Freitag, 10. Oktober 2014

All inclusive

Nun waren wir in Ägypten auf Urlaub, der Turbohausmann und ich. In unserem mittlerweile schon lange dauernden Leben zum zweiten Mal war es ein All inclusive-Hotel.
In jungen Jahren sind wir mit Freunden kreuz und quer durch Europa gekurvt, haben im Schlafsack an allen möglichen und unmöglichen Plätzen genächtigt, meist nicht einmal ein Zelt über dem Kopf. Und später dann immer individuell alles genau ausgesucht, wo wir hin wollten, gern auch Ferienhäuser oder Ferienwohnungen. Ab und zu muss der Turbohausmann zwecks seinem Nebenberuf ins Ausland, da war ich schon öfter mit. Alles war uns recht, Hauptsache kein Pauschaltourismus.


Und jetzt haben wir genau das gemacht! Was soll ich sagen? Es war toll! Wir hatten eine wunderbar erholsame Zeit, in der wir uns um nichts kümmern mussten, außer wie wir beim Schnorcheln möglichst die schönsten Stellen am Riff ausfindig machen können und wie wir unsere Liegen stellen sollen, damit wir nicht anbrennen, sondern der Schirm immer schön Schatten spendet.

Das Essen? Es war sehr gut.

Ob ich geschnitztes Gemüse brauche? Nein. Aber hübsch anzusehen war es schon. Das sind nette Gimmicks, die ein Buffet erfreulich machen.

Nicht unbedingt das Ambiente. Klar ist mir ein kleines, lauschiges Lokal lieber als ein großer Speisesaal, klar lass ich mir lieber das Essen servieren als mir selber etwas vom Buffet zu nehmen. Aber man muss im Leben immer wieder irgendwo Abstriche machen, die uns in diesem Fall gar nicht weh getan haben.


Beim Frühstück: Honig stilvoll serviert, indem eine ganze Wabe aufgehängt war, von der der Honig runtertropfte. Dazu ganz frisch gebackene flauschige Pancakes oder frisch getoastetes Brot mit Butter.

Natürlich hätte es auch jede Menge andere Sachen gegeben - von Hummus bis hin zu Baked Beans, was zu meinem Erstaunen auch von ziemlich vielen Leuten gegessen wurde, was ich zum Beispiel gar nicht könnte.


Sorry für dieses Foto à la Turbohausfrau ...
Das sind eingelegte Zitronen, die im Hotel hausgemacht wurden und die wie viele andere Pickles und Würzsaucen immer bereit standen. Da muss ich sagen, dass die Schalen dieser Zitronen wahrscheinlich nur vom Turbohausmann und mir gegessen wurden. Der Schwund war nämlich sehr gering. Für viele Leute war eher Ketchup das Würzmittel der Wahl.

Der Schwerpunkt lag auf internationaler Küche, wobei es aber täglich auch 3 verschiedene Tajine- und/oder andere arabische Gerichte gab. Wahrscheinlich ist es für eine internationale Hotelküche unmöglich, nur nationale Spezialitäten anzubieten. Mich gruselt es ja immer vor einem "Pasta-Eck", wo vorgekochte Nudeln erwärmt und dann mit verschiedenen vorgekochten Saucen angeboten werden, aber viele Leute mögen so etwas offensichtlich sehr, daher kommt dem ein Hotel nicht aus.
Kein Tag verging, an dem nicht andere schöne Amuse-Varianten zum Aussuchen bereit standen. Da war ich allerdings vorsichtig und habe es mit dem guten alten Spruch gehalten: Peel it, cook it or forget it. Eine extrem üble Darmerkrankung in jungen Jahren hat gereicht für alle Zeiten: in gewissen Ländern esse ich einfach so etwas wie diese hübsche kleine Schweinerei aus Paradeiser, Gurke, Dille und rohem Fisch nicht. Aber das war kein Drama, denn es gab ja noch viele, viele andere von diesen Köstlichkeiten, die unverdächtig waren.
Das war die erste geräucherte Taube meines Lebens. So viel zu meinem Vorurteil, das ich immer gegen All inclusive-Hotels hatte - da musste ich erst in so eines fahren, bis mir das Täubchen in den Mund schwebte. Dazu hausgebackenes Brot, diverse eingelegte Gemüsesorten und Würzsaucen - eine geniale Vorspeise.

Anders schaute es auf anderen Tellern aus: Was manche Leute mit dem schönen Essen angerichtet haben! Unten auf den Teller eine Fuhre Pommes, drauf Nudeln, Fleisch und Paradeissauce, darüber ein paar Salatblätter und als Krönung Mayo ... Oder auf einem Teller drei verschiedene Fleischgerichte in Saucen, die ineinander geronnen sind, oben drauf den Reis geklatscht. Nicht einmal hinschauen konnte ich bei manchen Tellern!


Ich glaube, nein, ich bin mir sicher, man muss als Koch in so einem Hotel eine hohe Frustrationstoleranz haben. Wenn ich so etwas jeden Tag anschauen müsste, wie von mir gekochtes Essen versaubeutelt würde, ich tät den Dienst quittieren und lieber als Zimmermädchen arbeiten.

