Donnerstag, 29. August 2019

Nachhaltigkeit auf Balkonien


Darf ich euch durch ein Gartenjahr mit auf Balkonien nehmen? Es gibt dafür einen Grund: Es gibt eine Blogparade zum Thema Nachhaltigkeit. Ja, mein Hauptthema ist Essen, aber ich schreib eh immer wieder, dass ich bio kaufe. Dass ich regional  und saisonal einkaufe und koche, merkt man ja sicher auch. Ich hab jetzt einmal bemerkt, dass mein Balkonien eigentlich unabsichtlich, aber erfreulicherweise schon nachhaltig bewirtschaftet wird. Ja, bewirtschaftet, denn das ganze Jahr über kommt ein Teil unseres Essen von Balkonien. Falls jemand nicht weiß, wie man so etwas am besten angeht, dann zeige ich gern, was geht und wo die Grenzen sind.



Nachhaltig heißt für mich, dass ich auch bei den Pflanzen auf solche zurückgreife, die hierzulande heimisch sind. Das heißt aber ganz sicher nicht, dass es dadurch langweilig werden muss auf dem Balkon: Bei mir blüht das ganze Jahr immer irgendetwas. Auf dem ersten Foto sieht man die Schneerosen, die sind immer die ersten im Jahr und kommen im Jänner, die Schneeglöckchen kommen im Februar, so geht es durch das ganze Gartenjahr. Auf dem zweiten Foto sieht man eine Akelei, die ist ausdauernd und kommt jeden Frühling.



Was mir mittlerweile gelungen ist: Etliche Pflanzen säen sich selber aus. Und ich bin immer wieder erstaunt, welche Überlebenskünstler bei mir wohnen. Den Koriander, der ja sehr feinblättrig ist und hier eher als exotisch angesehen wird, kann sogar im Winter beerntet werden, falls der Winter nicht streng ist. Wenn man genau schaut, sieht man auf dem Foto auch Hirschhornwegerich, der gerade aufgeht, und vorne eine noch recht kleine Pimpinelle. Und das in einem Topf, in dem gerade die Radieschen geerntet worden waren. Also ich kann nicht klagen!

Was es dazu braucht, ist vernünftige Erde. Das ist in Wien aber auch kein Problem: Gartenerde von den Wiener Mistplätzen kommt nicht vom anderen Ende der Welt wie viele Gartenerden aus dem Baumarkt oder Gartencenter, sondern ganz lokal von hier. Diese Erde ist mit Kompost aus den Biotonnen von Wien aufgedüngt. Der Preis ist ganz okay. Nach dem Winter kann man auf vielen Mistplätzen Wiens auch gratis Kompost holen und damit die erste Düngung des Jahres vornehmen, wenn man keine neue Erde verwendet, sondern wie ich so viel wie möglich von der alten weiterverwendet.



Balkon und Garten hat man nie für sich allein, das teilt man mit den Tieren, die in der Regel ohne Einladung kommen, wenn es sich nicht um ein Haustier handelt. Ich finde das zur Großteil sehr erfreulich, manchmal denk ich mir aber schon, hey, ich hab die Arbeit und ihr kommt hierher zum Gratisessen. Dieses Jahr konnte ich von meinen roten Ribiseln zum Beispiel gerade eine Hand voll ernten. Die Vögel wissen nämlich ganz genau, wann die reif sind. Die roten Ribisel wurden mit einem Schlag abgeerntet. Doch die weißen Ribiseln erkennen sie offensichtlich nicht als reif, denn die sind mir geblieben, die schwarzen werden von ihnen ebenfalls total verschmäht.



Soll bloß jemand sagen, der Anblick vom Taubenschwänzchen ist nicht schön! Dieser Falter hat ein Flugverhalten wie ein Koliobri und einen ganz langen Saugrüssel, den kann er einrollen, wenn er fliegt, bei den Blumen wird der Rüssel dann ganz lang entrollt und kann in wirklich sehr tiefe, trichterförmige Pflanzen hineinfahren, um den Nektar herauszuholen. Generell ist Lavendel überhaupt ein Magnet für alle Insekten, daher habe ich beschlossen, der gehört ganz und gar ihnen, den ernte ich nicht. Wenn er verblüht ist und nur mehr vereinzelt ein Bienchen schaut, ob es noch etwas gibt, muss der Lavendel geschnitten werden. Es kommt im Spätsommer dann eine kleine Nachblüte.



Was zur Nachhaltigkeit dazugehört: Viele der Sommerblumen haben keinen Nektar (z.B. Pelargonien) oder sind so gezüchtet, dass die Insekten nicht an ihn rankommen. So sehr ich diese Rose auch liebe, durch die vielen Blütenblätter kommen die Insekten nicht an die Pollen, für Bienen ist das komplett tote Materie. Ich schaue also darauf, dass ich nur Pflanzen kaufe, die auch Pollen anbieten. Wenn ich so etwas wie diese Rose geschenkt bekomme, freue ich mich aber trotzdem. Damit müssen die Insekten leben, dass sie nur von 90 % der Pflanzen bei uns etwas haben.



Nachdem das Garteln in Wien und erst recht das auf einem Balkon räumlich sehr begrenzt ist, sind wir mittlerweile auf die Vertikale ausgewichen: Ich habe eine Salat- und Erdbeerwand. Aus alten Blumenkisteln und Brettern hat der Turbohausmann eine tolle Konstruktion gezimmert: Die Blumenkisteln hängen schräg und können so recht dicht bepflanzt werden. Normalerweise ist immer ein Kistel frisch besät mit Salatmischungen, alles andere ist in verschiedenen Entwicklungsstadien, so können wir das ganze Jahr verschiedenste Salate ernten.

