Sonntag, 14. Juli 2013

Buchbesprechung: Kulinarische Katastrophen weltberühmter Köche

Wenn man im Leben mal keinen Grund hat zu lachen, dann greift man am besten nach diesem Buch: In "Kulinarische Katastrophen weltberühmter Köche" (Herausgeber: Kimberley Witherspoon, Andrew Friedman) erzählen Sarah Wiener, Heinz Winkler, Karl Ederer, Jean-Claude Bourgueil, Johann Lafer, Harald Wohlfahrt, Anthony Bourdain, Jamie Oliver, Ferran Adría, Heston Blumenthal, Léa Linster, Gabrielle Hamilton und andere berühmte Köche von diversen Küchenpannen. Wie wunderbar kommen einem da eigene Küchenpannen vor, wenn man liest, dass der Hummer für 3000 Gäste über Nacht schlecht geworden ist (Ferran Adrià) oder das Buffet einen Tag zu Früh beim Kunden angeliefert wird (Sarah Wiener).

Ich nehme nun wahllos ein Kapitel aus dem Buch und fasse es zusammen.

Klein aber mein - wie bei den Küchenpannen


Ein Koch, von dem ich vorher noch nie gehört hatte, ist Heinz Winkler. Er erhielt als jüngster Koch mit 31 Jahren drei Michelin-Sterne und als erster Koch das deutsche Bundesverdienstkreuz, hatte für internationale Persönlichkeiten gekocht und 1991 sein eigenes Hotel, die Residenz Heinz Winkler im Chiemgau eröffnet.
Er erzählt in dem Buch von einem Silvester-Bankett, das er gestalten sollte. Nachdem er im Jahr davor einen ganzen Hai präsentiert hatte, wollte er noch ein Schäuferl nachlegen und beschloss, ein ganzes Schiff aus Eis zu schnitzen. Da ja Winter war, war das Material nicht schwer zu beschaffen und er züchtete hinter dem Hotel über Tage hinweg einen drei Kubikmeter großen Eisblock. Dann stand er täglich Stunden in der Kälte und arbeitete ohne Rücksicht auf Frostbeulen und Verletzungen an dem Eisblock und erschuf ein riesiges Schiff unter vollen Segeln. Der Zeitdruck nahm immer mehr zu, da er neben den bildhauerischen Arbeiten auch noch ein Menü für 200 Gäste zu planen und zu kochen hatte. Eine Brigade von achtzehn Menschen unterstützte ihn, wo sie nur konnte. Zwei Stunden vor der Eröffnung des Buffets war das Schiff dann endlich fertig. Nur hatte sich bis dahin niemand überlegt, wie das Riesending durch die Hotellobby in den Saal gelangen würde. Die Mannschaft entschied, man würde das Schiff tragen. Nun ist aber Eis nicht so einfach zu tragen, da es bekanntlich rutschig ist. Zu zehnt schafften sie es, das Schiff auf zwei halbe Baumstämme zu heben. Die ersten Gäste trafen bereits ein, waren in Feierlaune und dachten wahrscheinlich, dass ihnen da eine Performance geboten würde, als zehn schwitzende, ächzende Männer mit roten Köpfen das Riesenschiff auf Baumstämmen quer durch die Lobby schleppten. Das monumentale Schiff gelangte gut durch den Saal und musste nur noch auf den Tisch gehoben werden.
Heinz Winkler schreibt, dass das, was dann geschah, ihn noch lange in seinen Träumen verfolgte: Mit letzter Kraft hievten die Männer das Schiff auf den Tisch, der jedoch dem Gewicht in keiner Weise gewachsen war. Die massiven Eichentische zerbrachen wie Zündhölzer, das stolze Schiff brach auseinander. Im Saal brach die Hölle los und Hysterie machte sich breit. Im Nebenraum warteten ein paar Hundert Menschen auf ihr Essen, das auch noch nicht fertig war.
Letztendlich wurde entschieden, das Schiff zu zerhacken und die Eisbrocken aus den Fenstern zu werfen. Innerhalb kürzester Zeit wurde das, was Heinz Winkler in vielen Stunden Arbeit geschafffen hatte, komplett vernichtet. Die stolze Fregatte endete als Abfall - und das noch vor ihrer Champagner-Taufe.



Ein Genussbild, nicht passend zur Geschichte, aber zu derzeitigen Jahreszeit.

16 Kommentare :

  1. Oh, Ugly Food auf Profiniveau!
    Das hört sich lustig an ;-)

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    1. Es ist wirklich witzig zu lesen - und so wohltuend!

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  2. Oh wie schön dieses Bild mit den Sonnenblumen, ich liebe diese Blumen, so in der Natur und als Biedermeier Strauß in der Vase immer wieder schön.
    Ja und diese "Katastrophen" der Köche, was für ein Dilemma bei so edlen Produkten und das es ein Buch gibt das habe ich jetzt hier erfahren, was hier geschrieben steht macht neugierig, nicht nur weil dann die eigenen Pannen so eine Art Peanuts sind, doch immer wieder ärgerlich aber menschlich und wo gehobelt wird gibt es Späne oder so, naja. Liebe Grüße und einen schönen Sonntag.

