Mittwoch, 29. April 2020

Nussbeugel



Eine Leserin hat mir letzte Woche einen Kommentar hinterlassen, dass man als Österreicherin zu einem Strudel nicht Kuchen sagen darf, sondern das heiße Beigel. Das hat mich ratlos hinterlassen, denn Beigel kannte ich nicht. Aber Beugel sehr wohl, allerdings ist das kein Studel. Es sind bitte noch keine Beugel auf dem Blog zu finden! Dabei Lieblingskipferl sozusagen. Nämlich viel Fülle, dünne Germteighülle. Genau so mag ich das. Die Form ist übrigens sehr charakteristisch: Die kleinen Kipferl werden nicht wie ein Halbmond geformt (siehe Mürbe Kipferln), sondern die spitzen Enden werden nach innen geknickt. Manche Bäckereien knicken Beugel einfach in der Hälfte ab, sodass quasi ein V entsteht. In jedem Fall werden Beugel gebeugt, daher auch der Name.

Das Rezept hat keine bestimmte Quelle. Die Nussfülle ist einfach meine übliche mit weniger Flüssigkeit und ungefähr 1 zu 1 Walnüsse und Haselnüsse. Ich habe einen recht fetten Germteig gemacht, weil der länger frisch hält und wir zu zweit keine 15 Beugel an einem Tag verdrücken. Also können schon, aber sollen nicht ...


Teig
125 g Butter
1 Prise Salz
⅛ l Milch
300 g Weizenmehl, glatt
50 g Backzucker (das ist ganz feiner Kristallzucker, ersatzweise Feinkristallzucker)
3 Eigelb
20 g Germ (frisch)

Fülle
250 g geriebene Nüsse, optimal 1:1 Wal- und Haselnüsse
1 EL Zucker
1 EL Honig
⅛ l Milch
(eventuell Brösel, optimal: Biskuitbröseln)
2 EL Rum (für den österreichischen Geschmack Inländerrum, für Leute, deren Geschmackssinn nicht so kaputt ist wie meiner: guter, nichtösterreichischer Rum)

1 Ei zum Bestreichen


So muss das: Füllung bis in die Spitze!


125 g Butter in ⅛ l Milch schmelzen. Die Milch sollte dabei nur warm, aber nicht heiß werden; passiert das trotzdem, dann unbedingt überkühlen lassen! Diese Mischung in eine Rührschüssel geben, die Germ fein hineinbröseln, die restlichen Teigzutaten dazugeben. In der Küchenmaschine 5 min. auf kleinster Stufe kneten, dann weitere 5 min. auf mittlerer Stufe weiterkneten. Die Rührschüssel mit einem Hangerl (Deutsche nehmen ein Geschirrtuch) abdecken und mindestens auf doppelte Größe aufgehen lassen, was ca. eine Stunde dauert.

Fülle herstellen: Nüsse fein mahlen. Milch mit Zucker, Honig und Rum aufkochen, die Nüsse einrühren. Dabei kurz weiterrösten und die Fülle zu einer festen Masse verrühren. Auskühlen lassen. Sollte aus irgendwelchen Gründen diese Masse nicht formbar sein, kann man noch einen EL (Biskuit-)Bröseln einarbeiten. Wenn alles ausgekühlt ist, etwa 35 g schwere Rollen aus der Masse formen und auf einen Teller legen. Insgesamt sollten es 15 Rollen werden. Die Rollen sollen spitz zulaufen, da die Beugel bis ganz zum Rand gefüllt sein sollen. Rollen in den Kühlschrank stellen und durchkühlen, was eh nur eine halbe Stunde dauert, weil die Rollen nicht so groß sind.

Wenn der Teig gut aufgegangen ist, mit der Faust zusammenstoßen. Ca. 40 g schwere Teigstücke abstechen und zu glatten Kugeln rollen. Bei mir sind es 15 Stück geworden, erstaunlicherweise waren Fülle und Teig gleich viel, was mir sonst selten gelingt! Man braucht die Arbeitsplatte übrigens nicht mit Mehl bestäuben, da dieser Teig so fettig ist, dass nichts picken bleibt. Die Teigstücke nach einander mit der Hand zu einer Handteller großen Platte formen. Nussfülle auflegen und den Teig schließen. Sanft rollen, damit sich Teig und Fülle miteinander verbinden. Die Enden der Beugel sanft zur Mitte hin drücken. Beugel mit der Naht nach unten auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen.

Backrohr auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.

Beugel eine halbe Stunde zugedeckt (Hangerl) ruhen lassen. Mit verquirltem Ei rundherum bestreichen. 25 min. backen. Auf einem Kuchengitter vollständig abkühlen lassen (also wer kann, sonst zumindest so lange warten, bis die Kipferl lauwarm sind).


So soll das aussehen: eine ausnahmsweise rosinenfreie Fülle wird von dünnem Germteig umhüllt.
Angeblich halten sich Nussbeugel einige Tage in einem luftdicht verschlossenen Gefäß. Ich kann dazu nur sagen, dass man die kümmerlichen Reste am zweiten Tag noch genau so gut essen kann wie am ersten Tag. So viel zum Thema, dass wir zu zweit keine 15 Kipferl an einem Tag essen können ...

Montag, 27. April 2020

[Genuss in rot-weiß-rot] Bärlauchbohnen

Was ich immer daheim habe, sind getrocknete Hülsenfrüchte. Wir mögen die sehr gern und sie sind wirklich lange haltbar. Nachdem ich den Vorratsschrank gesichtet hatte, war klar, es muss wieder einmal etwas davon aufgearbeitet werden. Ich finde es sehr nett, dass meine Mädels von Genuss in rot-weiß-rot sich mir anschließen und mit mir gemeinsam ein Rezept mit Hülsenfrüchten posten.


Für 2 große Portionen

200 g weiße Bohnen, über Nacht eingeweicht
2 Hände voll Bärlauch
3 EL Olivenöl
Schale und Saft einer Zitrone
Salz
Pfeffer
Chiliflocken

Eingeweichte Bohnen abseihen, in frischem Wasser weichkochen. Währenddessen die anderen Zutaten miteinander fein pürieren.

Die weichen Bohnen abgießen, dabei ein bis zwei Tassen vom Kochwasser aufbewahren. Die tropfnassen Bohnen in einen großen Kochtopf geben und mit dem Erdäpfelstampfer einige Male  stampfen, bis etwa ein Drittel der Bohnen ein Gatsch sind. Das Kräuteröl einrühren und alles ein paar Minuten schmoren, bis sich die Aromen vermischt haben. Sollten die Bohnen dabei zu trocken werden, daher immer wenn nötig, etwas vom Kochwasser dazugeben.

Mit Brot servieren. Oder auch mit Bratwürsteln und Brot, wie wir das gemacht haben.