Man sollte sich die Idee abschminken, dass man bei einem noch so dicht bepflanzten Balkonien ohne zusätzlichen Gemüseeinkauf auskommen kann. Ich habe sicher zwei Drittel Nutzpflanzen, aber dennoch geht sich das nicht aus. Was ich aber schon kann, ist eine recht dichte Versorgung mit Kräutern. Dieses Jahr ist mir leider die Petersilie komplett eingegangen, die muss ich kaufen, aber alles andere habe ich in Hülle und Fülle.


Und wie kommt man zu Pflanzen? Man zieht sie selber. Das ist absolut keine Hexerei. Jetzt ist die beste Zeit, um an Saatgut zu kommen. Bei Paradeisern, Chili und Paprika nimmt man aus alten Sorten einfach Samen heraus, ich wickle sie in Papier, lasse sie trocknen und danach falte ich alles zusammen. Im Februar kommen Paprika und Chili dran, Ende März säe ich die Paradeiser. Seit 20 Jahren habe ich kleine Gewächshäuser für die Anzucht, die stehen auf den Fensterbänken, wenn die Pflanzen groß genug sind, wird vereinzelt, ab April trage ich die Pflanzen dann rein und raus zum Abhärten. Nach den Eisheiligen im Mai werden sie ausgepflanzt.



Es gibt Pflanzen, von denen habe ich keine Ahnung, wo die herkommen. Auf dem Foto oben sieht man Portulak, der wächst hier zwischen den Bodenplatten. Manchmal bemerke ich solche Pflanzen erst, wenn sie schon recht stattlich sind. Dann wird geerntet und ich kann sicher sein, im nächsten Jahr kann ich das wieder machen, ohne irgendetwas dazu zu tun.

Auch wichtig ist die Bewässerung, überhaupt in Zeiten der mit Riesenschritten nahenden Klimakatastrophe. Bei uns geschieht die Bewässerung punktgenau mit einer Gießanlage. Im Laufe der Jahre haben wir gelernt, wie viele Tropfer welche Pflanze braucht. Das bekommt sie, mehr nicht. Und manche eben gar nichts, wie zum Beispiel der Portulak.



Viele meiner Pflanzen sind mehrjährig. Meinen Minzen (s.o.) zum Beispiel reicht es, wenn ich sie alle paar Jahre aus dem Topf nehme und teile. Einfach mal schauen, ob es eine Pflanzenbörse in der Nähe gibt, dort freut sich immer jemand über einen Ableger. Und so kann man auch gratis an neue Pflanzen kommen, wenn man welche braucht. Oder man schaut im Internet nach Pflanzen-Tausch-Communities, die gibt es in Wien mittlerweile sogar in Gebietsbetreuunungen an bestimmten Tagen.



Ich bin eine, die gern erntet, wenn sie unterwegs etwas sieht. Das gilt für Obst, Wildkräuter, aber auch Saatgut. Meine Tagetes, von denen ich recht viele verschiedene habe, stammen alle von "Wildernten". Die oben habe ich, als wir auf der Schallaburg bei der Ausstellung "Der Hände Werk" waren, aus dem Garten mitgenommen. Einfach eine abgeblühte Blüte ernten und trocken. Das hat den Vorteil für die Pflanze, dass sie mehr Kraft für die kommenden Blüten hat, und schöner schaut es auch aus. Also keine Sorge, man tut da nichts Übles.



Wir haben dieses Jahr recht viele Sonnenblumen. Ich hatte ja den Verdacht, dass der Turbohausmann, der Sonnenblumen liebt und nie genug davon haben kann, mir das eine oder andere Gugucksei gelegt hat, aber mittlerweile bin ich sicher, dass die ganzen Finken, die Sonnenblumen lieben, die selber beim Ernten quasi gesät haben. Und so lieb die Finken auch sind: Ich weiß jetzt, warum das "Dreckfink" heißt. Jeden Tag, bevor ich balkongarteln darf oder draußen sitzen kann, muss ich aufkehren, weil überall die Schalen von Sonnenblumenkernen herumliegen.




Auch die Zimmerpflanzen dürfen draußen übersommern. Ganz hinten im finstersten Eck steht eine ganze Reihe an Orchideen, die ich einmal in der Woche in Wasser tauche, bis die Wurzeln sich grün gefärbt haben. Das scheint ihnen zu taugen, denn seit ich das mache, blühen sie ganz zuverlässig jeden Winter, sogar mein Frauenschuh hat schon eine Knospe angesetzt. Die kriegen ausnahmsweise im Winter drinnen Orchideendünger. Sonst wird nach Bedarf gedüngt und nur mit Hornspänen, also auch ökologisch unbedenklich. Meinen Pflanzen reicht eine monatliche Gabe von Dünger


Dass das so ausufert, damit hätten wir nicht gerechnet: Dieses Jahr haben wir wirklich ein bissi viele Sonnenblumen. Leider haben die anderen Pflanzen dann zu wenig Erde und zu wenig Licht, also werde ich nächstes Jahr dann doch mehr ausdünnen bei den vielen wilden Setzlingen, die sicher wieder aufgehen werden. Aber man lernt auch nach 20 Jahren garteln auf Balkonien noch dazu. Jedes Jahr gibt es irgendein Lehrgeld, das ich bezahle. In der Regel ist das immer ein wunderschönes Lehrgeld, daher bin ich immer wieder froh über mein Dazulernen.




Dienstag, 27. August 2019

[Genusskino] Bier!

