Donnerstag, 12. September 2024

[Kochbuchbesprechung] Einfach mal Wild von Martin Kintrup

 

Was bin ich froh, dass es mittlerweile einige tolle Kochbücher gibt, die das Wild meiner Jugend, das in dicker Wurzelsauce ersäuft wurde, einfach zum Schämen in die Ecke stellen, wo es hingehört. Und genau so ein Kochbuch ist das hier. Aber zuerst zum Autor: Martin Kintrup ist gelernter Landschaftsökologe und schreibt seit vielen Jahren Kochbücher, etliche davon sind preisgekrönt. 

Wild ist ein Fleisch, das meiner derzeitigen Ernährung sehr entgegenkommt: Die Tiere leben stressfrei im Wald, sie bekommen weder Medikamente noch andere Nahrungszusätze, die Fahrt zum Schlachthof gibt es nicht. Und es regional.

Dieses Kochbuch zeigt Wild auf eine moderne, unkomplizierte und unaufgeregte Art: Die 70 Rezepte sind alle recht flott nachkochbar und man braucht keine dramatischen Zutaten oder Küchengerätschaften.


Auf dem Foto links sieht man das Inhaltsverzeichnis: Es ist nach Wild-Arten gegliedert. Hier erlaube ich mir, einen Bezugsquellentipp für Wien zu geben: Wenn man keinen Jäger kennt, gibt es die Möglichkeit, bei Wiener Gusto Wild zu bestellen. Salami und Wildschinken habe ich beim Pöhl am Naschmarkt gekauft.

Durch viele Tipps sind die Rezepte auch gut wandelbar: Zum Beispiel gibt es ein Kapitel mit verschiedenen Panierungen, ein anderes mit Marinaden, noch ein anderes mit möglichen Beilagen etc. Auch bei der Verwendung vom Fleisch sind nicht nur "Sonntagsstücke" wie Filet in Verwendung, sondern durchaus auch mal Faschiertes oder günstige Teile.

Dass der Autor auch Foodstylist ist, sieht man den Fotos wirklich an, denn die sind sehr appetitlich. Das Essen ist immer dort, wo ich es gern sehe: Auf Tellern, in Schüsseln, auf Tabletts etc.

Die Rezepte sind wie auf dem Foto links zu sehen gegliedert in ein Zutatenregister und einer Anweisung für die Zubereitung. Alles ist klar beschrieben und ist daher auch für Anfänger gut machbar.

Insgesamt finden sich etwa gleich viele Rezepte "für schön" wie für den Alltag, ebenso gleich verteilt sind die Rezepte mit Fleisch im Vordergrund/Fleisch im Hintergrund. Was mir fehlt, ist ein Register.

Und nun geht es ans Nachkochen.



Köttbullar mit Kartoffel-Erbsen-Stampf

Das Rezept funktioniert problemlos in den dafür angegebenen 35 Minuten. Uns hat es sehr gut geschmeckt.

Ich werde das Rezept im nächsten Posting vorstellen.



 

 

Baguette mit Salami und Grillpaprika

Nachdem meine Minipaprika sehr gut tragen, war das eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan. Die Paprika werden gegrillt und nach einer Ruhezeit zieht man die Haut ab, danach werden sie mit Honig und Rotweinessig mariniert. In der Zwischenzeit wird eine Ziegenfrischkäsecreme zubereitet, die auf die Baguettescheiben kommt, da drauf legt man Wildsalami. Als Topping kommen Basilikum und Paprika auf das Baguette. Aufwändig für "nur ein belegtes Brot", aber ausgezeichnet für einen feinen Starter in ein schönes Essen.



Pizza Bianca mit Wildsalami, Lauch und Chili-Honig

Ich muss ja sagen, dass der Chili-Honig, der ganz zum Schluss über die Pizza geträufelt wird, unsere Herzen im Sturm erobert hat. Chili, flüssiger Honig, edelsüßes Paprikapulver und Cayenne sind eine sehr geniale Kombination! Und der Rest von der Pizza war auch sehr gut: Bei mir kamen zusätzlich noch ein paar Würferl aus gebratenem Kürbis oben drauf, was sich super gemacht hat.

 Mini-Hackbraten

Eine sehr nette Idee, Hackbraten mal nicht großformatig zu machen, sondern portionsweise zu braten. Das verkürzt auch die Bratzeit. Gewürzt wird die Masse unter anderem mit Ayvar, was sich sehr gut macht!

 

Kräuterfilet mit Ofenrösti und Rahmpilzen

Ich musste ja doch auch mal ein Filet-Rezept ausprobieren und muss sagen, dass die Angaben, wie viel Grad das Thermometer anzeigen soll, super gepasst haben. Gerade für Fleischsorten, die man selten verwendet, finde ich solche Hinweise extrem sinnvoll. Aber auch sonst war es ein Rezept, das funktioniert hat und das für Gäste sehr gut machbar ist, weil man die Rösti einfach nur ins Rohr schieben muss.

