Sonntag, 31. März 2013

Butterschmalz

Ja, ja, ich weiß, Ostern ist.  Wir feiern das aber nicht. Auch nicht Weihnachten. Auch nicht Valentinstag. Auch nicht Hochzeitstag. Also wir feiern eigentlich genug, aber wir hängen nicht so sehr an Traditionen und glauben nur an das Fliegende Spaghettimonster. Aus diesem Grund gibt es zu Weihnachten in meinem Blog Eier (pochiert oder gar nur gekocht) und zu Ostern irgendwas Unspektakuläres, zum Beispiel Butterschmalz. Dabei ist Butterschmalz wichtig. Echt! Da drinnen brät man Wiener Schnitzel oder Fisch oder ich mach morgen Karfiol-Pakora nach Elines Ratschlag. Fertiges Butterschmalz habe ich zum letzten Mal gekauft, als ich das selbst gemachte noch nicht kannte. Seither nicht mehr. Schmeckt einfach nicht gut, das gekaufte. Und es ist gar keine Hexerei, das Butterschmalz selber zu machen.



Hier habe ich 2 Packungen Butter à 250 g verwendet. Es ist egal, wie viel Butterschmalz man macht. Es hält sich sehr lang und es ist immer gleich viel Arbeit, daher ist das bei mir die übliche Menge, die ich mache.

Butter in einen Topf geben - das hier ist eindeutig nix! In einen passenden Topf geben. 




Die Platte auf kleinste Flamme aufdrehen.

So darf die Butter köcheln, aber wirklich nur ganz sanft. Der Schaum der sich an der Oberfläche bildet, wird mit einem Löffel abgeschöpft. Den braucht man zu nichts, der darf weg.


Ab und zu den Topf schwenken, damit die Butter durchmischt wird.



Es dauert ca. eine halbe Stunde, bis die Butter so schön klar ist, dass man bis auf den Boden sehen kann. Das ist der Moment, auf den wir gewartet haben, denn nun ist das Butterschmalz fertig.

Eventuell noch sich bildenden Schaum abschöpfen.







Das Butterschmalz durch ein mit einem Stück Küchenrolle ausgelegtes Sieb gießen.

Bei mir kommt das Butterschmalz in eine Plastikdose, weil es im Kühlschrank ja doch sehr fest wird. Glas ist ein bissl ungnädig, wenn man versucht es zu verbiegen.


Brave Köchinnen dürfen dann den Bodensatz im Kochtopf salzen und mit der Rinde von Schwarzbrot rauskratzen.
Danke an Katha für diesen Hinweis. Ich hab leider vergessen, wo der stand, daher kann ich nicht direkt verlinken.

Freitag, 29. März 2013

Kokos-Orangen-Dessert



Nun wird es Zeit, dass ich mich von meinen geliebten Blutorangen verabschiede. Eine letzte pralle Orange noch, dann ist wieder Schluss bis in den Spätherbst. Dafür habe ich ein Prachtstück ergattert und damit einfach Auge mal Pi ein Dessert gemacht. Gut ist es geworden!



1 Orange, Saft und Schale
3 + 1 Blatt Gelatine
4 + 1 EL Zucker
1/4 l Kokosmilch
1/4 l Schlagobers
1/2 Vanilleschote

Orange mit dem Sparschäler schälen, die Schale in feine Streifen schneiden, Orange auspressen. Den Saft mit 1 EL Zucker und der Schale ca. 10 min. köcheln lassen. Dann zur Seite stellen und durchziehen lassen.

3 Blatt Gelatine in kaltem Wasser einweichen.
Die Vanilleschote aufschlitzen, das Mark zur Kokosmilch geben. Die Schote ist bei mir in den Vanillezucker gewandert, aber man kann sie sicher auch in die Kokosmilch geben und später wieder herausfischen. Zucker zur Kokosmilch geben und erhitzen, rühren, bis der Zucker aufgelöst ist. Kokosmilch von der Kochstelle ziehen und die ausgedrückte Gelatine gut einrühren, bis die Gelatine ganz aufgelöst ist. Kühl stellen, bis die Masse anfangt zu stocken. Dann das Schlagobers steif schlagen und mit dem Schneebesen unter die Kokosmasse heben. In Gläser füllen und für 2 - 3 Stunden kalt stellen. Wenn das Dessert ganz gestockt ist, kann man sich an den Orangenspiegel machen.

Das letzte Gelatineblatt ca. 10 min. in kaltem Wasser einweichen.
Orangensaft anwärmen, ausgedrückte Gelatine ausdrücken und in den Saft rühren. Überkühlen lassen. Saft auf der Creme verteilen, noch einmal 1 - 2 Stunden gut durchkühlen lassen.

Und dann kam der Moment: Ich hatte überhaupt nicht dran gedacht, dass ich die Saftmenge vielleicht abmessen hätte sollen, um zu wissen, wie viel Gelatine ich nehmen soll. Aber Glück gehabt! Der Spiegel war tatsächlich ein solcher und ist nicht davongeronnen.


Das war ein würdiges Saisonende. Tschüss ihr lieben Blutorangen und bis zum Spätherbst!

Mittwoch, 27. März 2013

Bröselkarfiol

Vor mittlerweile einem Jahr erschien der erste kleine wunderbare "Falter Grundkurs Kochen". Vor ein paar Tagen flatterte mit der wöchentlichen Falter-Lieferung der zweite Teil ins Haus. Nun wird es aber endlich Zeit, dieses wienerische Kochbücherl zu renzensieren! Nachdem ja hier deutlich mehr Menschen aus anderen Ländern als aus Österreich lesen, eine kurze Erklärung, was der Falter ist: Es ist eine Wochenzeitung und ist, seit ich vor Urzeiten nach Wien gekommen bin, mein treuer Begleiter. In meinen jungen Jahren selber noch in den Kinderschuhen und hauptsächlich wegen der Veranstaltungstipps bekannt, ist der Falter mittlerweile eine tolle Zeitung geworden, der Chefredakteur Armin Thurnher einer meiner liebsten Journalisten.
Im Falter wird auch immer wieder über Essen geschrieben, es gibt laufend tolle Einkaufs- und Lokaltipps, aber auch Rezepte. Diese Grundrezepte erscheinen im Falter wöchentlich, daher war nun der zweite Band fällig. Witzig geschrieben sind die Rezepte, daher ist allein das Lesen eine Freude! Die Titel der Gerichte sind alles Schüttelreime und treffenderweise wird das Vorwort so übertitelt: Man kann's nicht lernen, man muss machen: Wer Kochen kann, hat auch gut lachen" - wie wahr! Kochen lernt man nur durch das Tun. Und daher mach ich das nun auch.




Dieses Rezept hier heißt: Magst du's schlicht, aber auch toll, dann streue Brösel auf Karfiol
Vom Falter wird der Karfiol als der prollige Bruder von Brokkoli bezeichnet - nicht ganz zu unrecht.