 Fotocredit für alle Fotos: ©welan
Hopfen ist das, was den Geschmack im Bier ausmacht.
Am Freitag, dem 30.8. läuft in Österreich ein neuer Film in den Kinos an und ich hatte bereits das Vergnügen, ihn im Rahmen einer Pressevorführung sehen zu können. Bier ist nicht mein Blog-Thema Nummer 1, aber es ist auf jeden Fall ein ganz wichtiges Thema bei uns daheim: Nimm dem Turbohausmann sein Bier weg, dann schaut's aber sehr schlecht aus mit seinem Seelenheil. Was ich von meinem Mann und auch von diesem Film lernen konnte: Man kann anscheinend durch Biertrinken tatsächlich die Welt verbessern.

Regie, Buch, Kamera und Produzent: alles aus einer Hand, nämlich jener von Friedrich Moser. Und dem ist ein sehr guter Film gelungen.

Julia Herz, Leiterin der amerikanischen Craft Beer Association
Der Film ist ein Dokumentarfilm und zeigt die österreichische, europäische und nordamerikanische Craft Beer-Szene. Dass Bier in Österreich ein immer größeres Thema wird, zeigen die Zahlen: Nimmt man alle ÖsterreicherInnen, dann trinkt jede/r ein Seidl Bier am Tag. Das ist von Jahr zu Jahr mehr geworden. Es gibt mittlerweile 278 Brauereien im Land, so viele wie noch nie! Immer stärker wächst der Sektor der autonomen Brauereien, die dafür sorgen, dass es hierzulande 1000 verschiedene Biersorten gibt.

Zu meiner großen Freude hatte ich keinen Moment im Film das Gefühl, dass es auch nur einer einzigen Person darum geht, sich sinnlos ansaufen zu wollen. Da geht es um Geschmack, um Leidenschaft, um Qualität, um Wissen, sicher auch um Spaß, aber nie darum, dass sich da irgendjemand zudröhnen würde.

Bierbrauen hat viel mit Chemie zu tun: Hefe unter dem Mikroskop

Was ich gelernt habe: Der Satz vom Mundl "Mei Bier is net deppert" ist so falsch nicht. Bierbrauer panschen nicht wild drauf los, sondern die haben alle sehr viel im Kopf und wissen ganz genau, was sie da machen. Da hört man im Film Aussagen, dass einer der Bierbrauer sein Bier nach den Grundlagen eines von ihm geliebten Architekten braut, gekrönt von der Farbe des Biers, die wie der belgische Sonnenuntergang aussehen soll. Man sieht Bierbrauer über dem Mikroskop sitzen und hört sie über Getreidesorten fachsimpeln − alles wirklich kompetente Fachleute. Vor allem aber bringen sie viel Liebe und Leidenschaft mit, die sie in Bier umsetzen.

Auch neu: Für mich war Bier immer eine Männerdomäne. Mir ist es in Wien in Bierlokalen aber mittlerweile schon aufgefallen, dass da durchaus genug Frauen vertreten sind. So auch im Film: Ja, es sind die Männer in der Mehrzahl, aber sie agieren alle auf Augenhöhe mit den Frauen, die genau so ihr Teil beitragen zum Gelingen von Craft Beer.

Peter Boukaert, ein belgischer Bierbrauer, der nun in den USA braut
Ob Bier oder Brot das ersten Lebensmittel der Menschheit war, weiß man nicht sicher, aber eindeutig gehen die Entwicklung beider Hand in Hand. Und mit dem Bier passiert dasselbe, was auch mit dem Brot geschieht: Internationale Big Player maximieren ihre Gewinne und nutzen dabei aus, was immer möglich ist. Erstaunlich, dass sie es schaffen, dass ihre Biere auf der ganzen Welt gleich schmecken. Wie sie das zustande bringen, wollten sie aber für den Film nicht offenbaren.

Dem entgegen steht eine immer größer werdende Zahl an unabhängigen Handwerkern, die mit Akribie, Liebe und viel Sachwissen an einer immer umfassenderen Vielfalt arbeiten. Erfreulicherweise wird das Angebot, das sie den Konsumenten machen, auch angenommen. Nicht nur ein einzelner Bier-Groupie wird in dem Film gezeigt, der seinen Urlaub dort verbringt, wo sehr gutes Bier gebraut wird, sondern derer gibt es viele. Und es gibt immer mehr Bierfestivals, die dem Rechnung tragen.

Innenleben von Hopfen
Wie ein roter Faden begleitet Christoph Bichler, der Gründer von Bierol und einer der bekanntesten und erfolgreichsten Bierbrauer Österreichs durch den Film. Er ist in einer Bauernfamilie aufgewachsen, sein Weg führte ihn in die Gastronomie und 2004 eröffnete er gemeinsam mit seinem Vater eine Wirtshausbrauerei. Sie lernten immer mehr über Bierbrauen, starteten einen Flaschenvertrieb und 2014 wurde Bierol gegründet.

Im Film besucht er KollegInnen in vielen Ländern, schnüffelt an Hopfensorten und schlürft etliche Craft Biere, vor allem philosophiert er über die Kunst des Bierbrauens. Von Gault Millau hat er die Auszeichnung "Bier des Jahres 2019" für sein Bombo Claat, Imperial Stout erhalten.

Christoph Bichler, Österreichs bekanntester Bierbrauer
So, und wie ist das jetzt mit dem Welt retten? Dazu Christoph Bichler: „Die Wertschätzung für Bier in Amerika ist relativ groß! Bei uns geht’s viel über den Preiskampf − das ist in den USA sicherlich auch genauso in größeren Dimensionen. Aber was in den USA funktioniert, das ist die Community dahinter, die sagt: Ok für ein besonderes Bier ist mir das jetzt wert, dass ich irgendwo hinfahre. Auch wenn es 3 Stunden mit dem Auto sind, dann fahr ich da hin!“ Die 3 ganz großen großen Brauereien decken zwar international nur mehr 50 % des Bierbedarfs mit ihrer Massenproduktion, aber sie fahren immer noch 70 % des Profits ein. Daher: Bier von kleinen Brauereien trinken, denn dort sitzen die Enthusiasten, die handwerklich arbeiten und gute Qualität produzieren. In Österreich liegt der Marktanteil der Craft Beer-Szene noch unter 1 %, also da ist noch genug Luft nach oben!

