Montag, 28. Oktober 2013

Schiaches Chutney


Wenn ich ein österreichisches Wort als Lieblingswort küren müsste, wäre das eindeutig "schiach".  Es ist ein sehr altes Wort, schon Mittelhochdeutsch gab es das, und passt daher zu mir. Neusprech ist nämlich so gar nicht meins. Die Bayern kennen das Wort auch, ich bin mir aber nicht sicher, ob es dort nicht schiech heißt. Wir in Wien verwenden es jedenfalls oft, auch als Hauptwort: Mir ist da Schiach angangen. (Das Grauen stieg in mir auf.)

Vor allem aber: Das Wort klingt schiach und hat genau dieselbe Bedeutung. So etwas find ich genial.

Somit passt es perfekt zu meinem Chutney: Ich hab da was Geniales zusammengebraut, aber das Aussehen ... Puh! Dabei sind die Ausgangsmaterialien wirklich schön. Als ich meine Paradeisstauden abgeerntet hatte, blieb noch einiges an grünen Paradeisern übrig - alles Prachtstücke.


Da die Datteln gerade am Reifwerden waren, als wir auf Urlaub in Tunesien waren, brachten wir viele mit nach Hause. Dabei musste ich leider feststellen, dass sich frische Datteln nur ganz kurz halten. Wir haben zwar viele Datteln gegessen, aber ein Teil wurde dennoch kaputt. Also wenn jemand das Glück haben sollte, an frische Datteln zu kommen: Bitte nicht in so einen Kaufrausch verfallen wie wir.

Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich in Tunesien Dattelplantagen gesehen. Die Datteln werden schon auf den Bäumen in große Säcke eingepackt, um sie vor Schmutz und Viechern zu schützen.




Die Tunesier sagen, ihre Deglet Nour sind der Rolls Royce unter den Datteln und nennen sie liebevoll "Finger des Lichts". Bisher dachte ich immer, man kann eigentlich nur Medjoul-Datteln essen, aber diese Finger des Lichts haben mich eines Besseren belehrt. Der Name stammt übrigens daher, dass die Datteln hell und lang sind. Sie sind wirklich so hell, dass man den Kern durchschimmern sehen kann, wenn man sie gegen das Licht hält. Und wenn man fotografieren könnte, könnte man das auch zeigen ...

Nun aber zum Chutney: Die Idee, Datteln mit grünen Paradeisern zu einem Chutney zu zimmern, stammt von irgendwo in Facebook - leider habe ich das Rezept nicht gespeichert und es war für mich somit unauffindbar. Daher stammt dieses Rezept von mir. Viele Chilis von meinem Balkon durften ins Chutney, so ist es schön feurig geworden.








1 kg grüne unreife Paradeiser (also keine grüne Sorte wie z. B. Green Zebra), grob zerschnitten, Strunk entfernt
3 rote Zwiebeln, grob gewürfelt
250 g Datteln, entkernt und in Stücke geschnitten
300 g Zucker
5 Stiele Thymian, Blättchen abgezupft und grob gehackt
5 scharfe Chilis, entkern und fein gehackt
1 daumengroßes Stück Ingwer, gerieben
5 EL Weinessig
2 EL Currysalz - das war im Gewürzregal und wollte verwendet werden, 1 EL Curry und 1 EL Salz sind aber auch gut.
1 EL Senf

Zucker schmelzen und die Zwiebelstückerln darin karamellisieren. Alle Zutaten außer dem Essig dazugeben und 1/2 Stunde verkochen lassen. Mit Essig und auch sonst abschmecken. Kochend heiß in sterilisierte Gläser mit Schraubverschluss füllen. Die Gläser auf den Kopf stellen und so stehen lassen.

Es waren ursprünglich 5 Gläser, aber eines haben wir sofort verdrückt, ein anderes ist bei einer Nachbarin gelandet, die so begeistert war, nachdem sie es gekostet hatte, dass sie mir das Glas abkaufen wollte - obwohl das Chutney dermaßen schiach ist.