So einfach kann kochen gehen. Uns hat es sehr gut geschmeckt. Ich denke, dass ich das im Sommer mit anderen Kräutern als Grillbeilage ausprobieren werde.

Dadurch, dass das Bärlauchöl ein paar Minuten mitgegart wird, vertrage sogar ich es gut. Was die Bohnen im Bauch anrichten, ist dann wieder ein anderes Paar Schuhe. Samin Nosrat, die das Buch "Salz, Fett, Säure, Hitze" geschrieben hat, meint, eine Prise Natron im Kochwasser würde Hülsenfrüchte besser verdaulich machen. Ich habe es ausprobiert, aber kann nicht sagen, dass sich irgendetwas geändert hätte.



Und nun zu den Rezepten meiner Mitstreiterinnen!

Brigitta: Bohnenlaibchen
Daniela: Bohnentorte
Friederike: Bohnen-Paprika-Gulasch
Petra: Bohnen-Bällchen-Pasta
Maria: Löwenzahnsalat mit Kichererbsen und Gänseblümchen

Donnerstag, 23. April 2020

Kalte Rote Rüben-Suppe

Eigentlich bin ich gar nicht so ein Fan von kalten Suppen. Wenn, dann im Sommer mal ein kühles Fruchtsüppchen, aber auch das nur alle paar Jahre. Diese Suppe habe ich nur gemacht, weil noch Rote Rüben und Buttermilch da waren. Noch dazu ist die Zubereitung so einfach, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass mich so eine Geschmackstiefe erwartet. Was man allerdings unbedingt braucht, ist frischer Kren. Laut Ursprungsrezept 1 TL, aber das ist uns viel zu wenig gewesen. Und Zitronensaft! Beide Zutaten sind wirklich nötig.

Laut Baltikum-Kochbuch ist das ein ganz klassisches Gericht, das schon zu Sowjet-Zeiten sehr beliebt war, und erlebt nun ein Revival. Wenn ich vor der Wahl stünde, ob ich lieber Gazpacho oder diese Suppe mag, dann wäre eindeutig diese Suppe der Sieger.


Zutaten für 2 Hauptspeisen-Portionen
400 g Rote Rüben (gegart)
Salz
weißer Pfeffer
3 Eier (7-8 min gekocht)
200 g (= ca. ½) Gurke
1½ EL gehackte Dille
2-3 Frühlingszwiebeln, fein gehackt
1 l Buttermilch (oder Kefir)
½ Zitrone, den Saft
1 EL frisch geriebener Kren
Dille zum Garnieren

Rote Rüben schälen und grob raspeln.  Gurke der Länge nach halbieren, die Kerne herausschaben, Gurke ebenfalls raspeln.  Eier schälen und grob hacken oder in Spalten schneiden. Kren reißen. Alle Zutaten bis auf die Eier miteinander verrühren. Mit Zitronensaft, Salz und weißem Pfeffer abschmecken. Eier auf die Suppe legen, mit abgezupfter Dille und Kren garnieren.


Im Kochbuch steht noch als Hinweis, dass man in Litauen diese Suppe üblicherweise mit Erdäpfeln isst. Dafür 500 g Babyerdäpfeln in Salzwasser kochen, bis sie gar sind. Abgießen und in 1 TL Pflanzenöl goldbraun braten. Salzen und auf Holzspieße gesteckt zur Suppe servieren.

Noch eine Anmerkung: Kefir ist saurer als Buttermilch, daher braucht man bei der Verwendung von Buttermilch mehr Zitronensaft.

Montag, 20. April 2020

[Buchbesprechung] Die baltische Küche von Simon Bajada


Enthält Werbung (Rezensionsexemplar, Verlinkungen, Namensnennungen) ohne Auftrag.

Estland, Lettland, Littauen − wer weiß mehr über das Baltikum? Sehr viel weiß ich nicht, schon gar nichts über das Essen. Das heißt nun nicht, dass ich mich besonders ungeschickt anstelle, sondern es gibt wirklich nur wenige Kochbücher über diese Region. Der blinde Fleck auf der kulinarischen Landkarte wird aber nun behoben durch dieses Buch. Sehr schön fand ich die Beschreibung des DK-Verlages: Die baltische Küche ist salzig wie das Meer, holzig wie die Wälder und süß wie wilde Früchte.

Der Autor Simon Bajada ist gebürtiger Australier, ausgebildeter Koch und lebt nun in Stockholm, wo er sich der Food-Fotografie und der Rezeptentwicklung widmet. Einen kleinen Einblick in seine Fotografie findet man beim Guardian.

Das Buch ist sehr schön gemacht: Es ist ein gebundenes Buch mit Farbschnitt und Prägung, das man gern in die Hand nimmt. Die Fotos sind klar und präzise, es kugelt kein Essen in der Gegend herum, Hände und Füße auf den Essensfotos bleiben uns erspart.

Sehr schön finde ich eine Doppelseite, die die Gerüche, die Geräusche, die Farben und die Geschmäcker des Baltikums beschreibt. Das fängt so schön das Feeling ein, das mich danach durch das ganze Buch begleitet hat. Man kann einen Blick ins Buch machen und genau diese Doppelseite beim Verlag sehen.

Der Autor stellt nicht nur klassische Rezepte vor, sondern zeigt auch Neuinterpretationen. Überhaupt muss ich sagen, dass dies das farbenfroheste Essen war, das ich jemals nachgekocht habe. Das war alles nicht nur eine Gaumenfreude, sondern auch eine Freude für die Augen. Gerade an diesen nicht immer einfachen Tagen war es ein Vergnügen, wenn man so ein Essen auf den Tisch stellen kann.

Generell scheint es, als wäre die Küche des Baltikums von säuerlichen Milchprodukten geprägt: Sauermilch und Sauerrahm sind in vielen der 68 Rezepten vertreten, von Suppen bis Süßwaren sind sie in allen möglichen Gerichten. Dille ist das Würzkraut, das in vielen Gerichten zu finden ist. Die harten Winter prägen üppige Rezepte (Sauerkraut-Eintopf mit Schweinefleisch und Graupen), die frühlingshaften Gärten servieren Rhabarber-Crumble, Fisch kommt aus der Ostsee und ist in vielen Rezepten präsent. Rezepte für Brote und Backwaren aller Art sind genau wie Getränke in dem Kochbuch vertreten. Es werden keine ausgefeilten Küchentechniken benötigt, um alles nachkochen zu können, sondern die Rezepte gehen leicht von der Hand.

