Montag, 26. August 2013

Kriecherl-Kuchen

Ende letzter Woche beglückte mich der Turbohausmann mit einer ordentlichen Menge Kriecherln. Kriecherln sind Ringlotten, Mirabellen, Kleinpflaumen und nach meiner Internetrecherche anscheinend auch Haferpflaumen, in jedem Fall gehören sie aber in dieselbe Familie wie Zwetschken. Das Wort Haferpflaume hatte ich gar nicht gekannt, bis ich mir Nigel Slaters Kochbuch Tender-Obst gekauft habe. Wo bei den einzelnen Fruchtsorten die Abgrenzung ist, habe ich nicht klar herausfinden können.

Mein laienhaftes Wissen: Es gibt Kriecherln in gelb und in violett. Bei uns in Ostösterreich scheinen die gelben eher verbreitet. Manche sind Kerngeher, das heißt, der Kern drinnen löst sich leicht vom Fruchtfleisch, und es gibt die anderen - genau die hatte ich. Keine Chance, das Fruchtfleisch irgendwie vom Kern zu lösen.

Nun stand ich also da mit dem Segen, keine Ahnung, was ich mit meinen Kriecherln anfangen soll, und am Samstag bekamen wir Besuch, der uns was brachte? Ratet mal! 
So wurden aus 3,5 Kilo Kriecherln 4 Kilo ...

Es werden also nun in Folge etliche Rezepte für Kriecherln kommen, denn die halten sich gar nicht, sondern müssen schnell verarbeitet werden.


Katha postete auf facebook ihren Marillenkuchen, damit war dann klar, was aus einem Teil der Kriecherln wird. Kriecherln geben Flüssigkeit in rauen Mengen ab, daher habe ich generös über eine Passage im Rezept hinweggelesen, nämlich dass das Obst nicht wässrig sein darf, da es sonst ein fader Gatsch wird. Die Backzeit musste ich auf jeden Fall verlängern und, da die Kriecherln sauer sind, die Zuckermenge erhöhen. Die Zitronenschale habe ich weggelassen von wegen eh schon sauer genug und so. Wer das Originalrezept wissen will, kann ja einfach auf den Link clicken. Die Angaben unten sind von mir an die Kriecherln angepasst.


gut 1 Kilo Kriecherln, gewaschen und trocken getupft, damit die bloß nicht noch mehr Flüssigkeit mitbringen, als sie es ohnehin tun
200 g Butter
225 g Staubzucker
6 Eier von meinen winzigen "Mit Liebe gemacht" - die sind so klein, dass nicht einmal mehr draufsteht, in welche Größenklasse die fallen
200 g Mehl glatt
1 TL Backpulver (bei mir immer Weinstein)
1 Prise Salz
2 EL Vanillezucker
1 Rum

Fett und glattes Mehl für das Blech



Backrohr auf 175 Grad vorheizen.

Die Butter bei niedriger Temperatur schmelzen, nicht weiter erhitzen. Mehl mit Backpulver und Salz vermischen. In einer Rührschüssel Butter und Zucker vermischen - Katha macht das mit einem Mixstab. Dazu kommt dann die Hälfte vom Mehl, wieder einmixen, danach einzeln die ganzen Eier, anschließend die Aromaten, dann das restliche Mehl. Mixer wegstellen und mögliche Mehlreste vom Rand der Rührschüssel mit einem Teigschaber in den Teig rühren. Die recht flüssige Masse auf das Blech geben, die Kriecherln dicht an dicht auf den Teig legen - sie sinken ein und bleiben auch am Boden liegen, wenn man den Kuchen bäckt, was man um die 50 - 55 Minuten tun muss (Stäbchenprobe nicht vergessen). Danach auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.


Der Kuchen ist unten wirklich etwas feucht. Dieses Problem löst man am besten so wie wir, denn wir hatten Besuch und der hat den ganzen Kuchen schnellstens verdrückt. Gerade mal ausgekühlt war der Kuchen. Dieses Süß-Saure ist nämlich schon sehr, sehr gut. Kriecherln schmecken nicht so intensiv, daher muss man, um diesen Effekt zu erzielen, wirklich ein Kriecherl an das nächste legen, wenn man sie auf dem Teig verteilt.

3 Stück Kuchen pro Mensch waren im Nu gegessen. Daher sollte man auch nicht weniger als ein Blech voll backen!

12 Kommentare :

  1. Das sieht schön saftig und zum reinlegen aus!! :) Diese kleinen Pfläumchen mag ich auch ganz besonders gerne im Kuchen!

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    1. Hast du da ein spezielles Rezept? Ich war mir ja nicht sicher, wie der Kuchen dann sein wird, weil die ja so viel Flüssigkeit abgeben. Zum Glück hat es geklappt, aber ich bin für weitere Ideen dankbar.

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  2. Ich kenne sie als Haferpflaumen. :-)
    Sieht superflauschig aus, der Kriecherlkuchen, schade, dass ihr schon alles weggefuttert habt, aber gar so schlimm ist es nicht, wir haben gestern Abend noch eine Torte fabriziert. ;-)

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    1. Ach du und deine Torten! Die sind immer so schön. Sie sind viel eleganter als mein Kuchen. Aber dafür geht so ein Kuchen schneller. :)

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  3. ´Das einzige was mich an so einem Kuchen stört sind die Kerne die da drin sind.
    Ich hasse das was ausspucken zu müssen beim Essen.
    Deshalb dauert die Herstellung eines Kirschenkuchens bei mir ja auch stunden lang ggg, jede einzelne Kirsche muss untersucht werden.
    Den Kriecherlkuchen würde ich also so nicht essen, ich hätt wahrscheinlich mit Gewalt die Kerne rausgehauen!

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    1. Kirschkuchen gibt es bei mir auch ohne Kern, weil ich das auch nicht leiden kann. Wie man allerdings die Kerne aus diesen Kriecherln rausbekommen soll, das würde ich gern sehen!

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    2. Nichtmal ein scharfes Messer wäre gegangen?
      Ich hatte solche Kriecherln noch nie, hier wachsen die auch recht wild herum in der Gegend, aber da gehen die Kerne leicht raus.
      Aber nach der gelben Kirschenschwemme, hol ich mir die Kriecherln net amal gg.

      Ich hab heute meinen schönsten Glasdeckel zerdeppert Susi :-(

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    3. Nein, da geht rein gar nix runter vom Kern. Fruchtfleisch und Kern sind fest miteinander verwachsen. Fürs Müsli wenigstens wollte ich ein paar Kriecherln entkernen, aber ich hatte danach einen armseligen Löffel voll Schale und ein paar Futzerln Fruchtfleisch.
      Kriecherln schmecken übrigens ganz anders als Kirschen. Die gehören irgendwie zu den Zwetschken botanisch. Aber auch da schmeckt man nicht viele Ähnlichkeiten.

      Das mit dem Deckel tut mir sehr leid! :(

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  4. Ich mag sie.....die Kriachal :-) Bei deinem Kuchen läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen, sieht sehr gut aus!!

    Liebe Grüße Eva

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    1. Sie sind wirklich lecker, da gibt's gar nix. Aber halt wie viele nicht hochgezüchteten Sorten ein bissl eigensinnig. ;)

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  5. Ein wunderhübscher Name mal wieder, Kriecherl :-) herrlich.
    Ich mag sie am allerliebsten roh, direkt vom Baum, Kuchen habe ich damit noch nie probiert...

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    1. Na ja wenn man auf einmal vier Kilo hat, dann muss man sich etwas damit einfallen lassen. ;)

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