Mittwoch, 18. November 2015

Schmutzige Sache


Quittenkompott ist eine schmutzige Sache, zumindest bei mir. Anfangen tut das mit Bioquitten, die ich jedes Jahr von der Verwandtschaft direkt ab Baum bekomme. Die Quitten schauen dann so aus, wie man es auf dem Foto oben sieht: pelzig! Im Handel sieht man so etwas gar nicht, weil wahrscheinlich würde die niemand kaufen. Aber man muss sie ja sowieso waschen und das Pelzmäntelchen legen sie gerne ab, wenn man drüberwischt.
Dann kommt noch mein Sud für das Kompott - zu sehen auf dem Foto gleich drunter. Da sind drinnen ausgepresste Biozitronen, verwendet samt Schale und Fruchtfleischfutzeln, aufgeknackte Kardamomkapseln, deren Samen sich im Wasser gerne genau so tummeln wie die ausgekratzten Samen der Vanilleschoten. Schaut jetzt nicht so prickelnd aus. Und gar nicht zu reden, wie viel Mist man produziert, wenn man Quitten schält und entkernt. Meine Bioquitten sind nämlich teilweise recht verhutzelt, was sie noch schwerer zu schälen macht als das Quitten eh schon sind.


Vorbild für mein Rezept ist das bei Delicious Days - Originalrezept im Link. Auf jeden Fall verstehe ich, wieso Nicki das Kompott nur aus einer Quitte macht, nachdem ich aus sieben verwutzelten Bioquitten gerade mal diese drei Gläser rausgebracht habe, mir eine gewaltige Blase auf den Fingern beim Schälen geholt und ordentlich geflucht habe beim Verarbeiten.
Ehrlich: Hätte ich einen Garten, dann wäre ein Quittenbaum sicher nicht der erste Obstbaum, der einziehen würde. Auch wenn Quitten noch so gut sind!



Zutaten für 3 Gläser à ca. 400 ml:
7 Bio-Quitten oder 3-4 schöne, große
1 l Wasser
375 g Kristallzucker
2 Vanilleschoten, Samen ausgekratzt, beides verwenden!
4 EL Honig
1 Bio-Zitrone, Saft und Schale
4 TL Earl Grey (oder anderen Tee je nach Gusto)
1 Sternanis
2 Kardamomkapseln, aufgeknackt

Quitten schälen, vierteln, gründlich (!) entkernen, dabei unbedingt alle weißen Teile vom Kerngehäuse entfernen, denn das bleibt auch nach dem Kochen hart und unerfreulich. Quitten dann in gleichmäßige Scheiben schneiden.
Einen großen Topf zustellen, alle Zutaten außer den Quitten hineingeben. Die Zitrone einfach direkt ins Wasser auspressen und dann die Hälften reinschupfen. Kerne sind dabei egal, da man den Sud sowieso filtern muss. Alles zum Kochen bringen, ein paar Minuten köcheln lassen, dann den Tee in einen Papierfilter geben, Topf vom Herd ziehen und den Teebeutel in den Sud hängen, je nach Sorte die nötige Zeit ziehen lassen, bei mir sind das 4 Minuten. Dann den Teebeutel wieder entfernen, alles wieder zum Kochen bringen, Quittenspalten reingeben und 15 - 20 min. je nach Spaltendicke sacht köcheln lassen. Die Quitten sollen nicht ganz weich sein, weil sie ziehen dann ja noch im Glas im heißen Sud und garen auf diese Weise nach.
Die sterilisierten Gläser bereit stellen. Die Quittenscheiben am besten durch einen Marmeladetrichter in die Gläser rutschen lassen, da auf diese Weise der Rand vom Glas sauber bleibt. Bei dieser Angel-Aktion kann man auch gleich die Gewürze, die einem unterkommen, aus dem Sud entfernen. Den Sud bringt man danach wieder zum Kochen. Marmeladetrichter wieder auf ein Glas setzen und oben drauf ein Sieb legen. Durch dieses Sieb gießt man den kochend heißen Sud auf die Quittenspalten. Kurz warten, bis keine Luftbläschen mehr aufsteigen, dann kann man noch ein wenig Sud nachgießen, bis die Gläser voll sind. Gleich zuschrauben und einige Tage durchziehen lassen.


Wie man auf dem letzten Foto sieht: Es ist und bleibt eine schmutzige Sache, denn die feinen Punkte der Vanille sind gewollt. Da ich das Kompott in verschiedensten Varianten seit 2012 immer wieder einkoche, kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass es hervorragend schmeckt. Man kann es wie Nicole Stich entweder zu Eis servieren, es geht aber auch gut zu Pancakes, Scheiterhaufen, Striezel-Dings, Kaiserschmarren oder diversen anderen Mehlspeisen.

