Montag, 23. Juni 2014

Déjà-vu in lila


Ja, Sans souci. Nun hatte ich im Frühling das Glück, dieses Jahr einen Platz beim Foodbloggercamp zu ergattern, das in dem wunderschönen Palais Sans Souci stattfand. Und dann trudelte vor einiger Zeit eine Einladung in das Restaurant La Véranda ins Haus. Ein Aha-Erlebnis hatte ich erst, als ich dort eintraf: Das La Véranda ist das Restaurant im Hotel Sans Souci. Dass Palais und Hotel nicht nur den Namen gemeinsam haben, fiel mir durch die Farbgestaltung auf: lila! Sogar die Angestellten tragen zumindest eine lila Krawatte, eine Dame hatte einen lila Rock an.
Die Assistentin der Hotelleitung, die uns herumführte, bestätigte, dass Hotel und Palais denselben Besitzer haben, Norbert Winkelmayer. Und seine Lieblingsfarbe ist - ja, erraten: lila.

Das Hotel ist übrigens sehr zentral gelegen: Das Gebäude, das man im Hintergrund sehen kann, ist das Museumsquartier.

Und da fiel endlich bei mir der Groschen: Die Turbohausfrau ist auch ein bissl Kunst-affin, sprich, sie rennt fast jede Woche in eine Ausstellung, daher kennt sie einige Namen von Sammlern. Der Herr Winkelmayer ist einer der - nein, falsch, er ist DER Sammler von Roy Lichtenstein-Werken in Österreich. So hängen das ein oder andere Bild an den Wänden des Hotel Sans Souci und zum Drüberstreuen sogar ein Picasso, den wir leider nicht zu Gesicht bekamen.

Empfangen wurden wir stilecht mit dem ein oder anderen Glas Champagner - nicht irgendeiner, sondern dieser auf dem Foto. Das Hotel Sans Souci hat nicht nur eine beeindruckende Weinkarte, sondern hat seinen Schwerpunkt auf Champagner gelegt. Da hab sogar ich, die Nichttrinkerin, mir ein Glas genehmigt. Meiner vollkommen unmaßgeblichen Meinung nach war der Champagner sehr gut.


Zum Essen gab es dann natürlich die passende Weinbegleitung. Ich hab mir von einigen Anwesenden sagen lassen, sie war ausgezeichnet, aber wie immer kann ich persönlich dazu nichts Qualifiziertes sagen.








Der aktuelle Anlass für die Einladung war, dass im Restaurant La Véranda die Küchenleitung wechselte: Die unglaublich sympathische und freundliche Simone Jäger schwingt nun souverän den Kochlöffel und hat die Oberhoheit über ein Spitzenrestaurant, Eventcatering, muss die Karte für den Spa-Bereich des Hotels und für den Bar-Bereich passend bereitstellen. Nun kann ich nicht beurteilen, wie sie das in allen Bereichen macht, aber der Abend im Restaurant war beeindruckend. Man hat den Eindruck, sie weiß genau, was sie will!
Wie man nachher auf den Fotos sehen kann, spielen Blüten und Kräuter eine wesentliche Rolle bei den Gerichten. Auf dem Foto eine Auswahl davon.

Mir gefällt der Ansatz von Frau Jäger, dass sie regionale und saisonale Produkte möglichst in Bio-Qualität auf den Tisch bringen will. Dass sie Gemüse in den Vordergrund stellt, ist sicher nicht einfach, aber sie kocht so gut, dass ich sicher bin, sie setzt sich durch. 

Frau Jäger gibt ihrer Linie auch einen Namen, nämlich EPOS: elegant, puristisch, organic, sinnlich

Bei einer Führung durch die Küche konnten wir Pastrami-Sandwiches mit Krautsalat in Pilz-Mayo und eingelegten Pilzen verkosten. Ein Gedicht!

Und dazu wurden uns diverse Kuchlgschichten erzählt, zum Beispiel wie beim ersten Mal Räuchern vom Pastrami im ganzen Hotel Feueralarm ausgelöst wurde.

Selbermachen wird überhaupt groß geschrieben: das Brot wird im Haus gebacken, auch hausgemachten Käse gibt es, außerdem Pralinen und Marmeladen.

Zwischengang: Paradeis-Erdbeerkaltschale, Rosmarin war in Form von Granite darin versteckt.













Rechts oben: auf geröstetem, hausgemachtem Nussbrot ruht Räucheraal, darauf Forellenkaviar und ein wenig Kirsche - eine schöne Kombination, die ich mir nicht vorstellen könnte, wenn ich nur die Komponenten hören würde. Aber das macht halt eine Haubenköchin aus, dass sie weiß, was man alles kombinieren kann.
Links auf dem Tellerchen ein kleines Ofenerdapferl mit Ziegenfrischkäse und Hollandaise, aber nicht irgendeine, sondern Ziegenbutterhollandaise. Darauf ruht Eisenkraut. Sehr beeindruckend!
Und schließlich noch das kleine Ding im Vordergrund: Das ist ein hauchdünnes Scheibchen gerösteter Pumpernickel, darauf eingelegter Karfiol und roh marinierter Saibling. Und dieser winzige Happen gehörte zu meinen Favoriten. Ein ganzes Geschmacksuniversum in einem einzigen Bissen!


Der nächste Gang war rein vegetarisch: links ein Kräutertopfenknöderl - flauschig und flaumig, wie das sein muss - in Haselnussbröseln auf Mohnkohlrabi. Für meinen Geschmack kam der Kohlrabi ein bissi zu wenig raus, aber es war auf jeden Fall ein schönes Ragout.

