Mittwoch, 23. Oktober 2013

Steinpilzrisotto

Das Leben ist schön. So im Allgemeinen und im Moment besonders. Bis gestern war es ziemlich stressig in meinem Nebenberuf neben meinem Turbohausfrauendasein, nun hab ich gerade dolce vita. Deswegen hab ich heute auch lang geschlafen, bin erst aufgestanden, als mir der Hund die Nase ins Gesicht gesteckt hat, weil er fand, dass es nun aber Zeit wäre, sich ihm zu widmen.
Ich zieh also mich und den Hund an, treffe natürlich prompt unseren Hausdrachen im Stiegenhaus. Gleich in aller Früh nach dem Aufstehen! Das hab ich gebraucht. Sie keift wie immer los, dass das ein Wahnsinn ist mit den vielen Hunden im Haus, der Lärm, der Dreck, früher hätt's das net geben, keiner hat mehr Respekt, alles nicht zum Aushalten! Großes Gezeter. Und dazu das arbeitsscheue G'sindl (= ich), das den halben Tag verschlaft.
Ich strahle sie mit meinem süßesten Lächeln an und wünsche ihr einen guten Tag.
Das ist die Taktik, mit der ich sie wirklich in einen Drachen verwandeln kann, weil so etwas macht sie sprachlos. Sie schnaubt dann so richtig durch die Nase, als hätte sie Nüstern! Ich suche mit meinem Hund das Weite, bevor sie wirklich anfängt mit dem Feuerspucken.
Und ich denk mir, ja, wieso eigentlich nicht! Ich mach heute einfach blau. Nachdem ich die letzten Tage immer 12 Stunden und mehr gearbeitet habe, darf ich das. Meine Steuersachen erledigen, was ich eigentlich geplant hatte, kann ich auch ein anderes Mal.
Also wird der Hund ins Auto verfrachtet und ich fahre mit ihm in den Wald. Dank des warmen Wetters in den letzten Tagen sind Pilze gewachsen! So viele! Ich blindes Hendl finde Pilze, die ich auch noch als essbar erkennen kann. Einfach genial.


Wieder zu Hause angekommen mache ich mich ans Werk: Die Pilze putzen, die schönsten werden aufgehoben und zur Seite gelegt, die anderen in Scheiben geschnitten und ab auf das Dörrgerät. Während die Pilze trocknen, geh ich einkaufen und besorge mir am Markt Wurzelgemüse sowie Staudensellerie für eine klare Gemüsesuppe.

Die Wurzeln werden geschält und grob in Stücke geschnitten, kommen mit einer durchgeschnittenen Stange Staudensellerie in einen großen Topf, dazu Pfefferkörner, eine aufgeschnittene und an der Schnittstelle trocken angeröstete Zwiebel, ein Paradeiser, Salz und auch gleich drei Stück von den mittlerweile getrockneten Steinpilzscheiben. Alles wird gut mit Wasser bedeckt und eine halbe Stunde geköchelt, dann kommen noch Petersilie und Liebstöckel aus eigenem Anbau dazu, alles darf noch einmal eine Viertelstunde sacht simmern. Danach wird das Gemüse herausgefischt - der Hund stellt sich schon an und wartet drauf. Die Suppe wird gefiltert. Ein Teil darf in den Tiefkühler, ein Teil ist für das Risotto reserviert.



Während die Suppe köchelt, mache ich gleich auch ein paar Bouquets garni, nach der Idee von Eline, der Grande Dame der Foodblogger, nämlich die Kräuter in Teefiltersäckchen einknoten und ab damit in den Tiefkühler. Lange hätte ich eh nimmer warten dürfen, weil bald werden die Kräuter auf Balkonien nicht mehr zu brauchen sein.

Und dann ist auch schon Zeit, sich ans Risotto zu machen.






Ich finde, dass Steinpilzrisotto besser schmeckt, wenn man es mit getrockneten und frischen Pilzen macht. Die getrockneten Pilze werden bei mir mit dem Risotto mitgekocht, die frischen werden in Scheiben geschnitten und angebraten, die kommen dann oben aufs Risotto drauf.


