicht nur ich habe den Markt vermisst, sondern gefühlt halb Favoriten. Bitte es war so voll! Und alle haben gekauft, als gäbe es sonst nix in Favoriten. Ich bin sehr sicher, dass das Brot nicht bis zum Marktende gereicht hat. Auch sonst war um halb elf schon viel ausverkauft oder hat sich dem Ende zugeneigt. Aber ich habe bei der Fischgreisslerei ein riesiges und sehr gutes Forellenfilet ergattern können, von dem wir zu zweit satt geworden sind.
 

 

Christine hat nicht nur Colemans Senf, den man in Wien nicht mehr bekommt, mitgebracht, sondern hat mich auch noch mit den Calissons beschenkt. Die waren sehr, sehr gut − quasi Marzipan zum Quadrat. Nachdem ich weiß, wo man die kaufen kann, werde ich sicher noch das ein oder andere Mal zuschlagen.
 

 

 

 

 

 

 

 

Gekocht 

 

Wir waren wieder einmal in Norditalien. Dieses Mal war das Wetter leider sehr bescheiden und viel hab ich nicht zu berichten. Aber wie sehr oft habe ich mir wieder einen Pulpo mitgebracht. Mein alt bewährter Pulpo-Salat war wieder eine Freude. Dieses Mal mit Radicchio-Blättchen von den kleinen Salatrosen, die es um diese Jahreszeit in Italien überall gibt. Außerdem noch ein wenig Puntarelle. Hat ausgezeichnet gepasst.






Endlich hab ich wieder einmal Buchteln gemacht. Das ist echt schon lang her, dass die bei uns auf den Tisch gekommen sind. Es ist nun aber Zeit für eine Notiz von mir an mich: Ich muss das Rezept überarbeiten. Mir ist das mittlerweile zu süß. Wahrscheinlich reicht die halbe Menge Zucker.









Der Turbohausmann hat einen Tarocco-Baum bei Crowd Farming adoptiert und wir haben eine Unmenge an wunderbaren Orangen. Also habe ich diese Blutorangencreme nach Barbaras Spielwiese gemacht und sie war genau so gut, wie Barbara das beschreibt. Daher auch von mir der Tipp: Machts bitte gleich die doppelte Menge!

Sorry für das Foto − wenn die Creme nicht so gut wäre, würde ich es auch ersparen.

 

 

Wie immer duften aus Italien auch wieder Salsicce mit nach Wien kommen und ich hab diese Pasta mit den köstlichen Radiccio-Röschen und der Salsicce gemacht. So ausgezeichnet!










Da war mir glatt ein Kürbis entwischt! Der lag einen Monat herum, aber zum Glück gibt es ja auch noch kalte Tage, da ist so ein molliges Risotto schon etwas sehr Feines. Wie immer mochten wir dieses Kürbisrisotto sehr gern!











Gesehen

 

Da ist er, der 50. Film von Woody Allen: Ein Glücksfall heißt er und ist eine würdige Fortsetzung seiner bisherigen Filme. Auch wenn Woody Allen für mich der Prototyp des typischen New Yorker Films ist, spielt dieser Film in Frankreich. Das ist auch nicht der erste Film von ihm, der in Frankreich spielt: "Midnight in Paris" habe ich noch in sehr guter Erinnerung, außerdem wurden Teile von "Alle sagen: I Love You" in Paris gedreht. Für den "Glücksfall" wurden auch französische Schauspieler engagiert.

Jean (Melvil Poupaud) und Fanny (Lou de Laâge) sind ein glamouröses, sehr wohlhabendes Paar, das in einem prächtigen Gebäude im noblen Teil der Stadt lebt. Jean ist ein charismatischer, äußerst erfolgreicher und dazu noch gut aussehender Geschäftsmann. Manchmal hilft er dem eigenen Glück auf eine unfeine Art auf die Sprünge. Fanny ist ebenfalls beruflich erfolgreich, ist klug, kultiviert und unglaublich hübsch. Eines Tages trifft sie Alain (Nils Schneider), einen ehemaligen Schulkameraden, auf der Straße. Alain ist Schriftsteller und will in Paris einen Roman schreiben.

Ich will jetzt nicht viel mehr vom Inhalt verraten, aber nachdem das ein typischer Woody Allen-Film ist, verlieben sich Fanny und Alain in einander. Jean wird misstrauisch und beauftragt einen Detektiv. Muss so sein, denn sonst wäre das Leben ja zu einfach und es würde kein Film drüber gedreht werden. Die Handlung wird dann noch sehr spannend und aus dem entzückenden Liebesfilm wird ein Krimi.

Man sollte den Film auch anschauen, wenn man Paris gern mag: Die Stadt wird in warmen Herbsttönen von ihrer schönsten Seite gezeigt. Allein die warmen Farben, die eingefangen werden, wenn sich Fanny und ihr Liebhaber treffen, sind schon den Kinobesuch wert. Auch die Viertel der Stadt, die gezeigt werden, zeigen die romantischen Fleckchen von Paris.

Der Film wurde auf den Filmfestspielen in Venedig bereits 2023 gezeigt und dort umjubelt. Ab 11.4. ist er in den Wiener Kinos zu sehen.


Die Zeit ist da, in der ich euch wieder mit Balkonienfotos erschlagen werde. Es ist sowas von schön draußen! Ich gartel wieder viel herum, säe erste Samen und ernte schon ordentlich von meinen mehrjährigen Kräutern.

Sonst läuft es auch sehr fein. Alle rundherum sind gesund und munter. Ich genieße das schöne Wetter und bin viel mit Freund:innen unterwegs. Wir haben schon viel Glück mit kulturellen Angeboten in Wien. Im Wien-Museum war ich mittlerweile zum dritten Mal seit der Eröffnung. Das ist nicht nur architektonisch toll gemacht, die Exponate sind mehr als sehenswert und es gibt jeden Menge spannender Veranstaltungen − und fast alle Angebote dort sind gratis! Also bitte hingehen und anschauen. Unbedingt! Allein der Poldi und der Hansi sind sehenswert. Der Poldi ist ein riesengroßer Wal, der einmal im Prater montiert war. Der Wal wurde noch während des Umbaus ins Museums eingebaut, weil er zu groß wäre, um den jetzt noch reinzubringen. Und der Hansi ist das kleinste Ausstellungsstück, ein winziger Kanarienvogel. Der ist über dem Poldi montiert, sodass man mit einem Blick das größte und das kleinste Stück des Museums sehen kann. Sehr entzückend sind die beiden!