Meine Koch-Beschreibung folgt der des Falters: Karfiol entblättern und ganz in Wasser tauchen, damit allfällige darin wohnende Untiere absaufen. Salzwasser zustellen und den ganzen Karfiol hineingeben.

Wann der Karfiol fertig ist? Der Falter sagt: "Al dente ist für Briten, aber Gatsch wollen wir auch keinen: Eine zart ins Baatzige hinüberspielende Konsistenz ist genau richtig, und ein gesund entwickeltes dreijähriges Kind sollte in der Lage sein, den Karfiol mit der Gabel zu teilen." Ich hoffe, nach der Beschreibung wird ein bissi klarer, warum ich den Falter so gern mag.

Und was ich noch mag: Die Brösel reibt der Falter natürlich selber. Und die röstet man dann in Butter. Viel Butter - sag ich, der Falter hält sich bezüglich der Menge bedeckt. Und die Brösel dürfen ruhig Farbe annehmen, nicht zu zimperlich sein. Wichtig ist, dass man die Brösel gut salzt. Guten Endes streut man sie über den Karfiol und isst selbigen.



Nachsatz im Falter: "Und wer hernach nicht Shelleys 'Ode to the West Wind' furzen kann, hat was falsch gemacht."

Also lieber Falter, wir Wiener furzen nicht, gell! Also wir tun das schon, aber das heißt hier anders. Das kann man im Österreichisch-Deutsch-Wörterbuch von H. C. Artmann nachlesen und sollte spätestens, seit der Wiener Flughafen unsere ausländischen Gäste unter anderem mit dem Wort "Schastrommel" begrüßt hat, bekannt sein. ;)




Und nun hoffe ich, dass Frau Petra Foodfreak dieses sehr wienerische Bücherl überhaupt interessiert und sie es in ihrem Event "Dein Kochbuch das unbekannte Wesen" sehen will.

Montag, 25. März 2013

Alpenlachs en Papillote auf japanische Art

Gefunden habe ich die Idee für dieses Rezept im "Familienkochbuch" von Ferran Adrià. Aber nur ein bissi. Eigentlich wird dort nämlich Dorade im Dampfgarer gegart, das wollte ich mit Alpenlachs nachmachen. Aber denkste! Keine Chance, den langen Alpenlachs in meinen kleinen Dampfgarer reinzubringen. Also zurück an den Start und den Fisch in Papier wickeln. Das verlangt aber ein wenig Fett, damit der Fisch nicht am Papier picken bleibt. Es ist trotzdem die dem Dämpfen ähnlichste Garmethode, die mir eingefallen ist.

Das Ergebnis war überzeugend. Eine ganz ausgefallene Geschmackskombination, die ich weiterempfehlen kann: zarter Fisch mit heißem Ingweröl, Zwiebel und Koriander. Schaut komisch aus, klingt auch so, aber ist wirklich fein! Geht noch dazu schnell und einfach.


Für 2 Personen:
2 Alpenlachse (Original 2 Doraden)
1 Jungzwiebel
6 Stiele Koriandergrün
20 g Ingwerwurzel (mit Schale in feine Scheibchen geschnitten)
3 EL Sonnenblumenöl (Ich + 1 EL zum Einfetten des Backpapiers)
1 1/2 EL Sojasauce

Den Fisch wenn nötig ausnehmen und putzen. Auf jeder Seite dem Fisch 3 tiefe Schnitte ins Fleisch bis zu den Gräten verpassen. Ferran Adrià dämpft seine Doraden 12 Minuten. Ich habe Backpapier genommen, mit Sonnenblumenöl eingepinselt, Alpenlachse draufgelegt, zu einem feschen Packerl geschnürt und im auf 180 Grad vorgeheizten Rohr 30 Minuten gegart. In der Zwischenzeit die Zwiebel in feine Streifen schneiden. Korianderblätter abzupfen. Wenn sich die Garzeit des Fischs dem Ende zuneigt, das Öl erhitzen und die Ingwerscheibchen darin hellbraun braten. Zwiebel und Koriander über den Fisch streuen, das heiße Ingweröl drüberleeren. Das Öl soll so heiß sein, dass es zischt. Dann noch mit Sojasauce beträufeln.

Bei uns gab es dazu Salzerdäpfeln, die ich eigentlich für das Schlimmste halte, was man einem Erdapfel antun kann, aber zu diesem Fisch fällt mir keine bessere Beilage ein. Alles, was mehr Aroma mitbringt, wäre bei diesem Regenbogen an Gerüchen und Geschmäckern wahrscheinlich zu viel des Guten. Mit den Erdäpfeln kann man außerdem den Sud aus Ingweröl und Sojasauce gut aufnehmen.  Im "Familienkochbuch" findet man bei diesem Rezept leider gar keine Beilagenempfehlung.





Und das ist schon wieder ein Rezept, das ich zum Event von Peggy Schatz schicke. Habe ich schon einmal gesagt, dass ich diesen Familiennamen toll finde? *neid* ;)

Samstag, 23. März 2013

Striezel-Dingsda

Eigentlich hatte ich einen Plan: Bis Ostern will ich den perfekten Striezel flechten können. Okay, ich sehe mittlerweile ein, das wird ein Plan für Ostern 2014.
Aber aus dem Grund hab ich halt jetzt öfter alten Striezel, der verwertet werden will. Immer Scheiterhaufen ist auch fad, also bin ich auf die Suche gegangen und habe ein Kleinod gefunden: Boozy Baked French Toast - klingt sehr viel eleganter, allerdings konnte ich mir unter dem englischen Titel nix vorstellen, daher meine wenig fantasievolle Wortkreation.

Und noch ein letztes Mal für diese Saison kam meine heiß geliebte Bitterorangensauce zum Einsatz. Passt sehr gut dazu. Ich denke, Kanarimilch oder Vanillesauce passen auch gut, hab ich aber nicht getestet. Kommt noch! Sicher sogar. Bis 2014 und so ...

 Achtung: Braucht eine Nacht Kühlzeit im Kühlschrank, also rechtzeitig anfangen!