Für 2 Personen:

200 g Risottoreis
1/8 l Weißwein
2 Schalotten
Gemüsefond, so irgendwo zwischen 3/4 und 1 Liter
Olivenöl
2 EL Butter für das Risotto + 1/2 EL für die Steinpilze
1 Hand voll geriebenen Parmesan
1 Hand voll getrocknete Steinpilze
200 g frische Steinpilze
1 TL Steinpilzthymian, Blättchen fein gehackt + einige Blättchen für die Garnitur

Die Schalotten fein hacken, in Olivenöl anschwitzen, bis sie glasig sind. Den Risottoreis dazugeben, kurz mit anschwitzen, bis alle Reiskörner vom Öl überzogen sind, mit dem Weißwein aufgießen. Den Wein ganz einkochen, mit einem Teil der heißen Gemüsesuppe aufgießen. Die getrockneten Pilze zerkleinern und dazugeben. Alles sanft köcheln lassen, immer mal wieder rühren. Wieder mit Suppe aufgießen, wenn die Flüssigkeit verkocht ist.
Wenn der Reis fertig gegart ist, also die Konsistenz vom Risotto passt und der Reis noch Biss hat, kommen die gehackten Thymianblättchen, die Butter und der Parmesan dazu. Alles einrühren, Deckel drauf, zur Seite stellen.
Während das Risotto rastet, die Pilze in Scheiben schneiden und in der restlichen Butter auf beiden Seiten anbraten.
Risotto auf Tellern anrichten, die gebratenen Steinpilze oben auf das Risotto legen, mit Blättchen vom Steinpilzthymian bestreuen.



Und nun sitz ich hier mit vom Risotto und einem Stück Buttermilch-Lorbeer-Kuchen (Rezept hier) vollem Bauch und trinke eine feine Tasse Tee.

Alles klar, warum das Leben im Moment grad gar so schön ist?

18 Kommentare :

  1. Schön wie du deinen Tag heute beschrieben hast. Ich bin so froh, dass ich in keiner Hausgemeinschaft wohne. Um das Pilze sammeln beneide ich dich. Sieht lecker aus, dein Risotto. Ich stelle mir gerade den Steinpilzgeschmack vor. Lecker





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    1. Ach, das ist schon okay so mit der Hausgemeinschaft. Fast alle Nachbarn sind total nett. Und ein gutes Haus braucht auch immer einen Hausdrachen. Wer sonst sollte die ganzen wilden Tiere fern halten? ;)

      Freut mich, dass dir mein Risotto gefällt.

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  2. Herrlich! Und genau richtig so! Genieß es.
    Liebe Grüße,
    Juliane

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    1. Danke. Es war ein herrlicher sonniger Tag mit einem hervorragenden Essen als krönendem Ende. Es könnte gern immer so sein.

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  3. Freut mich dass du so einen tollen Tag hattest!
    Und das Risotto würde ich auch essen:-)

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    1. Gut, ist notiert. Du weißt schon, ist sammle Ideen. ;)
      Und jetzt ab in die Heia, du musst morgen früh raus. *Poster rüberreich*

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    2. Ja das war schon zu spät für mich, ich habs heute gebüßt gggggg.

      Jüf hat bei den Schoki-Topfen Brownies noch einiges gepostet was ich mag lach!

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    3. Das denk ich mir, dass du dann neben dir gestanden bist, als der Wecker geklingelt hat.
      Danke für den Hinweis, ich hab's schon gelesen. :)

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  4. Auch bei mir ist die Hausdrachenzeit vorbei.....wobei....ich hab ja hier beim Reihenmittelhaus noch Nachbarn, und da gibt es natürlich auch welche die.....aber egal, dieses Risotto klingt herrlich. Bloß die Pilze, die müßte ich kaufen; hier wachsen keine, die ich mich trauen würde, als essbar zu definieren.

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    1. Leider kenne ich auch sehr wenige Pilze: Eierschwammerl, Parasol, Steinpilze - Ende Gelände. Aber ich muss ohnehin weiter weg fahren zum Suchen, weil der Wiener Wald ist Laubwald, der ist zwar im Frühling eine einzige Bärlauchwiese, aber mit Pilzen schaut es schlecht aus.

