Donnerstag, 20. Februar 2020

[Buchbesprechung] Femmetastic! von Klaudia Iga-Pérès und Marianne Pfeffer-Gjengedal

Enthält Werbung (Rezensionsexemplar, Verlinkungen, Namensnennungen) ohne Auftrag, ohne Bezahlung

Copyright: Sieveking Verlag
Es gibt viele fantastische Frauen in der Geschichte der Menschheit. Dass sie nicht in Vergessenheit geraten, darum bemüht sich dieses Buch. Daher haben die beiden aus der Werbebranche kommenden Autorinnen Klaudia Iga-Gjengedal, Foodstylistin, und Marianne Pfeffer-Pérès, Fotografin, ein Projekt gestartet: Sie haben sich die Lebensgeschichten berühmter Frauen vorgenommen und deren Vorlieben und Lebensweisen genau studiert. Danach sind Rezepte entstanden, die zu den jeweiligen Frauen passen. Die Autorinnen haben sich für die Fotos selbst die Kleidung der jeweiligen Zeit angezogen und entsprechend gestylt, sie sind also auch die Models für das Buch.

Es ist ein opulenter Bildband, den man allein wegen der Optik gern in die Hand nimmt. Da wird richtig geschwelgt in üppigen Darstellungen! Rüschen und Puder, Hüte und jede Menge Schnickschnack zieren die stylishen Bilder. Ich finde die Fotos alle sehr feminin. Das Buch selber ist sehr wertig gemacht: ein gebundenes Buch mit Bändchen, das sich sehr gut anfühlt, allerdings eher nicht im Bett, denn mit großformatigen 320 Seiten ist es doch eher ein Schwergewicht.

So unterschiedlich die gezeigten Frauen sind, so unterschiedlich sind auch die Rezepte. Das Buch ist genre-übergreifend und auch länderübergreifend. Wenn ich von Marie Antoinettes "Torte a la Charlotte Russe", Pawlowas Pawlowa, Astrid Lindrens Köttbullar, Sophia Lorens Pizza bis Björks Fischburger schreibe, dann kann das sein, dass die Protagonistinnen diese Gerichte gegessen haben, es kann aber auch sein, dass die Autorinnen dies der jeweiligen Zeit zugeschrieben haben. Klar abgegrenzt wird das im Buch nicht.

Coco Chancel aß nie Zwiebel, was man daher im Buch findet, sind Trüffel, Brandteigkrapferl, Tuiles, Nugat und Schokoladeröllchen. Wenn eine der berühmten Frauen offensichtlich wenig mit Kochen und Küche zu tun hatte, wie das anscheinend bei Oda Krohg, der "Prinzessin der Boheme" der Fall war, dann findet man Rezepte für Drinks und Appetithäppchen im Buch. Bei Julia Child schaut das schon anders aus: ein üppiger Braten und alle dazu passenden, sehr französischen Beilagen lachen einen aus dem Buch an.

Wer sind denn nun die Frauen, um die es im Buch geht? Marie Antoinette, Jane Austen, Oda Krogh, Sidrid Undset, Anna Pawlowa, Coco Chanel, Pamela Lyndon Travers, Astrid Lindgren, Frida Kahlo, Julia Child, Marilyn Monroe, Sophia Loren, Liza Crihfield Danlby und Björk Gudmindsdottir werden jeweils in einem kurzen Porträt vorgestellt. Außerdem gibt es Informationen über die jeweilige Epoche, in der die Frauen leben bzw. gelebt haben. Es handelt sich durchgehend um Frauen, die nicht wegen ihres Daseins in der Klatschpresse bekannt sind, sondern es sind durchgehend Persönlichkeiten, die auf ihrem Gebiet wegbereitend waren bzw. sind.

Die Frauen sind nach ihrer Lebenszeit gereiht. Manche Rezepte sind mehr an die Zeit als an die jeweilige Frau angelehnt. Bei Marie Antoinette heißt es im Text, dass sie selber eher spartanisch gegessen hat, aber es finden sich wunderhübsche Tortenkreationen zu ihrer Person. Die Rezepte sind nicht so, wie sie zum Beispiel zu den jeweiligen Lebenszeiten gekocht worden wären, sondern sie sind alle den derzeitigen Geschmäckern angepasst.

Ich muss nun gestehen, dass ich das Buch nicht wegen der barocken Braten und der opulenten Torten, die es natürlich gibt, schätzen gelernt habe, sondern wegen der kleinen Gerichte. Ich kaufe, statt es selbst zu backen, mein Brot meistens einfach beim Bäcker des Vertrauens, und immer wieder kommt es vor, dass irgendwelche Reste im Kühlschrank liegen, die verarbeitet werden müssen. Es ist gar kein Problem, für Feste alle möglichen Rezepte zu finden, da bin ich dann durchaus froh, wenn ein Kochbuch auch anderes bereit hat. Für mich waren es eher die kleinen Gerichte, die Beilagen, die Snacks, die Fleischbällchen, die mich sofort angelacht haben. Am Abend in dem Buch geschmökert, schnell noch Marylin Monroes Müsli angesetzt und am nächsten Morgen genossen, so ist es bei mir mit dem Buch gelaufen. Einen Winterspaziergang gemacht und gleich anschließend Frida Kahlos Gewürzschokolade zum Aufwärmen gekocht. Das zeichnet ein gutes Kochbuch aus, dass es für jede Lebenslage ein passendes Gericht parat hat, für Tage mit Kochlaune, aber für die anderen natürlich genau so.