Zutaten für 1 Form 21 x 25 cm (normalerweise meine Brownie-Form), ergibt 4 Hauptspeisen bzw. 8 Nachspeisen-Portionen

1/2 altbackener Striezel (der ganze aus 500 g Mehl gemacht)
3 Kaffeetassen Milch (3 Cups heißt das nach amerikanischen Maßen, wären 3 x 230 ml,  in der Praxis entspricht 1 Cup ziemlich genau den durchschnittlichen europäischen Kaffeetassen - danke an meinen Schwager in den USA, der einmal gesagt hat: "Nimm afoch a Kaffeehäferl ...")
3 Eier
3 EL Zucker
1/2 TL Salz
Aromen nach Gusto (Baileys, Cointreau, Cassis, Vanille, Mandelaroma ...), bei mir abgeriebene Schale 1/2 Bitterorange, 1 EL Orangenlikör aus Eigenproduktion
gehackte Nüsse nach Belieben (habe ich nicht genommen)
Zimtzucker

Den Striezel in gut finderdicke Scheiben schneiden. Milch mit allen anderen Zutaten gut verschlagen. Die Striezelstücke in 2 Schichten dicht an dicht in die Form legen, dabei Lücken mit kleinen Striezel-Stücken ausstopfen. Mit der Eiermilch übergießen und mit Zimtzucker bestreuen. Alles dicht mit Klarsichtfolie abdichten, am besten die Folie rund um die ganze Form wickeln. Über Nacht im Kühlschrank parken.

Im Originalrezept wird der Ofen auf 425 Grad Fahrenheit vorgeheizt. Nachdem ich nicht glauben konnte, dass meine Rechnung stimmt, habe ich den Turbohausmann gebeten das nachzurechnen: Es sind knapp 220 Grad. Okay, ich hab es weiterhin nicht geglaubt, denn 220 Grad und das eine halbe Stunde lang ist verdammt viel. Ich habe 180 Grad eingestellt und bin gut damit gefahren.

Wenn jemand eine andere Form nimmt und den Striezel mehr in die Höhe als in die Breite schichten will, muss er die Backzeit sicher anpassen.

Wer die Bitterorangensauce dazu machen will, sollte rechtzeitig anfangen. Das dauert ungefähr eine Stunde bei mir.  Die Sauce warm zu dem Striezel-Dingda servieren.





Am nächsten Tag auch noch gut, hier z. B. mit Hollerkoch - also falls man brav war und im Sommer welches eingekocht hat. ;)


Donnerstag, 21. März 2013

Gratinierter Chicorée

Soll bloß niemand glauben, dass es bei mir kalorienarme Rezepte gibt. Ich hab da ein goldenes Händchen: Einmal kurz gegoogelt und ich hab schon was für meinen Chicorée gefunden, das den höchstmöglichen Fettanteil hat. Ein Stück Kuchen ist ein Dreck dagegen! Und ich kann mir schon wieder einreden, dass ich ja "eh nur Gemüse" gegessen habe.

Außerdem hab ich was zu nörgeln: Da hatte ich Chicorée erwischt, aus dem fast alle Bitterstoffe herausgezüchtet waren. Dabei kauft man - oder kaufe ich zumindest Chicorée doch deswegen, weil das ein bitteres (Salat-)Gemüse ist. Keine Ahnung, was das werden soll: alle Salate schmecken wie Gras und dann sind wir glücklich? Kann ich irgendwie nicht glauben.
Hätte ich geahnt, wie wenige Bitterstoffe in dem Chicorée drinnen sind, hätte ich den Strunk nicht rausgeschnitten, denn da drinnen sind die meisten Bitterstoffe. Es empfiehlt sich also, den Chicorée zu kosten, bevor man sich da ans Herumschnibbeln macht.




Zutaten für 2 Portionen:
100 g Butter
1/2 TL abgeriebene Orangenschale
1/2 TL Suppenwürfel (Turbohausfrau: meine Suppenwürze)
1 EL Semmelbrösel
2 Schalotten
2 Stauden Chicorée (Turbohausfrau: 3)
1 TL Puderzucker
1 TL getrockneter Thymian (Turbohausfrau: hat nur frischen, diesen abzgezupft und grob gehackt)
1 MS Piment
125 ml Gemüsefond
Salz, Pfeffer


Von der Butter 80 g nehmen, zimmerwarm werden lassen und mit Orangenschale, dem Suppenwürz-Dingsda und Semmelbröseln verrühren. Die Würzbutter zu einer Rolle formen, in Folie wickeln und im Kühlschrank gut durchkühlen lassen.

Schalotten schälen und fein hacken. Chicorée waschen, trocken tupfen und der Länge nach halbieren. den Strunk keilförmig herausschneiden.

Eine feuerfeste Form mit Butter ausstreichen.

Etwas Butter in einer Pfanne erhitzen, Chicorée zur Butter geben und rundherum anbraten. Mit dem Zucker bestreuen. Schalotten, Thymian und Piment dazugeben, mit dem Fond ablöschen. 3 min. köcheln lassen, Chicorée herausfischen und in die gebutterte Form legen. Grill im Backrohr einschalten. Die Orangenbutter in Scheibchen schneiden und auf dem Chicoree verteilen. Im Rohr goldbraun übergrillen. Währenddessen die Garflüssigkeit einkochen, mit 1 EL Butter binden, auf vorgewärmte Teller legen, den Chicoree drauf platzieren.

Ich habe die Orange, von der ich die Schale für die Orangenbutter abgerieben hatte, filetiert und zum Chicorée serviert. Dann hab ich was gemacht, was ich eigentlich für eine Unart halte: Ein Tymianzweig war mir übrig geblieben, den hab ich auf den Teller gelegt, was sehr fesch ausschaute. Dabei finde ich, es darf nur auf den Teller, was auch zum Essen gehört. Na ja, wenn zu wenig Thymian am Essen ist, kann man sich was abzupfen und drüberstreuen, so gesehen ... ;)
 


Quelle: Vinzenz Klink beim swr-Buffet




Und nun lass ich noch ein wenig Sommervorfreude hier.

Dienstag, 19. März 2013

Pasta mit Räucherlachs und Knollenziest

Das ist ein Winter! Herrschaftszeiten. Ich bin tatsächlich über Monate nicht an meinen Knollenziest gekommen. Der Terrakottatrog steht in einem schattigen Winkel, daher ist ewig der Schnee draufgelegen, dann dachte ich, ha, nun geht das aber, bin mit der Schaufel ausgerückt, aber die Erde war ein einziger Eisklumpen und ich hatte Null Chancen, dass ich Grabungsarbeiten starte.
Am Wochenende konnte ich endlich buddeln - gerade rechtzeitig, denn seit gestern schneit es in Wien wieder.
Ich hatte schon arge Befürchtungen, dass der Knollenziest in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist, aber im Gegenteil! Die meisten Knollen hatten unterirdisch angefangen auszutreiben. Ich war ganz baff. Leider waren diese bereits angetriebenen Knöllchen ziemlich lasch, daher habe ich sie wieder eingegraben und hoffe, dass sie das überleben, was ich mit ihnen angestellt habe. 2 Hände voll Knollenziest waren die ganz magere Ausbeute des gesamten Winters. Wir haben den Dingern sogar Namen gegeben. "Ich ess jetzt den Hansi", "Und ich den Karli" - richtig kannibalisch kamen wir uns vor. 

