Freitag, 25. Januar 2019

Nassersee − die Rundreise

Wieder einmal: Enthält Werbung (Namensnennung, Verlinkungen), die niemand verlangt hat und für die ich kein Geld bekomme.


Jetzt kommt eindeutig die entspannteste Zeit unserer Reise. An sich bin ich kein Fan von Schiffsreisen, aber man hat keine andere Möglichkeit, zu den Tempeln, die wir sehen wollten, zu kommen.Wir haben die Zeit sehr genossen!


Mit einem tollen Schiff, genannt Omar El Khayam, sind wir auf dem Nassersee gefahren. Das war nun ganz und gar nicht vergleichbar mit einer Nilkreuzfahrt. Was es auch nicht ist: Ägypten. Man geht an Board und ist in einer touristischen Blase, vergleichbar damit, wenn man in eines der Ressorts am Roten Meer fährt. Man hat eine tolle Zeit, darf sich aber nicht erwarten, irgendetwas über Land und Leute zu erfahren. Dafür erlebt man auf dieser Reise wunderbare Momente ohne Ende.

Ab dem Zeitpunkt der Einschiffung hat es dann essenstechnisch so ausgesehen ... Was für ein Luxus! Mittags und abends ein mehrgängiges Menü, das ein Kellner zu Tisch bringt. Okay, morgens ein Buffet und auch ausnahmsweise mal eines abends, aber die meiste Zeit wird man umsorgt und hofiert.

Was anscheinend nie an mir vorübergehen kann, sind die mittlerweile von uns schon so genannten "ägyptischen Eier", die nämlich so lange gekocht werden, bis der Rand vom Eigelb sich grau verfärbt. Mir würde ja was abgehen bei den Ägyptenaufenthalten ...

Schwer beeindruckt hat mich die Führung durch die Küche des Schiffs. Sogar das Brot wird an Board gebacken. Und die Patisserie. Und eh überhaupt alles hausgemacht.
Alles peinlich sauber! Uns wurde auch erklärt, was mit Obst und Gemüse alles gemacht wird, um es für europäische Mägen verträglich zu machen. Es gibt drei Reinigungsgänge, der letzte wird tatsächlich mit Trinkwasser aus Flaschen durchgeführt.


Noch ein Blick in die Küche: Bei dieser Fahrt waren wir 17 Reisende auf einem Schiff, das für 160 Gäste gemacht ist. Entsprechend groß ist die Küche. 25 Männer arbeiten allein in der Küche, auf dem ganzen Schiff sind 90 Mann tätig. Frauen? Leider nein. Nicht eine einzige.


Wir durften auch auf die Kommandobrücke. Was ich sehr interessant fand: Das Kapitänsein auf dem Nassersee erbt man. Schon in jungen Jahren fahren die Kinder von Kapitänen auf dem See und lernen so alle Untiefen des Sees kennen, das ist ein schriftlos weitergegebenes Wissen.


Mich wundert es sehr, dass so viele Leute auf dem Nil schippern, aber so wenige auf dem Nassersee. Die Tempel, die man auf dem Nassersee besichtigen kann, wären allesamt beim Aufstauen des weltgrößten Stausees für alle Zeiten verloren gewesen, wenn nicht die internationale Staatengemeinschaft eine Höchstleistung vollbracht, die Tempel Stück für Stück abgetragen und an höher gelegenen Stellen wieder aufgebaut hätte.


Die Pracht, die wir erlebt haben, hat mich zutiefst beeindruckt. Die Tempel sind nicht so riesig wie zum Beispiel der in Luxor, aber künstlerisch sicher genau so wertvoll.
Man sieht auf diesem Foto gut, wie der Tempel in Blöcke zersägt war, die alle numeriert und dann wieder aufgebaut wurden.

Ganz anders als bei den Nilkreuzfahrten ist bei dieser Reise auch das An-Land-Gehen: Man geht nicht vom Kreuzfahrtschiff direkt an Land, sondern wird in kleinen Booten an Land geführt, wo man sich die Tempel, von denen es oft auch mehrere auf einer Insel gibt, ergeht. Nein, nicht wandert, solche Dimensionen sind das nicht, sondern gemütliche Spaziergänge.