Und euch geht es allen gut? Sagts was! Ich schick euch ein Zwickerbussi.



Mittwoch, 14. Februar 2024

Zierkohl-Quiche

Dieses Mal war Zierkohl in meinem Gemüsekistel. Es war überhaupt sehr viel Kohl in dem Kistel, aber das muss so, denn es ist ein saisonales und regionales Kisterl und da gibt es halt viel Kohl. Mir wird der nicht langweilig! Nur muss ich gestehen, dass ich den Zierkohl eher etwas ratlos angeschaut habe, denn der wächst bei mir zwar auf Balkonien, aber der ist dazu da, dass er die Augen erfreut. Die Blätter sind für Kohlgemüse recht zart und man kann sie für Salate verwenden. Verkocht habe ich ihn bisher nur aus dem Gemüsekistel und da wurde bisher nur Köch draus. Das geht gut, aber so oft muss ich dann auch nicht dasselbe essen, dass ich jeden Monat einmal Köch mach. Ribollita geht natürlich mit Zierkohl, aber diesen Monat war Palmkohl in der Lieferung, also das Rezept auch nicht. Also habe ich diesen Versuch gestartet und das war ein Volltreffer. Ich denke, dass diese Quiche mit allen Blattkohlsorten gehen müsste, aber das teste ich dann nächsten Winter.

Sehr gut haben Wildwürstel in die Quiche gepasst. Die habe ich bei einem Einkauf im Hofladen von Bioobstbau Fillip gekauft und dafür gibt es generell eine sehr warme Empfehlung von mir. Wir fahren dort vorbei, wenn wir Freunde in der Nähe besuchen und immer ist der Kofferraum sehr voll, wenn wir wegfahren. Offene Hülsenfrüchte, Getränke sowieso, Äpfel und viele Produkte von anderen Produzenten findet man dort. Zum Beispiel Butter und Käse vom Höflmeier − ausnahmsweise nicht zu Bobo-Preisen. Es kaufen dort richtig viele Leute ein, wenn wir dort sind. Allein waren wir noch nie in dem Laden. Aber genug gelabert, jetzt wird gekocht.





Topfenteig:
200 g Mehl (ich nehme immer Allzweckmehl)
125 g Butter, kalt, in kleinen Würfeln
125 g Topfen
1 Prise Salz

Fülle:
1 Zierkohl
100-150 g würzige harte Würstel, in Würfel geschnitten
1 EL Sonneblumenöl
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe 
⅛ l klare Suppe (Rind- oder Gemüsesuppe)
4 kleine Eier
200 g Sauerrahm
Salz
Pfeffer

 Kleine Zierkohlblätter und Petersilie für die Deko

 

Für den Teig das Mehl mit dem Salz und der kalten Butter verbröseln. Ich mache das in der Küchenmaschine mit dem K-Haken. Den Topfen dazugeben und die Maschine weitermachen lassen, bis der Teig gut abgebunden und gleichmäßig ist. Den Teig in ein Stück Frischhaltefolie wickeln und im Kühlschrank gut durchkühlen lassen − mindestens eine halbe Stunde. In dieser Zeit kann man gut die Fülle machen.

Die Wurst mit dem Öl in einer großen Pfanne anrösten. Die klein geschnittene Zwiebel mit anrösten. Den fein gehackten Knoblauch dazugeben und mit anschwitzen. Den Zierkohl waschen und in Streifen schneiden. Mit in die Pfanne geben und kurz mitrösten. Mit der Suppe aufgießen und den Kohl weich dünsten, bis die Flüssigkeit verdampft ist. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Alles auskühlen lassen.

Eier mit dem Sauerrahm verrühren, salzen und pfeffern. Die Kohlmasse und die Petersilie einrühren.

Backrohr auf 180 Grad Umluft vorheizen.

Den Teig auf einer leicht bemehlten Fläche in der Größe der Quicheform ausrollen. Die Form mit dem Teig auslegen und am Rand gut andrücken. (Ich habe eine Prozellanform und muss die nicht einfetten, dieser Teig geht auch so gut heraus.) Die Kohl-Wurst-Eiermasse in die Form füllen und gleichmäßig verteilen. Ins Rohr schieben und 35-40 min. backen. 

Vor dem Servieren die Quiche ca. 10 min. ruhen lassen. Die Fülle hat sich bei mir während des Backens richtig hoch aufgeplustert, aber beim Überkühlen sackt sie dann wieder zusammen und man kann sie leichter in Stücke schneiden. Vor dem Servieren mit Kräutern bestreuen.



 

Dienstag, 26. Januar 2016

Striezeln lernen - oder so ...


Dass ich keine Striezel flechten kann, hatte ich hier schon verraten. Daran hat sich über die Jahre nichts geändert. Nun war am 23.1. eine Veranstaltung von Slow Food Wien: "Kruste und Krume", eine Leistungsschau österreichischer Bäcker. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden auch Workshops zu verschiedenen Bäcker-Themen angeboten, unter anderem ein Striezel-Workshop. Na nichts wie hin mit mir!

Die erste Ernüchterung dann beim Eingang zur Markterei, die ihre Tore in der Alten Post in Wien geöffnet hatte: Menschenmassen! Im Hof, im Durchgang, auf dem Gehsteig bis dem auf Straße standen Leute, die rein wollten, aber nicht konnten, weil zu dem Zeitpunkt niemand mehr eingelassen wurde, weil drinnen alles zu voll war.


Meine Idee, mich vor dem Flechten noch mir einem Kaffee zustärken, vergaß ich ganz schnell. Zum Glück fand ich aber noch rechtzeitig eine zuständige Dame, die mich durch den Lieferanteneingang zum Workshop durchwinkte.