Aber ich muss gestehen, dass etliche Leute so mit dem Essen umgegangen sind, hatte auch Vorteile für den Turbohausmann und mich, denn der Küchenchef, der bei jeder Mahlzeit eine Runde durch den Speisesaal drehte, kannte uns nach zwei Tagen und hätte uns wahrscheinlich jeden Wunsch von den Augen abgelesen - es war aber eh keiner offen, daher haben wir jeden Tag übers Essen und das Kochen geplaudert.

Und schlussendlich habe ich eine Menge von den kleinen nordafrikanischen Zitrönchen bekommen - samt Rezept. Danke, lieber Chefkoch Mohamed! Deine Arbeit hat maßgeblich dazu beigetragen, dass unser Urlaub ein voller Erfolg wurde.


Den Fang des Tages konnte man sich am Abend frisch zubereiten lassen - bei einem Meer, in dem 1400 verschiedene Fischarten leben, war die Auswahl immer umwerfend! Wir würden jederzeit wieder so einen Urlaub machen!

22 Kommentare :

  1. Schön, dass es euch so gut gefallen hat :-) es ist ja immer ein bisschen Glückssache...
    mir ging es letztes Jahr genauso, obwohl ich eigentlich lieber etwas individueller unterwegs bin, waren wir letztes Jahr in einem all inclusive Resort auf Mauritius, der ein absoluter Traum war, wirklich unglaublich, auch das Essen war köstlich.
    Die Fischauslage hier ist ja aber auch wundervoll!!

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    1. Deine Fotos von Mauritius habe ich auf fb bewundert. Das ist auch noch ein Platz, wo ich hin muss. :)

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  2. Werden Pauschaltouristen auf ein Buffet losgelassen ... :-( Leider wird dieses Vorurteil immer wieder bestätigt!
    Schön für den Koch, dass er zwischendurch auch auf Turbohausfrauen und ihre Männer treffen darf :-)
    Liebe Grüsse aus Zürich und Welcome Home,
    Andy

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    1. Danke! :)
      Viel Erfahrung habe ich ja nicht im Pauschaltourismus, aber ich glaube wirklich, dass das Problem nicht an den Köchen liegt, sondern daran, was viele Leute aus dem Essen machen.

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  3. schön, dass es euch gefallen hat und ihr euch gut erholt und neue Erfahrungen gemacht habt.
    Touristen und ihr Verhalten in anderen Ländern, das ist eine never ending story....
    Liebe Grüße

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    1. Ja, ja, es gibt viele Leute, die glauben, die müssen die Sau rauslassen, wenn sie woander sind. Oder dass sie gleich das ganze Land mitgekauft haben mit dem, was sie für die Reise bezahlt haben. Aber zum Glück sind das nicht alle. ;)

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  4. Ich freue mich für dich, dass du einen erholsamen Urlaub hattest und es kling ja alles fantastisch - aber, nein, du wirst ihn mir nicht - noch nicht - schmackhaft machen, diesen Urlaub an einem Ort. Obwohl es - zugegeben - dann wirklich Urlaub und Erholung ist und nicht Reisen und saumüde nach Hause kommen o)! Aber die Zitrönchen - hmmm - bitte ein Rezept im nächsten Post! Danke - ich bin in Marokko immer ganz verrückt danach.
    Ach ja, ich ziehe immer selbser Samen, danke für den Hinweis, ich weiß dass sie sich selbst einkreuzen und zwar aus einem ganz wundervollen Buch Bouvard et Pecuchet von G. Flaubert - kennst du das zufällig. Aber ich schwafle jetzt schon. Die Dinger waren im vergangenen Jahr Zierkürbisse und nach der Zierde habe ich sie auf den Komposter geworfen - und in diesem Frühjahr als getrocknete Kalebassen wieder aufgelesen. Das war das lustige daran. Sie sind nicht verrottet, wie anständige Kürbisse es tun. Wie auch immer, ich fand's lustig.
    Danke noch einmal für Ägypten
    ich wünsch dir, dass die Palmen in den Augen noch ein wenig halten
    Elisabeth

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    1. Ach, liebe Elisabeth!
      Palmen in den Augen ... Für solche Forumlierungen mag ich dich!

      Normalerweise schauen unsere Urlaube auch so aus, dass wir herumfahren und uns alles anschauen, das möglichst auf eigene Faust. Aber dieser Urlaub war nun wirklich eine Erholung. Mal so richtig faul umadumliegen, lesen, schnorcheln - gar net zwider! ;)
      Zitrönchen kommen nächste Woche.

      Das Buch kenne ich leider nicht.
      Dass die nicht verrotten, hätte mich auch sehr erstaunt.
      Ich find es ja lustig, wenn man nicht wirklich auf eine Ernte angewiesen ist, dass man nie weiß, was da wirklich entstehen wird. Bei Chilis und Paprika kann einem das durchaus feurige Überraschungen bescheren.