Auf den unbewohnten Inseln, auf denen es nichts gibt außer den Tempeln, entwickelt sich schön langsam aber sicher Leben.

Was mich zutiefst beeindruckt hat, war der Himmel. Das war ein tägliches Schauspiel, wie ich es noch nie erlebt habe: Wie bitte gibt es das, dass der halbe Himmel dicht bewölkt und die andere Hälfte wolkenlos und blitzblau ist? So etwas habe ich vorher noch nie gesehen.

Ein kleines Detail des Tempels Wadi El Seboua: So wunderbar gearbeitet! Die Reliefs wurden nicht mit Metallwerkzeugen herausgearbeitet, sondern mit noch härteren Steinen, also meistens Granit, der überall in Ägypten abgebaut wird.


Die Reisezeit mit Ende November war ausgezeichnet gewählt: Wir hatten um die 25 Grad bei sehr trockener Luft. Das heißt, es war auch kein Problem, bei blitzblauem Himmel ohne Schatten auf den Inseln herumzugehen und alles anzuschauen.


Immer wieder schön: Wenn man die Kabine betritt und einen wieder einmal ein Handtuch-Faltwerk erwartet. Auch immer ein Zeichen, ob das tägliche Trinkgeld auf dem Kopfpolster angemessen war.

Eisenbahnschwellen sind vielseitig einsetzbar und langlebig: Erst dienten sie tatsächlich einer Eisenbahn, dann wurden sie für den Transport der zersägten Tempel verwendet, heute sind sie immer noch im Einsatz bei den Eingängen der wieder aufgebauten Tempel.


Die Malereien an den Wänden der Tempel habe ich nirgends so farbenprächtig wie hier erlebt. Nicht einmal die Malereien in den Königsgräbern habe ich so bunt in Erinnerung. Und da recht wenige Touristen sich auf den Nassersee verirren, sind die Malereien auch noch nicht beschädigt durch die feuchte Atemluft.

Jeden Tag am Abend ein Schauspiel sondersgleichen: Wir sind abends immer auf Deck gewesen und haben eine Stunde lang der Sonne beim Untergehen zugeschaut. Noch nie habe ich rund um mich den ganzen Himmel so leuchten gesehen wir am Nassersee. Das ist sicher auch Glück, denn ganz wolkenloser Himmel war nicht so beeindruckend wie einer mit Wolken und die hatten wir abends oft.
Damit ist aber noch kein Ende mit dem Himmelsschauspiel. Der Sternenhimmel ist atemberaubend! In der Nacht haben wir raufgestarrt, bis entweder die Wolken oder der steife Nacken unsere Begeisterung beendet haben. Es gibt keinerlei Lichtverschmutzung, daher sieht man nicht nur die Milchstraße so deutlich, wie ich das sonst nicht kenne, sondern auch eine wahnsinnige Menge an Sternen. Der Turbohausmann, ein passionierter Sterngucker, war verzückt und verblüfft, weil er nicht einmal annähernd die vielen Sternbilder nennen konnte.


Auf dem Weg von einem Tempel zum anderen: Die Wege sind sehr gut befestigt, also auch für Touristen in den anscheinend unvermeidlichen Flipflops bestens geeignet.
Irgendjemand hat sich offensichtlich einmal sehr viel mehr Touristen erwartet, denn es ist alles mit Lampen ausgestattet − also war es irgendwann. Jetzt stehen nur mehr die nackten Säulen herum, Kabeln und Lampen wurde offensichtlich für etwas anderes gebraucht.


Wunderbar war die Ausstattung des Schiffs. Das ist eine von mehreren Bars, in denen man wirklich sehr bequem sitzen und lesen kann. Oder einen Cocktail schlürfen. Da gibt es einige Luxus-Dinge, die man anstellen kann.