Die Gruppe vor meiner eigenen werkelte sehr emsig: Da wurden Salzstangerl und Handsemmeln geformt, laufend brachten Helferlein fertig gebackenes Kleingebäck, das die Kursteilnehmer schon gebacken hatten. Und das schaute alles wirklich gut aus!

Alle waren so vertieft in die Arbeit, dass eine halbe Stunde überzogen wurde, also war meine Sorge, dass ich zu spät kommen würde, ganz unbegründet.





Und dann staunte ich nicht schlecht, als mich dieses Gesicht anlächelte: Peter Paffrath war gleich zu drei Workshops angemeldet. Wien ist ein Dorf, immer und überall trifft man liebe Menschen.

Über Peter und seinen Bauernhof habe ich hier und hier schon geschrieben. Peter baut nicht nur wunderbares Gemüse an, sondern er betreibt eine immer größer werdende Teichwirtschaft und hat mich nach seinem Zander süchtig gemacht. Da kenne ich wirklich keinen besseren - nicht einmal die Wildfänge aus dem Neusiedler See kommen da mit.

In der Zwischenzeit ist der Hof durch die vielen Erfolge, die Peter erringen konnte, gewachsen. Der Hof machte den zweiten Platz bei einem Wettbewerb zum Thema Nachhaltigkeit, Harrod's hat sein Ketchup im Sortiment, Peter kocht mittlerweile mit einem Haubenkoch bei diversen Events und der letzte Coup: Die BBC filmte bei den Paffraths!

Zurück zum Striezeln: Irgendwie war der Teig verschütt gegangen, aber letzten Ende bekamen doch alle KursteilnehmerInnen vier kleine Teigbällchen. Uns wurde kurz gezeigt, wie ein Viererzopf geflochten wird und wir sollten loslegen. Peter und ich hatten beide zwei Linke, aber zum Glück hatten wir eine ganz nette Dame an unserer Seite, die in einer Bäckerstube aufgewachsen war und der wir über die Schulter schauen konnten.

Der arme Markus Resch, der unser Kursleiter war, hätte wohl ein Megafon gebraucht, damit ihn alle verstehen. Er gab sich alle Mühe, aber es war ein unglaublicher Lärmpegel durch die Menschenmassen, die sich ständig auch in die Workshop-Nische drängten, war richtig, richtig laut.

Wir bekamen dann noch jeder vier kleine Teigkugerln und durften noch einmal einen Viererzopf flechten.


Aber ich hatte wirklich Glück, denn von Peter konnte ich lernen, dass man die Stränge nicht gleichmäßig machen soll, sondern an den Enden spitz und dünn, in der Mitte dick, so wird die Form besser. Und irgendwann hatte sich der Kursleiter durchgekämpft und half mir beim Flechten - der linke Zopf ist wirklich schön geworden mit der tatkräftigen Hilfe der beiden.

Ziemlich ätzend waren die Leute, die immer wieder kamen und dachten, sie könnten da nun auch mitmachen. Einmal befahl mir eine resolute Dame, ich solle hier verschwinden, sie habe nun lang genug gewartet und wolle auch einen Striezel machen. Daraufhin hab ich ihr wenig charmant gesagt, sie kann mir gern meinen Kursbeitrag zurückgeben, dann kann sie meinen Platz haben. Siehe da, so eine Ansage wirkt Wunder! Waaaas? Das kostet Geeeeld? Und schon war sie weg.




Unser Kursleiter zeigte uns dann noch verschiedene Flechtvarianten.

Was mich da wieder einmal sehr erstaunte, sind die unterschiedlichen Bezeichnungen, die innerhalb eines so kleines Landes wie Österreich verwendet werden: Eine Kursteilnehmerin wollte wissen, wie man einen Wiener Knopf macht (am Foto vorn zu sehen). Er arbeitet eine Autostunde von Wien entfernt und konnte zwar die Flechttechnik, aber den Ausdruck nicht.

Ich war wieder sehr erstaunt, dass es im Kremstal wohl ein Goderlkipferl gibt. Das ist ein flach geflochtener Viererzopf, der dann zu einem sehr großen Kipferl geformt wird. Anscheinend wird das dann zu Taufen beim Bäcker bestellt, denn eine Goderl ist in dieser Gegend eine Taufpatin. In Wien ist ein Goderl wieder was ganz anderes, da ist ein Goderl ein Doppelkinn.


Noch etwas an Wissen konnte ich auf jeden Fall mitnehmen: Die Ei-Streiche von Martin Resch besteht aus einem ganzem Ei, einer Prise Salz und einer Prise Zucker sowie ganz wenig Wasser. Damit wird der Striezel nach dem Flechten eingestrichen, geht dann vor sich hin, unmittelbar vor dem Backen wird er ein zweites Mal eingestrichen.

Unsere Striezeln wurden dann davongetragen und wir erfuhren, dass wir sie in einer Stunde fertig gebacken abholen könnten. Also hatte ich Zeit, die Leistungsschau der österreichischen Bäcker genau unter die Lupe zu nehmen. Es ist schon toll, was Handwerk alles leisten kann. Und wie viel Fantasie unsere Bäcker haben! Was die für wunderschöne Brote backen. Nachdem überall kleine Körbchen mit Kostproben standen, konnte man sich auch durchkosten: Es waren überall nur gute bis ausgezeichnete Brote!



Bei dieser Gelegenheit kann ich es nicht lassen, auch meinen Lieblingsbäcker vorzustellen: Ströck Feierabend

Die Familie Ströck betreibt eine Traditionsbäckerei, die in Wien mittlerweile zu einer Bäckereikette angewachsen ist - zu Recht! Das Brot ist wirklich gut. Und dann entstand der Ableger Ströck Feierabend, wo man ein ganz spezielles Brotangebot findet, das ich wahnsinnig gut finde. Man kann dort auch essen - Link anclicken, Speisekarte anschauen, dann wird klar, dass auch das sehr toll ist.