Die Unterschiede in den drei Küchen werden erklärt: In Estland, dem nördlichsten der drei Staaten, ist eher die "New Nordic Cuisine" vertreten. In Lettland ist der russische Einfluss präsent, in Littauen findet man viele Spuren der jüdischen Küche. Die Rezepte sind in die Kapitel "Milchprodukte", "Von der Küste", "Aus dem Garten", "Vom Bauernhof", "Backwaren", "Süßes" und "Getränke" gegliedert. Einleitende Kapitel zu den einzelnen Staaten, dem baltischen Weg und allgemeinen Anmerkungen zu den Rezepten helfen, Wissen über die baltische Küche zu vermitteln. Die Zutaten sind zum allergrößten Teil leicht erhältlich (Supermarkt), es sind einige exotische Zutaten (Birkensaftsirup, Eicheln, Kama etc.) vertreten, wo man auch mal etwas im Wald sammeln kann, was ich sehr sympathisch finde, oder im Internet bestellen muss. Die exotischen Zutaten sind hauptsächlich für das Getränke-Kapitel nötig, das ich wirklich sehr spannend gefunden habe: Eichel-Kaffee hat meine Oma noch getrunken, aber ich habe keine Ahnung, wie der schmeckt oder wie man den macht, aber das Busch schafft Abhilfe. Kwass ist ein Getränk, das man anscheinend in vielen osteuropäischen Ländern kennt, das durch Fermentation zu Sprudel wird, und das Coca Cola den Markt am Baltikum streitig macht. Also da ist viel Spannendes zu finden, das noch vor mir liegt. Alle Rezepte klingen ohne große Verrenkungen machbar.

Nachgekocht habe ich natürlich auch!

Rhabarber-Kissel

Im Leben habe ich noch kein Kissel getrunken uns es war erstaunlich, denn dieses Gertränk wird mit wenig Stärkemehl angedickt, dass es in er Konsistenz ähnlich wie Nektar ist. Spannend! Ich werde im Laufe des Sommers mit diversen Beeren weiter experimentieren.

Blattsalat mit Sauerrahm-Dressing

Eine klassische, schnelle Beilage, die mit wenigen Handgriffen gemacht ist. Mit der Dille drinnen ein wenig Abwechslung, der Rahm macht den Salat angenehm kühl.
Mohnkuchen

Sehr spannend fand ich, dass bei dem Kuchen Kardamom in den Teig kommt. Ich habe mir die Freiheit genommen, mehr Fülle zu machen, weil ich eher die Füllungs- als die Teigesserin bin. In die Mohnfülle kommen keine Rosinen, sondern gehackte Cranberries, was gut geschmeckt hat.

Optisch sehr gefallen hat mir die Art, wie der Kuchen gemacht wird: Man schneidet den Strudel quasi in Scheiben, die aber noch zusammenhängen, dann zieht man die Scheiben abwechselnd nach links und rechts. Obwohl ich bei solchen Hübschmachsachen nicht besonders geschickt bin, ist mir das mit der Anleitung im Buch gut gelungen. Ich hatte die Sorge, dass der Kuchen dadurch vielleicht trocken wird, aber war echt nicht der Fall, sondern hat auch am nächsten Tag noch gut geschmeckt.
Räucherfisch-Remoulade

Das war ein überirdisches Rezept. Der Sellerie wird in Stifte geschnitten und eingesalzen, dann wartet man eine halbe Stunde. Dadurch zieht der Sellerie Wasser und wird weicher. Ich fand diese Konsistenz perfekt! Immer noch bissfest, aber schön knackig.
Wieder kommen Sauerrahm und Dille zum Einsatz. Beide Zutaten sind mir in der Zwischenzeit sehr ans Herz gewachsen, denn so viele Einsatzmöglichkeiten dafür kannte ich bisher nicht.
Grießschnitten mit Kardamom und Orange

Eines der wunderschön farbenfrohen Gerichte aus dem Buch, ein Augenschmaus! Und durch die Aromen von Kardamom und Orange auch im Winter schön frisch. Dazu isst man filetierte Gapefruits, was dem ganzen die Lieblichkeit nimmt. Ein Dessert, wie ich es mag, also nicht zu süß und mit dem Bitteren der Grapefruit sehr elegant.
Kalte Rote Rüben-Suppe

Das war mein absolutes Highlight und daher werde ich die Suppe auch vorstellen.
Nachtrag: Radieschen-Gurkensalat mit Dille

Einmal geht's noch: Da ist nicht viel mehr dran als das, was schon der Rezepttitel verrät, nur Salz, Pfeffer, Essig, Dille. Kein Öl! Dennoch: Ein ganz schneller Salat, den man durchaus empfehlen kann. Ich kannte die Kombination Dille-Radieschen noch nicht, deshalb habe ich den Salat ausprobiert und er hat geschmeckt.











Was unterm Strich zu sagen ist: Schnappatmung! Ich habe wirklich beinahe atemlos das Buch durchgeschmökert und konnte fast nicht aufhören zu kochen. Bitte kaufen!

Noch eine schöne Rezension findet man im Standard.

Fakten zum Buch
ISBN: 978-3-8310-3952-4
Erschienen: Januar 2020
Umfang: 224 Seiten
Format: 196 x 266 mm, fester Einband
Über 100 farbige Fotos

Bestellen kann man das Buch wie immer beim Buchhändler ums Eck, direkt beim Verlag oder im Internet bei einem der vielen Buchhändler, die versenden. Für Österreich hier eine Liste der Buchhandlungen mit Online-Versand.
Die Links sind alle keine Affilate-Links.
Danke an den DK Verlag für das Rezensionsexemplar. 





Freitag, 17. April 2020

[Kulinarische Weltreise] Georgische Melanzaniröllchen mit Walnussfülle - Badrijani Nigvzit

Weiter geht es auf Volkers Kulinarischer Weltreise durch Georgien. An sich ist das ein Rezept, das bestens für den Hochsommer geeignet ist, weil nämlich Melanzani jetzt absolut keine Saison haben. Aber ich gestehe, schön langsam hängen mir Wurzelgemüse bei den Ohren raus, daher war das eine willkommene Gelegenheit, gleich für den Sommer zu üben. Ich musste ja noch meine georgische Würzmischung aufbrauchen, Khmeli suneli heißt sie und ich habe sie Auge mal Pi nachgemacht. Schmeckt wirklich gut und ungewöhnlich. Es wäre kein Fehler, wenn man noch Granatäpfel zum Bestreuen hätte, aber die sind jetzt wirklich nicht mehr zu kriegen.

Ich habe im türkischen Geschäft sehr kleine Melanzani bekommen. Genau solche sind perfekt! Lieber eine kleine mehr nehmen als große Melanzani. Die normalen großen Melanzani machen wahrscheinlich eine heillose Sauerei beim Essen. Ich stelle mir auch das Handling beim Einrollen schwieriger vor mit den großen. Die hier waren genau ein Haps und weg. Perfekt für Fingerfood.

Im Originalrezept von Georgian Table steht, dass man die Nusspaste bis zu drei Tage vorher machen kann. Wir haben die Reste später als Brotaufstrich verwendet, klappt auch gut. Auf jeden Fall ist das gut vorzubereiten für Gäste.


