Mittwoch, 26. November 2025

Tausend kleine Freuden - Nigel Slater

 

 

Seit ein paar Wochen liegt ein neues Buch auf dem Nachtkästchen. Weil es von einem bekannten Kochbuchautor ist, schreibe ich gern drüber, auch wenn es kein Kochbuch ist. Nicht wie im "Wintertagebuch", in dem wenige Rezepte drinnen stehen, sondern wirklich gar keine. 

Aber von Anfang an, also zuerst zum Buch selber: Es ist ein gebundenes Buch mit Bändchen, wie ich das sehr gern mag. Es hat einen Schutzumschlag, eine Goldprägung und Strukturpapier. Insgesamt also ein wirklich hochwertig gemachtes Buch.

Zum Inhalt: Es sind Kurzgeschichten über die schönen Dingen des Lebens, in diesem Fall Essen, Reisen und Gärtnern. Es wäre aber zu kurz gegriffen, wenn man es bei dieser Beschreibung belässt, denn es ist die Art, wie Nigel Slater an alles herangeht: Die Hochachtung vor einer einzelnen Mango, die Zuwendung zu der Gastfreundschaft von Menschen, das Vergnügen daran, wie Pflanzen gedeihen sind echt schön. Diesen flüchtigen Momenten gibt er Raum und hält sie in diesem Buch fest, was ihnen Beständigkeit verleiht. Und es ist auch ein Buch, das Respekt und Toleranz gegenüber einfachen Dingen zeigt.

Der Stil von Nigel Slater ist unverkennbar. Er schreibt mit Leichtigkeit und Klarheit, sowohl in seinen Rezepten als auch in diesem Buch. 

Mein persönlicher Eindruck: Es ist grad nicht so leicht in meinem Leben, noch dazu kommt das Wiener Novemberwetter mit gefühlt durchgehendem Hochnebel, der kein Fitzerl Sonne durchlässt. Und dann kam dieses Buch daher, das einem zeigt, wie gut man sich an kleinen Dingen im Leben erfreuen kann. Es ist wirklich ein Schönwetterbuch, das nur gute Szenen des Lebens zeigt. Manche Kritiker beschreiben es als "süßlich" und "Realitätsflucht", aber es empfinde es als enorm tröstlich. Wahrscheinlich ist es kein Buch, das man in einem Zug durchlesen sollte, weil es eben die bitteren Seiten des Lebens komplett ausblendet, aber es ist ein perfektes Buch für das Nachtkästchen, das einem schöne Gedanken liefert und zeigt, wie man sich am Leben erfreuen kann. 

 

 

Fakten über das Buch:
ISBN: 978-3-7558-2019-2
Umfang: 432 Seiten
Erschienen: 9/2025
Ausstattung: Gebundenes Buch
Format: 134 mm x 208 mm 

 

Mehr von Nigel Slater hier am Blog: click 

 

Danke an den Dumont Verlag, der mir dieses Buch für die Rezension zur Verfügung gestellt hat. 

Dienstag, 18. November 2025

[Filmvorschau] Aufputzt is

 

 

 

Es gibt wieder einen österreichischen Weihnachtsfilm und noch dazu einen, bei dem man herzhaft lachen kann! Gery Seidl spielt nicht nur die Hauptrolle, sondern sein Weihnachtsprogramm war auch die Vorlage für diesen Film. Von der Besetzung her geben sich viele KabarettistInnen und diverse − meist österreichische − SchauspielerInnen die Ehre: Marlene Morreis, Mia Plamberger, Thomas Mraz, Maria Hofstätter, Johannes Silberschneider, Erika Mottl, Heinz Marecek, Roland Düringer, Stefano Bernardin, Okan Cömert, Thomas Stipsits, Anthony Curtis Kirby, Angelika Strahser, Lisa Eckhart, Angelika Niedetzky, Christopher Seiler, Faris Rahoma, Adele Neuhauser, Wolfgang Pissecker, Michael Steinocher, Aleksander Petrovic, Michi Buchinger und noch einige mehr.

Den Inhalt will ich wie immer nur kurz andeuten, damit nicht das halbe Vergnügen schon vorweg genommen ist: Gery Seidl spielt einen gestressten Bauleiter, der zwischen Familie, Weihnachtsfeiern und Baustelle herumgerissen wird. Als schlussendlich sogar die Ehe auf dem Spiel steht, verspricht er in völliger Selbstüberschätzung, in diesem Jahr die Weihnachtsfeier mit alles Drum und Dran selber in die Hand zu nehmen.

Auch wenn man es manchmal nicht mehr glauben kann: Natürlich ist das ein Weihnachtsfilm und so etwas braucht nicht nur in Hollywood ein gutes Ende, sondern auch in einem österreichischen Film. 

