Montag, 1. Mai 2023

Foodierückblick auf April 2023

Gegessen

Ich sag euch was, wir waren essen, in einer netten Runde und haben quasi Abenteuer-Ente vorbestellt. Es war das Himmelreich! Ganz eine heiße Empfehlung für das Sinohouse. Die wirklich beste Pekingente, die ich jemals gegessen habe. Zuerst kam eine Suppe nach Wahl, dann diverse Dim Sum, dann für 6 Personen dezent 3 Enten mit Gemüse, Saucen und natürlich Wraps, in die man das alles einwickeln konnte. Die Enten wurden fachgerecht beim Tisch zerlegt und allein das Zuschauen war schon eine Freude. Es kam dann noch eine wirklich tolle Nachspeise. Wir haben so reingehauen, dass wir alle sicher waren, dass wir niemals wieder mehr irgendetwas essen können ...
 
Es gibt Monate, die mag ich besonders. In diesem Fall, weil es gleich noch ein zweites Essen gab, das es wert wäre, die Nummer eins des Monats zu sein. Wir waren im Made in Sud essen und es war ein Wahnsinn! Fische und Meeresfrüchte in so einer Qualität findet man selten. Ja, vielleicht irgendwo direkt am Meer, aber in Wien wüsste ich jetzt nicht, wo es Vergleichbares gibt. Auf dem Foto sieht man eine Vorspeisenplatte für zwei Personen, auf dem großteils roh zubereitete Fische zu sehen sind: Ceviche, Tatar, Sashimi, Tataki etc. Es war so unglaublich gut! Jedes kleine Gericht für sich war durchdacht und ganz fein abgeschmeckt. Wir haben echt geschwelgt in Aromen und Texturen. Dringende Empfehlung!

Ja, Monate mit Geburtstagen in der Familie sind immer cool. Es gibt so feine Einladungen und alle sind gleich verfressen. Hier wurden wir nach Baden ins El Gaucho ausgeführt. An sich ist das ein Lokal, das für sein gutes Fleisch bekannt ist. Der Turbohausmann und ich haben uns ein T-Bone-Steak geteilt und es war himmlisch! Dennoch kam mein Highlight in Form des Desserts daher: Grießflammerie mit Rhabarber und Erdbeeren. Bitte so etwas kann man aus einem einfachen Grießkoch machen! Das Flammerie war ausgezeichnet im Aroma. Der Rhabarber war wohl Sous Vide gegart und daher war er sehr angenehm im Biss. Einfach perfekt. Ich gestehe, dass ich Rhabarber noch nie so zusammengebracht habe.

Kaum hatte das Motto-Brot seinen Schanigarten aufgebaut, zack, war ich schon dort. In diesem Fall mit einer Freundin. Was habe ich diesen Café au lait im Winter vermisst! Allein diese Häferl sind zum Verlieben: Ganz französisch sind sie ohne Henkel und man kann sie in beide Hände nehmen, um sich an dem Kaffee ein wenig zu wärmen. Für mich gab es dazu eines der besten Mandelcroissants in Wien, meine Freundin hat sich ein normales Croissant ausgesucht. Dazu den Leuten beim Vorbeiflanieren zuschauen, über extralange Fingernägel staunen, auf 12-cm-Highheels vorbeischwebende Frauen bewundern, mit Touristen in kurzen Hosen mitfrieren − so geht gutes Leben!