Rechts im Gläschen getrüffelte Erdäpfeln in drei Variationen: Erdäpfelpüree und Braterdäpfel mit geraspeltem Trüffel. Oben drauf ein Chip von einem lila Erdäpfel - farblich passend zum Hotel.



Der Fischgang: konfierter Waller auf Perlgraupenrisotto mit Radieschen, dazu Mönchsbart und Speckschaum. Dass der Fisch genau auf den Punkt gegart war, muss ich wahrscheinlich nicht betonen. Die Graupen waren mir einen Hauch zu weich gegart, aber das ist wohl eher ein persönliches Ding von mir, dass ich Risotto jeder Art gern mit ein bissl Biss mag.

Der Fleischgang: Hase. Was heißt Hase - das war feinstes Kaninchen, superzart! Geschmurgelt in Kräutermolke, dazu Kirschen-Schoko-Kompott und eine Nocke aus hausgemachtem Ricotta. Ein Gedicht!
Geeiste Zitronentarte mit frischen Früchten, knuspriger Apfelstrudel mit geeister Melange, Lorbeereis mit kandiertem Lorbeerblatt, Walderdbeere auf Erdbeercoulis. Eine perfekte Nachspeisenkomposition für einen warmen Frühsommertag.
Die Erdbeere war ein schönes und geschmacksintensives Exemplar - ich hab ja den direkten Vergleich, weil diese Sorte auch auf Balkonien wächst bei mir.
Die Tarte war gut zitronig, aber keinesfalls sauer.
Der knusprige Apfelstrudel war unglaubliche: eine knusprige Hippe, in die warme, zimtige Apfelfülle eingehüllt war, oben drauf ein kleines Gupferl Milchkaffeeeis.
Und nun mein absolutes Highlight: Lorbeereis mit kandiertem Lorbeerblatt. Ich habe Simone Jäger extra noch gefragt, weil ich das mit dem Lorbeerblatt nicht kannte: Das ist wirklich nur in Zuckerwasser getaucht. Wenn man ein Stückerl davon abbricht und zerkaut, prickelt das so richtig auf der Zunge. Das muss ich unbedingt selber einmal ausprobieren und damit meine eigenen Gäste beglücken.

Zum Abschluss gab es noch einen ausgezeichneten Espresso: klein, tiefschwarz, bitter - genau so, wie ich Espresso gern mag.

Unterm Strich war das ein wirklich gelungenes Menü und ich denke, die neue Küchenchefin war eine sehr gute Wahl. Der Start war jedenfalls toll! Bitte weiter so! Der Turbohausmann und ich wünschen euch allen viel Erfolg mit dem Konzept, das uns sehr gefallen hat.






Wer noch nicht genug gesehen hat, findet hier mehr Fotos auf facebook.

16 Kommentare :

  1. Wow - das nenn ich mal Verwöhnen lassen pur! :-)

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  2. Danke für die Vorstellung eines so wundervollen Konzepts. Ich lese deine Berichte immer mit Vergnügen (ich selbst bin ja eher schreibfaul ;-)).

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  3. pah, und ich sitz grad da mit erdbeeren und joghurt und muss mir solche fotos anschauen.................. ;-)

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    1. Ja, ja, so ist das, wenn man keinen eigenen Blog will. ;)

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  4. Hat nix mit eigenem Blog zu tun liebe Susi ob nan da eingeladen wird oder nicht,..seufz.
    Auf alle Fälle es klingt ganz ausgezeichnet was du da berichtest.
    Wieviele Hauben haben die, weißt du das?

    Das einzige: Hase oder Kaninchen hätte ich nicht essen können,..da seh ich immer Babykaninchen vor mir,...

    Danke für den tollen Bericht!

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  5. Wird schon noch, meine liebe BB! ((()))
    Das Restaurant hat gerade erst aufgemacht, das wurde daher noch nicht getestet, also 0 Hauben.
    Aber die Simone Jäger, die Küchenchefin, hat wohl schon einiges an Referenzen aufzuweisen.

    Kaninchen kann ich essen, obwohl mein Opa immer welche hatte, mit denen ich gespielt habe und die irgendwann im Topf gelandet sind. Auch mit Hendln bin ich groß geworden und kann sie essen. Da bin ich sehr schmerzfrei.

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  6. Das hört sich gut an. Danke für das Miterleben lassen.

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    1. Freut mich, dass dir das Posting gefallen hat. :)

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  7. Großartig! Ich bin etwas neidisch, hier im Rhein-Main-Gebiet gibt es fast keinerlei Veranstaltungen, man muss immer Richtung Köln oder Stuttgart fahren... Das Essen sieht fantastisch aus :D

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    1. Da sind wir Wiener wirklich in einer glücklichen Lage. Aber es tröstet dich wahrscheinlich wenig, wenn ich schreibe, dass ich lange nicht zu allen Veranstaltungen auch eingeladen werde, oder?

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  8. Das La Véranda Team sagt nochmals DANKE für den schönen Artikel! Wir müssen aber kurz richtig stellen, dass das Restaurant bereits seit Januar 2013 geöffnet hat und unter René Pichler eine Haube erkocht hat (14 Punkte nach GaultMillau) ...natürlich ist da immer noch Luft nach oben! :-)

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    1. Oh ich bin sicher, dass Sie die Luft nach oben sehr gut ausnützen werden! Ich hab selten so gut gegessen wie an diesem Abend.

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