Der letzte gelungene Coup: ein französischer Zuckerbäcker, Pierre Reboul, wurde eingestellt und nun gibt es im Ströck Feierabend die besten Croissants Wiens. Also zumindest nach meiner unmaßgeblichen Meinung nach.

Einziger Wermuthstropfen: Es gibt nur einen einzigen Ströck Feierabend in Wien und der ist zu weit, um für jede Semmel dorthin zu fahren.

Nachdem ich mich eine Stunde lang durch die Leistungsschau schieben habe lassen, konnte  ich zu guter Letzt meine zwei Striezeln abholen, die rechts auf dem Backblech sind es, der lange verunglückte und der kurze gelungene. Man sieht, diese Ei-Streiche muss man sich merken. Die Striezeln glänzten wirklich total schön.

Als ich rausging, standen die Menschen tatsächlich immer noch in riesigen Trauben angestellt und harrten im dichten Schneefall geduldig aus, bis sie auch in die Markthalle rein durften. Jemand sagte, dass sich die Leute so ums Brot anstellen, das hat es in Wien wohl zum letzten Mal nach dem Krieg gegeben. Dass so viel Interesse an ehrlichem Bäckerhandwerk da ist, finde ich mehr als erfreulich!

Mittwoch, 20. Januar 2016

[Rettungsaktion] Erdäpfelknödel mit Fleischfülle

Ich freu mich, dass es wieder einmal so weit ist: Wir retten. Und was? Schlicht und einfach Erdäpfeln. Die Deutschen retten eher Kartoffeln. ;)

Zuerst hab ich überlegt, ob ich mich im Supermarkt durch die Grauslichkeiten durchfotografiere, die man so kaufen kann mit getrockneten, tiefgekühlten oder sonst wie verarbeiteten Erdäpfeln. Aber dann dachte ich, es wird sowieso genug von diesen Fotos geben im Rahmen der Rettungsaktion, und außerdem habe ich mit diesen Sachen genau gar nix zu schaffen. Ich kauf ja nicht einmal Erdäpfeln im Supermarkt. Wenn ich Erdäpfeln kaufe, dann schaut das so aus:


Das ist das Lager der FoodCoop, über die ich viele meiner Lebensmittel beziehe. Heute bei etlichen Minusgraden habe ich den Lagerdienst nicht beneidet, denn da werden CSA-Anteile aufgeteilt und in Kisteln eingeschlichtet, damit alles in den Regalen Platz findet in dem recht kleinen Lager, weil das absolute Chaos ausbrechen würde, wenn abends alle Berufstätigen auf einmal daherkommen und ihr Gemüse abholen wollen. Da müssen Getränkekisten durchgeschaut werden und Flaschen getrennt, die aus welchen Gründen auch immer in der falschen Kiste gelandet sind. Da müssen die Milchprodukte oder andere verderbliche Waren in den Kühlschrank gelegt werden. Und zu guter Letzt muss auch noch geputzt werden, denn gerade bei den Wurzelgemüsen, die jetzt von unserem Gemüsebauern kommen, ist noch Erde dran, die beim Sortieren runterfällt und die man dann mit den Schuhen quer durchs Lager verträgt. Man muss das also wirklich wollen, sich eine FoodCoop anzutun. Aber letzten Endes lohnt es sich: Man weiß genau, wer welchen Saft aus welchem Obst und Gemüse presst oder aus welchem Soja der Tofu gerührt wird, das alles zu einem fairen Preis.

Weil jetzt nicht alle losrennen und eine FoodCoop gründen werden, noch eine Bezugsquelle, bei der ich einkaufe, wenn ich irgendwelche Extrawürste in Punkto Erdäpfeln haben will: Kartoffelhof Schramm. Das ist ein Biobauer, der viele alte Sorten anbaut und wirklich Erdäpfeln für jede Lebenslage hat. Und so wie auf dem folgenden Foto schauen meine Chips immer aus:



Fleischknödel für 4 Personen

Fülle:
250 g gemischtes Faschiertes (Deutsche nehmen Hackfleisch halb und halb)
1 El Öl (geschmacksneutral)
1 kleine Zwiebel
1 kleine Knoblauchzehe
Salz, Pfeffer, Majoran

Knödelmasse:
1/2 kg mehlige Erdäpfeln, geschält und in Salzwasser gekocht
200 g griffiges Mehl (Deutsche nehmen Allzweckmehl)
2 Eier
50 g Grieß
Salz



Die gekochten Erdäpfeln noch heiß durch die Presse drücken, ausdampfen und überkühlen lassen. Mit den anderen Zutaten zu einem Teig verkneten. 1/2 Stunde rasten lassen.
Wenn man die Erdäpfeln zugestellt hat, kann man die Fülle zubereiten: Die klein geschnittene Zwiebel und den fein gehackten Knoblauch im Öl sanft anrösten. Faschiertes zugeben und mitrösten, bis es krümelig ist. Salzen, pfeffern und mit Majoran abschmecken. Auskühlen lassen.

Salzwasser zum Kochen bringen.
Den Teig zu einer Rolle formen, in 8 gleich große Stücke teilen. Jedes Teigstück zu einer Flade drücken, jeweils ca. 1 EL von der Fleischfülle in die Mitte der Flade geben, zudrücken, Knödel formen und ins siedende Salzwasser gleiten lassen. 15 min. ganz sacht simmernd garen.

Mit warmem Krautsalat servieren.