Wir haben es zu Fleischlaberln gegessen, was sehr schön gepasst hat. Zu Gegrilltem kann ich es mir  gut vorstellen.


Ein Klecks davon am Teller wär leider auch nicht schöner.

Wer gern diese Datteln probieren möchte: Beim Adamah kann man sie bestellen, in Bioqualität sogar - click.
Nein, ich krieg nichts dafür bezahlt oder geschenkt oder sonst was, dass ich hier Werbung mache, sondern weil ich die Datteln wirklich wert finde, dass man sie verkostet.




Nachtrag vom 13. November 2013: Leider erst zu spät habe ich einen Artikel zum Thema, ob grüne Paradeiser giftig sind, gefunden. Vielleicht mag ja noch jemand nachlesen - nytimes

29 Kommentare :

  1. na das passt ja. Ich habe gestern auch meine Tomaten abgeerntet. Und einige Grüne habe ich in Zeitungspapier zum nachreifen gewickelt. Dann weiß ich ja was daraus wird.

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    1. Wenn die so grün sind, wie meine waren, werden die bei mir leider nicht mehr reif.
      Peggy Schatz hat die grünen meines Wissens paniert wie Wiener Schnitzel. Das kenne ich nicht und werde es im kommenden Jahr ausprobieren.

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  2. Oh wie toll! Meine grünen Tomaten sind fast alle schon nachgereift, schade...
    Und ich finde auch, dass man hier nicht über das Aussehen meckern müsste! Würde ich gerne mal von naschen!!

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    1. Na jaaaa, das schaut aus wie schon einmal gegessen ... *hüstel* Graubraungrün mit roten Sprenkel von den Chilis.

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  3. und du nimmst wirklich ganz unreife grüne Paradeiser und keine grüne Sorte?? bin skeptisch, ob das gesund ist...
    (ich hab das vor kurzem verbloggt http://fliederbaum.blogspot.co.at/2013/10/gratin-aus-herbst-paradeisern.html )

    schiach ist ein schönes gesprochenes Wort, geschrieben finde ich es schiach!! !
    lg

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    1. Ja, ja, ich nehme die unreifen Paradeiser. Es ist Solanin drinnen, aber man müsste die schon Kiloweise essen, dass man davon krank wird. Ein Löfferl mit dem Chutney, das noch dazu mit etlichen anderen Zutaten aufwarten kann, macht nichts.

      Man könnte natürlich mich als schlechtes Beispiel anführen, was aus Menschen wird, die mit grüner Paradeismarmelade aufgewachsen sind ... ;)

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  4. Was hast du denn? DAS ist doch kein schiaches Essen!
    DAS ist ein wunderschönes Grün! Und scheint köstlich zu schmecken!

    Ich glaub ich schieß heut den Vogel ab mit schiachem Essen, was ich jetzt schon so beurteilen kann...gg

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    1. Nein, das ist wirklich kein schönes Grün. Kriegst ein Glas, dann wirst du schon sehen! :D
      Auf deine Fotos bin ich dann schon gespannt. ;)

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    2. und ich hatte recht ja? ggg
      Aber guat wars!

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    3. Ehrlich gesagt find ich deine Rouladen jetzt nicht so schlimm. Schön nicht, aber so arg schiach auch wieder nicht.

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    4. Ausgesehen hat das schlimm, geschmeckt sehr, sehr gut.

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    5. Na bitte, wie das Chutney. :D

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  5. Schiach. ;-) Und wieder fällt ein Sonnenstrahl ins verregnete Hamburg.
    Ich würde auch zu gern mal davon naschen, aber ich komme weder an grüne Tomaten noch an frische Datteln (jedenfalls nicht so einfach)...