Was ich auf jeden Fall noch sagen muss: Der Film ist schön! Da geht es zwar um Fakten, aber auch viel um ein Lebensgefühl, das in wunderbaren Bildern gezeigt wird. Bitte diese Landschaften! Echt toll.


Falls jemand unsicher ist, ob er ins Kino gehen soll, hier ist noch eine kleine Vorschau:

Sonntag, 25. August 2019

[Rettungsaktion] Hauchdünnes Paradeiserbrot


Es ist echt so grandios, was ich derzeit an Paradeisern auf Balkonien ernten kann. Nachdem mir eine der besten Nachbarinnen Balkonien gesittet hatte, weiß ich, dass normalerweise zwei Personen mit diesen Mengen überfordert sind, aber der Turbohausmann und ich nicht. Es gibt gerade täglich irgendwas mit Paradeisern. Und ich koche die Paradeiser natürlich auch ein, ich stelle unten ein paar Links ein, falls jemand Ideen braucht.

Diese Idee hier stammt aus Saveur. Mir hat der Artikel so gut gefallen, denn er ist sehr schön geschrieben. So zum Beispiel dieser Satz: "Die Scheiben fallen träge über den Rand des Toasts und verbergen alles darunter, sodass einem nicht informierten Betrachter mit mittelmäßigem Sehvermögen das komponierte Gericht wie ein Stapel geschnittener Tomaten erscheint."

So richtig ein Rezept gibt es dafür nicht: Hauptsache, man schneidet alles sehr, sehr dünn. Das ist der eigentliche Witz an dem Gericht. Und Körndlbrot, um dem ganzen einen schönen Biss zu geben, ist auch wichtig. 
Es muss also das Brot geschnitten werden, das wird dann in einem Haucherl Olivenöl angeröstet. Ist eine Seite geröstet, drehe ich das Brot um und auf die geröstete Seite gebe ich Käse, der gut schmelzfähig ist, nun röstet auch die andere Seite. Aus der Pfanne heben und mit hauchdünnen Paradeiserscheiben belegen. Fertig. 

Mir hat das Brot am besten mit Taleggio oder Brie geschmeckt, denn diese Käse verschmelzen mit Brot und Paradeisern. Die Paradeiser dürfen auf keinen Fall kalt sein.

Ich mag das Brot mit ein paar Tropfen Olivenöl und ein paar Streifchen Basilikum oder Portulak oder Estragon. Man isst das Brot übrigens mit Messer und Gabel.

"Stupidly delicious" heißt es in dem erwähnten Artikel. Und das ist es wirklich!


Konservieren:



Auch noch entdeckt hat dieses Brot der liebe Felix: Tomatensandwich

Das ist übrigens wieder eine Rettungsaktion, dieses Mal zum Thema "supereinfache Sommerküche", da passt dieses Paradeiserbrot sicher gut dazu. Und nun bin ich schon gespannt, was sonst noch für Köstlichkeiten auf den Blog erscheinen werden!




Brittas Kochbuch - Kalte Zucchini-Joghurtsuppe
Barbaras Spielwiese - Foodblog - Bulgarischer Schopska-Salat
Cakes, Cookies and more - Pouletfilet und Gemüse vom Grill
Brotwein - Forelle grillen - Lachsforelle vom Holzkohlegrill
Madam Rote Rübe - Bunter Paprikasalat mit weißen Riesenbohnen und schwarzen Oliven
Anna Antonia-Herzensangelegenheiten - Sommerlicher Flammkuchen
BackeBackeKuchen - Focaccia mit Tomaten und Feta
CorumBlog 2.0 - Zitronenmelisse-Eistee mit Basilikum
evchenkocht - Blumenkohlsalat
genial lecker - Spaghetti mit Zucchini und Zitrone
Kleines Kuliversum - Weiße Sangria

Donnerstag, 22. August 2019

Sommerlich-deftiger Eintopf

Also mein Erdäpfelbauer ist sicher nicht der dümmste, denn diese winzige Erdäpfelchen habe ich in einem Sack Erdäpfeln gefunden. Und das war nicht der einzige Zwerg! Und dann kamen noch jede Menge eigene Gemüse von Balkonien, die alle verwertet werden wollten, aber jede für sich viel zu wenig für ein eigenes Gericht. Was macht man dann? Eintopf!


300 g Erdäpfeln
Erbsen, Erbsenschoten, Karotten, Fisolen, Kohlrabi − je eine kleine Hand voll in mundgerechten Stücken
1 EL gehackte Schalotten
Petersilie
4 EL Butter
1/4 l Gemüsesuppe
1/4 l Milch
1 EL Mehl
Salz
Pfeffer
Muskatnuss

Nach Lust und Laune Wurst, ich habe gebratene Augsburger gemacht.


Die Erdäpfeln waschen und schälen, in gleich große Stücke schneiden, in Salzwasser garen. In der Zwischenzeit die Gemüse putzen und vorbereiten. Petersilie fein hacken.