      Ein schönes Wochenende, meine Liebe! Und streich nicht alles weiß bitte, auch wenn die Kalkfarbe noch so toll ist. :D

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  5. Susi! Schön, dass ihr wohlbehalten wiedergekehrt seid und es euch in Ägypten gut ging! Ich kann mir (bislang) noch keinen solchen Urlaub für mich vorstellen, aber es ist wahrscheinlich eine Frage der Zeit, immerhin waren wir dieses Jahr zum ersten Mal für zwei Wochen an einem Ort in einer äußerst komfortablen Ferienwohnung (die wir von privat gemietet hatten und von der wir bereits wussten, dass sie schön sein würde). ;-) Was im Gegensatz zu den Zeltradwandertouren sonst schon recht bequem war...
    Und die Menschen an solchen Buffets??? Schrecklich!

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    1. Genau! Wart einfach, mit dem Alter kommt auch die Bequemlichkeit. ;)

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  6. Ich schließe mich Eva an, ich bin (noch?) in der Phase "Ferienhaus"... trotzdem danke für den schönen Bericht, man bekommt fast Lust auf so liebevolle Buffets.
    Die Honigwabe finde ich interessant!
    lg

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    1. Danke, liebe Friederike!
      Alles im Leben hat seine Zeit, die Schlafsäcke unter freiem Himmel, die Ferienhäuser, die abenteuerlichen Fahrten und all inclusive wohl auch.

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  7. hallo Susi,
    fein, dass du wieder da bist! Dein Ägypten-Bericht klingt sehr interessant, vor allem, da wir auch schon seit Jahren hin und her überlegen, ob wir nicht doch hinfliegen sollten. Ich möchte sooo gerne mal beim Schnorcheln bunte Fischerl sehen. Du sagst mir doch sicher, wie dieses feine Hotel heißt, wenn wir uns dazu entschließen hinzufliegen, oder?

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    1. Aber gern doch, meine Uschi! Xperience Sea Breeze heißt das Hotel und ist in Sharm el Sheik.
      Bei uns war es auch das erste Mal, dass wir so richtig an einem Riff geschnorchelt haben. So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen! Am liebsten wär ich gar nicht mehr aus dem Wasser rausgegangen.

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  8. Hach, Urlaub ist einfach schön, und es ist auch schön dass es verschiedene Arten des Reisens gibt! Allles hat so seine Zeit... hier hat das Wohnmobil Einzug gehalten.
    Auf die Zitronen freu ich mich auch, und überhaupt, schön dass du wieder da bist!

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    1. Danke dir! So eine herzliche Begrüßung macht es einem gleich leicht, dass der Urlaub vorbei ist.

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  9. Wie schön zu lesen, dass ihr einen tollen Urlaub hattet, aber vor allem, wie schön, dass ihr wieder zu Hause seid und wir hier wieder mitlesen dürfen ;-)
    Da es bei mir immer eingelegte Zitronen im Vorrat gibt (nach Elines Rezept), bin ich sehr gespannt auf neue Inspirationen und darauf, wie Mohamed dies macht ;-)

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    1. Ohne eingelegte Zitronen kann man nicht leben, finde ich. ;)
      Schau mal beim Mundschenk, der hat ein tolles Rezept von Parvin Razavi, einer ganz entzückenden Perserin, eingestellt. Diese Zitronen habe ich schon gekostet und sie waren ganz hervorragend. Bisher habe ich auch in Lake eingelegt, aber die haben bei unserer Verkostung am schlechtesten abgeschnitten. Wobei mich grad die Variante vom Ducasse, der auch in Lake einlegt, doch auch reizen würde ... Hach! So viele schöne Rezepte!

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  10. uhu susi,
    ah, schön dass ihr wieder da seids.
    ich mag
    ... die chilischlapfen!!!! (nur für mich, oder ;-) )
    ... wie wir unsere liegen stellen sollen, damit wir nicht anbrennen....
    ... das label zum schluss!!!!!!! zwinker

    schau dir niemals anderer leute teller bei einem int. büffet an! ;-)
    mich würde auch der koch lieben, aber der abwäscher dafür hassen. weil ich hole mir mindestens 10 x miniportiönchen vom büffet und hinterlasse eine tellerschlacht sondergleichen. ;-)

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    1. Servas Jürgi!
      Klar sind die Chilischlapfen extra für dich mit auf die Reise gegangen. :)

      Glaub mir, es gibt immer noch Steigerungen bei Buffets, was die davongetragenen Teller angeht. Ich erzähl dir mal ein paar Geschichte, was besonders Wissenschaftler da anrichten können. Wenn Suppe, Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise auf einem Teller landen, DAS ist wirklich der Gupf!

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  11. Es freut mich sehr, dass Ihr einen solch schönen Urlaub hattet - verdient!
    Ihr habt da wirlich ein tolles Hotel erwischt, AI ist nicht immer gut, aber Eueres sieht großartig aus :)

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    1. Stimmt, wir hatten wohl wirklich Glück - wobei wir schon gesucht haben, in einem Hotel zu landen, wo man wirklich gut isst. Wir kennen uns gut genug, dass wir wissen, wir wären verdammt unglücklich, wenn wir zwei Wochen nur irgendeinen Fraß vorgesetzt bekämen.

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