100 g Walnüsse
1 kleine Zwiebel
Sonnenblumenöl (oder anderes geschmacksneutrales)
1 TL Khmeli suneli (ich: 2 Teile Koriandersamen, 1 Teil Chiliflocken und 1 Teil Bockshornklee zu Pulver gemörsert)
2 kleine Knoblauchzehen
1 rote Chili
Salz
1 Schuss Rotweinessig
1/16 l klare Suppe (ich: Gemüsesuppe)
2 EL Korianderblätter
2 Melanzani

100 Gramm Walnüsse in einer beschichteten Pfanne trocken rösten, bis sie eine schöne Farbe haben. Zwiebel klein schneiden und in Sonnenblumenöl braten, bis sie weich ist.
Die gerösteten Nüsse, das Khmeli suneli-Pulver, zwei Knoblauchzehen, Chili  eine ordentliche Prise Salz,  die Zwiebel und den Koriander in eine Küchenmaschine geben. Einen Schuss Rotweinessig und 1/16 Suppe (ersatzweise Wasser) dazugeben und alles zu einem Brei mixen. Ist diese Paste nicht streichfähig, noch ein wenig Suppe/Wasser dazugeben und noch einmal mixen.

Melanzani waschen, abtrocknen und der Länge nach in 5 mm dicke Scheiben schneiden (ich habe sie mit der Gemüsehobel gehobelt). Die Scheiben in Öl auf beiden Seiten braun braten. Die Melanzani sollen weich sein, aber noch nicht zerfallen. Zumindest überkühlen lassen. Dann die Paste auf die Scheiben streichen und einrollen.


Ich stelle mir das wunderbar vor, im Sommer am Abend auf Balkonien sitzen und diese Röllchen lauwarm essen. Das wird ein Projekt für die heiße Jahreszeit.


Blogger Aktion "Die kulinarische Weltreise" von @volkermampft hält in Peru

Hier kommen die Rezepte aller Mitreisenden:

Volker von Volkermampft mit Chashushuli - ein georgisches Gulasch
Ulrike von Küchenlatein mit Chartscho – Scharfe georgische Rindfleischsuppe
Ronald von Fränkische Tapas mit Tschurtschchela
 Wilma von Pane-Bistecca mit Shkmeruli - Georgisches Huhn in Milch gekocht
Conny von Mein wunderbares Chaos mit Chinkali - Teigtaschen aus Georgien
 Petra von Chili und Ciabatta mit Schqmeruli – georgisches Milch-Knoblauch-Hähnchen und ein Bohnen-Paprikasalat
Simone von zimtkringel mit Adzhika - scharfe Würzpaste
 Volker von volkermampft mit Chashushuli – ein georgisches Gulasch Rezept
Susanne von magentratzerl mit Chartscho - Rindfleischeintopf in Walnusssauce
Wilma von Pane-Bistecca mit Khinkali - Georgische Dumplings
Ulrike von Küchenlatein mit Georgischer Kirschkuchen
 Britta von Brittas Kochbuch mit Georgischer Apfelkuchen
 Britta von Brittas Kochbuch mit Tschanachi aus dem Slow Cooker
Wilma von Pane-Bistecca mit Georgische Auberginen/Badridschani 
Carina von Coffee2Stay mit Satsivi mit süßem Pilav-Reis
Sylvia von Brotwein mit Mzwadi – Georgische Schaschlik Spieße vom Grill
Petra von Chili und Ciabatta mit Mzwadi – georgische Grillspieße, gebratene Tomaten mit Walnüssen und Zucchini mit Knoblauch-Joghurt
Susanne von magentratzerl mit Ossetische Hefeteigfladen mit Spinat und Käse
Petra von Chili und Ciabatta mit Chanakhi - georgischer Lammeintopf mit Aubergine
Sylvia von Brotwein mit Spinat mit Walnuss – Spinatsalat georgischer Art
Sylvia von Brotwein mit Rote Bete Salat mit Walnuss auf georgische Art
Sylvia von Brotwein mit Chartscho – Georgischer Fleisch Eintopf
Sylvia von Brotwein mit Chatschapuri - georgische Käse-Brot-Fladen
Sascha von The Gourmet Apron mit Rezension: Olia Hercules – Kaukasis – Eine kulinarische Reise durch Georgien und Aserbaidschan
Britta von Brittas Kochbuch mit Odschakhuri
Ulrike von Küchenlatein mit Georgischer Kidneybohneneintopf mit fermentiertem Rotkohl
Britta von Brittas Kochbuch mit Chatschapuri und georgischer Salat mit Walnusspaste
Petra von Chili und Ciabatta mit Georgisches Lobiani – eine Art Chatchapuri mit Bohnenfüllung
Tina von Küchenmomente mit Gozinaki - Süßes aus Georgien
Petra von Chili und Ciabatta mit Pkhali – Rote Bete-Paste, Spinatpaste und ein nussiger Tomaten-Gurken-Salat
Frederike von Fliederbaum mit Kalte Walnuss-Granatapfel Sauce zu gebratener Forelle
Sabine von Schmeckt nach mehr mit Der Geschmack von Georgien und Rezept für Wildkräuter-Walnuss-Paste (Pchali) 

Dienstag, 14. April 2020

Financiers

Ja, Ostern ist nun vorbei und da steht doch glatt noch ein Gläschen mit Eiklar herum von meinen Pinzen! Wer mehr als zwei Eiweiße übrig hat, wird hier am Blog aber auch fündig. Was ich komischerweise noch nie gebloggt habe, was aber zu meinen Standardrezepten gehört, wenn ich in so einer Situation bin, sind Financiers. Die sind denkbar einfach zu machen und schmecken auch am nächsten Tag noch gut. Wer keine Financier-Formen hat, nimmt einfach andere kleinformatige Förmchen wie Madeleine-Formen. Die eckigen Formen haben den Baby-Küchlein ihren Namen gegeben, denn sie sollen wie Goldbarren aussehen.

Mein Rezept ist angelehnt an das von Pierre Hermé, allerdings ist das hier die Variation für Faule: Er macht natürlich eine ganz spezielle Pistazienpaste und ich bin sicher, dass das überirdisch schmeckt. Ich habe einfach die ursprüngliche Menge an Mandelmehl (sehr fein gemahlene Mandeln) durch geriebene Pistazien ersetzt, schmeckt auch super.


65 g Butter zu Nussbutter schmelzen
40g Mehl
60 g Staubzucker
50 g fein gemahlene Pistazien (wahlweise Mandel- oder Haselnussmehl)
2 Eiweiße

3 EL gehackte Pistazien zum Bestreuen


Meine Financier-Form ist recht klug, die muss ich weder fetten noch mit Mehl bestauben, aber das ist meine erste Form, die da so problemlos ist. Für alle anderen: Bitte die Form wie nötig vorbeiten. Backrohr auf 170 Grad Umluft vorheizen.