1 EL Butter schmelzen und die Schalotten darin anschwitzen, mit der Gemüsesuppe ablöschen. Erst die Karotten hineingeben, denn die brauchen am längsten, dann die Fisolen, anschließend die Kohlrabiwürfel, am Ende nur ganz kurz die Erbsen und die Erbsenschoten mitkochen. Während die Gemüse garen, Mehl und restliche Butter miteinander verkneten. Milch in einem kleinen Topf zum Kochen bringen und mit der Mehlbutter binden, gut verkochen lassen, bis der Mehlgeschmack weg ist. Erdäpfeln hineingeben, die gegarten Gemüse samt Garflüssigkeit dazugeben, würzen, Petersilie einrühren.

Die Augsburger der Länge nach aufschneiden, über Kreuz einschneiden und in Öl knusprig braten, mit dem Gemüse servieren.



Anregung zu dem Rezept aus dem "Schrebergarten-Kochbuch".

Montag, 19. August 2019

[Buchbesprechung] Schrebergarten-Kochbuch von Christine Leesker & Vanessa Jansen

Enthält Werbung (Belegexemplar, Verlinkungen, Namensnennungen)

So schnell wie bei diesem Buch habe ich wahrscheinlich noch bei keinem "ja" gerufen, als ich vom Südwest-Verlag das Angebot für ein Rezensionsexemplar bekommen habe: Habe ich doch selber einen "Schrebergarten" auf Balkonien und hole mir daher sehr gerne Anregungen aller Art dafür. Aber schön langsam von vorne: Christine Leekser ist eine Allrounderin. Sie hat bei archäologischen Ausgrabungen gearbeitet, Kinderkreativkurse gegeben, in Kneipen gekocht, Schaufenster dekoriert und noch viel mehr. Seit sie Diplom-Designerin ist, hat sie bei Verlagen gearbeitet und ist seit 2003 selbständig als Grafik-Designerin und Autorin. Vanessa Jansen zeichnet für die Fotos verantwortlich, die die Schrebergartenstimmung ganz wunderbar einfangen. Vom Koi im Gartenteich bis zum Sauerkraut im Bügelglas ist hier eine Linie erkenntlich, die sich durch das ganze Buch schlängelt.

Ich würde überhaupt sagen, dass eine große Stärke des Buches die Optik ist. Das Buch ist sehr schön gemacht, sehr nette Grafiken begleiten einen die ganze Zeit. Die Einteilung nach den vier Jahreszeiten finde ich gut gelungen, denn man wird so richtig durch ein ganzes Gartenjahr geführt.

Zum Zurechtfinden im Buch gibt es ein Register nach Jahreszeiten und eines nach Art der Gerichte. Beide Register der insgesamt 80 Rezepte sind übersichtlich auf je einer Doppelseite untergebracht. Die Unterteilung nach Art der Gerichte erfolgt in "Antipasti, Aufstriche, Dips", "Salate", "Suppen, heiß und kalt", "Herzhaftes aus dem Ofen", "Herzhaftes aus dem Topf", "Herzhaftes aus der Pfanne",  "Eingemacht und eingelegt", "Getränke", "Süßes und Desserts", "Kuchen und Gebäck".

Und die Rezepte? Es sind sehr viele bekannte Rezepte zu finden: Bärlauchpesto, Maibowle, Kräuterbutter, Gurken-Rahm-Salat, Rösti, Zwetschkenknödel aus Erdäpfelteig, Chilipaste etc. Das soll auf keinen Fall als Kritik aufgefasst werden, dass man das alles sowieso kennt, denn auch ich brauche ab und zu einen Schubser, um mich an althergebrachte Sachen wieder zu erinnern, dass die wirklich gut sind. Es sind ja in der Mehrzahl neue Rezepte im Buch zu finden. Was ich nicht gefunden habe, waren Fleisch- und Wurstgerichte, was ich sehr erfreulich finde, denn diese Sachen wachsen bekanntlich nicht im Schrebergarten.

Es wird schon außen am Buch empfohlen, dass es Tipps und Anleitungen zum Einkochen und Haltbarmachen gibt. Es wird fermentiert oder einfach zusammengemixt und in den Kühlschrank gestellt oder Marmelade eingekocht. Ich glaube nicht, dass aus allem eine Wissenschaft gemacht werden muss, aber da hätte ich mir ein wenig mehr Infos erhofft. Und auf jeden Fall wäre ein Ansatz nach neuen Erkenntnissen und nicht nach "Das hat schon Oma so gemacht" wünschenswert gewesen. Ich weiß mir aber eh zu helfen und habe daher durchgehend köstliche Sachen aus dem Buch machen können. Also los, es geht ans Nachkochen!


Himbeerlassi

In diesem Rezept werden nicht einfach Himbeeren mit Joghurt vermixt, sondern es kommen auch noch Kräuter mit rein und Haferflocken. Man hat also quasi eine vollständige Mahlzeit im Glas. Für mich war es ein sehr erfreuliches Spätstück.
Koreanische rote Chilipaste

Ein Rezept aus der herbstlichen Rezeptgruppe bzw. aus der Abteilung "Eingemacht und Eingelegt", das mich daran erinnert, dass der Herbst tatsächlich mit Riesenschritten auf mich zukommt!

Es werden Chilischoten, Knoblauch, Zwiebel, Paradeismark, Salz und Paprikapulver im Mixer zu einer Paste verarbeitet. So genau weiß ich nicht, wo da Korea vertreten ist in dem Rezept. Werden koreanische Chilipasten nicht fermentiert?

Auch nicht so sicher bin ich, was von den Zutaten diese Paste konservieren könnte. Angeblich hält sie sich gekühlt bis zu einem halben Jahr.
Polnischer Gurkensalat

Gurke, Dille, Schnittlauch, Rahm, Salz und Pfeffer vereinen sich hier zu einem erfrischend kühlen Salat. Auch hier vermisse ich einen Hinweis, was diesen Salat zu einem polnischen macht. Geschmeckt hat er sehr gut!