Spaghetti mit Wildschinken und Eierschwammerln

Im Kochbuch heißt das Rezept "Cacio e Pepe", was soweit auch stimmt, als die Zubereitung wie bei Cacio e Pepe funktioniert, aber dann kommen noch gebratene Salbeiblätter, Wildschinken, Eierschwammerl und Knoblauch ins Spiel, was sie zu einer hervorragenden Jäger-Pasta macht, wie wir sie sofort umgetauft haben.

 

 

 

Was es nach dem Kochen zu sagen gibt: Wie man an der Menge der nachgekochten Rezepte sieht, hat es sehr viel Spaß gemacht, aus diesem Buch zu kochen. Es ist anfängertauglich und hat dennoch auch für alte Hasen wie mich jede Menge zu bieten.

Fakten zum Buch 
ISBN 978-3-7843-5755-3 
Umfang:144 Seiten  
Format: 19,5 x 25,5 cm
Hardcover mit Spotlackierung und Lesebändchen

Bestellen kann man das Buch wie immer beim Buchhändler ums Eck, direkt beim Verlag oder im Internet bei einem der vielen Buchhändler, die versenden.

Die Links sind alle keine Affilate-Links.

Danke an den Landwirtschaftsverlag Münster, der mir das Buch für die Rezension zur Verfügung gestellt hat.  

Donnerstag, 5. September 2024

Mortadella-Sandwich

20 Jahre kochtopf - Blog-Event CCXI - #neuaufgelegt (Einsendeschluss 15. September 2024)

Es gibt tatsächlich Blogs, die älter sind als meiner! Nun feiert Zorra wirklich ihren 20. Bloggeburtstag und aus diesem Grund koche ich sehr gern etwas aus ihrem Blog nach. Niemand geringerer als Anthony Bourdin hat dieses Mortadella-Sandwich erfunden, es hat wunderbar italienische Zutaten und wurde von Zorra für gut befunden, also war ich quasi gezwungen das nachzumachen.

Ich muss ja sagen, dass ich bisher das Schmelzverhalten von Provolone nicht kannte. Das ist aber wirklich sehr super! Vor allem löst sich dieser Käse nicht wie Schmelzkäse auf, sondern man kann ihn nach dem Braten gut mit einem Pfannenwender aus der Pfanne heben.

Anthony Bourdain und Zorra nehmen beide eine Kaisersemmel, ich hab ein gekauftes Olivenweckerl verwendet. Hat sehr gut gepasst.




Rezept für 2 Mortadella-Sandwiches
1 TL Olivenöl 
150 g Mortadella
4 Scheiben Provolone (ca. 100 g)
Senf 
Mayonnaise 

2 Olivenweckerl

 

 

 

 

 


 

 

 

 

Das Olivenöl in eine Pfanne geben, erhitzen und die Mortadella-Stapel in die Pfanne legen. Etwa 2 Minuten braten, bis die Wurst ein wenig angeknuspert ist, dann umdrehen. Den Provolone auf die Mortadella legen und zugedeckt braten, bis der Käse geschmolzen ist. Die Mortadella-Stapel aus der Pfanne nehmen. 

Die Olivenweckerl halbieren und in der benützten Pfanne die Schnittseiten anrösten. Weckerl aus der Pfanne nehmen, jeweils eine Seite mit Senf, die andere mit Mayo bestreichen. Mortadella-Käse-Stapel drauflegen, zumachen, servieren.



Das war wirklich ein köstliches Sandwich! Ich brauch nur ein wenig Grünzeug dazu. Meinen Radieschen-Kohlrabi-Salat, Krautsalat, vor allem aber die italienische Allzweck-Variante mit bissi Blattsalat, bissi Paradeiser, bissi Karottel, bissi Gurke stelle ich mir sehr gut dazu vor.


Sonntag, 1. September 2024

Foodierückblick auf Juli und August 2024

Gegessen

Zu meiner großen Freude hat die Taqueria la Ventana nun ein fixes Zuhause gefunden. Ich hab deren Tacos schon während der Lockdowns gegessen, da wurden sie aus einem Fenster im 3. Bezirk an einer Schnur runtergelassen. Danach waren sie im wunderschönen Palais Freiluft im Sommer zu bekommen. Das jetzige Lokal ist sehr klein und sehr bunt − wie ich mir eine mexikanische Taqueria vorstelle. Das Gedränge um die Tacos ist groß und man muss damit rechnen, dass man sich anstellt. Es gibt immer drei verschiedene Tacos und das so lange, bis alles ausverkauft ist. Mir haben alle drei sehr gut geschmeckt. Feines und unkompliziertes Essen!