Jetzt duften da noch ein paar Kilo Quitten wunderbar in der Wohnung. Ich bin ja arg in Versuchung, die einfach duften zu lassen und nicht zu verarbeiten ... ;)

20 Kommentare :

  1. Haha, ich kann das gut verstehen! Diese Arbeit mit den Quitten - schon eine kleine Qual! Da geh ich doch lieber noch ein paar Plätzchen backen ;)

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  2. Hmmm, eine mit Verlaub Sauarbeit, aber sooooo gut! Gratuliere!!!
    Eine tolle Zeit und Mahlzeit auch
    Elisabeth

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  3. Quitten- die Verwendung als Duft-Objekt ist bei mir tatsächlich die Wichtigste, oft leg ich mir auch eine ins Auto und freu mich dann wenns gut riecht. Garten-Quitten hatte ich schon lange keine mehr, vom türkischen Lebensmittel-Laden die sind glaub ich weniger fies.
    Jedenfalls sehr bewundernswert, dein Kompott, und jetzt schau ich Strietzel-Dings an!

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    1. Ich fühle mich ja schon glücklich, dass ich jedes Jahr so viele Quitten geschenkt bekomme. Eigentlich. Aber wenn ich meine malträtierten Finger anschau, dann doch auch wieder nicht.

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  4. Trotz Arbeit, das Ergebnis ist immer wieder gut und wie man hier sieht das hat sich doch sehr gelohnt. Ich mache auch seit Jahren Quitten-Kompott und möchte das nicht mehr missen. Was auch sehr gut ist, Quitten mit etwas Portwein, aber alles Geschmackssache.
    Einen schönen Abend und liebe Grüße
    Ingrid

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    1. Portwein! Das ist sicher auch ein guter Partner bei Quitten. Danke für den Tipp!

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  5. Ich habe es mir diesmal leicht gemacht und Quitte geraffelt verwendet. Allerdings nicht für Kompott sondern ein herzhaftes Gericht. Dein Kompott gefällt mir aber auch. Vllt. mache ich das mit der letzten herum liegenden Quitte. Wobei mir eine fast zu wenig erscheint. Wenn man schon mal mit der 'Drecksarbeit' anfängt … ;-)

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    1. Ich eile sofort und schaue nach deiner geraffelten Quitte.
      Die drei Gläser sind für uns beide okay, weil da weiß ich nun schon, damit kommen wir ein Jahr gut aus.

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  6. Was wieder mal beweist, dass die schmutzigsten Sachen die Besten sind,..ähm..

    Du weißt ja ich bin auch ein Quittenfan und heuer hab ich echt viele davon verarbeitet, wenn ich dran denk tun ma die Finger weh gggg

    lg. Sina

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    1. Mit den schmutzigen Sachen könntest du recht haben. ;)
      Der Mann hat gemeint, er würde mir beim Verarbeiten der restlichen Quitten helfen. Ich glaub, der hat keine Ahnung, was da auf ihn zukommt. :0

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  7. Ehrlich, so schmutzig schaut das alles gar nicht aus. Ich hätte schrecklich gern so eine Quittenquelle. Die paar, die ich im letzten Jahr verarbeitet habe, waren gar nicht so arg schwierig. Aber das mit dem Schneiden kenne ich gut, gerade mir gestern wieder passiert - Herr H. hatte die Messer gerade am Wochenende geschärft... :-(

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    1. Den Rest des Jahres bin ich auch sehr dankbar, dass ich diese Verwandtschaft habe und sie mir jedes Jahr so gute Quitten schenken, aber direkt nach der Verarbeitung schwöre ich mir immer, dass ich nächstes Jahr dankend ablehnen werde. Das vergess ich dann immer. ;)
      Ich habe schon die Feststellung gemacht, dass die großen, schönen Quitten, die es z. B. in türkischen Geschäften zu kaufen gibt, deutlich leichter verarbeiten lassen, weil die Relation Fruchtfleisch:Schale+Kerngehäuse ein ganz anderes ist als bei diesen Quitten. Und meine sind auch anders gewachsen. So ziemlich die gleichmäßigste habe ich fotografiert. Ich werde noch ein Foto von einer anderen machen. ;)

      Alles Gute für deine malträtierten Hände!

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  8. Ja, Guitten sind immer eine "schutzige" Sache, aber diese arbeit lohnt sich, denn was man daraus amchen kann, ist alles super lecker! Bei mir gab es in diesem Jahr Gelee, gemischt mit Erdbeeren aus dem Garten.
    Ich wünsch Dir noch einen gemütlichen Nachmittag!
    ♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

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    1. Du hast recht: Quitten sind so vielfältig, dass es eine Freude ist! Das Gelee klingt toll!

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  9. Danke, das Rezept nehm ich mir. In meinem Keller liegen nämlich einige von den harten runden Dingern rum. Eigentlich wollte ich damit herzhafte Gerichte kochen, aber irgendwie klappts zur Zeit nicht. Nun werden sie halt eingeweckt, bevor sie gammeln.

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    1. Heldin!
      Meine warten drauf, dass sich der Mann ihrer annimmt. ;)

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  10. Mmh, das schaut wirklich gut aus. Ist dein Kompott sehr süß? Liebe Grüße!

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    1. Liebe Maria,
      nein, das Kompott ist nicht arg süß. Es war ungefähr doppelt so viel Fruchtfleisch wie Zucker. Marmelade koche ich auch immer 2:1 ein, weil ich es nicht so arg süß mag.

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