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    1. Bei uns kann man grüne Paradeiser derzeit auch auf Märkten kaufen. Auch in "meinem" türkischen Supermarkt haben sie welche. Esst ihr in Deutschland keine grünen Tomaten? Wir Österreicher kennen da nix!
      Ich freu mich, wenn ich mit ein paar Sonnenstrahlen dienen kann. ;)

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    2. Ich war lange nicht beim Türken. Vielleicht schaffe ich es diese Woche mal. So ein bisschen Lamm... :-)
      Und Sonnenstrahlen sind derzeit das Wichtigste!

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    3. Wir in Wien haben Sonne. Noch. Ab Mittwoch kommt leider auch hier der Winter. :(

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  6. Jetzt hab ich blöderweise weder grüne Tomaten noch solche tollen Datteln, Mist.
    Schiach kenn' ich.....bloß weiß ich jetzt nicht mehr, ob das aus der bayrischen Heimat kommt oder daher, dass ich zuviel Georg Danzer und Ludwig Hirsch gehört habe. Das Gedächtnis....
    Und ich finde, Du bist ein gutes Bespiel dafür, was aus Leuten wird, die grüne Tomaten essen :-)

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    1. Du bist ja aus Bayern, genau! Ihr redet doch sehr ähnlich wie wir in Ostösterreich.
      Bushi sagte übrigens, du bist eine ganz Liebe. Haben dir die Ohren nicht geklingelt vor ein paar Wochen? ;)

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    2. Bushi ist doch auch eine ganz Liebe :-) Aber wieso sollen mir denn vor ein paar Wochen die Ohren geklingelt haben?
      Ich bin eine ganz Liebe, die auf der Leitung steht :-(

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    3. Na weil Bushi und ich da über dich gesprochen haben. Das sagt man bei uns so, wenn andere Leute über eine Person reden, klingelt es der Person in den Ohren. ;)

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    4. Und ja: Sie ist eine ganz Liebe!

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    5. Ah so....da haben wohl das Kindergebrüll und die schreienden CD-Player das zarte Klingeln übertönt :-)

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    6. Klingt so, als hättest du es lustig daheim. :D

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  7. Tolles Rezept! In der Steiermark habe ich sie immer in unseren Lagerkeller zum Nachreifen gegeben. Hat soweit gut funktioniert, denn der Lagerkeller war in der Erde - also nix Beton. Jetzt habe ich nur Beton und da sind solche Rezepte ein wahrer Segen.

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    1. Danke! *knicks mach* ;)

      Bei mir reifen sie auf der Fensterbank gut nach, wenn sie schon ein wenig Farbe haben. Ganz grüne Paradeiser kann ich nur wegwerfen, die werden nicht mehr bei mir.
      Erdkeller! Davon können wir Stadtbewohner nur träumen!

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  8. Jetzt bedaure ich wieder mal, dass auf meinem halbschattigen, minikleinen Balkon Tomaten leider keinen Platz finden ... denn zu kaufen habe ich grüne Tomaten tatsächlich noch nie gesehen. Schade! Ich liebe Chutneys. Vor allem das Einkochen allerdings und das Gefühl, schöne Vorräte zu haben. Mit dem Aufessen dauert's dann manchmal Jahre ...

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    1. Paradeiser brauchen schon viel Platz, das stimmt. Wenn man die in ein kleines Blumenkisterl einsetzt, dann werden die normalerweise nix - oder sie tragen ganz wenig.

      Wie lange dieses Chutney halten wird, muss ich erst testen. Es ist eine Premiere, dass ich das eingekocht habe.

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  9. Noch ein später Kommentar. So schiach ist das grüne Tomatenchutney nicht, wir machen das schon seit Jahren und genießen es wie du beim Grillen und zu Fleischpflanzerln. Und ist ein tolles Mitbrinsel!

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    1. Vielleicht hab ich eine verschobene Wahrnehmung: eine Freundin hat aus gesagt, sie weiß nicht, was ich hab, das schaut doch eh gut aus.
      Zu Fleischlaberln haben wir es auch schon gegessen - es stimmt, da passt es sehr gut dazu.

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