Für das Rezept bedanke ich mich bei der lieben Frau Bushcook, die hier ein Rezept mit Kerbelrübchen gepostet hatte. Auf meine Frage meinte sie, das müsse mit Knollenziest auch gehen. Und wirklich, das tat es!
Sehr ihr den Michi? Da liegt er auf den Nudeln! ;)

Für 2 Personen:
200 g Spaghetti
150 g geräucherter Lachs
2 Hände voll Knollenziest
1 Schalotte
1/2 Bio-Zitrone, die Schale abgerieben
1/16 l Verjus (ich bin süchtig nach dem Zeug)
1 EL Butter
150 ml Schlagobers
Salz, weißer Pfeffer (ich: Melange Blanc)

Salzwasser für die Nudeln zustellen. Während die Nudeln kochen, die Schalotte schälen und ganz fein schneiden, in der Butter andünsten. Mit Verjus aufgießen, den Knollenziest dazugeben und ein paar Minuten dünsten, dabei die Flüssigkeit ganz einkochen lassen. Schlagobers dazugießen. Zitronenschale und fein geschnittenen Lachs kurz vor dem Servieren in die Sauce geben. Abschmecken. Mit den Nudeln vermischen und servieren.







Dieses blitzschnelle Essen darf zum Kochevent Cucina rapida. Cucina rapida - schnelle Küche für Genießer. Ein Blog-Event von mankannsessen.de

Sonntag, 17. März 2013

Kaffee-Schoko-Kuchen mit Schneehauberl

Es gibt Geschäfte, die machen mich kribbelig. Nicht wie viele andere Frauen Geschäfte mit Handtaschen oder Schuhen, sondern solche wie Babettes, in dem ich gleich zwei meiner Grundbedürfnisse befriedigen kann: Kochbücher und Gewürze kaufen. Der Turbohausmann schaut mir über die Schulter fragt mit dem unschuldigsten Blick, den er nur aufsetzen kann, ob man dort auch die vielen bunten Nagellacke kaufen kann, die sich in unserem Haushalt finden. Na guuuuut, zugegeben, ab und zu Frauen-Baumarkt muss schon sein. Aber darum geht es jetzt nicht, sondern darum, dass ich bei Babettes etwas gekauft habe, was ich eigentlich nicht brauche. Eine Gewürzmischung, die wunderbar arabisch duftet und sich Mocca Mix nennt. Sie besteht aus Kardamom, Muskat, Vanille, Ingwer, Piment, Nelken und Pfeffer. Einmal hab ich die Nase kurz reingehalten und schon war klar, diese Mischung muss ich haben. Dabei bin ich bei Kaffee recht spartanisch: Mokka ohne nix ist mir am allerliebsten. Also musste ich ein anderes Betätigungsfeld für dieses Gewürz finden. Das ist mir mit diesem Kuchen gelungen. Das Gewürz und der Mokka machen sich ausgezeichnet in diesem weichen, saftigen Kuchen.


Außerdem waren vom Lemon-Maracuja-Curd für meine Zitronen-Tartelettes noch 4 Eiklar übrig. Das heißt, dieser Kuchen ist ein Fall für Lunas Blogevent, bei dem Eigelb und Eiklar getrennt Wege gehen.
Die  Eiklar waren eingefroren und durften nun auf den Kuchen. Ich staune immer wieder, was man mit diesem zart und zerbrechlich wirkenden Eiweiß alles anstellen kann: Es war eingefroren, wurde aufgeschlagen, ich hab Kaffee hineingeschüttet, Maizena, Zucker und der Schaum ist gestanden wie eine Eins. Der Eischnee wurde mit jeder Zutat weiter aufgeschlagen, wurde immer feinporiger, am Ende habe ich ihn noch in einen Spritzbeutel gefüllt, auf den Kuchen dressiert und unter den Grill gestellt.



Das Rezept habe ich übrigens aus vorhandenen Zutaten aus einigen anderen Rezepten zusammengebastelt. Das Ergebnis war gut, gell Eva? ;)



Zutaten für eine Form mit 26 cm Durchmesser:
200 Gramm Schokolade;,  mindestens 70 % Kakaoanteil
200 Gramm Butter
200 Gramm Zucker
200 Gramm gemahlene  Walnüsse
50 g Mehl (glatt)
1/2 Weinstein-Backpulver
1 EL Vanillezucker
4 Eier
1 Prise Salz
1 kleinen Espresso, verrührt mit 1/2 TL Mocca Mix
Butter und Mehl für die Form

Für das Schneehauberl:
4 Eiweiß
150 g Zucker
1 TL Verjus (sanfter Essig geht auch)
1 kleinen Espresso verrührt mit 1/2 TL Mocca Mix
1 EL Maizena

Außerdem Backpapier für den Boden der Form und einen Spritzbeutel (natürlich geht auch ein Plastiksackerl mit abgeschnittener Spitze) für die Baisermasse

2 Espresso kochen, einen selber trinken, in den anderen die Gewürzmischung einrühren, auskühlen lassen. Backrohr auf 180 Grad vorheizen. Den Boden einer Springform mit Backpapier auskleiden. Den Rand mit Butter einstreichen und mit Mehl bestäuben. Schokolade und Butter im Wasserbad schmelzen, überkühlen lassen. Die trockenen Zutaten in einer Schüssel gut vermischen, dann den Kaffee samt Gewürz, die Eier und die Butter-Schoko-Mischung einrühren. Ich habe alles mit einer Teigspatel verrührt, also gar nicht großartig gemixt. Den Teig in die Springform leeren und 45 min. backen. Stäbchentest.
Kuchen in der Form auskühlen lassen.

Noch einen Espresso kochen, wieder die Gewürzmischung einrühren, wieder auskühlen lassen.
Grill einschalten.
Eiklar aufschlagen. Wenn der Schnee weiche Spitzen macht, den Zucker einrühren und weitermixen, bis die Masse glänzt. Verjus dazugeben, mixen. Dann langsam den Kaffee samt Gewürzmischung bei laufender Küchenmaschine reinmixen, anschließend Maizena in die Masse mixen.
Die Baiser-Mischung auf dem Kuchen verteilen. Ich habe dafür den Kuchen aus der Form genommen und mit dem Spritzbeutel einzelne Tupferl draufgesetzt. Schaut wahrscheinlich eleganter aus, wenn man den Kuchen mit dem gesamten Schnee bestreicht und dann ein schönes Wellenmuster macht. Wenn man das kann ...
Kuchen unter den Grill schieben. Das geht nun sehr rasch, also auf keinen Fall weggehen! Sobald der Schnee bräunt, aus dem Rohr nehmen.

 Aufschneiden und essen.


Nun habe ich noch geschätzte 5 Esslöffel von der Gewürzmischung übrig. In diesem Kuchen war gerade 1 Teelöffel voll! Mal schauen, was ich mit dieser nicht gerade kleinen Menge anstellen werde. Falls jemand eine Idee hat, bitte unbedingt her damit!