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  5. Hausdrachen....ich musste echt schmunzeln bei deiner Geschichte. Toll geschrieben! Hier brodelt nur die Gerüchteküche. Leider bekomme ich nie was über mich mit, denn das wird verheimlicht und an anderer Stelle ausgeplaudert. Aber ich weiß nicht in welches Ohr. ;o)
    Steinpilzrisotto, da könnte ich heute morgen schon was davon vernaschen. Das klingt verdammt lecker!!
    Grüßle
    Chris

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    1. Ach, auch Hausdrachen gehören zum Leben. Die sind immer und überall, nehme ich mal an. Manchmal würde ich die Frau zwar gern zum Probeliegen auf den Zentralfriedhof schicken, aber diese Aussage hebe ich mir auf, wenn sie einmal zu sehr über die Stränge schlägt. Da muss sie sich aber dann schon sehr anstrengen und sich den Sager richtig verdienen. :D

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  6. Meno *Fuss-stampf* ich will auch endlich mal Pilze sammeln, ich habe nur leider überhaupt keine Ahnung....

    RISOTTO - das geht immer, eines unserer Lieblingsessen, neben Pasta :) Und ich hätte noch getrocknete Steinpilze aus Südtirol im Schrank - die Essensliste für nächste Woche ist nun voll - es gibt noch Steinpilz-Risotto :D

    Und einen Hausdrachen haben wir nicht, aber einen unter uns, der so müppfelt, dass es im ganzen Haus riecht, nein es stinkt... *örgs*

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    1. Du musst nicht alles können! Brot backen und Pralinen und Kekse machen und dann auch noch Pilze erkennen wollen? Oh nein, irgendwann muss Schluss sein! ;)

      Unser Hausdrachen schreit immer herum, mein Hund stinkt so. Zugegeben: Wenn er nass ist, dann hat er ein Odeur wie ein nasser Fetzen, den man eine Woche in der Waschmaschine vergessen hat. Aber das muss sie einfach aushalten, wenn wir kurz so durchs Stiegenhaus huschen. Dass sie selber immer duftet wie ein kalter Aschenbecher samt Inhalt, das fällt ihr natürlich nicht auf.

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  7. Dein Hund frisst Suppengemüse? Krass. :-) Einen Hausdrachen haben wir nicht, dafür aber mehrere Nachbarsdrachen. Seit ich sie immer freundlich lächelnd begrüße, sind sie ganz handzahm.
    Und Steinpilzrisotto, superlecker, bei mir nach genau diesem Rezept mit getrockneten im Risotto und gebratenen (falls vorhanden) obendrauf!

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    1. Mein Hund frisst fast alles. Süßes ist nicht so seine Sache, aber sonst ist er gnadenloser Allesfresser. Am besten wären die Sachen, die draußen am Boden liegen. *urgs*
      Unser Hausdrachen wird nie handzahm. Aber ich hab's ja schon weiter oben geschrieben: Deswegen haben wir auch keine wilden Tiere im Haus. ;)

      Gell, das schmeckt schon besser, wenn man frische Pilze und getrocknete mischt. Irgendwie kam mir das ein bissl komisch vor, dass ich die Pilze erst trockne und dann wieder feucht mache, aber irgendwas macht das Trocknen mit den Pilzen, dass die dann anders im Aroma sind.

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  8. schöner Tag, schönes Risotto mit schönen Fotos. Du hast es gut und das gönn ich dir! Ich hab am Wochenende fast gar keine Pilze mehr gefunden, aber im Mühlviertel ist das Klima wahrscheinlich auch rauer als bei euch drüben :-)

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    1. Es ist fast zu befürchten, dass das die letzten Pilze des Jahres waren. Heute bin ich auf dem Weg zur U-Bahn in der Früh über den Markt gegangen, da hatten die Monsterpilze! Ich hätte mich die Riesendinger gar nicht nehmen getraut, wenn ich die im Wald gesehen habe. Entweder war das warme Wetter der letzten Tage wirklich so gut für die Pilze oder die Dinger waren aus Tschernobyl.

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