Auf dem Foto habe ich auch meine Melothria, meine mexikanischen Minigürkchen verwendet. Davon sollte man sich nicht schrecken lassen, denn im Buch ist es ein Rezept mit ganz normalen Salatgurken.
Schnüsch: Sommer-Gemüse-Eintopf

Dieser Eintopf kam mir gerade recht, um meine "2 hiervor, 3 davon"-Gemüse, wie sich das auf einer nicht wirklich großen Erntefläche halt so ergibt, zu verarbeiten. Ich musste nur die Margarine durch Butter ersetzen, damit für mich alles passt. Aber das schreibe ich noch genauer, denn dieses Rezept möchte ich gern auf meinem Blog haben: Gemüsereste hat man immer wieder und dann kommt so ein Eintopf doch gerade recht!
Waldmeister-Panna Cotta mit Erdbeersauce

Nachdem es schon so ein Rezept hier gibt, weiß ich, wie köstlich das schmecken kann, also habe ich meinen Waldmeister gerupft und mich ans Werk gemacht.

Es gibt im Buch eine gewisse Text-Bild-Schere, denn im Rezept wird Bourbon-Vanillezucker verwendet und ich kenne das von ca. 1 Million Panna Cotta-Versuchen, dass sich die schwarzen Pünktchen dann immer am Boden vom Panna Cotta absetzen, aber im Buch strahlt eine blütenweißes Dessert vom Bild. Aber egal, es hat gut geschmeckt und darauf kommt es an.


Unterm Strich: Das Buch besticht durch seine stimmungsvollen Fotos sowie liebevolle grafische Gestaltung und man merkt, es ist mit viel Herzblut gemacht. Es ist wirklich ein wertig gestaltetes Buch geworden. Der Rezeptteil zeigt viele nette Anregungen, was man alles machen kann, hinterlässt aber doch einige Fragen.
Zielgruppe: Alle, die in irgendeiner Form gern garteln und eigenes Gemüse anbauen, sei es Hausgarten, Schrebergarten oder Balkonien.

Fakten zum Buch
ISBN: 978-3-517-09786-2
Hardcover
Umfang: 224 Seiten
Format: 21,0 x 27,0 cm
ca. 150 Farbfotos
Erschienen 2019
Preis: € 26,00 [D] | € 26,80 [A] | CHF 36,50

Wie immer gibt es das Buch beim Buchhändler an der Ecke zu kaufen, man kann es beim  Südwest-Verlag direkt bestellen und bei diversen Internetvertreibern.

Danke an den Südwest-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Donnerstag, 15. August 2019

[Blogevent] Kibbeh und geschmorte Cocktailparadeiser

Es gibt Gerichte, da muss man schon gern kochen, um sie im Hochsommer zuzubereiten. Aber ab und zu mache ich das richtig gern. Auch das Erlernen neuer Küchentechniken gehört dann dazu. Und genau in diese Kategorie fallen Kibbeh: Ich habe beim Recherchieren gelernt, dass der Teig meistens zu 50 % aus Bulgur und 50 % aus faschiertem Rind besteht. Ich kenne das nur so, dass die Hülle ohne Fleisch ist, das Innere mit. Hier ist es aber anders, denn meine Füllung ist ganz ohne Fleisch. Ungewöhnlich für mich war es auch, diese kleinen Köstlichkeiten zu Tropfen zu formen. Perfekt sind meine Kibbeh noch nicht geformt, aber ich bleibe dran! Nachdem sie nicht nur zu den ganz berühmten Schätzen der syrischen Küche gehören, sondern eigentlich das Signature Dish der ganzen Region sind, finden sich auch mehr als genug Rezepte, also bleibe ich dran.


Und ich kann mein Rezept dann auch gleich zu Zorra schicken, bei der Labsalliebe gerade ein schönes Blogevent ausrichtet, nämlich zu Thema Mezze. Nachdem ich sehr, sehr gern aus allen Töpfen dieser Welt probiere und auch koche, kommt mir das Event genau recht.

Das ist ein Wohlfühlessen gewesen, in das wir uns am liebsten reingesetzt hätten. Danke für dieses Event, das mich ein bissi in den Hintern getreten hat, dass ich mir die Arbeit angetan habe. Es hat sich aber sowas von gelohnt! Ich werde das sicher wieder kochen.


Für 15 Kibbeh (frei nach Libanon, das Kochbuch)

2 − 3 Portionen

Teig
150 g feiner Bulgur
150 g Rindfleisch, faschiert
1 Prise Chilipulver
1 Prise Koriander, gemahlen
1 Prise Kreuzkümmel, gemahlen
Salz

Füllung
25 g Korinthen
150 g Zwiebel
1 kleine Knoblauchzehe
1 EL Olivenöl
100 g Pinienkerne
25 g Honig

Sauce
1 großer Bund Basilikum
50 g Honig
50 g Cashew
1 EL Olivenöl

Frittieröl (ich: Sonnenblumenöl)
Küchenthermometer zum Frittieren

Bulgur mit reichlich kochendem Wasser übergießen. Ich nehme immer so viel Wasser, dass es 1 Finger breit über dem Bulgur steht. 20 min. ziehen lassen, dann in einem Sieb abtropfen und auskühlen lassen. Mit den Gewürzen verrühren, das Faschierte ebenfalls mit verrühren. Ab damit in einen Zerkleinerer und alles zu einer homogenen Masse mixen. Ich habe das übrigens anfangs mit einem Pürierstab versucht: vergesst das! Da flitzt der Bulgur durch die Gegend, dass es gar keine Freude ist. Jedenfalls die Masse dann mit Folie abdecken und im Kühlschrank durchkühlen lassen.