Edith berichtet: Wir wollten den restlichen Kuchen vorhin aufessen. Leider färbt der Kuchen den Eischnee ein. Man sollte den Kuchen also besser nur dann mit einer Schneehaube verzieren, wenn man ihn bald nach dem Backen isst. Die Baisermasse schaut ziemlich schlimm aus heute ...

Freitag, 15. März 2013

Forellenrisotto

Gesehen habe ich das Rezept vor ein paar Tagen bei bbc good food und es war gleich klar, das muss ich schnell nachkochen. Vor allem war noch Mascarpone von meinen Zitronen-Tartelettes übrig und ich hab ja den ganz festen Vorsatz, dass ich nie mehr wieder Essen wegwerfe.

Außerdem mache ich gerade meine ersten Gehversuche mit Verjus, einem sauren Traubensaft, gepresst aus unreifen Trauben. Da Risotto sowieso Säure braucht und mit Fisch drinnen noch einmal mehr Säure, kam mein Verjus gleich zum Einsatz. Man kann natürlich auch wie im Orginalrezept Zitronensaft verwenden, weil Verjus ist ja nun nichts, was jeder so ohne weiters daheim hat. Aber ich muss sagen, man sollte den einmal versuchen. Ich fand den Geschmack sehr gut und passend zum Risotto. Mir kam er milder als Essig und eleganter als Zitronensaft vor. Aber es gibt natürlich verschiedene Sorten von Verjus und ich kenne mich noch nicht so gut aus, um verallgemeinern zu können.

Was ich gleich vorweg nehmen muss: der Schnittlauch! Bäh! Um diese Jahreszeit habe ich schon gewaltigen Heißhunger auf Grünzeug und habe mir einen Topf Schnittlauch aus heimischer Biokultur gekauft in der Hoffnung, dass der was taugt, aber das tut er einfach nicht. Schnittlauch im Sommer aus Freilandkultur, am besten frisch geschnitten auf meinem Balkonien, pralle Röhrchen, aus denen der Saft beim Schneiden richtig raustropft, dann sofort  essen - davon träume ich! Aber wenigstens der Rucola, den ich zu dem Risotto als Salat serviert habe, hat schon einigermaßen geschmeckt. Das ist übrigens etwas, was ich normalerweise nicht mag, nämlich Salat zum Risotto, aber eben wie ich geschrieben habe, ich habe einen wahnsinnigen Gusto auf Grünzeug aller Art, daher war ich doch recht erfreut über den geschmacksintensiven Salat. Den Verjus habe ich übrigens statt Essig für die Salatmarinade genommen, auch da war er sehr gut.



Für 2 Personen:
1 kleine Zwiebel, gehackt
1 EL Olivenöl
200 g Risottoreis
750 ml heißen Gemüsefond
2 geräucherte Forellenfilets, Haut und Gräten entfernt, in Stücke gezupft
1 gehäufter eL Mascarpone
1 Zitrone, die Schale abgerieben
1/16 l Verjus (ersatzweise den Saft einer Zitrone)
1 Bund Schnittlauch, in feine Röllchen geschnitten

In einer Pfanne die Zwiebelwürfel in Öl anbraten. Reis dazugeben und unter ständigem Rühren mitbraten, bis alle Körner von einer Ölschicht überzogen sind. Verjus zugießen und gänzlich einkochen lassen. Nun schöpferweise den heißen Gemüsefond zugeben und immer wieder einkochen lassen, bis der Reis eine schöne Risotto-Konsistenz hat. Dann Forellenfilets, Mascarpone, die Hälfte vom Schnittlauch und die abgeriebene Zitronenschale einrühren. Wer Zitronensadt verwendet, sollte den auch jetzt einrühren. Vom Herd ziehen, zudecken und ein paar Minuten ruhen lassen. Auf Teller verteilen und mit dem restlichen Schnittlauch bestreuen.
Salzen braucht man das Risotto übrigens gar nicht. Der Fisch ist salzig genug.
Wir haben Rucolasalat dazu gegessen. Im Rezept wird auch Salat dazu empfohlen und ich finde, der passt zu diesem Risotto wirklich gut.



Und da hier heimische Forelle verwendet wurde, schicke ich das Risotto zu Peggy und ihrem Süßwasserfisch-Event.
 

Mittwoch, 13. März 2013

Pasta mit Lauch und Prosciutto

Schon wieder Lauch, schon wieder Jamie Oliver. Und ich hab das Rezept schon wieder an einem Samstagnachmittag im Fernsehen gesehen. Doch damit ist nun Schluss. Aber nicht, weil ich das nicht mehr sehen will, sondern weil der Sender die Jamie Oliver-Sendungen eingestellt hat. Leider. Diese Sendungen gehörten zu den wenigen Kochsendungen, die ich in der letzten Zeit sehr gern gesehen habe.

Es waren immer wieder kleine Tricks dabei, die ich noch nicht kannte. Hier zum Beispiel legte Jamie Oliver den Rohschinken in einer gut schließenden Schicht auf den Lauch und verwendete den Schinken quasi als Deckel. Angeblich eine ganz typische französische Garmethode, die ich noch nicht kannte. Diese Art des Garens hat den Vorteil, dass das Gemüse schön weich wird, den Geschmack vom Rohschinken gut annimmt und der Schinken bekommt eine wunderbare Konsistenz - nicht so weich, wie er werden würde, wenn man ihn klein schneidet und mit dem Lauch mitdünstet.


Da ich das Rezept nur im Fernsehen gesehen habe, stammen alle Mengenangaben von mir. Auch die Zubereitung ist so, wie ich sie in Erinnerung habe.

Zutaten für 4 Portionen:
2 Stangen Lauch
500 g Papardelle
1 EL Butter
1 EL Olivenöl
1 Knoblauchzehe
100 ml Weißwein
100 ml Gemüsefond
100 g Prosciutto oder anderen Rohschinken
einige Zweige Thymian
Salz, Pfeffer

Pilzpangratatto:
2 Scheiben Ciabatta vom Vortag
1 Hand voll getrocknete Steinpilze
2 EL Olivenöl
1 Zehe Knoblauch
Salz, Pfeffer



Den Lauch gründlich putzen und waschen, die harten grünen Teile entfernen. In ein bissl dickere Scheiben schneiden. Knoblauch fein hacken, Thymianblättchen abzupfen und grob hacken. Butter und Öl in einer Pfanne erhitzen, Lauch, Knoblauch und Thymian dazugeben. Mit Weißwein und Gemüsefond aufgießen und alles mit dem Rohschinken so bedecken, dass nirgends mehr Dampf austreten kann. Ca. eine halbe Stunde auf kleiner Flamme garen.

Nudeln kochen.

In der Zwischenzeit Pilz-Pangratatto herstellen: Altes Weißbrot mit Knoblauch, Salz, Pfeffer und den Pilzen in einen Zerkleinerer geben. Mixen, bis alles gut zerbröselt ist. Olivenöl erhitzen und die Pilzbrösel darin braten, bis alles schön goldbraun ist.

