Im Mittelmeerraum gibt es nicht eine Art von Küche, sondern in jeder Region eine spezielle. Dieser Tatsache hat Ben Tish nun ein ganzes Buch gewidmet, in dem es nur um die Küche der Küsten und Inseln im Mittelmeer geht. Gemeinsam haben sie alle, dass sie alle ihre regionalen Spezialitäten verarbeiten.
Dieses Buch ist das fünfte von Buchautor, Fernsehkoch und Küchenchef Ben Tish. Sehr nett finde ich seinen Zugang zur Mittelmeerküche: "Kochen Sie nicht nur mediterran, sondern genießen Sie auch so, wie man es aus den Mittelmeerländern kennt. Nehmen Sie sich Zeit, laden Sie Freunde und Familie ein, gießen Sie sich ein Glas Wein ein und decken Sie den Tisch." Dieser Geist zieht sich durch das ganze Buch.
Es finden sich 150 Fotos in dem Buch, die sind alle klar und appetitlich. Das Essen wird auch nicht quer über den Tisch verteilt, sondern wird immer schön auf Tellern, in Schüsseln oder Töpfen gezeigt. Leider finden sich nicht zu allen Gerichten Fotos.
Die 140 Rezepte sind gegliedert in die Kapitel "Nördliches Mittelmeer", "Östliches Mittelmeer", "Südliches Mittelmeer" und "Inseln". Innerhalb der Kapitel wird dann aber nicht zwischen den einzelnen Ländern getrennt. Gar nicht berücksichtigt wird die israelische Küche.
Die einzelnen Rezepte haben anfangs eine kurze Einleitung, dann sind sie gegliedert in Zutatenliste und Textteil für die Zubereitung − siehe dazu links das Bild.
Die Rezepte umfassen eine sehr schöne Bandbreite von klassischen bis zu neu interpretierten Gerichten aus den jeweiligen Regionen.
Die Zutaten sind nicht schwer zu bekommen. Ein Gang über einen Markt stimmt nicht nur auf das Mittelmeer ein, sondern auch auf das Nachkochen. In Wien sind wir ausreichend gut mit Fischgeschäften auf den Märkten versorgt. Das soll nun bitte nicht heißen, dass nur High End-Fischrezepte in dem Buch zu finden sind, zu denen man hochpreisige Zutaten braucht, denn da finden sich auch Gemüsepuffer, Rezepte mit Faschiertem (Hackfleisch), Salate oder Eintöpfe mit Hülsenfrüchten. Ich habe mich sehr ans Mittelmeer mitgenommen gefühlt bei diesem schönen Querschnitt.
Man braucht für die einzelnen Rezepte keine besonderen Kochkenntnisse oder ausgefallenes Küchenzubehör. Nur wenige Gerichte fallen unter die Rubrik "statt Zustellservice". Es wird in Summe schon das Kochen zelebriert und nicht das "Schnell-mal-zusammenrühren". Ja, es gibt natürlich Salatrezepte, aber es ist insgesamt ein Kochbuch im eigentlichen Sinn des Wortes
Was dieses Mal vollkommen an mir vorübergegangen ist, waren die süßen Rezepte. Es gibt sie sehr wohl, nur mir war nicht nach neuem Süßem, sonder nur nach schon bewährtem, daher habe ich nichts davon nachgekocht.
Wollen wir genauer reinschauen, was es da so gibt?
Hendlschnitzel mit gerösteten Dattelparadeisern und Gremolata
Gleich ein Volltreffer! So ein schönes Sonntagsessen! Ich hätte nicht gedacht, dass ich als Wienerin noch eine andere Variante von Schnitzel als der Wienerischen akzeptieren kann. Aber siehe da, ich kann ja doch!
Grüner Spargel, Ricotta und Minze
Das ist eine für mich ungewohnte Variante von Spargel gewesen: Er wird nur kurz gegart und dann mit aufgeschlagenem Ricotta, der mit Zitrone und Minze gewürzt wird, serviert. Das war definitiv die frischeste Spargelvariante, die ich kenne. Hat uns gut gefallen!
Gebackene Bohnen mit Paradeisern, Räucherpaprika und Blattgemüse
Dieses Gericht ist eine Mischung aus Baked Beans und Shakshuka. Im Buch werden die Bohnen mit Eiern serviert, es steht aber dabei, dass es auch mit geräuchertem Schweinefleisch passt. Daher habe ich einfach Salsicce zum Garziehen in den Bohneneintopf reingelegt und das hat sehr gut gepasst.
In Olivenöl geschmorte Zucchini
Ein ganz schlichtes Rezept, das durch Zugabe von Kräutern (für die Frische), Chili (für die Wärme im Mund) und gerösteten Mandelblättchen (für den Knusper) zu etwas Besonderem wird.
In Feigenblättern gebackener Lachs mit Fenchelgrün und Orange
Oh ja, so geht Sommerküche! Einige wenige feine Zutaten, kurz mal ins Rohr geschoben und schon ist man im Himmelreich! Das hat uns sehr, sehr gut geschmeckt und wird ganz sicher wiederholt.
Griechischer Salat
Ein Klassiker, von dem ich immer wieder froh bin, wenn mich ein Kochbuch dahin schubst. Es gibt ja wirklich viele Varianten davon, dieses Mal mit Minze und Dille. Das hat gut gepasst.
Moussaka aus East London
Sorry für das schiache Foto! Das Moussaka war hervorragend gut und das wird ganz sicher wieder einmal gemacht. Lamm und Zimt passen ja echt gut zusammen.
Zucchini-Feta-Puffer
Noch eine Variante meiner geliebten Zucchinipuffer! Davon kann man nie genug haben, finde ich. Und diese − mit Salzzitronen, Minze und Dille als Würze − ist sehr fein.
Dazu gab es den Tomatensalat mit roten Zwiebeln, der eine perfekte Ergänzung dieses Sommeressens war.
Mit N'duja gefüllte Tintenfische
Das war ein sehr, sehr feines Sonntagsessen, das ich im nächsten Posting vorstellen werde.
Was es nach dem Essen zu sagen gibt: Ein wirklich tolles Buch! Ich bin richtig reingekippt und konnte gar nicht aufhören mit dem Nachkochen. Lauter einfach nachzukochende Rezepte, die schön gelingsicher sind und keine Stolpersteine eingebaut haben.
ISBN 978-3-8310-5053-6
Erschienen: März 2025
Übersetzung: Annika Genning
Umfang: 304 Seiten
Größe: 199 x 252 mm
fester Einband (Mit Relieflack)
Über 150 Fotos und Illustrationen
Danke an den DK-Verlag, der mir das Buch für die Rezension überlassen hat.
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