65 g Butter schmelzen, auf ganz kleiner Flamme sacht weiter erhitzen, bis sie zu hellbrauner Nussbutter geworden ist. Überkühlen lassen und filtern (feines Sieb).

Mehl, Staubzucker und gemahlene Pistazien in einer Schüssel mischen. Eiklar (nicht geschlagen) einrühren, dann die gefilterte Nussbutter einarbeiten. Man rührt da schon ein bisschen, bis alles zu einer ganz homogenen Masse geworden ist.

Masse in die vorbereitete Form geben. Die Financiers gehen ein wenig auf, daher die Formen nicht übervoll anfüllen, sondern ein bisschen Spielraum lassen. Mit den gehackten Pistazien bestreuen und 10-12 min. backen. Überkühlt aus der Form lösen.




Das Braune auf den Küchlein: Diese Financiers sind mit Praliné bestreut. Das ist eine Geheimwaffe für Süßes! Dafür Karamell herstellen, geröstete Haselnüsse einrühren und erkalten lassen. Alles in der Küchenmaschine mahlen, bis man den gewünschten Ausmahlungsgrad erreicht. Man kann das auch zu einer richtigen Paste mahlen, das ist dann die Grundzutat für Nuss-Nougat-Creme. Aber eigentlich ist das ein anderes Paar Schuhe ...

Das hier ist ein älteres Foto, offensichtlich vom Hochsommer, denn da habe ich eigene Himbeeren, Walderdbeeren und Nachtschattenbeeren, die ich einfach nicht los werde, auf die Financiers gelegt, in ein paar habe ich Nougat versenkt. Man kann also wirklich viele Varianten machen. Die Dinger klappen immer und werden auf diese Weise nie langweilig.



[Kulinarische Weltreise] Georgischer Käsefladen - Chatschapuri Adscharuli

Die kulinarische Weltreise geht weiter und macht nun Station in Georgien. Ich hab ja genau gar keine Ahnung von georgischer Küche gehabt! Aber ich habe viel gelesen und weiß nun, dass die georgische Küche ein Kleinod ist. Die verstehen dort echt was vom Essen, wie es mir scheint. Ich bin sehr dankbar, dass die virtuelle Reise dort hingeführt hat und ich wieder etwas dazulernen durfte.

Auch die Zubereitung von Chatschapuri war neu für mich. Ich habe meinen erprobten Pizzateig genommen, aber das Formen des Teiges auf diese Weise kannte ich noch nicht. Es hat auf Anhieb super geklappt und der Teig hat die doch größeren Käsemengen problemlos in der Form gehalten. Ja, der Käse: das Originalrezept sieht Sulguni vor, aber den bekommt man hier nicht. Ich habe also Auge mal Pi Käse vermischt, von dem ich gedacht habe, das könnte nach den Beschreibungen hinkommen. Kann sein, dass jeden Georgier der Schlag trifft bei meiner Mischung, dann sorry dafür, aber uns hat die gut geschmeckt.

Was anscheinend in der georgischen Küche nicht so ohne weiteres verzichtbar ist, ist Khmeli suneli, eine Gewürzmischung aus Schabziger Klee, Koriandersamen, Chili, Selleriesamen, Basilikum, Petersilie, Dill, Bohnenkraut, Lorbeer und essbaren Tagetes. Schabziger Klee ist recht ähnlich dem Bockshornklee, den ich immer daheim habe, und ist anscheinend bei dieser Gewürzmischung die hauptsächlich geschmacksgebende Komponente. Im Internet wird diese Gewürzliste in fast allen Rezepten drastisch verkleinert − aus Gründen! Ich habe essbare Tagetes im Sommer auf Balkonien und für die habe ich dann endlich eine Verwendung, aber im Moment schaut es mau aus. Ich habe mich anderen Rezepten angeschlossen und lediglich 4 TL Bockshornklee, 1 TL Koriander und 1 TL Chiliflocken miteinander im Mörser fein gemahlen, alle Kräuter habe ich gnadenlos durch 2 EL Bärlauch ersetzt. Auch hier hoffe ich, dass ich nicht in die georgische Kulinarikhölle komme deswegen.

Noch ein Wort zu den ersten drei Fotos: Leider verschwinden die immer wieder, weil ein extrem doofer Algorhythmus die als Geschlechtsorgane identifiziert und löscht. Sorry für meine unanständige Anleitung zum Teigformen ...



Für 2 Stück (= 2 größere Portionen ähnlich 2 Pizzen)

Teig
300 Gramm Mehl (glatt)
180 Gramm Wasser
1 TL Salz
1/3 Würfel frische Germ
3 TL Olivenöl

Füllung
100 g Mozarella
120 g Feta
1 EL geriebener Parmesan
1 TL Khmeli suneli (siehe oben)
4 Eier
Kräuter zum Bestreuen (hier: entsprechend der Jahreszeit 2 EL Bärlauch)

Der Teig ist nicht typisch geogisch. Es hat so ziemlich jedes Rezept seinen eigenen Teig, daher habe ich mir erlaubt, meinen Germteig für alle Fladen wie Flammkuchen, Pizza etc. zu verwenden. Man kann den Teig bis zu einer Woche vorher vorbereiten − alles gut verkneten, eine Stunde gehen lassen, dann in eine geölte, gut schließende Form geben und im Kühlschrank parken. Der Teig wird sogar besser, wenn man ihn ein paar Tage vorher vorbereitet.

Teig aus dem Kühlschrank nehmen. Das Rohr mit Pizzastein auf 240 Grad vorheizen. Den Teig in zwei gleich große Teile teilen. Teig rund ausrollen, dann die Ränder von links und rechts zur Mitte einrollen, die Ränder oben und unten fest miteinander verzwirbeln. Die eingerollten Teigränder wieder ausrollen, bis nur mehr am Rand eine Rolle ist. Teiglinge zudecken und 15 - 20 min. zugedeckt gehen lassen.

Die Eier nacheinander aufschlagen. Es empfiehlt sich, zwei Eier mit intakt gebliebenem Eigelb einzeln in kleine Schüsselchen zu füllen, den die braucht man dann noch. Die beiden anderen Eier werden mit den geriebenen Käsen und der Hälfte der zerkleinerten Kräuter verrührt.

Die aufgegangenen Teiglinge mit der Käsemischung bestreichen und direkt auf den Pizzastein legen. Wer hat, nimmt eine Backmatte,  Backpapier kann bei diesen Temperaturen in Flammen aufgehen. Das Rohr auf 220 Grad herunterdrehen und die Chatschapuri direkt am Stein 15 min. backen, bis der Teig ein wenig Farbe angenommen hat. Chatschapuri herausnehmen, die Käsemischung von der Mitte zur Seite schieben, je ein Ei hineingleiten lassen. Noch einmal 5 min. backen. Wenn Belag und Teig appetitlich braun sind, herausnehmen. Mit den restlichen Kräutern bestreuen und sevieren.