Den Schinken vom Lauch heben und in Streifen schneiden - in etwa so breit wie die Lauchstreifen.  Die Schinkenstreifen unter den Lauch heben, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Nudeln abseihen, mit der Lauch-Schinkenmischung verrühren. Auf Teller verteilen und mit dem Pangratatto bestreuen.


Rustikales und schnelles Essen für jeden Tag.

Der Gärtnerblog macht gerade ein Event zum Thema Thymian. Da darf dieses Rezept teilnehmen.



Garten-Koch-Event März 2013: Thymian [31.03.2013]

Sonntag, 10. März 2013

Zitronen-Tartelettes


Es ist ja schon bald fad das zu schreiben, aber es landen immer noch jede Menge Lebensmittel im Abfall. Und das geht einfach nicht. Der beste Beweis sind die kleinen Salzstangerln, die ich gerade neben dem Schreiben hier knabbere.  Die sind nämlich quasi ein Abfallprodukt unserer heutigen Nachspeise. Wie sie entstanden sind, schreib ich gleich.

Links ein Foto, wo mein bester Futterverwerter meint, ich soll die Dinger nicht blöd fotografieren, sondern einfach den Teller kippen. Die neugierige Nase wird diese Woche 13 Jahre alt. Und ist immer noch vorwitzig genug, um Tische und Sessel zu erklimmen, um alles Essbare zu klauen, was nicht niet- und nagelfest ist. Diese Rübe!




Heute gab's eine tolle Nachspeis! Und wieder einmal habe ich mir die Ideen rundherum zusammengestohlen. Schon vor längerer Zeit hatte die Frau Küchenschabe eine Biskuitroulade gemacht, gefüllt mit Lemon Curd, Passionsfrüchten und Schlagobers. Vor ein paar Tagen hat Chef Hansen eine Tarte mit Lemon Curd gezaubert. Nun habe ich einfach beide Ideen in einen Topf geworfen und selber was draus gezimmert.

Ich arbeite ja noch an der Perfektion des Topfenblätterteiges. Die dürfte mir heute gelungen sein. Ich habe den Teig drei Mal gefaltet und der schlägt jetzt wirklich jeden gekauften Blätterteig um Längen. Und denkbar einfach zu machen.

250 g Mehl (glatt) mit einer Prise Salz vermischen, 250 g Butter mit einer groben Reibe zum Mehl reiben, 250 g Topfen dazugeben und alles vermengen. Gar nicht zu einem ganz feinen Teig verkneten, sondern es dürfen ruhig noch ein paar Butterflankerl zu sehen sein. Auswalken, 3 x falten, in Klarsichtfolie einpacken und im Kühlschrank eine Stunde ruhen lassen.  Für diese Tartelettes habe ich die Hälfte des Teigs benötigt, die andere Hälfte wanderte in den Tiefkühler.


Den Teig auswalken, in 4 Teile teilen, die Tartelette-Formen damit auskleiden, Backpapier auf den Teig legen und mit den Trockenbohnen bedecken. Die Teigreste noch einmal auswalken, in kleine Stücke schneiden, zu Stangerln verdrehen, mit Ei bepinseln und mit Fleur de Sel oder Maldon Salzkristallen bestreuen. Ab mit dem ganzen Vergnügen ins vorheizte Backrohr bei 180 Grad. Die Stangerln herausnehmen, wenn sie hellbraun sind (dauert ca. 20 Minuten), die Tartelettes brauchen etwa 35 Minuten. Tartelettes auskühlen lassen.

Für die Füllung habe ich eine Lemon-Maracuja-Curd-Mischung frei nach dem Curd-Rezept von Frau Küchenschabe hergestellt:

50 ml Zitronensaft
40 ml Maracujamark (von 2 großen Passionsfrüchten, durch ein Sieb püriert)
Edit vom 31.3.2013: Heute wieder Passionsfrüchte ausgekratzt, dieses Mal habe ich 4 Stück gebraucht, um 40 ml zusammenzubringen!
2 gehäufte TL ganz fein geriebene Zitronenschale
140 g Zucker
4 Eidotter
60 g Butter
1 Prise Salz

Dotter und Zucker über einem Wasserbad verrühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Die restlichen Zutaten zugeben und mit einem Hozkochlöffel ständig rühren, bis die Masse eingedickt ist. Sie sollte 70 Grad erreichen - ich habe einfach ab und zu das Thermometer reingehalten. Es hat ca. eine Viertelstunde gedauert. Ein Drittel davon haben wir gestern zum Frühstück verspeist, zwei Drittel konnte ich noch für die heutige Nachspeise retten.

Für die Dekoration habe ich 2 Zitronen in dünne Scheiben gehobelt und in Läuterzucker (100 g Zucker, 100 g Wasser aufgekocht, bis sich der Zucker vollkommen aufgelöst hat) einmal aufgekocht, dann einige Stunden ziehen lassen.

Für die Fülle 200 g Mascarpone mit 2 EL Vanillezucker und dem Lemon-Maracuja-Curd verrühren. Auf die ausgekühlten Tartelettes verteilen. Mindestens 2 Stunden durchkühlen lassen. Die Zitronenscheiben auf Küchenrolle abtropfen lassen, auf den Tartelettes verteilen.




Hier konnten wir einfach nicht mehr warten und mussten schon nach einer Stunde schauen, ob das was geworden ist, da ist die Füllung noch nicht fest genug. Aber der Topfenblätterteig zeigt sehr schön, was er kann.


Donnerstag, 7. März 2013

Champignonstrudel mit Kürbisgemüse

Wenn die Arbeitstage lang und länger werden, dann ist es fein, wenn man einfach nur in den Tiefkühler greifen muss und man hat Sachen bereit, um in einer einigermaßen brauchbaren Zeit etwas zu essen kochen zu können. Es war noch Topfenblätterteig im Tiefkühler, den legte ich schon gestern in den Kühlschrank, heute auf dem Nachhauseweg nahm ich etwas planlos braune Champignons und Kürbis vom Markt mit - die haben grad so schön ausgeschaut. So funktioniert eine vernünftige Essensplanung ... *hüstel*


Zutaten für 1 Strudel (4 Portionen):
1/2 Portion Topfenblätterteig (siehe hier - wirklich eine halbe Portion, nicht 1/3 wie im anderen Rezept)
1 TL Olivenöl
500 g braune Champignons (natürlich gehen weiße auch, aber die mag ich nicht so gern)
1 Zwiebel
ca. 100 g gut durchzogenen Speck, in Würfel geschnitten
Salz, Pfeffer
1 verquirltes Ei zum Bepinseln vom Strudel

1 kg Kürbis (hier: Muskatkürbis)
1 Zwiebel
1/8 l Gemüsefond
1 Becher Sauerrahm (200 g)
1 EL Mehl
1 TL Butter
Salz, Pfeffer
Petersilie


Den Topfenblätterteig aus dem Kühlschrank nehmen.
Zwiebel in Würfel schneiden, Speck ebenso. Champignons waschen und blättrig schneiden.  Speck und Zwiebel in Olivenöl anbraten, Champignons mitbraten. Salzen und pfeffern. Ca. 10 Minuten braten, bis die Pilze gar sind und keine Flüssigkeit mehr in der Pfanne ist. Auskühlen lassen.
Backrohr auf 180 Grad vorheizen.
In der Zwischenzeit kann man den Teig zwei- bis dreimal falten und auf einer bemehlten Unterlage dünn auswalken. Die Champignon-Mischung auf dem Teig verteilen, links und rechts einklappen und den Strudel einrollen. Auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. Mit verschlagenem Ei bepinseln und ab damit ins Backrohr für  35-40 Minuten.