Für alle, die nicht gern blättern, kopiere ich mein Rezept vom warmen Krautsalat hier rein:

Zutaten für 4 Portionen:
1 Krauthappel von ca. 1 Kilo
1 EL Kümmel 1
3 EL Apfelessig
5 EL Rapsöl oder Sonnenblumenöl
2 TL Salz
1 TL Zucker
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
200 g Frühstücksspeck

Das Krauthappel halbieren, den Strunk herausschneiden. Das Kraut fein schneiden - wer eine Hobel hat, kann es natürlich auch hobeln. Die übrigen Zutaten bis auf den Speck in einem Topf vermischen, das klein geschnittene Kraut dazugeben, gut umrühren und zugedeckt auf kleiner Flamme dünsten. Vorsicht, dass nichts anbrennt! Wenn die gesamte Marinade aufgesogen sein sollte, kann man ein wenig Wasser zugießen, aber in der Regel gibt das Kraut genug Flüssigkeit ab, dass bei niedriger Temperatur nichts passiert. Wenn das Kraut gar ist, was ca. 45 min. (Spitzkraut ist in 10 min. fertig!) dauert, den Speck in Würfeln schneiden und in einer Pfanne vorsichtig knusprig braten - eine Zugabe von Fett ist nicht nötig, wenn man den Speck auf kleiner Flamme röstet, denn der gibt noch genug Fett ab. Die Speckkrusterln unter den fertigen Krautsalat mischen und alles warm servieren. Kalt schmeckt der Salat übrigens total fad, also falls etwas übrig bleiben sollte, vor dem Essen noch einmal aufwärmen.






Und nun freu ich mich wieder, alle MitretterInnen vorstellen zu können. Alle zu finden mit dem Hashtag #wirrettenwaszurettenist !

Barbaras Spielwiese - Kartoffelpuffer
Obers trifft Sahne - Kartoffelchips
Feinschmeckerle.de - Das perfekte Kartoffelgratin (für mich)
giftigeblonde - Erdäpfel-Speck Rösti
kebo homing - Kartoffelblattlen
Küchenliebelei - Kartoffelpuffer
Cuisine Violette - Kartoffelstampf
Sakriköstlich - Country Potatoes
magentratzerl - Ofenkartoffeln mit Guacamole und Kichererbsencreme
Food for Angels and Devils - Kartoffelknödel aus gekochten Kartoffeln
lecker macht Laune - Smashed Potatoes & more
LanisLeckerEcke - selbstgemachte Schupfnudeln
Kochen mit Herzchen - einfache Kartoffelsuppe
Aus meinem Kochtopf - Tartiflette mit Reblochon - ein Kartoffelauflauf
Jankes*Soulfood - Kartoffelkroketten
Genial lecker - Kartoffelsalat mit Saurer Sahne
Fliederbaum - Mohnstrudel aus Erdäpfelteig
Sweet Pie - Pastinaken Gnocchi
Kleine Chaosküche - Kartoffelwaffeln
Widmatt - aus meiner Schweizer Küche - Ofenrösti mit Rüebli
Anna Antonia - Bratkartoffeln
Paprika meets Kardamom - Simples und vielfältiges Kartoffelgratin
Ingrid von "auchwas" - Spitzbuwe
German Abendbrot - Kartoffelpürree und ein Best of Kartoffel
multikulinarisches - Schupfnudeln mit geröstetem Fenchelsamen
Das Mädel vom Land - Vollkornerdäpfelbutterteigkrapferl
1x umrühren bitte aka kochtopf - Kartoffelwedges
From Snuggs Kitchen - Kartoffelpuffer aus dem Waffeleisen
Bonjour Alsace - Kartoffelauflauf mit Sauerkraut
Meins! Mit Liebe selbstgemacht - Kartoffelmuffins mit Bärlauchpesto
Dynamite Cakes - Kartoffelkekse in süß & salzig
Verboten gut - Grumbeer Stupperte

Freitag, 15. Januar 2016

Tofu mit Spinat und Reis

Ich heiße Susi und bin Tofu-süchtig.
Dabei habe ich den so lange nicht leiden können. Nun habe ich einen gefunden, der richtig gut ist. Also okay, der Tofu selber hat ganz wenig Geschmack, aber gut im Sinne von: macht ein wunderbares Mundgefühl, wie ich es sonst nicht kenne.

Dann liefere ich Fastfood, das auch noch wenige Kalorien hat.
Fertig ist das ganz sicher schneller als der Lieferdienst liefert. Als erstes stellt man den Reis zu, der Rest ist in der Zeit, in der der Reis gart, schnell gemacht.


Für 2 Portionen:
1 Block Tofu (das sind in der Regel so um die 350 g in den Asiageschäften), keinen Seidentofu
2 EL Stärkemehl
1 Kaffeelöfferl 5-Gewürze-Pulver
2 Knoblauchzehen, fein gehackt
1 daumengroßes Stück Ingwer, fein gerieben
1 - 2 Chilis, je nach gewünschter Schärfe, in Streifchen geschnitten
2 EL Sojasauce
1 Prise Zucker 1
100 ml klare Gemüsesuppe (Deutsche nehmen Brühe)
1 EL Reiswein
1 EL dunkles  Sesamöl
2 Frühlingszwiebel, weiße und grüne Teile getrennt in Ringe schneiden
1 EL geschmacksneutrales Öl

1/2 kg Spinat, sehr gut gewaschen (ich kaufe immer 3/4 kg und nehme die kleinen inneren Blättchen für Spinatsalat)
1 EL Bohnenpaste (scharfe, am besten die aus Sichuan)

1 Tasse Reis

In meinem Wok von diePfanne braten die Würfelchen auch mit wenig Öl sehr schön gleichmäßig
Reis mit der doppelten Menge Wasser zustellen.

Wie immer bei Asia-Gerichten zuerst alles zerkleinern, weil später geht es ganz schnell und da hat man keine Zeit für Vorbereitungsarbeiten.

Den Tofu-Block in einigen Lagen Küchenrolle sehr gut trocknen - umwickeln und gleichmäßig sacht drücken, einige Male mit frischer Küchenrolle wiederholen. Macht man das nicht, dann weicht das Stärkemehl, das den Tofu sanft ummanteln soll, sofort auf.
Tofu in mundgerechte Stücke schneiden. Die Stärke mit dem 5-Gewürze-Pulver mischen, auf einem Teller verteilen und die Tofuwürferl darin wälzen, sodass alle Seiten leicht bemehlt sind. Die Hälfte vom Öl im Wok erhitzen und den Tofu rundumadum knusprig braten. Herausnehmen. Das restliche Öl erhitzen, Chilistreifen, Knoblauch, weiße Frühlingszwiebelteile und Ingwer rührbraten. Wenn alles schön duftet, gibt man Sojasauce und Gemüsesuppe dazu, aufkochen. Tofuwürferl dazugeben und einige Minuten köcheln lassen, bis die Sauce eine dickliche Konsistenz hat.