Für die Füllung die Korinthen waschen und 15. min in heißem Wasser einweichen. Währenddessen Zwiebel fein hacken, ebenso den Knofel. Zwiebel in Ölivenöl anschwitzen, Knoblauch dazugeben, alles langsam glasig dünsten. Pinienkerne mit dem Messer hacken. Korinthen ausdrücken. Alle Zutaten in ein Schüsserl füllen und gut verrühren.

Für die Sauce das Basilikum abzupfen und mit den anderen Zutaten in einem Zerkleinerer zu einer Sauce mixen. Kalt stellen.

Für das Formen der Kibbeh unbedingt eine Schüssel Eiswasser bereit stellen. Die Schüssel muss groß genug sein, dass man mit den Händen reinkommt.
Mit feuchten Händen 15 Kugeln aus dem Teig formen und bereit legen. Dann mit feuchten Händen jeweils eine Kugel flach drücken und mit einem Teelöffel Fülle belegen. Teig schließen, gut andrücken und ein Ende der Teigkugel zu einer Spitze formen, sodass eine Tropfenform entsteht.

Öl in einer tiefen Pfanne auf 180 Grad erhitzen. Die Kibbeh portionsweise jeweils ca. 7 min. frittieren, bis die Kibbeh goldbraun sind. Auf einem alten aber sauberen Hangerl (Deutsche nehmen ein Geschirrtuch) abtropfen lassen.


Die Sauce auf Schüsseln verteilen, damit man die Kibbeh darin dippen kann. Kibbeh in eine Schüssel legen, aus der sich alle bedienen können.




Geschmorte Kirschparadeiser auf Joghurt (frei nach "Simple" von Ottolenghi)
Menge für 2 Beilagenportionen

250 g kleine, reife, Tomaten
3 Knoblauchzehen, geschält und in dünne Scheiberl geschnitten
3 Streifen Zitronenschale (mit einem Sparschäler abgeschält)
2 EL Olivenöl
Salz
Pfeffer
1 Prise Zucker
je 3 Stiele frischer Rosmarin, Thymian, Oregano
1 Prise Kreuzkümmel, gemahlen

250 g griechisches Joghurt,
abgeriebene Schale von einer halben Zitrone
Salz
weißer Pfeffer

Backrohr auf 200 Grad vorheizen. In einem ofenfesten Gefäß Gewürze, Olivenöl, Zitronenschale und Knofelscheiberln verrühren. Paradeiser draufsetzen, die Kräuter oben drauflegen. 20 min. im Rohr backen, danach den Grill dazuschalten und 10 min. grillen. Durch die Kräuter gibt es einen gewissen Schutz, sodass die Paradeiser nicht schwarz werden, also sollte man die wirklich auch drauflegen! Die Stellen, die bei mir rausgeschaut haben, waren nicht sehr dunkel.

Johurt mit der geriebenen Zitronenschale, Salz und weißem Pfeffer verrühren. Die Paradeiser oben den Joghurt setzen, den traumhafte Sud, das sich während des Backens bildet, drüberträufeln.


Blog-Event CLV - Mezze (Einsendeschluss 15. August 2019)


Montag, 12. August 2019

[Urlaub] Bozen

Jetzt waren wir wieder unterwegs, der Turobohausmann und ich. Dieses Mal will ich euch etwas von Bozen berichten, also die kulinarischen Sachen mehr so ... eh wie immer. Und auch wie immer: enthält Werbung, weil Verlinkungen und Namensnennungen im Posting sind, aber es ist Werbung ohne Auftrag und ohne Bezahlung.


Ein ganz wunderschöner Platz ist der Gasthof Kohlern. Man fährt mit der Seilbahn (einer sehr alten übrigens) von Bozen hinauf in luftige Höhen. Sofort war die drückende Schwüle, die an diesem Tag in Bozen geherrscht hat, weg. Oben kann man wirklich nett herumspazieren. Es gibt auch einen Aussichtsturm. Leider hat die drückende Schwüle dann eine ordentliche Gewitterwand dahergebracht, sodass wir im Gasthaus nur einen Imbiss gegessen haben, um dann schnell wieder zur Seilbahn zu flüchten: Ein Käseteller zu zweit ist es geworden. Der Käse war sehr gut, gut gereift, schön auf Temperatur, dazu hausgemachtes Chutney. Die Brotauswahl war fein.

Was mir sehr gefallen hat: Man kann sich eine Flasche ganz feines Leitungswasser kaufen. Das ist das, was ich eigentlich am liebsten trinke, aber ich hab immer ein schlechtes Gewissen, weil von irgendwas müssen die Wirten ja auch leben. Und wenn das Wasser so viel kostet wie ein Saft, dann brauch ich kein schlechtes Gewissen haben und kann das trinken, was ich am liebsten mag.



Am Freitag wird der Rathausplatz zum Marktplatz. Es ist ein wirklich guter Markt mit saisonalen und regionalen Produkten, die direkt von den Produzenten verkauft werden. Es gibt Obst, Gemüse, Brot und auch total schöne Blumensträuße aus Gartenblumen und Blumen von Naturwiesen. Natürlich dominieren da derzeit die Sonnenblumen, aber die waren immer geschmackvoll in Szene gesetzt und mit anderen Pflanzen kombiniert.
Das war definitiv der beste Kalbskopf, den ich bisher gegessen habe. Bisher kannte ich ihn hauptsächlich paniert. Der hier war in kleine Stücke geschnitten und in der Pfanne mit Eierschwammerln durchgeschwenkt, dazu zwei Scheiben Serviettenknödeln und Blattsalate. Das war der erste Mal, dass Kalbskopf nicht schwer geschmeckt hat. Gegessen habe ich ihn im Wirtshaus Vögele, einem Traditionsbetrieb, der seit dem Jahre Schnee besteht und das mitten in der Altstadt. Es werden traditionelle Gerichte wie das berühmte südtiroler Knödeltris oder Schlutzkrapfen serviert, aber auch Neuinterpretationen sind auf der Karte zu finden.