 

Mit einer Freundin habe ich mich im Meinklang zum Spätstück getroffen. Herrschaftszeiten war das gut! Ich habe zwei pochierte Eier in Bergkäsesauce gegessen, dazu bekam ich eine ordentliche Kante vom Hausbrot serviert. Was mich ja am allermeisten gefreut hat: Der Teller war voll mit Wildkräutern, richtigen Wildkräutern. So vielen verschiedenen, dass ich gar nicht alle erkannt habe. Normalerweise schaut es so aus, dass ich auf der Speisekarte lese "Wildkräuter", dann kommen Asiasalate daher, wie ich sie auf Balkonien selber habe. Hier waren es echte Wildkräuter, die ganz wunderbar geschmeckt haben. Die Bergkäsesauce war auch zum Niederknien.

 

 

Ein Ausflug in die Wachau hat uns unter anderem zum Pulkers geführt. Dort gibt es echt den allerbesten Schweinebauch! Eh besten Schweinsbraten auch, aber der Bauch ist eine Klasse für sich. Dazu frisch gerissenen Kren und ein Wachauer Laberl vom Schmidl, die ja auch supergut sind. Der Krautsalat war auch nicht zu verachten.

Nachdem sich das alles schon herumgesprochen hat, sollte man reservieren, bevor man dort aufschlägt.

Noch ein Ausflug führte uns in den Tulbingerkogel. Es ist echt nett dort im Sommer: Man sieht über die grünen Hügel des Wienerwalds. Wir hatten einen Tisch auf der schattigen Terrasse, wo an einem brennheißen Tag der Wind sacht wehte. Also allein schon vom Ambiente her sehr fein.

Das Essen war auch gut. Auf dem Foto sieht man meinen Hirschrücken mit Eierschwammerl und Erdäpfelgnocchi. Das Fleisch war butterzart, auch alles andere war in Ordnung.



 

 

Mit zwei Freundinnen habe ich eine Maracujapflanze adoptiert. Die Entscheidung zur Adoption war sehr gut aus zweierlei Gründen: Ich wüsste nicht, wohin mit den ganzen Früchten nur für mich allein, aber auch dass ich mich mit den Freundinnen treffen MUSS, wenn die Früchte daherkommen. Dieses Mal waren wir wieder einmal im Café Ansari, das immer eine sichere Bank ist. Auf dem Foto sieht man mein überbackenes Croissant. Ein bissi jammern auf hohem Niveau: Ein wenig Marinade hätte dem Salat nicht geschadet. Sonst war es aber sehr gut! Auch hier: Man muss reservieren, denn das wissen sehr viele Leute, dass man hier gut isst.

 

Mit Freunden waren wir im Café Schillwasser in der Lobau. Das ist das Hofcafé zur "Kleinen Stadtfarm". Man sitzt so malerisch im Grünen unter großen Bäumen, dass man gar nicht glauben kann, dass man sich in Wien befindet. Essen gibt es vegetarisch und da eigentlich nur Sachen, die es aus eigenem Anbau gibt. Ein bisschen bemüht ist das meiste schon, aber die Waffeln sind gut ohne Wenn und Aber. Der Service ist nicht professionell, aber unglaublich nett, was alles andere wieder wett macht. Wirklich ein perfekter Platz, wenn man mal eine Auszeit von Wien braucht, aber nicht weit fahren will. Die Öffis bringen einen problemlos hin.


 

 

 

Gekauft 

Ich hab so meine Lieblingsbrote: Das Kittseer Holzofenbrot vom Ströck, das Französische Landbrot vom L'Amour du pain und nun dieses hier, das Hausbrot von Meinklang. Alle drei haben gemeinsam, dass es relativ helle Mischbrote sind, alle haben eine große, unregelmäßige Porung und eine recht knackige und dunkel ausgebackene Kruste. Die Haltbarkeit von diesem Brot ist auch lang. Wir haben an dem Riesentrumm eine Woche gegessen und auch gegen Ende der Woche war das Brot noch gut.

Dringende Kaufempfehlung!

Eine erstaunliche Entdeckung habe ich beim Pöhl am Naschmarkt gemacht: Es gibt Schwarzschimmelkäse! So etwas hatte ich davor echt noch nie gesehen. Er ist auch von Geschmack und Konsistenz anders als Blauschimmelkäse. Gar nicht cremig, sondern erinnert am ehesten an Feta, ist aber recht zart im Aroma und elegant im Geschmack.