Nicht nur wegen der räumlichen Nähe, sondern insgesamt wird die Piazza Colombo nun zur Lieblingspizzeria erklärt. Wenn sichs ausnahmsweise nicht ausgeht, dass man am Abend kocht und auch nicht dran gedacht, dass man etwas aus dem Tiefkühler nimmt, dann kann man dort sehr unkompliziert auf eine Pizza hingehen. Und die Pizzen sind immer sehr gut! Das haben wir im Februar erstmals in einer Runde mit Nachbar:innen ausprobiert und nun wieder bestätig bekommen. Die Pizzeria ist bei einer Falstaff Leser:innen-Umfrage recht weit vorn gelandet. Auf dem Foto zu sehen ist die Sofia Loren, die trotz N'duja in der Schärfe dem mitteleuropäischen Gaumen angepasst ist.
Die Landstraßer Hauptstraße kann was, hab ich letztens feststellen dürfen. Mit Freundinnen bin ich in der Krazy Kitchen gewesen. Es war wie Urlaub: Eine kleine Garküche mit winzigen drei Tischchen drinnen und im Sommer noch einmal drei Tischchen draußen. Kein Schnickschnack, Fertigsaucen, eine Hand voll Wok-Gerichte und scharf ist wirklich scharf. Eine unkomplizierte Sache!
Beim Lingenhehl kann man sehr fein frühstücken − also in meinem Fall spätstücken. Ich war schon einmal dort zum Essen und war entzückt, die Frühstückskarte hab ich damals gar nicht angeschaut, aber die kann schon auch was. Für mich gab es dieses gefüllte Croissant: Bärlauchemulsion, Wildkräuter, Schinken und ein Spiegelei sind wirklich ausgezeichnet. Auch die anderen Sachen, die meine Freundinnen gegessen haben, waren gut. Und wenns nur eine Buttersemmel war! Die war auseinandergeschnitten und mit einer angemessenen Menge guter Butter geschmiert. Der Kaffee war auch sehr, sehr gut. So fein kann ein Frühstück sein!
Noch ein feines Kaffetschi gab es diesen Monat. Wenn ich in der Nähe vom Joseph zu tun habe, kann ich kaum vorbeigehen, ohne etwas zu kaufen. Und wenn ein Tisch frei ist, dann geh ich auch gern auf einen Kaffee. Es ist immer so nett dort. Kellner:innen, die einen willkommen heißen und die sich nicht benehmen wie typische Wiener Ober, sondern einfach freundlich lächelnd das hinstellen was man bestellt hat. So einfach kann es sein.

Ein Kaffeetschi geht noch! In diesem Fall am Hauptbahnhof im Oberlaa, als ich arg kaffeebedürftig nach einem Besuch meiner Bankfiliale war. Wann sind eigentlich Banken zu so einer Servicewüste geworden, dass man sich anstellen muss wie im früher im Ostblock für jeden Schmarren? Egal, so ein Ribisel-Petit Four macht viel wieder gut. 

Aber vielleicht hat ja die Bank ein Abkommen mit der Konditorei? Denn solange ich dort verkehre, wird das Oberlaa auf jeden Fall ein Geschäft mit mir machen.

Aus einem Geblödel auf WhatsApp mit Freunden vom Land nach einem mehr als unnötigen Video eines Wiener Politikers, ob wir nun schon schlimmer seien als die Slums in Mexiko City, haben wir eben diese Freunde auf den im Video angesprochenen Brunnenmarkt verschleppt. Wir haben an einem Samstag quer über den Brunnenmarkt geschlemmt und auch die Freunde haben danach nur mehr über das Video abschätzig gegrinst und machen sich keine Sorgen mehr um uns.
Auf dem Foto sieht man Kibbeh auf einem Salatbett, Falafel mit Hummus (bester Hummus ever!) und Sauergemüse, gegessen beim Bohnenkönig. Außerdem haben wir bei anderen Standeln noch einen Hühnerspieß in Fladenbrot mit einem Dipp und Gemüse gegessen, ein Teigschiffchen mit Käsefüllung und eine Gewürzflade. Der krönenden Abschluss war dann eine geteilte Raclette-Semmel beim Jumi. Alles wirklich total gut und die Standler gastfreundlich ohne Ende. Jederzeit gern wieder!





Gekauft

Eine Premiere für mich waren die Nüsse aus der kleinen Nussrösterei namens Darias Nüsse. Der Chef röstet in dem Röstofen selber die allerfeinsten Nüsse. Da merkt man schnell den Unterschied zwischen Supermarktware und dem, was sonst noch geht. Ich habe dieses Mal nur Nüsse mitgenommen, aber bin sicher, dass ich wieder hin muss, um mich dann auch um die getrockneten Früchte zu kümmern. Irgendwie hab ich ein Naschmarkt-Trauma, wo Trockenfrüchte eingefärbt angeboten werden, was einerseits scheußlich ausschaut und andererseits dann auch das Essen, wo die Dinger drinnen sind, einfärbt. Davon hier keine Spur! Alles schaut sehr appetitlich aus und ich bin sicher, dieses Geschäft und ich werden Freunde.