 

Der Film startet am 20.11.2025 in den österreichischen Kinos. 

 

Donnerstag, 13. November 2025

Fischfilet bonne femme

Als ich dieses Rezept von Melissa Clark in der New York Times (entsperrter Link) gefunden habe, wusste ich, das muss ich nachkochen. Es ist so ein typisches NYT-Rezept: Geht schnell, erfordert keinerlei Kochkenntnisse, schaut irre gut aus und schmeckt himmlisch!

Nun habe ich mich auf die Suche danach begeben, was dieses "bonne femme" bedeuten soll. Ich muss sagen, dass ich nun so klug wie vorher bin, denn es scheint so etwas wie "nach Hausfrauenart" zu bedeuten und keine nähere Definition zu haben. Die meisten Rezepte verwenden Pilze, aber nicht einmal das muss zwingend sein. Man ist auch bei diesem Rezept relativ frei in der Wahl der Zutaten: Es ist nicht zwingend notwendig, dass man Kabeljau verwendet, es gehen sicher sehr viele verschiedene Fischfilets. Auch bei der Wahl der Pilze kann man flexibel sein.

Wie immer habe ich das ein oder andere am Rezept geändert. Die Zitrone ist meine eigene Erfindung, die würde ich unbedingt wieder verwenden, weil die macht sich ausgezeichnet.


Für 2 Portionen

1 Hand voll Speckwürferl
100 g Champignons
1 Schalotte, geschält und in Würferl geschnitten
1 kleine Dose Schältomaten
1 TL Paradeismark
1 Hand voll Kirschtomaten, halbiert
⅛ l Weißwein
1/8 l klare Gemüsesuppe 
2 EL Mascarpone 
1 größeres Kabeljau-Filet ohne Haut (250 - 350 g)
5 Zweige Thymian
1 Bio-Zitrone (Schale abgerieben, Saft ausgepresst)
Salz
Pfeffer 


Zum Servieren: Baguette

 

In einer großen, ofenfesten Pfanne bei mittlerer Hitze den Speck knusprig und braun braten (dauert ca. 5 Minuten). Pilze und Schalotte dazugeben und mitbraten, bis sie weich und goldbraun sind (5 bis 8 Minuten).  

Backofengrill vorheizen. 

Die Paradeiser gleich in der Dose mit einem großen Messer zerkleinern. Diese Paradeiser, das Paradeismark, Suppe und Wein zu den anderen Zutaten in die Pfanne geben. Die gesäuberten Thymianzweige gleich ganz in die Sauce geben. Salzen und Pfeffern. Etwa 10 min. stark kochen lassen, bis die Sauce eingedickt ist. Dann Mascarpone unterrühren und die Kirschparadeiser einrühren. Mit Zitronensaft abschmecken. Alles noch einmal durchkochen lassen.

Während die Sauce einreduziert, den Fisch vorbereiten: Wenn nötig Gräten ziehen. In Portionsstücke schneiden, auf beiden Seiten salzen und pfeffern. 

Die Sauce in der Pfanne ein wenig zur Seite schieben und die Fischfilets einlegen. Die Sauce teilweise über die Filets löffeln. Die Pfanne unter den Grill schieben. Für dünne Filets 2-5 min, für dickere 5-10 min. Gardauer.

Die Pfanne mit Küchenhandschuhen (wichtig!!!) aus dem Ofen heben. Thymianzweige entfernen. Abgeriebene Zitronenschale über dem Fisch verteilen. Mit Baguette zum Auftunken der Sauce servieren.

 

Klappt auch sehr gut mit Jakobsmuscheln!

 

 

 

Freitag, 7. November 2025

Feigenmostarda


Dieses Jahr war bei mir auf Balkonien ein Feigenjahr wie noch nie! Ich konnte tatsächlich drei Ernten einfahren. Die letzte war sehr überschaubar, aber immerhin ein halbes Kilo war es. Und ich gestehe, ich konnte keine Feigen mehr sehen. Also hab ich sie für später haltbar gemacht, dieses mal nicht als Feigensenf, sondern als Mostarda. Viel davon brauche ich nie, denn sie schmeckt uns sehr gut zu Käse, aber viel mehr fällt mir nicht ein, daher war das halbe Kilo Feigen eine perfekte Menge.

In Italien ist die regionale Küche ja Programm. Mostarda wird hauptsächlich in Norditalien hergestellt. Um Cremona herum macht man Mostarda mit allen möglichen Früchten, um Mantova hauptsächlich mit Quitten. In manchen Regionen ist sie ordentlich scharf, in manchen milder. Manchmal ist Mostarda mit Fruchtstücken drinnen, manchmal ein Fruchtpüree. Also: Feel free beim Nachkochen!