Nachdem meine Lieblingsbäuerin mit ihrem Gemüsekistl Sommerpause macht, habe ich einige Male das Sommerkistl vom Adamah bestellt. Auch ein sehr schönes Kisterl, die Abwicklung ist erfreulich zuverlässig und sehr unkompliziert! Erdäpfel, Zwiebel, Mangold, Pimientos de Padron, Roma-Tomaten, ein paar Zwetschken, ein paar Trauben, ein paar Sommeräpfel und der erste Kürbis der Saison waren drinnen. Eine schöne Zusammenstellung und alles war im Nu verkocht.
Meine bereits erwähnten Maracuja von Crowdfarming sind gekommen. Wenig einfallsreich habe ich mit allen meinen 10 Maracuja die bewährte Marillen-Maracuja-Marmelade gemacht. Die schmeckt aber auch zu gut! Dieses Mal war ich brav und habe die Maracuja durch ein Sieb gestrichen, somit ist die Marmelade kernlos und schon eine größere Freude als mit Kernen. Wobei ich es optisch schöner finde, wenn die Kerne drinnen sind, aber esstechnisch ist es ohne Kerne netter.






Gekocht

Immer wieder gern essen wir Farinata, einen dünnen Fladen aus Kichererbsenmehl. Weil ich die Zutaten vergesse, habe ich mich dieses Mal bei Brigittas Kulinarium bedient. Wie immer bin ich erstaunt, wenn der flüssige Teig dann doch stockt.

Gefüllt habe ich den Fladen dann mit meinem Kichererbsensalat, in den dieses Mal auch noch tiefgekühlte Reste von einem Oktopus reindurfte.

Ein ganz wunderbarer Salat ist dieser von Hetty McKinnon, der auch in der New York Times veröffentlicht wurde, was immer ein Qualitätsmerkmal ist. Ich hatte tolle Pfirsiche, die habe ich statt der vorgeschlagenen Mango verwendet. Der Salat macht satt und glücklich.





 

Bei Petra habe ich diese Süßscharfen Reisnudeln mit Hackbällchen entdeckt. Auch dieses Mal hat mich Petras Empfehlung nicht enttäuscht und es war eines der wenigen Male, die ich bei 34 Grad gekocht und es nicht bereut habe!





August ist immer Pfirsichzeit bei uns, denn da gibt es welche vom Lorenz. Ich habe jede Menge als Kompott eingekocht, damit ich auch im Winter ab und zu Pfirsich Melba machen kann. Die Pfirsichsuppe war natürlich auch Pflicht. Und jetzt gibt es auf dem Favoritner Schreimarkt gerade Weinbergpfirsich, die richtigen, nämlich die kleinen so wie hier auf dem Foto, daher gibt es wieder diesen Salat.

Bei Frau Magentratzerl habe ich diese chinesischen gefüllten Garnelen gesehen und nachdem in meinem Gemüsekistel Pimientos de Padron drinnen waren, habe ich sie sofort nachgemacht. Sehr gut waren die!



Nachdem sich dieses Galetten-Rezept schon mit vielen Früchten bewähren durfte, habe ich sie nun auch mit weißen und gelben Pfirsichen versucht. Wir haben die Galette geliebt wie auch sonst. Der Teig ist einfach zu verarbeiten und man kann kaum etwas falsch machen.





 

Wenn ich zu viele Erdäpfel gekocht habe, dann mach ich gern damit Erdäpfelkäs. Normalerweise ist das einfach ein Brotaufstrich, aber bei der Hitze darf er auch mal als Teil einer Mahlzeit auf den Teller. Hier ganz einfach mit einer geräuchterten Forelle, ein bissl Blattsalaten und ein paar Paradeisern. Macht auf jeden Fall auch so glücklich!

 

 

 

 

 

Gesehen

Veni, vidi, vici war der Eröffnungsfilm beim diesjährigen Sundance Festival. Dass dieser Film dort so prominent vorgestellt wurde, ist schon eine große Auszeichnung. Die Regisseure Daniel Hoesl und Julia Niemann zeigen die quasi unberührbare Milliadärsfamilie Maynard, die ein scheinbar honigsüßes Leben führt. Die "Kleinigkeiten", die sich die Familienmitglieder herausnehmen, scheinen allen anderen egal zu sein. Das geht so weit, dass der Familienvater, der Jäger ist, keine Tiere, sondern Menschen jagen kann, ohne dafür in irgendeiner Weise Konsequenzen fürchten zu müssen. Das Geld scheint grenzenlose Möglichkeiten zu bieten, denn es werden Journalisten genau so gekauft wie Gesetze. Und niemanden scheint es zu stören. Ein Spielfilm über Demokratie und ihre Grenzen, der eigentlich eine Satire sein soll, aber mir war nie zum Lachen, nicht einmal zum Lächeln während des gesamten Films. Ich gestehe, dass mich die gezeigte Ausweglosigkeit, bei der die Gesellschaft dieser Handvoll Menschen genau nichts entgegensetzen kann, kurzatmig gehalten hat.