Wir waren sehr angetan von diesen köstlichen Stücken. Zur Wiederholung vorgesehen!

Die restlichen kulinarischen Reisebeiträge werde ich verlinken, wenn ich sie kenne, was am Ende der Monats sein wird.




Blogger Aktion "Die kulinarische Weltreise" von @volkermampft hält in Peru

Hier kommen die Rezepte aller Mitreisenden:

Volker von Volkermampft mit Chashushuli - ein georgisches Gulasch
Ulrike von Küchenlatein mit Chartscho – Scharfe georgische Rindfleischsuppe
Ronald von Fränkische Tapas mit Tschurtschchela
 Wilma von Pane-Bistecca mit Shkmeruli - Georgisches Huhn in Milch gekocht
Conny von Mein wunderbares Chaos mit Chinkali - Teigtaschen aus Georgien
 Petra von Chili und Ciabatta mit Schqmeruli – georgisches Milch-Knoblauch-Hähnchen und ein Bohnen-Paprikasalat
Simone von zimtkringel mit Adzhika - scharfe Würzpaste
 Volker von volkermampft mit Chashushuli – ein georgisches Gulasch Rezept
Susanne von magentratzerl mit Chartscho - Rindfleischeintopf in Walnusssauce
Wilma von Pane-Bistecca mit Khinkali - Georgische Dumplings
Ulrike von Küchenlatein mit Georgischer Kirschkuchen
 Britta von Brittas Kochbuch mit Georgischer Apfelkuchen
 Britta von Brittas Kochbuch mit Tschanachi aus dem Slow Cooker
Wilma von Pane-Bistecca mit Georgische Auberginen/Badridschani 
Carina von Coffee2Stay mit Satsivi mit süßem Pilav-Reis
Sylvia von Brotwein mit Mzwadi – Georgische Schaschlik Spieße vom Grill
Petra von Chili und Ciabatta mit Mzwadi – georgische Grillspieße, gebratene Tomaten mit Walnüssen und Zucchini mit Knoblauch-Joghurt
Susanne von magentratzerl mit Ossetische Hefeteigfladen mit Spinat und Käse
Petra von Chili und Ciabatta mit Chanakhi - georgischer Lammeintopf mit Aubergine
Sylvia von Brotwein mit Spinat mit Walnuss – Spinatsalat georgischer Art
Sylvia von Brotwein mit Rote Bete Salat mit Walnuss auf georgische Art
Sylvia von Brotwein mit Chartscho – Georgischer Fleisch Eintopf
Sylvia von Brotwein mit Chatschapuri - georgische Käse-Brot-Fladen
Sascha von The Gourmet Apron mit Rezension: Olia Hercules – Kaukasis – Eine kulinarische Reise durch Georgien und Aserbaidschan
Britta von Brittas Kochbuch mit Odschakhuri
Ulrike von Küchenlatein mit Georgischer Kidneybohneneintopf mit fermentiertem Rotkohl
Britta von Brittas Kochbuch mit Chatschapuri und georgischer Salat mit Walnusspaste
Petra von Chili und Ciabatta mit Georgisches Lobiani – eine Art Chatchapuri mit Bohnenfüllung
Tina von Küchenmomente mit Gozinaki - Süßes aus Georgien
Petra von Chili und Ciabatta mit Pkhali – Rote Bete-Paste, Spinatpaste und ein nussiger Tomaten-Gurken-Salat
Frederike von Fliederbaum mit Kalte Walnuss-Granatapfel Sauce zu gebratener Forelle
Sabine von Schmeckt nach mehr mit Der Geschmack von Georgien und Rezept für Wildkräuter-Walnuss-Paste (Pchali) 

Donnerstag, 9. April 2020

Grapefruit mit Karamell-Honig auf Kardamom-Ingwer-Joghurt

Das ist ein Rezept, das wir innerhalb von zwei Monaten dreimal gegessen haben. Und das heißt schon etwas, denn ich bin ja die, die sehr gern Neues ausprobiert und selten zweimal dasselbe isst. Noch dazu geht das Rezept kinderleicht! Man muss sich sicher arg anstrengen, um etwas bei diesem Gericht zu verhauen. Scharf sollte man allerdings mögen, wenn man das nachmacht, denn der kandierte Ingwer bringt davon schon einiges mit.

Hier habe ich den karamellisierten Honig ins Joghurt gerührt, was ich sehr empfehlen kann, einfach weil es dann einfacher beim Essen ist.


Für 2 Portionen (Frühstück oder Dessert)

1 Grapefruit
35 g Honig
200 g griechisches Joghurt
1 Prise Kardamom (ungefähr die Samen von drei Kapseln grünem Kardamom gemörsert)
2-3 Stücke kandierter Ingwer (etwa 50 g), fein gehackt
40 g Pistazien, gehackt

Die Grapefruit so schälen, dass man auch die weiße Innenhaut wegschneidet. Die geschälte Frucht in fingerdicke Scheiben schneiden.

Honig in einer beschichteten Pfanne erhitzen, bis er Blasen wirft, dabei die Pfanne immer wieder schwenken. Wenn der Honig intensiv nussig riecht (dauert ein paar Minuten), die Grapefruitscheiben mitsamt dem ausgetretenen Saft in die Pfanne geben. Noch einmal erhitzen und die Grapefruit wenden, damit sie ganz vom Honig überzogen ist. Alles in eine Schüssel geben und 10 min. abkühlen lassen.

Joghurt, Ingwer und Kardamom in einer zweiten Schüssel vermischen. Auf zwei Tellern verteilen. Grapefruitscheiben dazulegen, mit dem karamellisierten Honig beträufeln, mit Pistazien bestreuen.



Rezeptquelle: Made in London − das Kochbuch

Montag, 6. April 2020

[Buchbesprechung] Made in London - das Kochbuch von Leah Hyslop

Enthält Werbung (Rezensionsexemplar, Verlinkungen, Namensnennungen) ohne Auftrag.


Wenn man das Buch aufschlägt, dann wirkt es gleich very british: Man wird de facto empfangen von einem Londoner Stadtplan, der natürlich nicht wirklich einer ist, denn in erster Linie zeigt das Bild, wie sich die Themse wie eine dicke Lebensader durch die Stadt windet, danach findet sich das Zitat: "Essen und Trinken mäandern wie die Themse durch Londons Geschichte". Und damit ist man dann auch schon mitten drin in London und im Buch.