Das Schiff hat vier Royal-Suiten, in die ich reinschauen durfte. Hier das Bad, das ungefähr dreimal so groß ist wie das in meiner Wohnung. Natürlich mit gut gepolstertem Sitzplatz in der Mitte, den ich leider nicht habe. Eine Suite kostet je nach Saison die Kleinigkeit von etwa 1.000,- Dollar pro Nacht.


Ägypten ist auch ein Land der Steine: Onyx findet sich an vielen Stellen. Daraus sind auch die Schachfiguren und -bretter auf dem Schiff gemacht. Allerfeinste Handarbeit!

Auf Deck hatten wir auch einen feinen Pool. Und natürlich viele Liegen. Bequeme Sitzplätze in Sonne und Schatten. Jeden Nachmittag gibt es Tee und Kaffee mit Kuchen − ist ja nötig bei sonst nur drei mehrgängigen Mahlzeiten am Tag.


Andere Dimensionen: Es gibt wirklich nichts, absolut gar nichts rund um den Nassersee. Entlang vom Nil gibt es viel Landwirtschaft, auch ein wenig Industrie, aber hier müssen die Leute, die in der Gegend leben, darauf hoffen, dass der eine oder andere Tourist vielleicht so einen handgemachten Gehstock brauchen kann.

Die Tempel unterliegen offensichtlich vielen Zwecken: Ich hätte eigentlich vermutet, dass die schwarze Decke hier von der feuchten Atemluft der Touristen kommt, aber mitnichten! Laut Talad, unserem Führer, haben hier Leute übernachtet und ein Lagerfeuer gemacht, die die Decke geschwärzt hat.


Für Touristen mit müden Beinen gibt es auf fast allen Inseln auf dem Nassersee diese "ägyptischen Taxis", die einen von einem Tempel zu anderen bringen.

Irgendwann habe ich es aufgegeben, alle ägyptischen Götter erkennen oder gar mit Namen kennen zu können. Es gibt Unmengen! Wie viele genau, das wusste nicht einmal unser Führer genau.


Das war dann einer der Momente, die für mich unter "to die for" fallen: Auf dem See nähert man sich Abu Simbel. Nirgends habe ich die Dimensionen der beiden Tempel so gesehen wie hier. Es war einer der vielen Momente dieser Tour, die mich sprachlos machten.


Weil Ägypten ein Land der Gegensätze ist: Dann gleich wieder etwas, das auf andere Weise atemberaubend ist. Ich weiß nicht, was hier versprüht wurde, aber wir haben alle Hustenanfälle ohne Ende gehabt.


Ich kann leider niemandem diesen kitschigen Himmel ersparen. Wenn man dieses Schauspiel jeden Tag eine Stunde lang erleben kann, dann gehört man wirklich zu den glücklichsten Menschen. Also wenn man die Gelegenheit hat, dann sollte man so eine Nasserseerundfahrt machen. Neben vielen Kunstschätzen sind diese Himmelsschauspiele etwas, das man gesehen haben sollte.



6 Kommentare :

  1. was für ein schöner Beitrag und diese Himmelsbilder... nochmals danke fürs Mitnehmen!
    Wie lang dauerte denn diese Schiffsreise auf dem Nassersee?

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    1. Freut mich, wenn dir der Beitrag gefallen hat.
      Je nach Strecke drei oder vier Nächte, also nicht so arg lang.

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  2. Einfach nur WOW!
    Danke für das Mitnehmen!

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    1. Danke dir! Dich nehm ich am allerliebsten mit - nach dem Turbohausmann natürlich.

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  3. Liebe Susi, es gibt leider so viele Menschen, die achtlos das wundervolle Angebotene mitnehmen und an sich vorüberziehen lassen - du gehörst offensichtlich nicht dazu und nimmst deine Leser mit, um uns die Schönheiten und Besonderheiten dieser Region zu zeigen. Danke dafür, dass du uns auf deine ganz besondere Art die Augen öffnest.

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    1. Liebe Sabine,
      das ist jetzt ein sehr schönes Kompliment von dir. Ich fühle mich geehrt.

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