Es gab schon einige Previews in Open Air Kinos, offizieller Filmstart in Wien ist der 13.9.2024.

 

 

 

Favoriten von Ruth Beckermann ist eine Doku mit enorm viel Herz, aber auch mindestens genau so viel Hirn. Ruth Beckermann begleitete eine Volksschulklasse in Favoriten drei Jahre lang mit der Kamera. Sie zeigt, wie die Kinder miteinander und aneinander wachsen. Ilkay Ildiskut ist die Lehrerin der Klasse, die mit enorm viel Geduld die Kinder unter unglaublichen Umständen unterrichtet, denn in der Klasse sind 100 % Kinder nicht deutscher Muttersprache. Dass es solche Klassen gibt, weiß ich natürlich, weil ich wohne in Sankt Favoriten in der Nähe eine Schulzentrums. Wie der Unterricht dann in der Praxis aussieht, war mir aber nicht klar. Niemals werden im Film die Probleme direkt angesprochen, sondern es wird nur klar gezeigt, wie sich der Alltag und der Hintergrund der Kinder darstellt. Menschlichkeit mit all ihren positiven Aspekten steht im Vordergrund.

Der Film wurde schon bei der Berlinale gezeigt und hat dort den Friedensfilmpreis erhalten. Außerdem wird er demnächst bei der Diagonale wieder gespielt und ich bin sicher, dass er auch dort ausgezeichnet werden wird.

Dringende Empfehlung!

Auch hier gab es schon Previews in den Open Air Kinos, offizieller Filmstart in Wien ist am 19.9.2024.

 

 

Gelesen


Ein ganz entzückendes Buch hat Claudia vom Blog Dinner um acht geschrieben: Sie teilt nicht nur eines meiner Hobbys, nämlich das Reisen. Und das nächste Hobby: Küchen aus aller Welt. In ihrem Buch Trüffeltang, Ananas-Ameisen und die Fässer des Herrn Takahashi nimmt sie einen mit auf ihre Reisen rund um die Welt und vor allem schreibt sie über die Aromen, die sie kennengelernt hat. Ein Buch, das man an einem Tag am Strand sehr gern liest, sag ich euch aus Erfahrung.

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit einem Blick auf meinen Feigenbaum bekommt ihr gleich eine Vorschau, was im kommenden Monat bei mir oft auf dem Speiseplan stehen wird. Vor allem auf die Vergrößerung meiner Abteilung der Feigenblatt-Rezepte freue ich mich.

Ich drück euch alle ganz herzlich und schicke ein Zwickerbussi!

Montag, 1. Juli 2024

Foodierückblick auf Juni 2024

Gegessen

Der Turbohausmann hat mich ins Beef & Glory zum Brunch ausgeführt. Ich war so etwas von angenehm überrascht! Das Lokal ist supernett, der Service sehr souverän, vor allem aber das Essen so gut! Was hier aussieht wie ein simples "Weckerl mit was drinnen" war das Asian Filet Sandwich aus der Brunch-Karte. Das war eine bis ins letzte I-Tüpfelchen durchdachte Mahlzeit. Es war ein bissi Kimchi drinnen, was alles ein ganz klein wenig scharf gemacht hat, aber so gut dosiert, dass es eine Europäerin nicht schon zum Brunch aushebelt. Gurkensalat für noch mehr Biss, Sesam und Koriander waren dezent vorhanden, um den Asia-Charakter zu verstärken. Das Fleisch war perfekt gebraten, was bei so dünnen Scheibchen auch nicht wirklich einfach ist. Und schlussendlich das Weckerl: Genau so geht Banh mi! Das war nicht einfach Baguettebrot in kurzem Format gebacken. Es ist sehr wohl schön knusprig gewesen, aber die Krume war viel luftiger, also konnte man das Brot gut zusammendrücken und trotz der massiven Füllung abbeißen. Hut ab!

Weil ich gerade in der Nähe war, bin ich bei L'Amour du Pain reingefallen. Zum Glück gab es einen Sitzplatz für mich, so stand der ausgezeichneten Melange und dem ebenso feinen Mandelcroissant nichts im Weg. Eine so feine französische Bäckerei in absehbarer Entfernung zu haben, ist schon eine tolle Sache. Es durfte auch gleich wieder das französische Landbrot mit nach Hause.
 

Irgendwie hat es sich schon wieder ergeben, dass ich im Landtmann war. Spät war es und der Hunger groß, daher gab es diese Würstl mit Saft − in diesem Fall Debreziner, aber im überlangen Format, wie ich sie sonst als Sacherwürstl mit dem Brät von Frankfurtern kenne. Und gut waren sie! Die Semmel war ein wirkliches Handsemmerl, das auch schön knusprig war. Wieder einmal ein angenehmes Erlebnis.


