Dienstag, 9. Juli 2019

[Buchbesprechung] Libanon. Das Kochbuch von Liza und Ziad Asseily

Enthält Werbung (Namensnennungen, Verlinkungen, Belegexemplar)

Ottolenghi kennt mittlerweile wohl schon jede/r, wer aber kennt die Asseilys? Wohl kaum jemand. Was für eine Schande! Dabei sind die Küchen so ähnlich. Aus mir wirklich unerfindlichen Gründen finden sich für dieses Kochbuch auch nur eigenartige Klappentextrezensionen im Netz, dabei ist das Buch so grandios! Allein schon, wie es ist, wenn man es in der Hand hält: Ausschauen tut es schlicht, aber es ist ganz liebevoll mit einer Tiefenprägung versehen, ein typisches Muster aus der Gegend, aus der Rezepte gezeigt werden. Dieses Muster wiederholt sich dann gedruckt im Buch und nimmt einen mit auf eine ganz wunderbare Reise durch den Libanon.

Die Autoren Liza und Ziad Asseily stammen beide aus Beirut und leben heute in Paris. Sie betreiben dort das Restaurant Liza, wo sie moderne Küche des Libanon servieren: von Mezze über knackige Salate und würzige Ragouts bis zum orientalischen Streetfood ist alles dabei. Das Herzstück im Kochbuch ist natürlich Mezze.  Mezze ist ein Symbol für Teilen, Geselligkeit und Lebensfreude. Das Wort kommt aus dem Arabischen von "tamazmaza", was so viel bedeutet wie "schwelgen" oder "sich Zeit nehmen". Das heißt nun aber nicht, dass man für das Kochen der gezeigten Gerichte unbedingt Zeit braucht. Im Gegenteil! Ich habe das Buch während der Tage mit 30 − 35 Grad lieben gelernt, denn viele Rezepten sind genau für solche Gelegenheiten gemacht. Es gibt auch Gerichte, die man schon kennt,  aber sie werden anders gewürzt. So werden Spiegeleier mit dem säuerlich schmeckenden Gewürz Sumach bestreut und schon passen sie besser zum heißen Sommer als normale Spiegeleier.

Die Fotos sind klar, ohne endloses Chichi und ohne Schnörkel. Für Gerichte, die man nicht kennt, kann man sich Anregungen mitnehmen, wie sie aussehen sollen. Ein gutes Beispiel dafür sind Kibbeh, kleine tropfenförmige Gebilde, die einen Bulgurmantel haben und mit verschiedenen Füllungen im Buch zu finden sind. Hat man die noch nie gesehen oder gegessen, dann findet man im Buch eine genaue Anleitung zur Herstellung und dazu noch eine eigene Doppelseite zu diesem Kultgericht.

Das Buch ist in folgende Kapitel gegliedert: "Die wichtigsten Zutaten der libanesischen Küche", "Frühstück und Brunch", "Mittagessen mit Freundinnen", "Aperitif", "Abendessen mit Freunden", "Sonntag am Meer", "Familie und Feste", "Am späten Abend ... Streetfood". Weiters findet sich ein Anhang mit Rezepten für Gewürzmischungen und eingelegten Gemüsen, Grundrezepte werden in einem eigenen Kapitel vorgestellt. Es folgen ein ausführliches Inhaltsverzeichnis und ein Register, beide helfen beim Zurechtfinden im Buch. Außerdem finden sich viele Adresstipps für eine mögliche Libanonreise zum Nachlesen. 

Es hat zwar nicht direkt mit dem Buch zu tun, aber ich fand dieses Interview mit Liza Assely sehr nett und möchte gern kurz daraus zitieren:"In meiner Familie in Marjayoun, im Südlibanon hatte die Küche einen besonderen Platz, mehr als in allen libanesischen Häusern, aber das war nichts verglichen mit der von Ziad, der in einer bourgeoisen Familie in Beirut geboren wurde. Deren Sinn für Gastfreundschaft und Gastronomie war im ganzen Land berühmt. Wir haben uns im Alter von 14 Jahren kennengelernt, wir haben uns sofort geliebt und sind seitdem unzertrennlich. Als ich meinen Eltern ankündigte, dass ich zu ihm ziehe, riefen sie sofort aus: 'Großartig, es ist ein Haus, in dem du sehr gut isst!'" Ich finde, dass das sehr gut zeigt, wie hoch der Stellenwert von gutem Essen bei den beiden Autoren ist und das merkt man in jedem Eck dieses Buches.

Nun geht es ans Nachkochen!

Eier mit Sumach

Das sind die bereits erwähnten Spiegeleier mit Sumach. Sie werden in der Pfanne angebraten und dann im Backrohr fertig gebacken, was sie schön soufflieren lässt. Das Würzen mit dem Sumach macht sie zum idealen Sommerfrüchstück.