Es steht bei dem jeweils nachgekochten Gericht dabei, wem es im Buch zugeordnet ist.

Omelett mit Brot

Hat ausgezeichnet geschmeckt und da es immer wieder vorkommt, dass genau diese Zutaten im Kühlschrank zu finden sind, werde ich das Rezept im nächsten Posting vorstellen.

Marylin Monroe (1926-1962), Schauspielerin, Model, Sängerin

Porridge mit Dulce de Leche

Das ist wieder einmal ein Rezept, bei dem ich mich frage, wieso ich nicht auf die Idee gekommen bin: Regelmäßig esse ich Porridge und ich habe auch schon Dulce de Leche selbst gemacht. Wieso kam ich nie auf die Idee, beides zu kombinieren? Das schmeckt nämlich richtig gut!

Sigrid Undset (1882 -1949), Literaturnobelpreisträgerin










Sautierte Kartoffeln

Das Spannende an diesem Rezept: die Erdäpfeln kommen roh in die Pfanne. Ich muss gestehen, dass ich mir das Tourieren der Erdäpfeln geschenkt habe. Wenn Gäste kommen, kann man das sicher machen, aber für uns tu ich mir das nicht an. Geschmeckt haben sie auch so sehr gut.

Julia Child (1912-2004), Fernsehköchin und Kochbuchautorin
Kohlsprossen mit Mandeln und Speck

Eine ausgezeichnete Variante dieses köstlichen Wintergemüses. Die Mandeln im Rezept heben die Kohlsprossen aus der rustikalen Variante nur mit Speck heraus und machen es elegant.

Jane Austen (1775-1817), Autorin
 Torte à la Charlotte Russe

Das ist das einzige Rezept mit dem ich nicht ganz glücklich geworden bin. Es waren meine ersten selbst gebackenen Biskotten und ich hatte sie mir fester vorgestellt, man hätte sie aber wie eine Biskuitroulade rollen können. Die Charlotte selber war nach den angeführten vier Stunden Kühlzeit auch nicht wirklich fest, den nach diesem ultraschnellen Foto ist sie leider auseinandergefallen.

Marie Antoinette (1755-1793), Königin







Unterm Strich? Man sollte sich nicht erwarten, dass man Koch-Biografien von berühmten Frauen in dem Buch findet, sondern es ist ein Kunstprojekt mit schönen Fotos und guten Rezepten. Zu sagen, das wäre "nur" ein Kochbuch, ist zu kurz gegriffen. Ich bin sicher, man kann dieses Buch auch mögen, wenn man gar nichts daraus kocht. Die Rezepte, die ich ausprobiert habe, sind bis auf eine einzige Ausnahme alle gut gelungen, waren gut beschrieben, hatten keine Stolpersteine eingebaut.



Weitere Rezensionen:
Die Presse 
Stuttgarter Nachrichten


Infos zum Buch
Untertitel: Legendäre Frauen und ihre Lieblingsgerichte
ISBN-13: 9783944874883 
Einband: Gebunden
Umfang: 320 Seiten
Gewicht: 1745 g
Maße: 287 x 225 mm
Erscheinungstermin: 15.8.2019

Bestellen kann man das Buch wie immer beim Buchhändler ums Eck, direkt beim Sieveking-Verlag oder im Internet bei einem der vielen Versender.

Die Links sind alle keine Affilate-Links.

Vielen Dank an den Sieveking-Verlag, dass er das Buch herausgebracht und mir ein Rezensionsexemplar überlassen hat.

 

4 Kommentare :

  1. ohh sehr schön, das ist ein richtiges "Genussbuch"! Für so was bin ich empfänglich und bemerkenswerte Frauen und ihre Geschichte interessieren mich immer schon. Ich finde es witzig, was die beiden Autorinnen in dem Buch zeigen bzw. die Gerichte, sie sie den Frauen jeweils zuordnen.
    lg

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  2. Liebe Friederike,
    mir gefällt das Buch auch gut. Ein spannendes Thema, das mich sehr anspricht.

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  3. Das ist ja wirklich mal ein ganz anderes Konzept, um aus einer anderen Warte ans Essen zu gehen. Allein die Bilder in dem Buch, die das Video zeigt, sind schon eine Augenweide.
    Liebe Grüße
    Sigrid

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    1. Liebe Sigrid,
      zum Glück kann es nie genug Perspektiven geben, aus denen man Essen betrachten kann.

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