Die Autorin Leah Hyslop ist echt jung! Zumindest schaut sie auf dem Foto auf ihrer HP so aus. Ich bin ja immer wieder erschüttert, was manche Leute alles leisten können in wenigen Jahren: Sie ist Food- und Lifestyle-Journalistin, Redakteurin seit mehr als zehn Jahren, ist Food Director beim "Sainsbury's Magazine", dem größten Lebensmittel-Magazin Großbritanniens, zuvor war sie sieben Jahre bei "The Telegraph". Ihre Artikel finden sich in Magazinen wie "Metro", "The i", "The Times", "Foodism", "Eater" und "Londonist". Sie lebt in East London und ist stolze Besitzerin einer großen Sammlung an Kuchenbackformen, was sie gleich sehr sympathisch macht.

Das Buch ist gegliedert in die Kapitel "Einführung", "Frühstück & Brunch", "Vorspeisen & Snacks", Fünfuhrtee", "Lon-Dinner", "Desserts", "London bei Nacht", "London flüssig", dann kommen noch Literatur und Register. Am Beginn jedes Kapitels steht ein Zitat, in den Kapiteln finden sich immer wieder doppelseitige Fotos und Texte zu allen möglichen London-Food-Themen, zum Beispiel so etwas Ketzerisches wie Kaffee in London, natürlich auch Tee, Pies and Mash, Essen und die Themse, London im Gin-Rausch etc. Man bekommt also nicht "nur" Rezepte, sondern es wird viel "London-Feeling" mitgeliefert.

Was mir bei den Rezepten sehr gefallen hat: Es gibt sowohl ganz klassische Rezepte wie Fisch and Chips als auch Neuinterpretationen. So bunt und quer durch das ehemalige britische Empire sind die Rezepte: Von Mac 'n Cheese über Pho bis zu Scones findet man mehr als 100 Rezepte, da ist wirklich für jede/n etwas dabei, von üppigem Soulfood über Streetfood, Getränke bis zu leichten modernen Rezepte.


Los gehts mit dem Kochen!

Fish and Chips

Nicht nur das Rezept findet man in dem Buch, sondern auch gleich eine Liebeserklärung an dieses Gericht. Ich wusste nicht, dass dieses britischste aller Gerichte nicht aus England kommt, sondern von einem jüdischen Einwanderer stammt. Sogar Charles Dickens schreibt in seinem "Oliver Twist" von einem "Bratfischladen" und der spätere amerikanische Präsident Thomas Jefferson aß in London "nach jüdischer Art gebratenen Fisch". Leider haben wir bei unserem London-Besuch nicht so gute Fish (in Bierteig) and Chips (in kaltem Öl zugestellt) bekommen wie dieses Rezept es zeigt.



(Erbsenmash nach diesem Rezept.)

Grapefruit mit Karamellhonig auf Kardamom-Ingwer-Joghurt

Dieses Rezept stelle ich vor, denn nicht nur ich, sondern auch der Turbohausmann ist dem verfallen.
 Mac and Cheese

Das ist eine Neuinterpretation, die eigentlich Maccheroni mit Käse, Pilzen und Knoblauch-Thymian-Bröseln heißt und damit auch gleich klärt, was hier anders ist als bei dem bekannten Gericht. Uns hat es sehr geschmeckt, denn es kommt mit drei verschiedenen Sorten Käse auf den Tisch, gebratene Champigons und Senfpulver sorgen zusätzlich für Aromen.




St Emilion au Chocolat

Ein ganz einfach zu machendes Dessert, das in die Abteilung  "Soul Food" gehört: eine sehr reichhaltige Creme aus Schokolade, Butter und Zucker, aromatisiert mit Cognac, hat uns an einigen Abenden aus der derzeitigen Tristesse gerettet.












Jakobsmuscheln mit Roten Rüben, Äpfeln und Haselnüssen

Eine ganz geniale Kombination! Die roten Rüben werden nicht gegart, daher sind die Chioggia schön gestreit und die Rüben schmecken weniger erdig. Meinen ersten Estragon konnte ich auch verwenden. Also in Summe ein sehr kräuteriges Geschmackserlebnis, das voll unseren Geschmack getroffen hat.

Frühstücksmartini

Von wegen Rettung aus der derzeitigen Tristesse: So schlimm, dass wir einen Martini zum Frühstück brauchen, ist es zum Glück noch nicht. Bei uns war es ein wunderbares Getränk an einem der ersten Abende, die man bei Sonnenuntergang noch auf Balkonien sitzen kann. Der Martini besteht aus Cointreau, Gin, Orangensaft, Zitronensaft und − tataaaa: Orangenmarmelade. Das geht sogar für mich, die ich nicht so die Trinkerin bin, aber das ist ein höchst erfreulicher Aperitiv gewesen.




Und unterm Strich? Ein sehr gelungenes Buch. Ich kann nur sagen: Volltreffer! Die Rezepte sind gelingsicher und bieten für jede Lebenslage das richtig Gericht. Von ganz klassischen bis zu neuen und neu interpretierten Rezepten findet man eine schöne Bandbreite. Es gibt üppige Soulfood-Rezepte und leichte neue, man kann sich das Leben schön trinken, wenn es denn sein muss, es ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Obwohl das Jahr noch jung ist: Es ist ein Anwärter für mein persönliches Buch des Jahres.


Fakten zum Buch
ISBN: 978-3-641-24007-3
Hardcover, Pappband  
Umfang: 304 Seiten
Format: 18,9 x 24,6 cm
ca. 100 Farbfotografien, ca. 20 farbige Illustrationen
Preis: € 19,99 [D]  | 19,99 [A] | CHF 24,00


Bestellen kann man das Buch wie immer beim Buchhändler ums Eck, direkt beim Verlag oder im Internet bei einem der vielen Buchhändler, die versenden. Für Österreich hier eine Liste der Buchhandlungen mit Online-Versand.
Die Links sind alle keine Affilate-Links.
Danke an den Südwest Verlag für das Rezensionsexemplar.

Mittwoch, 1. April 2020

Foodierückblick auf März 2020

Enthält Werbung, weil ich Namen nenne und auch verlinke, aber es ist alles selbst bezahlt und ich hatte keinen Auftrag für Werbung. Diesen Monat sind aus Gründen keine Lokalbesuche dabei.


Der Crupi hat immer noch ganz geniale Tarocco. Die sind jetzt nur mehr so groß wie ein Tennisball, aber der Geschmack ist top!