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    1. Sonnenblumen gehören auch zu meinen Lieblingen.Ich finde sie allerdings auch sehr traurig, wenn sie dann verblüht sind und die schweren Köpfe so hängen lassen.

      Ja klar passieren immer wieder blöde Sachen, das ist ganz einfach menschlich. Und es tut gut zu lesen, dass es auch solchen Menschen wie Heston Blumenthal nicht anders geht.

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  3. Das ist wahrlich ein Genussbild! Vielen Dank dafür!
    Im übrigen überlege ich gerade, ob ich mir das Blog-Lesen in nächster Zeit verbiete. Im Rahmen dieser Themenwoche bei Astrid "Jeden Tag ein Buch" habe ich mir jeden Tag mehrere Bücher bestellt ;-) Und jetzt lese ich hier bei Dir und muss schon wieder ein Buch kaufen gehen... nicht zu fassen!

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    1. Danke für die Blumen für die Blumen. :D

      Die Themenwoche ist ja nun eh vorbei. Deswegen hab ich mir auch die Haxen ausgerissen, dass ich die Bücher alle irgendwie unterbringe. Liegen aber noch genug herum, die auch besprochen werden wollen. Aber das werde ich dann in meinem Tempo machen und nicht so unter Zeitdruck.

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  4. Du bringst mich selbst an einem trüben Sommersontagmorgen zum Schmunzeln. Die Geschichte fällt definitiv in die Kategorie, erst denken, dann handeln. Ich habe solche Sachen schon zuhauf erlebt. Losgeprescht, getan, gemacht und dann, oh nein, das hatte ich noch gar nicht bedacht... ;-)
    Deine Sonnenblume ist wunderschön!
    Wünsche dir einen schönen Restsonntag!

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    1. Liebe Eva,
      das kenn ich eben auch so gut, dass ich erst mache und dann komm ich drauf: hoppla! Aber wenn ich etwas zum zweiten Mal machen muss, dann merk ich es mir auf jeden Fall, wie es richtig geht. ;)

      Danke für das Kompliment und auch die einen schönen Sonntag!

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  5. Ach Mensch, jetzt muss ich noch ein Buch bestellen. Ein bißchen tröstlich, dass auch den Profis was daneben geht. Und zu den Sonnenblumen haben die anderen ja schon was gesagt ;-)

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    1. Liebe Namensvetterin, die Buchwoche ist ja nun vorbei, damit hat das Kaufen ja für eine Weile ein Ende.

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  6. Das Buch muss ich lesen!
    Danke für Deine Besprechung und für Deine schönen Blumengrüsse! :-)
    Saluti
    Ariane

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    1. Hallo Ariane,
      es ist ein nettes Buch für ein Wochenende - jetzt müssten in Rom ja eh die Wochenenden sein, an denen man keinen Finger rühren kann, ohne sich in Schweiß aufzulösen. ;)

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  7. Ich bin ehrlich, ich bin schadenfroh in diesem Fall.
    Mit ein bisschen Nachdenken hätte das Schiff doch noch zur Taufe "gebracht" werden können.
    Allerdings hab ich auch Mitgefühl, soviel Arbeit für nix,..

    Die Sonnenblumen sind wunderschön, ich hab einige Bilder von Sonnenblumenfeldern im Burgenland gemacht,..ein unwahrscheinlich positiver Ausblick ist das, und das kann ich eh brauchen im Moment.

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    1. Stimmt, wenn man so organisiert ist, dass man alles vorher bedenkt, dann kann man viele Fehler vermeiden. Das denk ich mir auch immer, wenn ich wieder mal was in den Sand gesetzt habe. ;)

      Stimmt, Sonnenblumen machen immer gute Laune. Ich habe meine so gesetzt, dass ich sie vom Arbeitszimmer aus immer sehen kann. Das war der beste Platz, den ich aussuchen konnte.

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  8. das Buch hab ich, das ist wirklich unterhaltsam zu lesen!
    Und mir gefällt sehr gut, dass du nicht auf Amazon, sondern woanders hin verlinkt hast - vorbildlich (muss ich mich gleich an der Nase nehmen ;-), ich muss das in Zukunft auch so machen!)

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    1. Dieser Buchhändler verschickt auch ohne Versandkosten, daher finde ich es wert, ihn zu nennen. Selber kaufe ich aber in Buchhandlungen hier in Wien. Ich find es tragisch, wie ein Geschäft nach dem anderen zusperrt, da will ich nicht dazu beitragen.

      Falls es dich interessiert, hier Alternativen zu Amazon: http://www.falter.at/falter/2013/02/19/abschied-von-amazon/

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