 

 


Was man beachten sollte: Mostarda ist eine flüchtige Angelegenheit. Die Essenz ist heftig, aber das nur über ein paar Monate. Man sollte also immer nur kleine Mengen einkochen, weil das Aroma verfliegt relativ schnell.  Notfalls kann man die Essenz durch Senfpulver ersetzen, aber dann hat man Feigensenf, was auch gut schmeckt, aber keine Mostarda ist.

Man braucht Gläser, die entweder einen säurebeständigen Schraubdeckel haben oder wie hier kleine Weck-Gläser mit Glasdeckel. Je kleiner die Gläser, desto besser, weil viel braucht man nicht von der Mostarda und sie raucht noch schneller aus, wenn die Gläser einmal offen sind.

 

Mostarda macht man mit der nur in Italien in Apotheken erhältlichen Essenza di Senape. Auch in Italien ist es nicht so einfach, die zu bekommen, aber die meisten Apotheken können die Essenz bestellen. Es gibt auch Senföl zu kaufen in den Apotheken dort, aber das ist wieder etwas anderes.

Vor ein paar Jahren waren wir in der Gegend von Mantua auf Urlaub und haben dort auch eine kleine Manufaktur besucht, die hauptsächlich Mostarda herstellt und auch einen Ab-Hof-Laden hat, wo wir uns durchkosten konnten. Seither ist diese Essenza di Senape ein Pflicht-Ding, das ich jedes Jahr in Italien kaufe.

Es ist jedenfalls mit gutem Grund ein Totenkopf auf der Verpackung, denn diese Essenz ist stark ätzend! Ich trage den Topf mit den einzukochenden Früchten immer ins Freie, ziehe Handschuhe an und dann kommen auch nur ein paar Tropfen davon in den Fruchtbrei. Man sollte bloß nie auf die Idee kommen, direkt an der Essenz zu schnüffeln!


 

Zutaten:
½ kg Feigen
½ Zitrone, Saft und Schale
¼ kg Zucker
5 Tropfen Essenza di Senape  

Feigen waschen, trocknen und den harten Stielansatz abbrechen. Erst in kleine Stücke schneiden und dann pürieren. Mit Zucker, Zitronensaft und abgeriebener -schale in einem Topf gut mischen. Auf den Herd stellen, unter Rühren aufkochen und 5 min. gut durchkochen lassen.

Topf ins Freie stellen, mit Arbeitshandschuhen 5 Tropfen Senfessenz in den Topf geben, umrühren. Wenn man dabei flott arbeitet, kann man die Mostarda direkt in Gläser abfüllen und verschließen. Sonst noch einmal aufkochen und dann abfüllen.

 




 

 

Weil das ein ganz feiner Herbstgenuss ist, schicke ich meine Mostarda zu dem Event Herbstgenüsse für goldene Tage und dunkle Nächte, das Adele und Lukas von Yummy Lavender bei Zorra ausrichten.

 

Blog-Event CCXXIV - Herbstgenüsse (Einsendeschluss 15. November 2025) 


Dienstag, 4. November 2025

[Filmvorschau] In die Sonne schauen

 


Schauplatz des Films ist ein abgeschiedener Vierkanthof in der Altmark (dem Norden von Sachsen-Anhalt), auf dem vier Frauen in unterschiedlichen Zeiten aufwachsen. Alma (1910er), Erika (1940er), Angelika (1980er) und Nelly (2020er), deren Leben auf unerklärliche (und auch bis zum Schluss nicht erklärte) Weise miteinander verwoben zu sein scheint. Jede von ihnen erlebt ihre Kindheit oder Jugend auf diesem Hof, immer wieder begegnen ihnen Spuren der Vergangenheit in Form von unausgesprochenen Ängsten, verdrängten Traumata oder verschütteten Geheimnissen. "In die Sonne schauen" führt durch die Verästelungen der Gefühlswelten dieser vier Frauen. 

Es gab Szenen in dem Film, die ich schlicht nicht verstanden habe. Insgesamt war es für mich aber ein gut gemachter Film, in dem die Problematik von generationsübergreifenden Traumata durch die Augen von jungen Frauen gezeigt werden. Epische Breite muss man schon mögen, damit einem der Film gefällt.

 

Regie: Mascha Schilinski
Drehbuch: Mascha Schilinski, Louise Peter

Besetzung: 
Angelika: Lena Urzendowsky
Lenka: Laeni Geiseler
Nelly: Zoë Baier
Alma: Hanna Heckt

 

 



Der Film ist ab 7.11. in den österreichischen Kinos zu sehen.