Es darf derzeit immer nur eine Kundin/ein Kunde im Geschäft sein. Die anderen stehen mit ordentlich Abstand vor dem Geschäft in einer Schlange. Wirklich sehr diszipliniert.
Der Joseph hat ein neues Brot auf den Markt gebracht. Es wird im 4-kg-Laib gebacken und ist recht dunkel. In etwa das, was in meiner Kindheit als Bauernbrot verkauft wurde. Die Kruste ist ein Traum, aber auch sonst geschmacklich toll! Das Brot wird zum Glück ab 1 kg verkauft. Es bleibt locker eine Woche frisch.
Anfang März gab es das Brot namens Ura nur in der Filiale in 1070 zu kaufen.
Weil es mich interessiert hat, welche Gewürze drinnen sind, habe ich bei der Firma angefragt: Keine sind drinnen außer Salz! Diesen tollen Geschmack macht ein zu 100 Prozent durchgesäuerter Teig. Der Ura besteht nur aus Sauerteigen von 4 Mehlen aus Waldstaudenroggen, Ur-Dinkel, Ur-Einkorn und Weizen, die Getreidesorten kommen vom Allram. 4 Tage lang dauert es, bis alle Mehlbestandteile zu 100 Prozent versäuert sind, das passiert im fertigen Teigling, der nach dieser Zeit zu Sauerteig geworden ist, dann kommt das Riesentrumm in den Ofen.

Danke an Katharina Seiser für diesen Tipp.
Wunderbares Brot gibt es am Naschmarkt beim Pöhl zu kaufen. Diese riesigen Kipferl sind vom Kasses und wir essen sie gern zum ausgedehnten Wochenendfrühstück. Die sind so groß, dass sie als ganze Mahlzeit durchgehen. Sie sind nicht süß, daher eignen sie sich auch gut zum Belegen mit Schinken oder Käse.

Wer Lust hat zu backen: Ein richtig gutes Rezept für sehr ähnliche Kipferl ist schon am Blog. Ich werde das demnächst ausprobieren, wie die werden, denn man sie auch so groß bäckt wie die gekauften.
Ebenfalls aus derselben Quelle sind diese kleinen Speckstangerl, in die ich mich eingraben könnte. Wenn ich auf den Naschmarkt komme, dann darf so ein Stangerl mit, meistens wird es gleich vor Ort verdrückt. Aus Gründen haben wir es dieses Mal auf Balkonien in der Sonne verspeist.
Ein Stammgast in dieser Rubrik meines Blogs ist die Kurkonditorei Oberlaa und das nicht nur aus Gründen des Favoritner Lokalkolorits. Die Petit Four sind genau so gut wie die Maroniherzen, daher durften die bei uns zum Nachmittagskaffee auf den Tisch.
Ich hatte mir die schon so zu mir herübergestellt, aber wenn es um so etwas geht, kennt der Turbohausmann kein Pardon und fordert seine Hälfte ein ...
Auch Casa Caria hat jede Menge Zitrusfrüchte zum Verkauf. Man muss da ein bissl auf die Sorte schauen, denn es gibt Raritäten, die kosten gleich mal 18,- € pro Kilo. Ich habe Pomeranzen gekauft, die haben 5,- pro Kilo gekostet, die beiden anderen Bitterorangensorten wären sehr viel teurer gewesen. Dafür kann man Calamsi (Calamondin) und andere Sorten dort erwerben, die man sonst nicht so ohne weiteres in Wien kaufen kann.

Wie das derzeit mit dem Warten ist, kann ich nicht sagen, weil ich am Anfang des Monats dort war, wo es noch keine Notwendigkeit gab, dass man Abstand zu den Mitmenschen hält.
Nachdem ich am Monatsanfang öfter in der Nähe vom Joseph zu tun hatte, habe ich einmal Nusskipferl mitgenommen. Das war richtig, richtig gut! Eine dünne Hülle aus Germteig um jede Menge feste Nussfülle herum, so wie ich Nussbeugel kenne. Ich nehme mal an, dass man die nicht einmal am ersten Tag essen muss, wie das sonst bei kleinen Germteig-Teilchen der Fall ist. Aber so weit ist es bei uns nicht gekommen, denn die beiden Kipferl waren im Nu erledigt.
Bitte, so ein riesiger Zwiebel! 3 Sück ein Kilo! Sonst kauf ich Bio-Zwiebel, aber ich war am Naschmarkt und hab mein Gemüse der Einfachheit halber gleich beim Himmelsbach gekauft. Die haben wirklich herausragend schönes Obst und Gemüse, aber leider nicht bio.
Da der Turbohausmann zu Home Office vergattert wurde, geht was weiter mit Brot, fällt mir auf. Das auf dem Foto ist Madame Crousto vom Öfferl. Es ist ein Weizen-Roggen-Mischbrot mit einer wunderbaren Kruste. Vor allem: Es hält sich problemlos eine Woche, was mir derzeit wichtig ist, weil ich nur einmal pro Woche einkaufen gehe. Sonst bin ich ja von der Sorte: Das kann ich unterwegs mitnehmen. Aber nun ist alles anders und ich habe mich sehr diszipiniert, dass wirklich alles auf einen einzigen Einkaufszettel kommt.
Aus Faulheit habe ich ausnahmsweise beim Hofer Ostereier mitgenommen - bio! Die Eier sind sehr schön gefärbt, nicht hochglanz, wie die meisten, die man so sieht, sondern matt, was sehr elegant wirkt. Ich kenne fertig gekochte Ostereier sonst nur als Geschenke, die ich halt zu Ostern immer wieder an Marktständen bekomme und in der Regel sind die zu Tode gekocht. Die da gar nicht. Ganz erfreulich sind die! Kein grauer Rand um den Dotter herum, der Dotter nicht komplett bröselig. sondern noch cremig. Solche Ostereier kann ich gut leiden! Da kaufe ich wohl noch welche für meinen Eierkren zu Ostern.













Was mir am Herzen liegt: Bitte kauft bei den kleinen Geschäften und auf Märkten ein! Der beste Mann von allen und ich tun das und sind sehr überzeugt, dass das nicht nur für die Betreiber überlebenswichtig ist, sondern auch für uns: Überall haben wir sehr wenige KundInnen angetroffen. Die kleinen Geschäfte brauchen derzeit jeden einzelnen Menschen, der ihnen etwas abkauft. Überall ist es total zivilisiert abgelaufen. Im Gegensatz zum Supermark gab es nirgends Gedränge und keine Warteschlangen.

Offen haben derzeit die Standeln, die man zum Lebensmitteleinkauf braucht. Alle touristisch interessanten Standeln sind geschlossen, Touristen sind sowieso keine da. Aus diesem Grund kenne ich den Naschmarkt derzeit nur fast menschenleer.

Naschmarkt am 27.3. so um 11.00 Uhr herum

Jetzt hab ich ausnahmsweise eine Frage: Ich war fast den ganzen Februar in Malaysia. Kaum waren wir da, ist die Sache mit Corona los gegangen. Nun bin ich unsicher, ob überhaupt jemand ein Urlaubsposting sehen mag? Sagt mal bitte! Gern auch per mail ( wistera@gmx.net ).

Meine Lieben, ich wünsche euch allen, dass ihr gesund bleibt oder werdet, und jede Menge Glück, um das alles heil zu überstehen! Ich drück euch aus der Ferne. Passt gut auf euch auf.