Wenn ich in der Nähe bin, dann komme ich nur sehr schwer um das Motto auf der Mariahilfer Straße herum, ohne dort reinzufallen. Erstens ist der Schanigarten mitten auf der Mariahilfer Straße sehr nett, zweitens ist alles, was ich bisher dort gegessen, getrunken oder einfach nur gekauft habe, sehr gut gewesen. So auch dieses Mal: Die Melange war fein, das Plunderteilchen mit Vanillecreme und Weichseln ebenso. Sogar das so wienerische Gläschen Wasser zum Kaffee wird nie vergessen.

Ein unerwartetes Vergnügen war ein Essen im Genuss am Werk. Freunde von uns wohnen dort ums Eck und mit denen sind wir in das Restaurant gegangen. Das Lokal ist nett eingerichtet und das Essen wirklich gut. Es ist unkomplizierte Wiener Wirtshausküche, die wirklich gut schmeckt.
Auf dem Teller sieht man meinen Rostbraten mit Eierschwammerl und Serviettenknödel. Das Fleisch war fein rosa gebraten und zart. Die Schwammerlsauce war schön cremig und hat gut nach Wald geschmeckt. Die Serviettenknödel waren eindeutig mit Mehl gemacht, aber dennoch ganz okay. Insgesamt endlich einmal wieder das, was früher normales Wirtshausessen war. Sehr wohltuend.

Mit meiner Neigungsgruppe Kultur war ich im Museumsquartier. Die Ausstellung Avant-Garde und Liberation im Moma ist sehr empfehlenswert. Und wie immer waren wir bei der Gelegenheit miteinander essen. Es hat uns ins Kaan gezogen, allein schon wegen der wunderschönen Fliesen an der Decke. Wir sind im wunderbar ruhigen Schanigarten gesessen. Es gab einen Mittagsteller, nämlich Reisfleisch mit Gurken-Rahmsalat, dafür habe ich mich entschieden. Das Reisfleisch war ziemlich trocken, aber gut abgeschmeckt, der Salat hingegen perfekt. Was mich ja immer freut: Die hausgemachten Limonaden sind in vielen Lokalen gut, so auch hier: Eine nicht zu süße, zitronige Limo mit Eis und Minze hat den Durst an diesem Hitzewelle-Tag gut gelöscht.
Es staut sich enorm im Juni, bevor sich alle in Sommerfrische verziehen bzw. alles schleifen lassen im Juli und August in Wien, daher war ich schon wieder essen. Mit meiner Gymnastikgruppe war ich im Gasthaus Nestroy. Es ist dort immer nett, das Essen gut, der Service in Ordnung. Dieses Mal leider mit enorm lärmender Baustelle, die das gemütliche Beisammensein im Schanigarten recht rasch beendet hat. Aber das Essen konnten wir zumindest in Ruhe genießen. Für mich gab es gebackene Pilze mit Remoulade und Petersilerdäpfeln. Zum zweiten Mal in diesem Monat war das ein erfreuliches Wirtshausessen. Ganz einfach, ganz simpel, ganz gut.

Nun waren wir schon wieder brunchen. Und fein war es! Wir waren im Joma am Hohen Markt, einem Lokal der Figlmüller-Gruppe. Ich habe das Brunnenspiel-Frühstück genommen, das ist eindeutig benannt nach dem gleich neben dem Lokal liegenden Verlobungsbrunnen. Das Frühstück bestand aus Lachs mit Honig-Senfsauce, getrüffelter Eierspeise, Butter, Marmelade und Honig. Das Brotkörberl war zu meiner Freude mit Brot und Gebäck vom Öfferl bestückt. Der Kaffee und der O-Saft waren wie der Rest wirklich gut. Vor allem aber das Rundherum ist toll: Der schöne Brunnen und die Anker-Uhr, deren Spiel ich bei dieser Gelegenheit endlich wieder einmal in voller Länge gesehen habe.

Und hier kommt der monatliche Tichy-Besuch: Ich mag die Eisspaghetti vom Tichy sehr. Das Vanilleeis ist großzügig bedeckt von einer säuerlichen Fruchtsauce, oben drauf sind dann noch kandierte Orangenschalen, getrocknete Cranberries und geröstete, gehackte Haselnüsse und ein bissi geraspelte weiße Schokolade. 

Wie immer, wenn wir zum Tichy gehen, gibt es daheim nur einen kleinen Salat oder einen Teller Suppe, weil die Portionsgrößen sind enorm. Ein wirklich kleines Eis kann man drinnen im Salon eher nicht essen.