Kürbis in größere Würfel schneiden. Zwiebel fein würfeln. Zwiebel in Butter anschwitzen, Kürbiswürfel mitbraten. Mit dem Gemüsefond aufgießen und je nach Größe der Kürbiswürfel ca. 5 min. dünsten. Rahm mit Mehl gut verrühren - in Wien nennt man das Gmachterl. Dieses Gmachterl gibt man zu den halbgaren Gemüsewürferln, salzt und pfeffert alles und lässt es ein paar Minuten verkochen, damit der Mehlgeschmack verschwindet. Gehackte Petersilie unter das fertige Gemüse rühren.

Strudel mit dem Kürbisgemüse servieren, essen, aufs Sofa plumpsen und Zeitung lesen. Tag erledigt. Ich auch.





Dienstag, 5. März 2013

Kabeljau im Speckmantel und saure Rüben mit Estragon

Nun neigt sich der Winter aber wirklich dem Ende zu. Damit endet aber leider auch die Zeit für saure Rüben. Die einzige Bezugsquelle in Wien, die ich kenne, ist der Sauerkraut-Leo am Naschmarkt. Und der war schon nimmer jung, als ich vor 30 Jahren nach Wien gekommen bin. Ich bange also immer, dass er mir irgendwann nimmer entgegenschreien wird: "Bestes Sauerkraut, sooo gut für die Figur!", (wofür ich ihn gar nicht leiden kann), sondern auch aus diesem Standl ein Imbiss gemacht wird, wie es leider am Naschmarkt in den vergangenen Jahren Usus wurde.
Und von eben diesem Leo stammen auch alle meine Rezepte für saure Rüben: Saure Rüben mit Wurzelgemüse und Saure Rüben auf klassische Art. Man sollte also am besten mit Zettel und Stift bewaffnet dort aufschlagen, um sich die Rezepte gleich zu notieren.
So bin ich also zum Saisonende wieder zum Leo gepilgert, um mir von ihm Nettigkeiten über meine Figur entgegenschreien zu lassen. Wenn der nicht das beste Sauerkraut und die einzigen sauren Rüben in Wien hätte ... Abgesehen davon hatte er zum Glück ein neues Rezept für saure Rüben auf Lager, gleich mit der entsprechenden Empfehlung, dass dazu am besten Fisch passt. Und Fischstandeln haben wir ja zum Glück noch einige am Naschmarkt.


Für 2 Personen:

400 g saure Rüben (beim Leo reicht es, wenn man 20 Deka bestellt, man kriegt dann eh die doppelte Menge)
1 Schalotte
1/16 l Gemüsefond
1 Bund Estragon (gibt es gleich vis-à-vis vom Leo beim liebsten Gemüsestandler)
1 Becher Creme fraiche
Salz, Pfeffer, Zucker, Olivenöl

2 Kabeljau-Filets
ca. 70 g Scheiben durchzogenen Speck
Melange Blanc (oder weißer Pfeffer)


Passende Beilage: Erdäpfelgalette
Mit der Erdäpfelgalette fängt man auch an. Die dauert mit Abstand am längsten. Der Rest ist in ein paar Minuten gekocht.








Die Fischfilets trocken tupfen und mit Melange Blanc oder mit weißem Pfeffer würzen. Man muss den Fisch nicht salzen, da der Speck salzig genug ist. Speck um die Fischfilets wickeln. Am besten so wickeln, dass alle Speck-Enden auf einer Seite sind. Diese Seite als erste in eine erhitzte beschichtete Pfanne legen. Durch das Anbraten halten die Speckscheiben dann gut zusammen. Den Fisch auf jeder Seite 1 Minute braten. Vom Herd ziehen, Deckel drauf und noch 2 Minuten ruhen lassen.

Die sauren Rüben abtropfen lassen. Schalotte klein schneiden und in Olivenöl andünsten. Saure Rüben dazugeben, mit dem Gemüsefond aufgießen, alles fünf Minuten durchkochen lassen. In dieser Zeit den Estragon waschen, die Blättchen abzupfen und hacken. Creme fraiche in einem separaten Topf erhitzen. Estragon und heiße Creme fraiche gut mit den sauren Rüben verrühren - Leo sagt, man soll alles mit dem Schneebesen schaumig schlagen, aber das bring ich nicht zusammen, keine Chance. Aber sonst hat er recht, der Leo: passt wirklich hervorragend zu Fisch, dieses Saure-Rüben-Rezept!






Sonntag, 3. März 2013

Lammleber mit Blutorangen

Toast Hawaii: Schinken-Käse-Toast mit einer Scheibe Ananas aus der Dose. Himmel, das sind Jugenderinnerungen! Was war das damals schick, Obst zu jedem passenden und unpassenden Gericht dazuzuschmeißen. Und wirklich kam das Obst damals immer aus der Dose. Also zumindest in meiner Familie. Das war ja was Besonderes. Obst aus dem Garten und selber eingekochtes Obst hatte doch jeder.
So ändern sich die Zeiten!

Anscheinend hatte Nigel Slater auch solche Toast-Hawaii-Erinnerungen, als er dieses Winterrezept kreierte. Aber er hat recht: Man kann das wirklich essen!

Zubereitet ist es auch im Nu, also darf dieses Essen beim Blog event cucina rapida dabei sein.

Cucina rapida - schnelle Küche für Genießer. Ein Blog-Event von mankannsessen.de

Wie immer bitte für das Originalrezept den Link oben anschauen. Ich hatte z. B. keinen Sherry-Essig, den habe ich durch Sherry und Weißweinessig ersetzt. Und ich hatte 250 g Lammleber, was uns aber ehrlich gesagt immer noch nicht zu viel war, wir hätten auch 300 g verdrücken können.




