Dienstag, 19. November 2019

[Rezension] Bangkok von Leela Punyaratabandhu

Enthält Werbung (Rezensionsexemplar, Verlinkung, Namensnennungen) ohne Auftrag, ohne Bezahlung

Es gibt viele tolle Kochbücher und ich habe derzeit nur ganz wunderbare in Händen. Ich denke, wer meinen Blog verfolgt, weiß, dass ich keine Schönfärberei betreibe, was Kochbücher angeht. Mir bleibt einfach nichts anderes übrig, als auch von diesem Buch wieder in den höchsten Tönen zu schwärmen.

Leela Punyaratabandhu ist gebürtige Thailänderin, in Bangkok in der Küche ihrer Großeltern küchenmäßig sozialisiert worden, lebte danach in den USA und bemerkte dort, wie sehr ihr authentische Thai-Küche fehlt. Sie betreibt einen Blog, den ich wärmstens empfehlen kann. Das vorliegende Buch ist ihr zweites Thai-Kochbuch und wurde 2018 mit dem "Art of Eating Price" als bestes Kochbuch des Jahres 2018 ausgezeichnet. Mit jedem Recht!

Die Fotos im Buch sind auch ein Traum. Sie stammen von David Loftus. Wer ihn nicht kennt, schaut einfach mal auf seine Website, wo man sieht, wer aller von ihm schon abgelichtet wurde: Da ist wirklich Who's-Who vertreten. Seine Spezialität ist Food-Fotografie. Ich habe ihn jetzt auf Instagram abonniert, um die tollen Fotos anschmachten zu können.

Das Buch ist sehr persönlich und erzählt viele Geschichten aus Bangkok. Ich war sofort wieder ins Jahr 2018 versetzt, als ich dort war. Und daher weiß ich: Es stimmt einfach alles, was die Autorin schreibt. Zum Beispiel die Liebe von Thailändern zu diesen schrecklichen Fertignudeln oder die Verwendung von Kondensmilch. Das hatte mir übrigens schon der Felix gesagt. Und es ist richtig: Niemals schmeckt eine Tom Yam bei uns so wie in Thailand, denn bei uns nimmt man überall Kokosmilch zum Aufgießen. Und von solchen Geheimnissen finden sich eben total viele in dem Buch. Schön langsam erschließt sich mir das Wunder der Thai-Küche mit ihren unendlich vielen Bausteinen.

Was mir als Chili-Liebhaberin sehr gefallen hat: Es werden viele verschiedene Sorten je nach gewünschtem Schärfegrad verwendet. Zum Glück steht dann bei den Rezepten mit den exotischen Zutaten dabei, wie man etwas ersetzen kann oder ob man es vielleicht weglassen kann oder wie man ein Fertigprodukt selber machen kann. Bestes Beispiel für ein wunderbares Fertigprodukt ist Nam Phrik Phao. Das habe ich erst in Thailand kennengelernt und kaufe es nun dauernd im Asia-Laden nach, denn zum Glück gibt es das wirklich in jedem Wiener Asia-Laden. Die Autorin zeigt aber gleich als eines der ersten Rezepte, wie man dieses milde Chili-Relish selber machen kann.

Spannend fand ich, dass in etlichen Rezepten Grammeln und Schweineschmalz vorkommen. Auch dafür findet man ein Rezept in dem Buch, womit ich eigentlich nicht gerechnet hätte, denn das war für mich immer so ur-österreichisch.

Etwas, das ich auch gelernt habe in Thailand: Es gibt Viecher! Jede Menge. Ganz wunderbare, aber auch wenig sympathische Insekten. Und die Autorin schreibt, wie man in Thailand tut, damit die Ameisen nicht alle Lebensmittel auffressen. Also wer Ameisen daheim hat und wissen will, wie das geht, schaut bitte ins Buch, denn ich verrate das hier nicht. Irgendwie muss ich euch ja zu dem Buch locken. 😁

Die Kapitel in dem Buch sind zweigeteilt: Einerseits gibt es eine Einführung in das Leben in Bangkok und die thailändische Küche, das sind die Kapitel "Mein Leben als Bangkokerin", "Das Essen in Bangkok", "Eine Bangkok-Küche in Chicago" und "Über dieses Buch", das sind die ersten 20 Seiten. Ab dann wird gekocht und zwar unterteilt in "Grundgerichte", "Herzhafte Bissen", "Beilagen zum Reis", "Menüs und Einzelgerichte", "Süßes" und "Basisrezepte". Ab Seite 345 gibt es dann Erklärungen zu den Zutaten, zur Umschrift, Register etc. Insgesamt findet man sich sehr gut im Buch zurecht.

Was schon eine gewisse Challenge ist, sind die Zutaten. Es sind immer enorm viele und von wegen "schnell mal was in die Pfanne hauen" muss man sich großteils abschminken. Es geht nicht darum, möglichst schnell irgendwas, das asiatisch schmeckt, auf den Tisch zu bringen, sondern darum, das Beste zu erreichen. Und das gelingt mit diesem Buch ganz sicher. Es geht auch gar nicht darum, verschiedene Currypasten zwingend mit dem Mörser händisch zu zerstampfen, sondern die dürfen − pragmatisch wie Thailänder sind − gern auch in den Zerkleinerer geschupft werden. Daher sind die Rezepte sehr gut nachkochbar und durch die genauen Beschreibungen gelingsicher.