Währenddessen in einem zweiten Wok (wenn man hat - ich seufze einmal tief und nehme leider eine beschichtete Pfanne) die Bohnenpaste rührbraten, bis sie duftet. Den Spinat dazugeben und unter Rühren zusammenfallen lassen.

Sesamöl zum Tofu geben, abschmecken. Spinat ebenfalls abschmecken. Alles anrichten und mit dem Grün der Frühlingszwiebeln bestreut servieren.




Rezeptquelle? Nicht vorhanden. Ich dachte, das müsste eigentlich gehen, wie ich mir das vorstelle, und siehe da, das geht sogar sehr gut! Der Turbohausmann hat gesagt, das will er bald wieder haben. Nun bin ich echt stolz auf mich, dass so etwas auf meinem Mist wachsen kann, und spreche eine Nachkochempfehlung aus.

Bezugsquelle für den Tofu: Shu Chen, in Wien erhältlich bei Denn's (nein, ich krieg noch immer nix für die Werbung ;) )

Freitag, 8. Januar 2016

Perfekt nach den Festtagen: Bosnische Torte

Dass ich diese Torte entdeckt habe, das war ein wirklicher Glückstreffer! Mir hat "Bosnische Torte" genau gar nichts gesagt. Drauf gestoßen bin ich bei einer Empfehlung, was man mit übrig gebliebenem Eiklar machen kann. Man braucht richtig viel davon, also genau richtig, wenn man viel Weihnachtsbäckerei gebacken hat. Das habe ich zwar nicht, aber im Tiefkühler stapeln sich mit der Zeit trotzdem viele kleine Behälter mit der Aufschrift: 1 Eiklar, 2 Eiklar etc. Bei mir waren es tatsächlich 10 Eiklar, die ich verwertet habe. Es kommt sicher auf die Größe der Eier an, deswegen gebe ich das Gewicht an.
Dann braucht man noch ein bissl kandierte Früchte, die man nach Weihnachten auch oft noch hat, ebenso Haselnüsse.
Gefunden haben ich das Rezept hier: Krone in Au Wie immer für das Original bitte den Link anclicken. Ich habe den Zucker radikal reduziert.





420 g Eiklar
1 Prise Salz
300 g Zucker
440 g Haselnüsse, geröstet, geschält und gerieben
100 g geriebene Schokolade
50 g Zitronat, fein gehackt
50 g Orangeat, fein gehackt

Eine Springform mit 26 cm Durchmesser mit Backpapier auskleiden (beim Boden das Papier einzwicken, die Ränder einfetten und das Papier dranpicken).

Eiweiß mit dem Salz aufschlagen, Zucker dazugeben und zu einer schön glänzenden Baisermasse weiterschlagen. Haselnüsse, Schokolade, Zitronat und Orangeat unterheben und bei 150 ° C ca. 55 min backen.



Manöverkritik: Volltreffer! Uns und unseren Gästen hat die Torte total gut geschmeckt. Es war noch ein bissl was übrig und am zweiten Tag schmeckt die noch besser als bald nach dem Backen. Sie ist sowieso recht saftig, was mich verblüfft hat, und wird am nächsten Tag noch saftiger. Das Rezept kommt auf jeden Fall auf die Liste der "best of"-Rezepte. Ist ja auch noch deppensicher in der Zubereitung, was auch kein Fehler ist.



Was ich in diesem Jahr einführen will, ist die Angabe von Turbohausfrau-geprüften Bezugsquellen. Ich bekomme nichts für die Werbung, sondern ich mache das, weil ich von den Produkten überzeugt bin. Mir kommen zum Beispiel keine Haselnüsse aus dem Supermarkt mehr ins Haus, seit ich die aus dem Piemont kenne. In Wien kaufen kann man sie bei Barolista. Das ist ein kleiner 1-Mann-Betrieb, daher vorher besser anrufen, ob eh jemand da ist und ob vor allem auch Haselnüsse lagernd sind. Und gleich ein bissl mehr Geld mitnehmen, denn aus diesen Haselnüssen gibt es auch einen Aufstrich, der zum Niederknien ist (wie Nutella, nur viel besser), und man sollte auch Sardellen vom Barolista mitnehmen. Das sind die einzigen nicht-weißen Sardellen, die ich unglaublich gut finde.

Dienstag, 29. September 2015

Da steppt die Schnecke



Ja, Schnecken. Wie fang ich das Thema an? Ich esse sie. Sehr selten aber doch. Und dann gibt es da in meinem Bezirk, also in Sankt Favoriten, einen Schneckenzüchter. Nicht nur der einzige im Bezirk oder der einzige in Wien, sondern der einzige in ganz Österreich. Noch nie war ich dort. Doch nun ist gerade Wiener Schneckenfestival und da haben der Turbohausmann und ich die Gelegenheit genutzt, um uns das Schneckenzuhaus einmal anzuschauen.

Das auf dem Foto ist der Schneckenzüchter, der Herr Gugumuck. Wie man dem Foto vielleicht ansehen kann, ist er nicht schneckenmäßig unterwegs, sondern erzählt sehr fesselnd und witzig alles über die Schnecke und die Zucht. Angefangen hat er mit der ganzen Sache vor sieben Jahren, als er einen Artikel über Schnecken in der Zeitung gelesen hatte. Er informierte sich, kam drauf, dass zu Zeiten, als Österreich noch ein Kaiserreich war, Wien die Schneckenhauptstadt schlechthin war. Es war damals ein Arme-Leute-Essen.  Besonders in den Fastenzeiten waren sie gefragt, da sie von Mönchen nicht als Fleisch eingestuft waren.
In vielen Ländern sind Schnecken noch immer sehr beliebt. In Frankreich zum Beispiel feiern ganze Dörfer Schneckenfeste. Bei uns schaut das ganz anders aus.