Mein Brot des Monats ist dieses Mal die Couronne vom Motto-Brot. Ein typisch französisches Landbrot in Form eines Kreises mit schöner Knusperkruste und unregelmäßiger Porung aus aromatischem Weizensauerteig. Ein ganz kleines "Leider": Man kann nur ein ganzes Brot kaufen. Ich hab eine Hälfte eingefroren, aber danach ist es halt mit der Knusperkruste vorbei.

Ein wahrer Schatz ist dieser Blaue Hirni, ein kräftiger Blauschimmelkäse, der interessanterweise den ganzen Schimmel in hirnförmigen Winden nur außen herum hat. Gemacht haben diesen Schatz die tollen Schweizer Käser von Jumi. Ich liebe ja auch diesen Namen sehr!
Am Samstag kann man am Yppenplatz allerfeinste Sauerrahmbutter von der Käserei Plangger kaufen. Sollte man auch tun, wenn man hinkommt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Getrunken 

"Getrunken" ist eine Abteilung, die hier sträflich vernachlässigt wird. Diesen Monat waren wir nach einem Konzert im Konzerthaus mit Freunden in einer größeren Runde unterwegs und waren danach im Intercontinental in der Intermezzo Bar. Ich gestehe, die war mir wie die meisten Bars in Wien vollkommen unbekannt, aber das ist eine Bildungslücke! Anscheinend ist die Bar wegen der links zu sehenden Lampe etwas, wo der Tourist von Welt gewesen sein muss. Nun habe ich diese Bildungslücke geschlossen und fand es wirklich sehr nett dort. Die Getränkekarte ist umfangreich, es gibt jede Menge Mixgetränke, aber auch eine große Auswahl an Tonic, was eher meine Abteilung ist. Der Service ist sehr nett! Gerne wieder

 

 

 

 Gekocht

Flühlingslollen

Jaja, ich weiß schon, bei mir macht der Teig nicht so hübsche Blasen wie im Chinarestaurant. Eh, aber meine sind auch nicht frittiert, sondern im Rohr gebacken. Uns schmecken die Lollen auf diese Weise zubereitet sehr gut, daher gibt es die auch immer nur so.

Banh Bao mit Hendlfülle

Und weil vom Frühkraut nach den Flühlingslollen noch ausreichend übrig war, gab es gleich noch einmal asiatisches Essen, dieses Mal vietnamesische watteweiche Brötchen. Auch wenn ich sonst auf Knuspersemmeln stehe, diese Flauschflaumdinger sind schon etwas sehr Feines.


Spargel mit unechter Bozener Sauce

Ich bin echt froh, dass ich einen Mann habe, der meinen Spargelwahnsinn teilt! Das hier war die Premiere. Wir essen derzeit zwei- bis dreimal in der Woche Spargel. Rezepte dafür gibt es ja schon genug am Blog und die arbeite ich gerade ab: Spargel bei der Turbohausfrau







Gesehen

Die Gewerkschafterin

Kurz der Inhalt: Maureen Kearney, gespielt von Isabelle Huppert, wird missbraucht und gefesselt in ihrer eigenen Wohnung aufgefunden. Vom Täter fehlt jede Spur. Sie kann sich nur bruchstückhaft erinnern, was ihr widerfahren ist. Die Ermittler arbeiten anfangs unter Hochdruck, da die Hauptdarstellerin als Gewerkschafterin den dubiosen Geschäften in der Atomindustrie auf der Spur war, was auch einflussreiche Entscheidungsträger belasten könnten. Und eben diese Umstände tragen dazu bei, dass Maureen schön langsam vom Opfer zur Täterin gemacht wird.

Ich muss sagen, dieser französische Politthriller hat mir wirklich den Atem geraubt: Streckenweise bin ich mit angehaltenem Atem im Kino gesessen, weil es so spannend war. Und mit der Zeit hatte ich dann tatsächlich einen Druck auf der Brust, weil ich nachvollziehen konnte, wie hilflos eine anfangs sehr taffe Frau mit der Zeit gemacht wurde. Was sich die Ermittler herausgenommen haben, welche Methoden angewendet wurden, macht sprachlos. Dass man enormes Glück hat, wenn man noch nie in so einer Situation war, weiß man nach so einem Film.