Gekauft

Immer wieder eine Freude ist der Hofladen von Meinklang. Das Brot ist ein Wahnsinn, man kann einen netten Kaffee dort trinken und ganz fein essen. Und einkaufen! Es ist ein wirklich schöner Hofladen mit Schwerpunkt auf biodynamischen Weinen aus dem eigenen Betrieb, aber auch tollem Gemüse, Milchprodukten, ein bissi Fleisch und Wurst.

Das hier ist eine der besten Leberpasteten, die ich kenne. Man darf sich keinen Schnickschnack wie "getrüffelt" oder so erwarten, sondern ganz einfach ein Brotaufstrich, aber ein wirklich sehr, sehr guter.

Eine der besten Bäckereien in Wien ist der Öfferl. Bitte diese Semmeln duften! Allein dort reingehen und einmal schnuppern ist ein Vergnügen. Sollte mal eine Semmel übrig bleiben, kommt die in den Tiefkühler und wird bei Bedarf aufgetaut. Mit diesen Bäckersemmeln geht das sehr gut und es staubt einem nicht bei den Ohren raus wie bei aufgebackenen Supermarktgebäck.

Da wir Freunde dort in der Nähe besuchen waren, sind wir bei der Gelegenheit gleich beim Biobeerengarten Hummel vorbeigefahren. Ich habe Himbeeren, Heidelbeeren und Ribisel zum Einkochen gekauft und war sehr begeistert von der Qualität der Früchte. Und weil ich nicht anders kann, sind mich auch noch diese Sachen im Hofladen angesprungen. Mittlerweile habe ich Essig und Sirup gekostet, beide sind sehr gut. Von der Schoki bekam ich wenig zu sehen, der Turbohausmann meinte aber, sie war okay.


Nachdem ich auf der Mahü war, habe ich beim L'Amour du Pain eingekauft. wir haben schon viel Glück, dass wir solche Bäckereien in Wien haben. Dieses französische Landbrot ist echt genial. Es ist sehr dunkel gebacken und das macht die tollste Kruste von überhaupt. Auch die Krume ist zum Niederknien! Und das Croissant ist sowieso eines der besten, die man sich vorstellen kann. 

 

 

 

Mein Paprikapulver war aus und die Grillsaison ist da, also brauchte ich Ajvar. Das war ein guter Grund, wieder einmal bei Biobalkan zu bestellen. Dieses Mal war ich klug genug und habe diese Misch-Box mit kleinen Gläschen mitbestellt. Die darf aber nicht bleiben, sondern die ist als Mitbringsel gedacht, wenn wir zu einer Grillerei eingeladen sind. 

Im Mai hab ich endlich mal Gelegenheit gehabt, Burrata von den Fratelli Valentino zu essen. Das Ergebnis war so überzeugend, dass ich nun endlich mal direkt in die Käserei gegangen bin. Es ist ein sehr hübsches kleines Geschäft, alle sind extrem freundlich und sowohl Ricotta als auch Burrata sind zum Niederknien gut.
Falls jemand das Rezept auf dem Foto nachmachen mag: Marillen halbieren, mit Olivenöl beträufeln, ein Büschel Thymian drauflegen und alles im Rohr backen (15 min. bei 180 Grad reichen, bei mir war es die fallende Hitze nach dem Backen, die genügt hat). Rausnehmen, Thymian runternehmen, Burrata drauflegen, zu zweit als Vorspeise oder allein als Hauptmahlzeit essen. Zum Umfallen gut!



Gekocht


 

Tagliatelle mit Garnelen-Bolo

Mein Lieblingsrezept von Tim Mälzer musste wieder auf den Tisch. Nudeln mit Garnelen kann bald mal jemand, aber die Seele von Bolo in einem Rezept einfangen eher weniger. Das ist mir einige Male beim Nachkochen aus dem Buch vierundzwanzigsieben aufgefallen, dass der Mälzer schon ein Meister seines Faches ist.
 

 

 

 

Senfkaviar

Weil mich das Schlemmerfilet bei Felix so angelacht hat, musste ich es nachmachen. Natürlich aber mit meinem Senfkaviar oben drauf. Für das Schlemmerfilet eine Nachkochempfehlung! Natürlich auch für meinen Senfkaviar, der immer alles besser macht, zum Beispeil schlicht und einfach in eine Salatmarinade reingeben oder auf einen Burger. Dieses Mal hab ich es geschafft, dass der Senfkaviar zu 100 % bio ist.

 




Kohlrabi in Estragon-Orangensauce mit den kleinen Erdäpfelknöderln
 
 

Jeden Frühling und jeden Herbst gibt es dieses Essen bei uns. Es ist so ein stimmiges Rezept, das dem Herrn Lafer da eingefallen ist. Also wann immer ihr französischen Estragon ergattern könnt, bitte denkt an dieses Rezept und macht es nach. 