Herr Gugumuck gründete ein Start-Up, ohne auch nur einen einzigen Kunden oder wenigstens Interessenten zu haben. Ein Feld und viel angelesenes Wissen, dazu jede Menge Begeisterung, die ihn sichtlich bis heute antreibt, haben ihn diesen wagemutigen Schritt machen lassen. Er nahm Kontakt mit einem französischen Schneckenzüchter auf, kaufte jede Menge Schnecken und transportierte sie nach Wien.
Der Weg durch die österreichische Bürokratie ist nie ein einfacher, aber als Herr Gugumuck erzählte, dass für die Zulassung seines Betriebes 25 Leute der Wirtschaftskammer bei ihm aufgeschlagen sind, musste sogar ich als gelernte Österreicherin den Kopf schütteln.
Hier links kann man nun das neue Herzstück des Betriebs sehen, das im Rahmen der laufenden Wiener Design Week vorgestellt wurde: Schlachthaus und Verarbeitung der Schnecken haben nun ein wunderschönes Zuhause.

Ich habe den Herrn Gugumuck extra noch gefragt, ob das ernst gemeint ist mit dem Schlachthaus. Er hat tatsächlich die gleichen Auflagen, wie sie ein Rinderzüchter hat, der am Hof schlachten will. Übrigens werden die Schnecken im Gegensatz zu den Rindern, die ich esse, erst nach zwei Jahren geschlachtet.

Wie man sieht ist die Schneckenzucht gut angelaufen und im Sommer lebten bereits 300.000 bis 400.000 Schnecken auf dem Gelände der Firma "Wiener Schnecke" - wie viele Tiere es wirklich sind, kann man nur schätzen. Von außen sieht man den langgestreckten "Wohnhöhlen" nicht an, was sich drinnen tut. Man sieht ein paar Schnecken, aber wenn Herr Gugumuck ein Brett nimmt und es umdreht, dann wurlt es nur so! Schnecken lieben nämlich den Schatten und sind daher innen in den Wohnhöhlen zu finden. Sie sind nachtaktiv und tagsüber mit Schlafen beschäftigt.

Herr Gugumuck hat auch viel erzählt, was für tolles Superfood die Schnecke ist. Da halt ich mich mit dem Schreiben aber zurück, denn ich esse, wenn ich Hunger habe und dann aus hedonistischen Gründen. Aber ich bin sicher, dass man genug darüber im Netz nachlesen kann, wenn man daran Interesse hat.


Fressen tun Schnecken außer Futterkalk das, was am Hof wächst: am liebsten Blattgemüse wie Salat oder Mangold, wenn es sein muss, auch Kräuter. Ganz lustig schaut es aus, wenn Schnecken Karotten fressen, denn das erledigen sie von innen nach außen. Die äußerste Hülle bleibt übrig. Wer jetzt denkt, dass das vielleicht wegen Spritzmitteln so ist, der irrt, denn die Schnecken bekommen Biogemüse.

Um diese Jahreszeit hat sich der Schneckenbestand schon halbiert, denn die Schlachtsaison hat begonnen. Die Schnecken gehen um diese Jahrszeit in Winterschlaf, kommen in diesem Zustand in Kisten, wo sie den Darm entleeren und in eine Trockenstarre fallen. In dieser Starre kommen sie in heißes Wasser, wo sie sofort sterben. Einzeln werden sie mit einer Zange aus dem Schneckenhaus gezogen. Danach werden sie mit Salz entschleimt. Jeder Schnecke einzeln müssen die Innereien entnommen werden. Danach werden sie drei Stunden gekocht. Ganz schön aufwändig!

Das erklärt auch, warum Schnecken ganz und gar kein Arme-Leute-Essen mehr sind. Vor allem hat Herr Gugumuck nun als Leiter der Verarbeitung einen Koch angestellt, der beim Hanner gelernt und danach beim Eisvogel gearbeitet hat. Dass man in Zukunft also ungschaut eingeweckte Schneckengerichte von der Wiener Schnecke kaufen kann, haben der Turbohausmann und ich getestet, weil wir emsig die angebotenen Gerichte gekostet haben.

Jetzt bin ich schon gespannt, wer dieses Mal wieder "igitt" rufen wird. Im Gegensatz zu rohen Austern, die ich zum Beispiel gar nicht unterbringe auf Grund ihrer glibbrigen Textur, finde ich, dass Schnecken einen angenehmen Biss haben. Sonst ist es wie mit vielen anderen Lebensmitteln auch: Man kann sie sicher auch grauslich zubereiten, aber wenn man sich damit auskennt, ist eine Schnecke etwas sehr Gutes.




Schnecke ganz klassisch: gratiniert mit Kräuterbutter

Das Schneckenfestival findet noch bis inklusive 4.10. am Hof der Wiener Schnecke statt. Man sollte sich bitte wirklich anmelden für die Führungen! Als wir dort gewesen sind,  waren 20 Leute angemeldet, 60 bis 70 standen dann dort. Herr Gugumuck hat es eh mit Humor genommen, aber einfach macht man ihm das Leben damit nicht.

Mehr Infos auf der Homepage: Wiener Schnecke






Freitag, 1. August 2014

Babykuh

Nein, ich ess die nicht, zumindest jetzt noch nicht. Einen Tag ist sie auf dem Foto gerade alt gewesen. Und wenn ihr mehr von ihr und ihrer Herde wissen wollt, müsst ihr da schauen: click


Freitag, 30. Mai 2014

Undurchsichtiges Holler-Apfelgelee

Apfelbäume "unseres" Apfelbauern
Apfelsaft ist so eine Sache, der ich nie viel Aufmerksamkeit geschenkt habe. Wenn ich sehr durstig war, habe ich gern mal Apfelsaft aufgespritzt (=Apfelschorle) getrunken. Ende der Durchsage. Nun ist es aber so, dass ich - weil ich quasi eh nix zu tun habe - mit ein paar Leuten eine Food Coop gründe. Falls es jemanden interessiert, das ist die da: Food X, daheim in Wien, St. Favoriten. Und in der Zeitung sind wir auch schon zu finden: click Wir brauchen noch jede Menge leidensfähige Menschen, die auch quasi sonst nix zu tun haben, dafür viel Enthusiasmus mitbringen. Zu verdienen gibt es nichts, aber viel zu gewinnen. Außer einem guten Gefühl jede Menge ausgezeichnete Produkte. Eben Äpfel und Apfelsaft zum Beispiel. Wie zum Beispiel vom Bioobstbau Filipp. Dass er wirklich ausgezeichnete Säfte macht, sieht man daran, dass die Säfte durchwegs mit Medaillen ausgezeichnet wurden. Es gibt nicht nur sortenreine Apfelsäfte, sondern auch Mischsäfte wie Apfel-Ribisel oder Apfel-Rote Rübe.