Tom Yam-Nudelsuppe mit Garnelen

Hier wird meine liebste Suppe einmal zur Abwechslung mit Ramen-Nudeln gekocht. Nicht authentisch im Sinn von "Macht man in Bangkok seit Jahrhunderten so", aber authentisch im Sinn von "Macht man derzeit in Bangkok so". Das Rezept ahmt DIE bekannte Mama-Suppe nach und berücksichtigt dabei die thailändische Vorliebe für Fertignudeln.
Ich wusste es ja schon, dass in Thailand sehr oft Kondensmilch verwendet wird, hatte mich aber bisher geweigert, eine zu kaufen. Nun habe ich das gemacht und weiß jetzt: Genau so schmeckt diese Suppe in Bangkok.
Frittierte Bananen

Ja, China-Restaurant, nicht wahr? Das war zumindest mein erster Reflex, als ich das Rezept gesehen habe. Aber stimmt so gar nicht! Das ist kein dicker Teigmantel, unter dem die Bananen erstickt werden, um sie danach in Industriehonig ersäufen zu können, sondern es ist ein ganz feiner Teig mit Kokosflocken und Sesamsamen, der die Bananen zart und dünn umhüllt. Ich gestehe, dass ich die richtigen Bananen, die dazu dringend empfohlen werden, nicht bekommen habe, sondern ich hab gepfuscht und das Rezept mit handelsüblichen gemacht. Dennoch waren wir sehr angenehm überrascht, wie es auch gehen kann.


Thai-Eistee

Noch so etwas, das man in Bangkok an jeder Straßenecke bekommt. Dort sehr oft in einem durchsichtigen Plastikbeutel, was ich ganz witzig fand. Auch hier zeigt sich die Authentizität von dem Buch, denn genau so ein Platiksackel-Foto findet sich darin. Ich war also gleich wieder im Urlaubsmodus und habe den Tee nachgemacht. Deswegen haben wir nun erstmals gesüßte und ungesüßte Kondensmilch im Haus, denn beide Sorten braucht man für das Original. Und eder Tee schmeckt tatsächlich wie in Bangkok!
Pomelo-Salat

Nachdem es schon die ersten Pomelo in den Geschäften gibt, werde ich diesen Salat genauer vorstellen. Er ist so ausgewogen im Geschmack, wie das selten ein Gericht ist.

Huhn-Bananenchili-Curry mit Erdnüssen

Da kam mir mein Chili-Wahnsinn sehr entgegen, dass ich weiß, was Bananenchilis sind und wie die schmecken, daher habe ich dieses Gericht mit Begeisterung nachgekocht. Was mich sehr überrascht und gefreut hat: Es werden einige Gerichte in dem Kochbuch mit Bitterorange gemacht, auchdieses hier. Bald haben die hier Saison, dann werde ich dieses Gericht noch einmal nachkochen, denn die habe ich nicht bekommen, sondern nur normale Orangen verwenden können. Geschmeckt hat es auf jeden Fall sehr gut und durch Zugabe und Orangensaft und -schale schön frisch!
Reispapierpäckchen mit Chili-Limetten-Sauce

Auch wenn das hier so harmlos und gesund ausschaut: Hier kommt Schmalz zum Einsatz. Dennoch schmecken diese Päckchen leicht und frisch und im Leben wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass hier Schweineschmalz und fettes Schweinefleisch zum Einsatz kommen. Es schmeckt jedenfalls zum Niederknien und ich werde das ganz sicher auf die Dauernachkochliste setzen.
Der fein scharfe Limetten-Dip dazu ist noch einmal etwas, das dieses Essen ganz frisch schmecken lässt.

Was es am Ende des Tages zu sagen gibt: Unbedingt kaufen, wenn man Interesse an authentischer Thai-Küche hat. Allein das Lesen in dem Buch ist schon eine Freude, weil es gelebtes Flair aus Thailand vermittelt. Schon die Zugangsweise, dass man ein Kapitel als "Beilage zu Reis" nennt, denn das zeigt die Wichtigkeit, die Reis in Thailand hat. Im Leben käme man hier nicht auf die Idee, Schweinsbraten als Beilage zum Semmelknödel zu bezeichnen, aber es ist eben eine ganz andere Herangehensweise. Man wird also auch gastro-philosophisch mit auf eine Reise nach Thailand genommen.

Fakten zum Buch
ISBN: 978-3-517-09787-9
Aus dem Englischen von Ulrike Kretschmer
Hardcover, Pappband
368 Seiten
Format: 19,0x25,3
ca. 160 Farbfotografien
Erschienen am 30. September 2019
Preis: € 36,00 [D] | € 37,10 [A] | CHF 47,90

Bestellen kann man das Buch wie immer beim Buchhändler ums Eck, direkt beim Verlag oder im Internet bei einem der vielen Versender.

Die Links sind alle keine Affilate-Links.

Danke an den Südwest Verlag für das Rezensionsexemplar. 

4 Kommentare :

  1. Das Buch ist wirklich ganz wunderbar. Und ich finde es spannend, dass du ganz andere Sachen ausprobiert hast als ich - da merke ich gleich, dass es noch viel zu entdecken gibt in dem Buch.

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    1. Das dachte ich bei dir auch schon, als ich deine Buchbesprechung gesehen habe. Wir suchen aber immer ganz andere Rezepte aus, bei Büchern hingegen scheinen wir uns einig zu sein.

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  2. Das klingt richtig spannend und deine Begeisterung für dieses Buch kommt so authentisch herüber, dass ich jetzt neugierig zu dem Blog von Leela Punyaratabandhu hüpfen werden. Hab vielen Dank für die aufschlussreiche Rezension.
    Liebe Grüße
    Sigrid

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    1. Liebe Sigrid,
      dass ist eine sehr gute Idee! Der Blog zeigt schon sehr gut, wie sie so kocht.

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