Für 2 Personen
1 große rote Zwiebel
1 EL Butter
1 EL Olivenöl
2 Blutorangen
250 g Lammleber
2 Eiswürfel Lammfond
1 EL Dijon-Senf
1 EL Sherry
1 EL Weißweinessig




Zwiebel schälen und in Ringe schneiden. 15 min. sanft schmurgeln lassen, bis die Zwiebel schön glasig wird. In dieser Zeit die Orangen so schälen, dass auch die dünne Haut mit abgeschnittten wird, dann die Orangen filetieren. Den austretenden Saft auffangen und auch die Reste der Orange gut ausdrücken und den Saft aufheben. 
Leber in Streifen schneiden.  Zwiebel aus der Pfanne nehmen, Olivenöl erhitzen und die Leber darin rasch von allen Seiten anbraten. Leber zur Zwiebel geben. Bratrückstand mit Orangensaft, Sherry, Essig und Senf aufkochen. Einmal aufgekocht und es war praktisch kein Saft mehr da, also habe ich noch aus meinem Tiefkühler zwei Eiswürfel Lammfond dazugegeben - ich denke, es passt auch Kalbsfond, wenn man keinen Lammfond hat. Zwiebel, Leber und Orangenfilets in die Sauce geben, noch einmal erwärmen. Fertig.

Nigel Slater empfiehlt dazu Epü (Erdäpfelpüree), was sicher gut passt, bei uns gab es rote Polenta dazu - danke an die lieben Spender. Es war köstlich!


Freitag, 1. März 2013

Bitterorangensauce und Strudel für Fortgeschrittene


Es gibt Rezepte, von denen hätte ich gern, dass jeder, die sie liest, nachkocht. Auf jeden Fall! Nur wie stell ich das an?
Vielleicht hilft ja dieses Foto? Mit Genehmigung vom Turbohausmann eingestellt. Er konnte es tatsächlich nicht lassen, den Teller abzulecken! Ich hab gedacht, ich seh nicht recht. Aber natürlich war ich arg geschmeichelt, dass es ihm so gut geschmeckt hat.

Manchmal passiert es, dass ein scheinbar unscheinbares Kleinod zum ganz großen Star wird. Zucker, Bitterorangen, Mineralwasser, Orangenlikör - klingt jetzt nicht so, als ob das der Stoff wäre, aus dem die Träume sind. Es ist aber so. Was mir sofort eingefallen ist, als ich die Sauce gekostet habe: Das ist Sommer in Sizilien. Durch das Einreduzieren schmeckt man in jedem wutzikleinen Tropfen der Sauce die geballte Kraft der südlichen Sommersonne. Es kribbelt sogar ein klein wenig auf der Zunge, so intensiv ist der Geschmack. In kleinen Wellen kommt: sommersüß sommerbitter sommersauer Sommersonne ...


Und da die Pomeranzenzeit schon fast vorbei ist, geht bitte alle ganz schnell und kauft ein Kilo!

Eigentlich ist diese Sauce ein Nebenprodukt zu einem Strudel aus dem Kochbuch "Maria Luisa kann nicht anders". Der Strudel wird aus guten Gründen nicht verbloggt. Er darf nur als kleines Foto eine Nebenrolle spielen. Das Saucen-Rezept ist nicht mehr originagetreu, sondern wurde von mir in einer zweiten Version abgeändert.
Im Kochbuch wird übrigens empfohlen, Nicht-Bio-Orangen durchzustechen und 8 Stunden  in Wasser einzuweichen. Ich setz mich auf meine Finger und äußere mich dazu nicht weiter.



Der Grießstrudel, den ich gezimmert habe, ist das Ergebnis von mehrjährigen Versuchen. Im Montafon, wo wir uns jedes Jahr herumtreiben, gibt es eine tolle Konditorei, die Orangen-Grießstrudel anbietet. Und ich versuche seit Jahren, diesen Strudel irgendwie hinzukriegen. Das habe ich bis jetzt nicht geschafft, auch mit diesem Strudel nicht. Der hier ist wirklich sehr gut geworden, aber der Strudel ist schwer zu händeln, wenn man ihn eingerollt hat. Ihn in eine Strudelpfanne zu bringen ist nur etwas für Leute, die schon eine gewisse Übung beim Strudelbacken haben.
Wenn jemand eine alternative Idee braucht: Die Sauce passt sicher hervorragend zu Millirahmstrudel, der weitaus einfacher zu handhaben ist.



Für die Sauce:
1 Kilo Bitterorangen - unbedingt Bio!
1/2 l Mineralwasser
200 g Zucker
1 Stamperl Orangenlikör

Mineralwasser und Zucker aufkochen und ca. eine halbe Stunde einreduzieren. In der Zwischenzeit die Pomeranzen mit einem Sparschäler schälen, die Schale in feine Streifen schneiden. Die Orangen auspressen. Wenn aus Zucker und Wasser hellbrauner Karamell entstanden ist,  gibt man den ausgepressten Orangensaft (am besten durch ein Sieb von wegen winziger Kernchen) und die Schalenstreifen dazu, lässt alles 15 Minuten einkochen, bis die Sauce eine dickflüssige Konsistenz hat. Mit dem Orangenlikör abschmecken.
Man kann die Sauce heiß und kalt servieren. Heiß schmeckt sie definitiv intensiver.


Grießstrudel:
Strudelteig wie hier - ersatzweise fertiger Strudelteig
250 ml Milch
70 g Grieß
60 g Zucker
3 EL Butter
1 Prise Salz
1 Vanilleschote
1 Bitterorange (Bio! Man braucht nur die Schale)
3 Eier
geschmolzene Butter zum Bepinseln des Strudels
Staubzucker zum Bestreuen

Strudelteig herstellen und rasten lassen.
Eine Strudelpfanne mit Backpapier auslegen.
Backrohr auf 190 Grad vorheizen.
Die Milch mit dem Mark und der ausgekratzten Vanilleschote, der abgeriebenen Pomeranzenschale sowie 3 EL Butter aufkochen. Den Grieß einrühren und alles 10 bis 15 min. quellen lassen. In der Zwischenzeit das Eigelb mit dem Zucker zu einer hellgelben Masse rühren. Eiweiß mit dem Salz zu steifem Schnee aufschlagen. Die Vanilleschote aus der Grießmasse nehmen und die Eigelbmasse mit dem Grieß verrühren. Eischnee vorsichtig unterheben.
Strudelteig auf einem Leinentuch am besten in 2 Teilen für 2 kleine Strudel ausziehen. Die Teigränder mit flüssiger Butter bestreichen, die Fülle aufstreichen, die Enden einschlagen und den Strudel aufrollen. Und dann kommt das Meisterstück, nämlich dieses superweiche Etwas vom Strudeltuch in die Strudelpfanne bugsieren, ohne dass irgendwas reisst. Strudel mit Butter einstreichen, ins vorgeheizte Rohr schieben und hellbraun backen (dauert ca. 25 Minuten).

Mit Staubzucker bestreut servieren. Schmeckt warm und kalt sehr gut.