Mit jedem Recht ist das Lokal immer rappelvoll, man muss also unbedingt reservieren. Obwohl das Gasthaus sehr groß ist, über einen sehr großen Außenbereich in der Fußgängerzone und zwei Stockwerke mit Tischen verfügt, platzt es fast aus allen Nähten. Dennoch: Die Kellner sind sehr souverän und haben einen wirklich guten Überblick. Man bekommt in absehbarer Zeit Essen und Getränke und wird wirklich nett bedient.

Bozens Fußgängerzone ist voll mit sehr bösen Geschäften, die alle nach mir gerufen, ja direkt geschrien haben! Nein, keine Schuhe, auch keine Handtaschen, sondern solche feinen Gerätschaften wie links auf dem Bild wollten unbedingt mit mir mitkommen. Angesichts des überquellenden Autos habe ich mich einigermaßen zurückhalten können. Aber wenn man wirklich gediegen Küchengerätschaften, Geschirr etc. kaufen will, dann ist Bozen eine Stadt, in der man gut aufgehoben ist.
Ein Jammer ist der tägliche Obstmarkt in der Innenstadt. Der ist wie der Wiener Naschmarkt: Der Großteil der Standeln bietet Trockenfrüchte, Nüsse und andere haltbare Sachen an. Der Blumenladen führt Orchideen und ähnliche Pflanzen. Kaum ein Tourist kauft etwas, die Einheimischen auch nicht. Ich fürchte, wenn da wie auch auf dem Naschmarkt kein Umdenken stattfindet, wird sich die Sache bald erledigt haben.
Ein Lichtblick ist das Café Peter!  Die Auslage der Patisserie verspricht viele Köstlichkeiten, der Kaffee schmeckt sehr gut, aber das eigentliche Highlight ist das Eis! Man kann das Foto größer machen, dann sieht man besser, wie viele Prozent Fruchtanteil in den Obstsorten sind. Das Zitroneneis wird aus Amalfi-Zitronen gemacht. Natürlich wir das Eis in feinen, kleinen Pozzetti aufbewahrt. Genau so geht Eis! Also wer in Bozen ist, sollte da unbedingt reinschauen.

Die so ziemlich allernetteste Bedienung habe ich in den Franziskanerstuben erlebt. Bei uns war sie normal nett, aber neben uns ist ein junges Paar mit Baby und Hund gesessen. Die Kellnerin bemühte sich rührend, dass sich alle vier wohl fühlten, so etwas erlebt man selten und es tat unglaublich gut, das zu sehen.

Zu unserem Essen: Das war gut. Auf dem Foto sieht man Vitello Tonnato, also nicht allzu gewagt, aber doch einmal ein bissi anders serviert, als ich das bisher kannte. Die Kapern waren nicht im "Tonnato" drinnen, sondern über das Fleisch verteilt. Ich finde, dass das ein guter Kompromiss ist, weil es genug Leute gibt, die Kapern nicht mögen. Der Turbohausmann hat Tagliata gegessen, das in zwei verschiedenen Größen seviert wird (200 oder 300 g Fleisch), war auch gut. Das Fleisch war wirklich so, wie er es geordert hatte, nämlich medium rare. Es war ein schöner Abend!
Das ist das feinste Törtchen, das ich in Bozen gegessen habe. Die Konditorei Acherer hat eine sehr schöne Auswahl an solchen kleinen Schätzchen. Ich bin lange vor der Virtrine gestanden und habe vor mich hingeschmachtet, bis ich mich entscheiden konnte, denn ein Stück sah eleganter aus wie das andere. Mein Törtchen bestand aus einem Kokosboden, der relativ weich und dick war, da drauf war ein dunkles Schokomousse, drüber ein Tarocco-Mousse, also Blutorangenmousse. Alles umhüllt von einem ganz zarten Mäntelchen aus dunkler Schokolade, gekrönt mit zwei Stückerln kandierter Orangenschale. Es war wirklich königlich!
Den krönenden Abschluss bildete ein sehr schräges Lokal: Fischbänke heißt es. Hier sieht man, wie es kurz nach dem Öffnen aussieht: die eine kurze Minute, bevor die Menschenhorden es stürmen. Hier wurde früher Fisch verkauft auf schönen alten Marmorbänken, das ist jetzt die Bar. Eine Menge asiatischer Schirme schützen vor der Sonne. Offen ist das Lokal nur bei Schönwetter, denn es hat kein Drinnen, sondern nur ein Draußen. Auf Schildern wird drauf hingewiesen, dass man sich hier ein einer "De-Stress-Zone" befindet und man sich nicht nur in einem Slow Food, sondern auch Slow Service-Lokal befindet. Serviert wird ausschließlich Bruschetta, also geröstetes Brot mit was drauf. Da ist die Auswahl allerdings sehr groß und ich bin sicher, es wird jede/r fündig. Die Brote sind groß und kommen immer zu zweit auf einen Teller. Sie schmecken echt gut! Also wenn man sonst nirgends hingehen kann in Bozen, dieses Lokal sollte man nicht auslassen. Man sitzt wirklich gemütlich in der Fußgängerzone und kann dem bunten Treiben bei einem Aperitivo zuschauen.





Und nun noch ein paar Stimmungsfotos ...