Das eigentliche Drama: Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit. Es ist zum Heulen! Der Regisseur Jean-Paul Salomé hat bereits in "Eine Frau mit berauschenden Talenten" mit Isabelle Huppert zusammengearbeitet und zeigt sie hier als anfangs unerschrockene Kämpferin gegen übermächtige Gegner.

Die herausragende schauspielerische Leistung von Isabelle Huppert trägt natürlich viel dazu bei, dass man in dem Film dermaßen mitleben kann. Genau so großartig fand ich Gregory Gadebois, der ihren Mann spielt. Ich kenne ihn aus À la carte und Final Cut of The Death, wo er mir schon gefallen hat, aber dieses Mal hat er mir gezeigt, was er mit einem einzelnen Lächeln an bewegtem Innenleben vorführen kann.

Meine Empfehlung: Liebe Leser:innen, schnappt euch eine Freundin und geht mir ihr in diesen Film. Ich bin mir sicher, ihr habt nachher jede Menge zu besprechen.

Filmstart in Österreich: 12.5.2023

Special: Am Tag der Arbeit, also heute, gibt es in etlichen Kinos (Votivkino Wien, Leokino Innsbruck, KizRoyalKino Graz und Programmkino Wels) im Anschluss an die Vorführung des Films live Q&A mit dem Regisseur und der Gewerkschafterin Maureen Kearney.


 


Es gibt Monate, die sind unglaublich. Irgendwie hat sich so viel getan im April. Dauernd war ich irgendwo, hab jede Menge liebe Menschen getroffen und tolle Sachen gesehen. Und meine Steuererklärung hab ich auch hinter mich gebracht − der meistgehasste Tag des Jahres ist also überstanden. Ich hab gerade ganz persönliches Frühlingserwachen, langweilig war mir echt nie. 

Auf Balkonien blüht es so schön. Und weils so kalt war, blüht es auch so ausdauernd wie sonst selten. Ich hab nun schon meine ganzen Blühpflanzen für Balkonien daheim, die ich seit einigen Jahren in Schönbrunn kaufe. Was für ein Glück: Einmal im Jahr wird die Überproduktion des Stadtgartenamtes für kleines Geld in Schönbrunn verkauft. Echt tolle Pflanzen, gesund, kräftig, eine wahre Freude! Jetzt muss ich nur mehr ins Burgenland zum Paradeiserkaiser, um meine Gemüsepflanzen zu kaufen, dann wird gegärtnert. Es juckt schon sehr in den Fingern.

Hoffentlich geht es euch auch so gut? Sagt doch mal was!

Ich drück euch alle ganz herzlich!



6 Kommentare :

  1. Ich find es immer so schön zu lesen, wo du überall in Wien unterwegs bist! Aber aufm Brunnenmarkt war ich auch vor kurzem und hab mir gedacht, der hat was, da kann man hingehen. Überhaupt haben sich die Märkte in Wien gemausert!
    (Bin weiterhin nur kurz einmal in Wien, trotz 24 Stunden Pflege brauchen mich die Eltern...)

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    1. Das mit deinen Eltern tut mir leid. Es ist wirklich schön, dass du dich so kümmerst!

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  2. Großartig an deinen Unternehmungen teilnehmen zu dürfen

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    1. Zum Glück habe ich ein sehr befriedigendes Offline-Leben. Ich merke immer wieder, dass das gar nicht so selbstverständlich ist.

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  3. Liebe Susi,
    sagenhaft, was du hier wieder alles vorstellst. Entweder bin ich total unbegabt, solche Geheimtipps zu finden oder es liegt eindeutig am Wiener Flair. Diese Köstlichkeiten, ich bekomme direkt Schnappatmung.
    Vielen Dank für deine herrlichen Inspirationen.
    Bitte sehe es mir nach, wenn von mir in nächster Zeit keine Kommentare kommen, da ich mir eine Auszeit nehmen werde bzw. alles auf Sparflamme laufen lasse.
    Ganz liebe Grüße
    Sigrid

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    1. Liebe Sigrid,
      genieße die Auszeit! Die haben wir alle ab und zu dringend nötig. Lass es dir gut gehen!

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Über Kommentare freue ich mich! So schnell es mir möglich ist, antworte ich darauf.

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