Ich persönlich kann bei den sortenreinen Säften nicht sagen, von welcher Apfelsorte welcher Saft stammt, aber es sind enorme Unterschiede zu schmecken. Hätte mir das jemals jemand gesagt, dass ich einmal so von Apfelsaft schwärmen würde, ich hätte es nicht geglaubt. Von zuckersüß bis herb säuerlich ist jede Spielart denkbar.


Na jedenfalls war ich mit ein paar Leuten meiner FoodCoop auf Fact Finding Mission und wir haben den Betrieb heimgesucht, um zu sehen, ob das wirklich etwas ist, was wir unterstützen wollen. Ich muss sagen, die romantische Vorstellung von der händischen Apfelquetsche konnte ich mir gleich einmal abschminken. Es gibt dort eine sehr professionelle Apfelverarbeitungsstrecke mit Abfüllanlage und allem pipapo. Ich war beeindruckt!

Wer denkt, er kann so einen Saft zum Discount-Preis von 70 Cent pro Liter über eine FoodCoop beziehen, der irrt. Qualitativ hochwertige Produkte verlangen einen unglaublichen Arbeitseinsatz und, wie wir an der Verarbeitungsstrecke gesehen haben, Geldeinsatz. Wir bekommen einen fairen Preis vom Bauern und den zahlen wir gern. Abgesehen davon, dass die Säfte sowieso so intensiv nach Apfel schmecken, dass man sie nicht 1:1 mit Wasser verdünnt, um noch Früchte herauszuschmecken, sondern durchaus auch 1 Teil Saft mit 3 Teilen Wasser und es schmeckt immer noch besser als der handelsübliche 08/15-Saft.

Die Tanks für die Apfelsäfte sind riesig!

So, das war jetzt eine unglaublich lange Einleitung zu einem sehr einfachen Rezept. Was ich aber noch immer nicht gesagt habe: Der Saft ist nicht einfach nur naturtrüb, sondern hat sehr viele Schwebstoffe, sodass man absolut gar nicht durchschauen kann. Daher wird auch das Gelee nicht durchsichtig, wie ich das sonst von Gelees kenne.

In Wien neigt sich die Hollerblütenzeit dem Ende zu, daher hier noch ein Link, wo man noch ernten kann: Click zu Stadtfrucht Wien



Man nehme:
1 l Apfelsaft
2 Bioorangen
10 - 15 Hollerdolden (je nach Größe)
1 Packung Gelierzucker 3:1
1 Hand voll Minze (ich: Orangenminze)

Die Blütendolden am besten an einem sonnigen Morgen pflücken, dann ist der Geschmack am intensivsten. Nicht waschen! Das ist wichtig, denn mit dem Blütenstaub würde man auch den Geschmack wegwaschen. Aber es verirren sich dennoch gern Insekten in die Blüten, daher lege ich diese immer auf ein Stück Küchenrolle oder ein Geschirrhangerl, nach ein paar Stunden sind die Viecher ausgewandert. Allerdings: Wenn man verlauste Dolden gepflückt hat, kann man lange warten, denn die wandern nicht aus. Solche Dolden pflückt man besser gar nicht erst. Und wenn man irrtümlich so eine Dolde erwischt hat, schmeißt man sie weg.

Die vorbereiteten Dolden übergießt man mit dem Apfelsaft. Die Orangen waschen und in Scheiben schneiden, auf die Blütendolden legen. Alles mit Folie verschließen und im Kühlschrank mindestens 24, maximal 48 Stunden durchziehen lassen.

Den Apfelsaft durch ein Sieb abseihen, am besten direkt in ein Einkochhäfen hinein. Die Orangenscheiben auch durch das Sieb auspressen, Blütendolden gut ausdrücken. Den Gelierzucker einrühren. Äpfel enthalten viel Pektin, daher kann man den Gelierzucker so unterdosieren, denn eigentlich wäre der nur für 3/4 l geeignet, man hat aber mehr als 1 Liter Saft. Keine Sorge, das geliert problemlos.
Während der Saft erwärmt wird, zupft man die Minzblätter vom Stängel und hackt sie fein. Den Saft mit dem Gelierzucker 3 min. durchkochen lassen, Gelierprobe machen. Ganz am Schluss die gehackten Minzblätter einrühren und alles in sterilisierte Gläser abfüllen. Ich nehme nur Gläser mit Schraubverschluss, denn die kann man gut auf den Kopf stellen, damit sich ein Vakuum bildet, was die Haltbarkeit erhöht.



Das ist definitiv das beste Holler-Gelee, das ich jemals produziert habe. Auch hier zeigt sich wieder: Je besser die Ausgangsprodukte, desto erfreulicher das Endergebnis.

Was ich nun auch noch anbringen muss: Man kann den Apfelsaft auch sehr gut einreduzieren. Ich trinke nicht so viel Saft, dass ich einen Liter so im Handumdrehen weggetrunken hätte. Bevor mir eine halbe Flasche im Kühlschrank liegen bleibt, koche ich den Saft um ca. 75 %  ein. Diesen Dicksaft kann man dann sehr gut verwenden für Marinaden, in die man sonst Honig oder Zucker hineingeben würde. Oder auch als Ersatz von Agavensirup oder Ahornsirup, zum Beispiel über Pancakes geträufelt.




 Das ist nun definitiv tierfrei, daher schicke ich meine Mamlad bei der Frau Esskultur vorbei.

tierfreitag


Und dann ist da noch das Holler-Event vom Gärtner-Blog, also noch ein Banner:

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