 




Rucolasalat mit Feta im Speckmantel

Um diese Jahreszeit wuchert mein Salat immer sehr. Vor allem den Rucola kann ich alle paar Tage beernten. Da bietet sich so ein Salat natürlich sehr an. Geht schnell, ist unkompliziert und schmeckt garantiert.

 

 

 


 Schokoporridge mit Kirschen

Die Frau Rote Rübe macht mir immer wieder den Mund wässrig. Bisher hab ich Porridge nur im Winter gegessen, aber diese Variante mit dem Kakaopulver und den Kirschen schmeckt schon verdammt gut. Ich hab noch Zitronenverbene oben drübergestreut, was alles noch sommertauglicher gemacht hat. Also auch hier eine Nachkochempfehlung!


Rysteribs

Was um diese Jahreszeit zwingend notwendig ist, ist das Ansetzen von Rysteribs. Mein Fruchtjoghurt ist damit für mindestens eine Woche gesichert, denn die Ribisel gewinnen mit dem Einlegen in Zucker enorm.

Was ich mit den gekauften Ribiseln noch gemacht habe, ist Ribisel-Kaffee-Marmelade, Rote Grütze und Ribiselchutney.

Eiernockerl

Mein Salat ist nun auch abgeerntet und an seiner Stelle wohnen nun Kohlpflanzen. Ein Pflichtessen mit grünem Salat sind immer Eiernockerl.
Ich muss sagen, dass dieser Salat nun wirklich nicht mehr das frühlingshaft Knackige hatte, sondern schon recht feste Blätter. Noch nicht ledrig, aber eindeutig geht der Weg in diese Richtung. Damit weicht der Blattsalat nun anderen Salatgewächsen auf unseren Tellern.


Lauch-Sonneblumenkern-Aufstrich

Für ein Brunchbuffet mit den besten Nachbarn von allen habe ich diesen Aufstrich gemacht. Er wurde in Rekordzeit aufgegessen und auch mir hat er wieder sehr gut geschmeckt.






Gelesen

Der VKI (Verein für Konsumenteninformation) hat im heimischen Handel erhältliche Reissorten getestet. Sehr erfreulich für mich ist das Abschneiden vom heimischen Reis. Der steht in dem Test nämlich sehr gut da. Vor allem die Belastung mit Dünge- und Spritzmitteln ist beim heimischen Reis sehr viel besser als vom importierten.

Die heimische Kulinarik ist um eine Zeitschrift reicher: PopChop heißt sie und ist wirklich nett gemacht. Chefredakteurinnen sind Nina Mohimi und Simone Raihmann. Auch der Rest vom Impressum klingt eindrucksvoll. Hier gibt es kurz zum Reinlesen einen Teil eines recht kurzweiligen Artikels über japanische Esskultur von Katharina Seiser. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit PopChop weitergeht und werde die Zeitschrift natürlich verfolgen.

Relativ neu am Markt ist gaumenhoch, ein Zusammenschluss von einigen Gastrobetrieben und Produzenten. Für mich wird die Seite jedenfalls eine Fundgrube für Lokale mit vernünftigen Zutaten und verantwortungsvoll produzierenden Unternehmen sein. Ich werde mit großem Interesse weiter reinschauen, wer sich da noch anschließt und ob die Latte auch in Zukunft so hoch gelegt wird, wie sie es derzeit tut.




Das Foto stammt vom Favoritner Schreimarkt. Leider ist es kein Bauernmarkt, denn meines Wissens steht nicht ein einziger Bauer dort. Allerdings gibt es drei Standeln von lokalen Gärtnerinnen, die alles einigermaßen rausreißen. Das ist eines der drei Standeln und ich bin immer wieder gern dort. Derzeit allein deswegen, weil es so gut duftet! Der frische Lavendel und die Duftrosen sind echt toll. Die Kräuter eh auch. Wenn jemand fragt, wer dann sonst dort verkauft: Marktstandler. Ist eh okay, weil auch das ist ein ehrbarer Beruf, aber solche Standeln interessieren mich nur bedingt. Ironie ist, dass sogar das Marktamt diesen Markt Bauernmarkt nennt ...

Ja, das war wieder ein guter Monat. Ich hab jede freie Minute für "Sachen machen" genutzt. Ich hab mich viel im Museen herumgetrieben, bin im Kino gewesen, war gleich zweimal im Theater im Park, habe viele liebe Leute getroffen und war unpackbar oft essen. Daher war dieser Monat länger als die Geldbörse breit. Macht aber nicht allzu viel. Es kommen ja auch wieder andere Monate. Und weil der Sommer schon anklopft, werde ich meinem Blog nun eine Sommerpause gönnen. Euch allen schöne Tage und viele genussvolle Momente. Habt eine ganz feine Zeit! Ich schick euch ein Zwickerbussi!