Zitronenwasser mit Orangenblüten

Wieder so eine kleine, feine Unterscheidung zu einem recht alltäglichen Getränk wie Zitronenwasser: Es kommt außer Minze noch Orangenblütenwasser hinein. Die Menge ist perfekt, sodass das Wasser nicht zu blumig schmeckt. Und mir war es bei der Hitze in den letzten Wochen ein sehr willkommenes Getränk.
Taboulé

Ja, kennt man, aber wenn dieses Rezept in einem Kochbuch aus dieser Region fehlen würde, dann wäre es ein dramatischer Fehler. Es ist ein ganz feiner sommerlicher Salat, der bei uns sowohl als Hauptgericht wie auch als Grillbeilage auf den Teller kommt.
Halloumi mit Tomatenconfit

Dieses Rezept klang sehr abenteuerlich, weil die Paradeiser im Ganzen gegart werden und zwar 2 Stunden in einem dicken Zuckersirup. Dadurch werden die Paradeiser natürlich süß, diese Prozedur holt aber auch jede Menge Geschmack hervor. So ungewöhnlich habe ich Halloumi noch nie serviert. Uns hat es sehr gut geschmeckt und ich werde im Sommer, wenn es die perfekten Paradeiser gibt, versuchen sie so zu für den Winter zu konservieren. Mit einem Wort: Das Rezept war ein Volltreffer!
Kartoffeln mit Chili

Milde Chilis, eine Menge Gewürze und Kräuter machen aus ganz gewöhnlichen Erdäpfeln ein richtig spannendes Gericht, das mit einem schönen Blattsalat bei uns als Hauptgericht durchgegangen ist.
Avocadopüree mit Garnelen

Jede Garnele wird einzeln auf einen kleinen Spieß gesteckt, dazu gibt es zum Dippen ein Avocadomus mit Tahin, einem Sesammus. Ein Gericht aus dem Kapitel "Aperitif", das bei uns als Vorspeise auf den Tisch kam. Sehr köstlich!
Erdbeeren mit Orange

Für das, wie das auf meinem Fotos aussieht, scheint es viel Arbeit zu sein: Es wird ein Orangensirup geköchelt, in dem Orangenschalen 30 Minuten lang kandiert werden. Die Erdbeeren ziehen zuerst in ein wenig Essig, danach in frisch gespresstem Orangensaft mit Orangenblütenwasser. Schlussendlich werden die Beeren mit dem Sirup und den kandierten Orangenschalen serviert. Eine wirklich sehr gute Geschmackskombination.
Noch dazu hat mir der Orangensirup, von dem ich zu viel gemacht hatte, zu einem weiteren sommerlichen Getränk verholfen.









Unterm Strich ist zu sagen, dass das ein Kochbuch ist, das bei mir einen Platz in der Riege der Lieblingskochbücher einnehmen wird. Das Restaurant, das die beiden Autoren betreiben, ist auf einer To-Do-Liste, falls wir es wieder nach Paris schaffen, denn das Buch hat mir extrem Lust darauf gemacht, mich dort einmal quer durch alle Köstlichkeiten zu kosten. Bis dahin werde ich mich weiter durch das Buch kochen. Die Rezepte sind alle gelungen und haben sehr gut geschmeckt. Perfekt bei dem heißen Sommerwetter!

Hier ist ein kurzes Video zum Buch.

Fakten zum Buch
ISBN: 978-3-8310-3734-6
Erschienen: Januar 2019
Umfang: 224 Seiten
Format: 198 x 253 mm
Fester Einband mit Hochprägung
Ca. 125 Fotos
Preis: € 24,95 (d) bzw. 25,70 (A)

Wie immer gibt es das Buch beim Buchhändler an der Ecke zu kaufen, man kann es beim Verlag Dorling Kindersley bestellen und bei diversen Internetvertreibern.

Herzlichen Dank an Dorling Kindersley Verlag dafür, dass er so ein wirklich fantastisches Buch herausgebracht hat und mir ein Exemplar für die Rezension zur Verfügung gestellt hat.


4 Kommentare :

  1. Oh ja, das klingt äußerst verführerisch- zumal mir Ottolenghis Kochweise weniger liegt. Schade dass mir die Zeit heute nicht mehr für Tomatenconfit reicht, das würde mir als Beilage nämlich grade gut passen....

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    1. Dann weiß ich ja nun, was für ein Rezept ich vorstellen werde, wenn daran Interesse besteht.

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  2. Ich habe in das kurze Video hineingeschaut, nachdem du mir bereits Appetit auf dieses Buch gemacht hast - kurzum, ich bin sehr angetan von ihm. Wie du schon schreibst, die Rezepte sehen aus, als ob sie ohne großen Aufwand nachgekocht werden können und das ist gerade im Sommer besonders schön.
    Liebe Grüße
    Sigrid

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    1. Liebe Sigrid,
      das Buch passt wahrscheinlich sehr gut für dich, denn es ist viel Vegetarisches darin zu finden.

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